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Der Lavaspiegel hob sich, und die seltsam rhythmischen Wellenbewegungen des brodelnden Gesteins wurden von einer Feuersäule unterbrochen, die wie eine Fontäne aus dem Krater schoß. Sie schleuderte Felsbrocken, Asche und Feuer in die Luft. Der Ausbruch schien aus dem Nichts zu kommen und war doch überall.

Michael duckte sich unter einen breiten Vorsprung aus Lava, ohne die Augen von dem Schauspiel zu wenden, das sich ihm bot.

Der Scharfschütze sah das rote Flackern auf Michaels Gesicht. Der Laserpunkt hatte sein Ziel gefunden. Doch gerade als er abdrücken wollte, traf ein Stück geschmolzener Lava den riesigen Propeller des Hubschraubers. Ein Rotorblatt löste sich aus seinem Schaft. Der verwundete Hubschrauber schwankte in der Luft, und die Metallschneide wirbelte in die Kabinentür und trennte den Arm des Scharfschützen über dem Ellenbogen ab. Schreiend stürzte der Mann in den Mahlstrom, der sich unter ihm auftat.

Sein Blut war gegen die Frontscheibe der Kabine gespritzt und nahm dem Piloten die Sicht, der verzweifelt versuchte, die tödlich getroffene Maschine irgendwie unter Kontrolle zu halten.

Takeo Yoshihara stieß einen schrillen Schrei aus. All seine Selbstbeherrschung löste sich in Luft auf, als er in den Höllenschlund starrte, dem der Hubschrauber entgegen taumelte. Sein Schrei wurde von der Kabine verschluckt, und er erstarb jäh, als die Treibstofftanks, überhitzt durch das alles verschlingende Feuer des Berges, explodierten. Noch während der Hubschrauber in die Tiefe des brodelnden Sees stürzte, zerriß es ihn in Tausende kleiner Fetzen.

Als wisse sie, dass ihre Mission beendet war, erstarb die Feuersäule augenblicklich und zog sich in die Eingeweide des Berges zurück. Das Zittern der Erde unter Michaels Füßen ließ nach.

Als Katharine und Rob Michael erreichten, waren der Hubschrauber und seine Insassen verschwunden, so vollständig verbrannt, als hätten sie nie existiert.

»Es ist wunderschön, nicht wahr?« sagte Michael, der in den Schlund des Kraters schaute.

Katharine legte einen Arm um ihren Sohn, den anderen um Rob Silver. »Es ist schön«, stimmte sie ihm zu. »Es ist das Schönste, was ich je gesehen habe.«

Epilog

Zwei Wochen später

Es kam ihr nicht vor wie zwei Wochen. Es schien ihr kaum zwei Tage her zu sein. Aber die Erschöpfung, die Katharines Begleiter geworden war, seit sie mit Michael aus Takeo Yoshiharas Labor geflohen war, sagte ihr, dass in der Tat so viel Zeit verstrichen war.

Sie war auf das Anwesen zurückgekehrt, in ein eigenes Büro, das allerdings nicht im Nordflügel des Forschungspavillons lag.

Der gesamte Nordflügel war von der Pressearmee besetzt worden, die das Anwesen gestürmt hatte. Katharine und Rob waren in die einstigen Räume des Serinus-Projekts gezogen, und ironischerweise schützte Takeo Yoshiharas Sicherheitssystem sie nun vor den oben überall ausschwärmenden Reportern. So konnten sie sich ganz der Suche nach einer Lösung widmen, um die Schäden zu beheben, die Michael und einem halben Dutzend anderer Jugendlicher auf dem ganzen Erdball zugefügt worden waren.

Wo immer man die Opfer gefunden hatte, waren »Räucherkammern« für sie eingerichtet worden, wo sie einigermaßen gut existieren konnten, bis ein Mittel gefunden worden war. Das Geld für diese Kammern hatten die Firmen bereitgestellt, die Yoshihara kontrolliert hatte.

Aber gab es überhaupt ein Mittel?

Die meisten Wissenschaftler, die sich an dem Serinus-Projekt beteiligt hatten, schwiegen auf Anraten ihrer Anwälte und gaben keinerlei Auskunft über die Kugel - oder den Samen, wie es jetzt hieß. Auf diese Bezeichnung hatte sich die Presse geradezu gestürzt. Aber die Wissenschaftler weigerten sich, irgend etwas über das Projekt zu sagen.

