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Dann sah er die Pfütze auf dem Boden.

Ken Richter ließ keine Pfützen auf dem Boden seines Ladens zurück.

Er nahm ein Tuch und wischte das Wasser auf, wobei er in Gedanken bereits die Rede vorbereitete, die er Nick Grieco halten würde, weil der den Laden gestern abend nicht richtig saubergemacht hatte, bevor er gegangen war.

Er und Nick waren vor einem guten Dutzend Jahre als Surfkumpel nach Maui gekommen. Heute arbeitete Nick für Ken, aber trotzdem waren sie Freunde geblieben. Nick verdiente gerade so viel Geld mit der Arbeit im Laden oder mit Tauchkursen für Touristen, dass er die Miete für sein winziges Apartment in Kihei und das Benzin für seinen rostigen Volkswagen bezahlen konnte. Der Wagen brachte ihn dorthin, wo die Wellen sich am besten brachen. Nicks einziges Ziel im Leben war die Suche nach der perfekten Welle. Gestern abend hatte er offensichtlich nicht besonders viel gearbeitet. Nicht nur die Pfütze auf dem Boden fiel Ken auf, es sah sogar so aus, als hätte er nicht einmal die Ausrüstung überprüft, die an diesem Morgen bereitstehen sollte.

Das ärgerte Ken Richter noch viel mehr, besonders da er Nick gestern nachmittag, vor seiner Abfahrt nach Lanai, ausdrücklich ermahnt hatte, alles besonders genau zu überprüfen. Probleme bei einem Tauchgang, den das Büro von Takeo Yoshihara gebucht hatte, waren das letzte, was er gebrauchen konnte. Dieser schien wichtig zu sein, denn gestern war extra ein Lastwagen mit brandneuer Ausrüstung gekommen.

Nachdem er aufgewischt hatte, kümmerte sich Ken um die Tauchausrüstung. Er fragte sich, ob Nick überhaupt einen Blick darauf geworfen, geschweige denn, sie genau inspiziert hatte. Er hatte gerade begonnen, die Flossen und die Masken zu überprüfen, als Nick in der Tür erschien, begleitet von Al Kalama, der Nick bei dem Tauchgang helfen würde.

»Verlange ich wirklich zuviel von dir?« fragte Ken scharf. »Wenn ja, sag es mir bitte, dann suche ich mir jemand anderen.« Er sah Nick wütend an. »Und zwar statt deiner und nicht zusätzlich.«

Nick warf Al Kalama einen verwirrten Blick zu. »Wieso bist du so sauer auf mich?«

Ken Richter ließ seinen Blick durch den Lagerraum wandern. »Sieht das hier so aus, wie es sollte? Die Pfütze auf dem Boden habe ich schon weggewischt.«

»Wovon redest du eigentlich?« fragte Grieco. »Hier war keine Pfütze.«

»Habe ich dich nicht gebeten, diese Sachen hier zu checken, bevor du gehst?« fragte Ken, die Frage des anderen Mannes ignorierend. »Hast du gedacht, ich mache einen Witz?«

»Ich habe die Ausrüstung überprüft!« behauptete Nick. »Flossen, Masken, Mundstücke, Flaschen, alles.«

Ken Richter sah zu den fünf Flaschen hinüber, die er selbst gestern in die dritte Regalreihe gestellt hatte. »Hast du alle überprüft?« fragte er.

Nick folgte seinem Blick und stellte verunsichert fest, dass vier Flaschen fast völlige Leere anzeigten.

Hatte er die Flaschen wirklich überprüft?

Er versuchte sich zu erinnern.

Am Nachmittag war es ziemlich ruhig gewesen, und er hatte etwa eine halbe Stunde, nachdem die letzte Leihausrüstung zurückgegeben worden war, den Laden geschlossen.

Dann war er essen gegangen und hatte zwei Bier getrunken. Das musste er Ken nicht unbedingt erzählen. Aber er war später zurückgekommen und hatte wieder aufgeschlossen, wie vereinbart.

Er hatte sogar noch zwei Badeanzüge und ein Schnorchelset verkauft.

Dann hatte er gegen sieben den Laden endgültig geschlossen. Doch vorher hatte er noch die Ausrüstung für den Tauchgang heute morgen überprüft, wie Ken es ihm aufgetragen hatte.

Aber hatte er wirklich jede einzelne Flasche überprüft, oder...

Seine Gedanken wurden von einem lauten Klopfen an der Eingangstür unterbrochen.

»Das wird Yoshiharas Gruppe sein. Laß sie rein und versuch sie eine Zeitlang zu beschäftigen. Vielleicht kannst du ihnen ein paar Sonnenbrillen oder so was verkaufen. Al und ich kümmern uns um diese Flaschen.«

»Das kann ich doch ...«, protestierte Nick, aber Ken schnitt ihm das Wort ab.

