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Der Orden glaubt, dass wir das Ministerium infiltriert haben.«

»Da liegt der Orden dann mal richtig, was?«, sagte ein untersetzter Mann, der unweit von Yaxley saß; er brach in ein pfeifendes Kichern aus, das hie und da den Tisch entlang erwidert wurde.

Voldemort lachte nicht. Sein Blick war nach oben gewandert, zu dem Körper, der sich langsam über den Köpfen drehte, und er war offenbar in Gedanken versunken.

»Herr«, fuhr Yaxley fort, »Dawlish glaubt, dass sie einen ganzen Trupp von Auroren einsetzen werden, um den Jungen wegzubringen -«

Voldemort hob eine große weiße Hand, und Yaxley verstummte sofort und sah grollend zu, wie Voldemort sich wieder an Snape wandte.

»Wo wollen sie den Jungen als Nächstes verstecken? «

»Im Haus eines Ordensmitglieds«, sagte Snape. »Der Ort bekam der Quelle zufolge sämtlichen Schutz, den der Orden und das Ministerium gemeinsam aufbieten können. Ich denke, wenn er einmal dort ist, haben wir kaum Chancen, ihn zu fangen, Herr, es sei denn natürlich, das Ministerium fällt vor dem nächsten Samstag. Dann hätten wir vielleicht die Möglichkeit, genügend von diesen Zauberbannen zu finden und aufzuheben, um auch die restlichen durchbrechen zu können.«

»Nun, Yaxley?«, rief Voldemort den Tisch hinunter und der Feuerschein glitzerte seltsam in seinen roten Augen. »Wird das Ministerium bis nächsten Samstag gefallen sein?«

Erneut drehten sich alle Köpfe. Yaxley straffte die Schultern.

»Herr, dazu habe ich gute Neuigkeiten. Es ist mir – unter Schwierigkeiten und mit großer Mühe – gelungen, Pius Thicknesse einem Imperius-Fluch zu unterwerfen.«

Viele um Yaxley herum wirkten beeindruckt; sein Nachbar, Dolohow, ein Mann mit einem langen, verzerrten Gesicht, klopfte ihm auf den Rücken.

»Das ist ein Anfang«, sagte Voldemort. »Aber Thicknesse ist nur ein einziger Mann. Scrimgeour muss von unseren Leuten umringt sein, ehe ich handle. Ein gescheiterter Anschlag auf das Leben des Ministers würde mich weit zurückwerfen.«

»Ja – Herr, das ist wahr – aber Ihr wisst, dass Thicknesse als Leiter der Abteilung für Magische Strafverfolgung nicht nur zum Minister persönlich regelmäßigen Kontakt hat, sondern auch zu den Leitern aller anderen Ministeriumsabteilungen. Nun, da wir einen so hochrangigen Beamten unter unserer Kontrolle haben, wird es, denke ich, leicht sein, auch die anderen zu unterwerfen, und dann können sie alle gemeinsam daran arbeiten, Scrimgeour zu stürzen.«

»Vorausgesetzt, dass unser Freund Thicknesse nicht entdeckt wird, ehe er die anderen umgedreht hat«, sagte Voldemort. »Jedenfalls bleibt es unwahrscheinlich, dass das Ministerium vor nächstem Samstag in meiner Hand ist. Wenn wir nicht an seinem Bestimmungsort an den Jungen herankommen, dann muss es getan werden, während er unterwegs ist.«

»Hier sind wir im Vorteil, Herr«, sagte Yaxley, der offenbar unbedingt ein gewisses Maß an Lob einheimsen wollte. »Wir haben inzwischen mehrere Leute in die Abteilung für Magisches Transportwesen eingeschleust. Wenn Potter appariert oder das Flohnetzwerk benutzt, werden wir das sofort erfahren.«

»Er wird weder das eine noch das andere tun«, sagte Snape. »Der Orden vermeidet jede Transportart, die vom Ministerium überwacht oder geregelt wird; sie misstrauen allem, was mit denen zu tun hat.«

»Umso besser«, sagte Voldemort. »Er wird aus der Deckung kommen müssen. Da ist er leichter zu fassen, wesentlich leichter.«

Voldemort sah wieder zu dem sich langsam drehenden Körper hoch, während er fortfuhr: »Ich werde mich persönlich um den Jungen kümmern.

Was Harry Potter anbelangt, hat es zu viele Fehler gegeben. Manche davon waren meine eigenen. Dass Potter noch lebt, ist mehr meinen Irrtümern zuzuschreiben als seinen Erfolgen.«

Die Tischgesellschaft beobachtete Voldemort besorgt, ihren Mienen nach hatten sie alle Angst, womöglich dafür verantwortlich gemacht zu werden, dass Harry Potter immer noch am Leben war. Voldemort jedoch, weiterhin dem bewusstlosen Körper über ihm zugewandt, schien mehr mit sich selbst zu sprechen als mit irgendeinem von ihnen.