»Bis vor zwei Tagen wussten wir selbst nichts davon«, hatte Doktor Wolfgang von Schmidt behauptet. »Wir wurden zusammengerufen, um etwas über ein neues Projekt zu erfahren, das Takeo Yoshihara plante. Ich brauche wohl kaum erwähnen, dass wir entsetzt waren, als wir erfuhren, dass zu seinen Plänen Menschenversuche gehörten. Natürlich haben wir jede Zusammenarbeit abgelehnt.«

Bis auf zwei Wissenschaftler hatten sich alle Teilnehmer des Treffens im Hotel Hana Maui von Schmidts Version angeschlossen. Allerdings mussten sie ihre Unschuld von Gefängniszellen in Honolulu aus beteuern, anstatt aus Hotelsuiten auf Maui.

Das Laborpersonal kam ungeschoren davon, bis auf den Mann, der die Sauerstoffflaschen gefüllt hatte, bevor sie zu Kihei Kens Laden geschickt worden waren. Die Biologen und Genetiker arbeiteten nun unter Katharines und Robs Leitung daran, die Bestandteile des Samens zu analysieren und einen Weg zu finden, seine Auswirkungen umzukehren.

Bis jetzt hatten sie keine Fortschritte erzielt. So sehr Katharine sich bemühte, optimistisch zu bleiben, ihre Hoffnung schwand mit jedem Tag, der kein Ergebnis brachte. Als an diesem Morgen ein Assistent an ihre offene Bürotür klopfte, schaute sie von ihren Unterlagen auf und wappnete sich gegen weitere schlechte Nachrichten.

»Da gibt es etwas, das Sie sehen sollten, Dr. Sundquist«, sagte der Mann. »Sofort.«

Sie folgte ihm durch das Labor. Schließlich standen sie vor den Plexiglasboxen, in denen die Tiere auf ihren Tod warteten.

Der Assistent ging auf eine Box zu. Katharine selbst hatte noch vor kurzer Zeit versucht, den Insassen der Zelle zu trösten, einen Schimpansen, dessen Lebenswille gebrochen schien. Das Tier, das auf so herzzerreißende Weise einem kleinen Kind ähnelte, hatte noch geatmet, sie aber anscheinend nicht mehr wahrgenommen, sondern mit stumpfem Blick ins Leere gestarrt, als sähe es etwas, das nicht existierte. Katharine hatte dem Tier ein paar Worte zugeflüstert, aber da schien es sie sowenig zu hören wie zu sehen. Schließlich hatte sie eingesehen, dass sie für das Wesen nichts mehr tun konnte, und sich abgewandt.

Auf dem Rückweg in ihr Büro hatte sie einen Gedanken nicht loswerden können:

Würde Michael genauso enden?

Jetzt stand sie wieder vor dem Affen. Sie hatte erwartet, ein totes Tier vorzufinden, aber zu ihrer Überraschung saß der Schimpanse auf dem Boden und kratzte sich mit der linken Hand, während er in der rechten eine Banane hielt. Als er Katharine erblickte, schnatterte er leise und streckte den Arm aus, als wolle er ihr ein Stück von der Frucht anbieten.

Katharine sah zu den Monitoren, mit denen die Atmosphäre in den Boxen überwacht wurde. Als ihr die Bedeutung dessen, was dort stand, klar wurde, wusste sie, was sie zu tun hatte.

Sie durfte keine Zeit verlieren.

Phil Howell, den der Ansturm der Reporter ebenso überrascht hatte wie Katharine und Rob, hatte sich mittlerweile auch auf das Anwesen geflüchtet, wo er in einem unterirdischen Büro eine wissenschaftliche Monografie über den Ursprung des Samens verfasst hatte. Jetzt stand er nervös auf dem Podium des größten Konferenzraums und stellte seinen Bericht vor. Zuerst musste er jedoch das Lampenfieber unterdrücken, das ihn in dem Augenblick befallen hatte, als er den Raum betrat und den Horden von Journalisten entgegensah, die ihm ihre Mikrofone hinhielten und ihn mit Fragen überhäuften.

Mit einem Kopfschütteln hob er abwehrend die Hände und bahnte sich einen Weg zum Podium. Dort wartete er schweigend, bis die Journalisten ruhig geworden waren. Dann begann er:

»Die Zivilisation, die den Samen hervorgebracht hat, wusste, was mit ihr geschehen würde, so wie wir wissen, wie lange unsere Sonne noch genug Energie spendet und wie sie sterben wird. Für uns liegt dieses Ereignis allerdings so weit in der Zukunft, dass wir es nicht ernsthaft in unsere Überlegungen einbeziehen müssen.« Nach kurzem Schweigen fuhr er fort: »Aber sie wussten vor fünfzehn Millionen Jahren, dass ihre Sonne explodieren würde. Sie wussten, dass ihr Planet verbrennen und sie alle sterben würden. Nicht nach und nach, nicht während Jahrhunderten, Jahrzehnten oder auch nur Jahren. Sie würden auf einen Schlag vernichtet werden.