»Ja, sicher, so wie gestern. Aber da hast du auch nur gesagt, du tust es, und es dann doch nicht getan.«

Nick Grieco ging nach vorn in den Laden. Al nahm eine Flasche aus dem Regal und trug sie zum Luftkompressor. »Weißt du«, begann er vorsichtig, denn er wusste nicht, wie wütend Ken wirklich war, »vielleicht ist es doch nicht Griecos Schuld. Vielleicht sind die Flaschen kaputt...«

»Vier kaputte Flaschen?« fragte Ken. »Bleib auf dem Teppich, Al. Vielleicht eine, oder von mir aus auch zwei. Aber vier? Niemals. Nicht bei Yoshihara. Was er geschickt hat, war noch immer in perfektem Zustand. Gib's zu - Grieco hat Mist gebaut.«

»Aber ...«

»Vergiß es, Al«, sagte Ken. »Füllen wir jetzt einfach diese Flaschen auf und überprüfen sie, damit wir die Kids losschicken können. Ich habe keine Lust darauf, dass sie sich bei ihren Eltern beklagen, dass sie eine halbe Stunde warten mussten, weil mit ihren Sauerstoffflaschen irgendwas nicht in Ordnung war.« Als die erste voll war, nickte Ken zu dem Wasserfass hin, das neben der Hintertür stand. »Tauch sie eine Minute ein, für alle Fälle. Ich habe bis heute noch keine einzige lecke Flasche herausgegeben, und ich fange auch jetzt nicht damit an.«

Al Kalama trug die frisch gefüllte Flasche zu dem Fass, ließ sie ins Wasser und beobachtete, ob sich Luftblasen bildeten, die auf ein Leck deuteten.

Nichts.

Er wiederholte den Test mit den drei anderen Flaschen, die Ken aufgefüllt hatte. Alle vier funktionierten einwandfrei.

Es gab keine Anzeichen für Lecks, und die Anzeigen standen auf »voll«.

»Also los«, sagte er zu Al. »Wer weiß, vielleicht haben Yoshiharas Leute sie leer rübergeschickt, und Nick hat es einfach nicht bemerkt.«

Nick und Al verstauten die Flaschen im Bus, die Tauchgruppe fuhr zum Strand, und Kihei Ken widmete sich wieder seinen täglichen Geschäften. Aber er hatte sich vorgenommen, noch ein Wörtchen mit Nick zu reden. Was auch immer der gestern abend gemacht hatte - oder besser gesagt, nicht gemacht hatte -, er hätte, verdammt noch mal, sicherstellen müssen, dass die Flaschen voll waren.

Schadhafte Flaschen bedeuteten unter Umständen den Tod.

Kaum war er an diesem Morgen in den Schulbus gestiegen, da wusste Michael, dass irgend etwas nicht in Ordnung war. »Was ist los?« fragte er, als er sich auf den freien Platz neben Jeff Kina schob.

Jeff sah sich nervös um, und als er sprach, tat er es so leise, dass ihn außer Michael niemand hören konnte. »Kioki ist letzte Nacht nicht nach Hause gekommen.«

»Was meinst du damit? Sollte Rick ihn nicht zu Hause absetzen?«

»Hat er nicht getan. Kioki wollte seine Mutter nicht aufwecken. Also hat er Jeff gesagt, er solle ihn an der Kreuzung rauslassen. Das hat Jeff dann auch gemacht.«

»Wann hast du mit Rick gesprochen?

»Kurz bevor ich zur Bushaltestelle gegangen bin. Kiokis Mutter hat seine Mutter angerufen, und er hat mir sofort danach Bescheid gesagt.«

»Was ist mit ihm?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete Jeff. »Aber von der Stelle, an der Rick ihn rausgelassen hat, bis zu Kiokis Haus ist es weniger als ein Kilometer, und da draußen ist sonst nichts.«

»Vielleicht ist er bei einem Drogendeal erwischt worden«, sagte eine Stimme hinter ihnen.

Jeff drehte sich um und sah den Jungen in der Reihe hinter ihnen düster an. »Kioki? Niemals.«

»Und wenn er Leuten bei einem Drogendeal über den Weg gelaufen ist?« beharrte der Junge.

Jeff zog die Brauen zusammen. »Halt die Luft an, Jimmy. Nur weil du dich dauernd da draußen rumtreibst, tun das längst nicht alle anderen.«

»Ich bin ja gar nicht ...«, begann Jimmy, aber Jeff ließ ihn nicht ausreden.