»Ich war leichtsinnig, und so haben Glück und Zufall, die alles zerstören außer die bestgeschmiedeten Pläne, meine Vorhaben vereitelt. Aber jetzt weiß ich es besser. Ich habe die Dinge begriffen, die ich früher nicht begriffen habe. Ich muss derjenige sein, der Harry Potter tötet, und der werde ich sein. «

Bei diesen Worten, und offenbar als Antwort darauf, ertönte ein plötzliches Wehklagen, ein schrecklicher, lang gezogener Schrei voller Qual und Schmerz. Viele der um den Tisch Versammelten blickten verdutzt nach unten, denn der Schrei schien unter ihren Füßen hervorgedrungen zu sein.

»Wurmschwanz«, sagte Voldemort, ohne dass sich an seinem ruhigen, nachdenklichen Ton etwas verändert hätte und ohne dass er die Augen von dem sich drehenden Körper hoch oben abwandte, »habe ich dir nicht Anweisung gegeben, unseren Gefangenen ruhig zu halten?«

»J-ja, Herr«, keuchte ein kleiner Mann an der unteren Hälfte des Tisches, der so tief versunken dagesessen hatte, dass es auf den ersten Blick aussah, als wäre sein Stuhl leer. Nun kletterte er von seinem Sitz, huschte aus dem Raum und hinterließ dabei nichts als ein merkwürdiges silbernes Schimmern.

»Wie ich gerade sagte«, fuhr Voldemort fort und blickte wieder in die gespannten Gesichter seiner Anhänger, »ich habe etwas begriffen. Ich werde mir zum Beispiel von einem von euch einen Zauberstab ausleihen müssen, ehe ich mich auf den Weg mache, um Potter zu töten.«

Die Gesichter um ihn herum zeigten schieres Entsetzen; er hätte genauso gut ankündigen können, dass er sich einen ihrer Arme ausleihen wolle.

»Keine Freiwilligen?«, sagte Voldemort. »Wir werden sehen ... Lucius, ich wüsste keinen Grund, warum du noch einen Zauberstab besitzen solltest.«

Lucius Malfoy blickte auf. Im Schein des Feuers wirkte seine Haut gelblich und wächsern, seine Augen lagen tief in ihren Höhlen und waren umschattet. Als er sprach, war seine Stimme heiser.

»Herr?«

»Deinen Zauberstab, Lucius. Ich verlange deinen Zauberstab.«

»Ich ...«

Malfoy warf einen Seitenblick auf seine Frau. Sie starrte geradeaus, nicht minder blass als er, mit langen blonden Haaren, die ihr über den Rücken fielen, doch unter dem Tisch umschlossen ihre schlanken Finger kurz sein Handgelenk. Bei dieser Berührung schob Malfoy die Hand unter seinen Umhang, zog einen Zauberstab heraus und reichte ihn Voldemort, der ihn vor seine roten Augen hielt und scharf musterte.

»Woraus ist er?«

»Ulme, Herr«, flüsterte Malfoy.

»Und der Kern?«

»Drachen – Drachenherzfaser.«

» Gut«, sagte Voldemort. Er zog seinen eigenen Zauberstab hervor und verglich die Längen.

Lucius Malfoy machte eine unwillkürliche Bewegung; für den Bruchteil einer Sekunde schien es, als erwartete er, Voldemorts Zauberstab im Austausch gegen seinen eigenen zu bekommen. Voldemort entging die Geste nicht und seine Augen weiteten sich gehässig.

»Dir meinen Zauberstab geben, Lucius? Meinen Zauberstab?«

Einige der Versammelten kicherten.

»Ich habe dir die Freiheit gegeben, Lucius, ist dir das nicht genug? Mir ist jedoch aufgefallen, dass du und deine Familie in letzter Zeit alles andere als glücklich ausseht... Was missfällt dir an meiner Anwesenheit hier in deinem Haus, Lucius?«

»Nichts – nichts, Herr!«

»Solche Lügen, Lucius ...«

Die sanfte Stimme schien weiterzuzischen, auch als der unbarmherzige Mund sich nicht mehr bewegte. Der ein oder andere Zauberer unterdrückte mühsam ein Schaudern, als das Zischen lauter wurde; sie hörten, wie etwas Schweres unter dem Tisch über den Boden glitt.

Die riesige Schlange tauchte auf und kroch langsam an Voldemorts Stuhl empor. Sie kam immer höher, scheinbar unendlich lang, und blieb über Voldemorts Schultern liegen: Ihr Hals war dick wie der Oberschenkel eines Mannes; ihre Augen mit den senkrechten Schlitzen als Pupillen blinzelten nicht. Voldemort streichelte das Geschöpf geistesabwesend mit seinen langen, dünnen Fingern, während er immer noch zu Lucius Malfoy sah.