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Also bereiteten sie sich vor. Wahrscheinlich Jahrhunderte lang. Wie sie wussten, konnten sie nicht verhindern, dass ihre Sonne explodierte. Also taten sie etwas anderes. Sie flohen.«

Jemand im hinteren Teil des Raumes stand auf. »Aber das ist ihnen nicht gelungen«, sagte die Frau. »Der Samen, den sie ausgesandt haben, ist nicht lebensfähig. Was immer daraus entspringen würde, kann in unserer Atmosphäre nicht existieren.«

Phil Howell sah zu Rob Silver hinüber, der neben der Tür des Konferenzraums lehnte. »Vielleicht kannst du darauf antworten, Rob.«

Rob trat auf das Podium und blickte in die teils erwartungsvollen, teils skeptischen Gesichter. »Wir sind uns ziemlich sicher, dass der Inhalt des Samens durchaus lebensfähig ist.« Ein Murmeln ging durch die Reihen. »In diesem Augenblick lebt Michael Sundquist auf den Hängen des Kilauea und atmet Luft ein, die uns alle vergiften würde. Und es geht ihm gut. Im Keller dieses Gebäudes lagern ein Schädel und ein Skelett, die sehr große Ähnlichkeit mit dem Knochenbau des Frühmenschen haben. Erste Tests haben gezeigt, dass die DNS dieser Knochen der organischen Substanz in dem Samen sehr ähnlich ist. Auch wenn wir es noch nicht beweisen können, sind wir überzeugt, dass die Lebewesen, deren Knochen wir gerade analysieren, in sehr jungen Jahren mit der Substanz eines der Samen in Verbindung gekommen sind, wahrscheinlich noch im Mutterleib. Die Atmosphäre dieses Planeten verändert sich ständig, wie alles im Universum. Wenn es heute Gebiete auf diesem Planeten gibt, in denen Organismen wie jene, die den Samen erzeugt haben, existieren können, wie viele solcher Gebiete mag es vor Äonen von Jahren gegeben haben, als das Leben eben erst entstand?«

Rob machte eine Pause und sah die Frau aus der hinteren Reihe an. »Abgesehen davon, dass das Leben nicht hier entstand.«

Die Frau runzelte die Stirn. »Wie bitte?«

»Liegt das nicht auf der Hand?« entgegnete Rob. »Das Leben auf diesem Planeten ist nicht von hier ausgegangen«, wiederholte er. »Es wurde adaptiert.«

Einen Augenblick lang herrschte völlige Stille. Dann sprangen ein Dutzend Reporter gleichzeitig auf und bedrängten ihn mit Fragen.

Rob wartete, bis sie sich beruhigt hatten, und erklärte: »Es ist ganz einfach: Das Leben ist nicht auf diesem Planeten entstanden - es kam hierher. Bevor jener Planet vor fünfzehn Millionen Jahren explodierte, wurde die Essenz seiner Lebensform sozusagen evakuiert. Und sie ist hier gelandet. Hier und vielleicht auf vielen hundert oder tausend weiteren Planeten.« Sein Tonfall veränderte sich, als spreche er nicht mehr allein zu den Menschen in diesem Raum, sondern zu allen und überall. »Wenn Sie heute abend zum Himmel schauen, und den einen Stern sehen, der heller leuchtet als alle anderen, werden Sie verstehen, was es ist. Oder was es war.«

Schweigen senkte sich über den Raum, bis die Frau aus der letzten Reihe, die immer noch stand, es aussprach:

»Unsere Heimat?«

»Ganz recht«, sagte Rob leise. »Unsere Heimat.« Dann sah er Katharine, die an der Tür stand und ihm zuwinkte. Rob überließ Phil wieder die Leitung der Pressekonferenz und verließ mit ihr den Raum.

Michael war an diesem Morgen noch vor der Dämmerung aufgewacht. Sofort hatten sich seine Augen im Dunkeln auf die Nova gerichtet, das hellste Objekt am Himmel. Das strahlende Licht hatte eine besondere Bedeutung für ihn gewonnen, da es zum erstenmal in jener Nacht aufgetaucht war, als seine Mutter ihn aus seinem durchsichtigen Gefängnis befreit und zu dieser Oase an den Berghängen des Kilauea gebracht hatte.

Die Oase war so etwas wie sein Hauptquartier. Mittlerweile stand hier ein Zelt. Es gab einen kleinen Tisch und Bänke, und ein halbes Dutzend Klappstühle stand um einen kleinen Steinkreis herum, in dem ständig ein Feuer brannte.

Außerdem hatten sie eine improvisierte Küche eingerichtet, mit einem Propangasherd und einem riesigen Kühlschrank, dessen Eis alle drei Tage erneuert wurde. Sie hatten ihm auch angeboten, einen kleinen Generator in die Oase zu bringen, aber Michael hatte sie gebeten, lieber davon abzusehen. Er wollte nicht auch das ständige Dröhnen des Motors noch hören müssen.

Die Hubschrauber waren schon schlimm genug.

Einige Reporter hatten etwas weiter den Berg hinab ihr Lager aufgeschlagen, und mittlerweile hatte ein ganzes Rangerteam nur die eine Aufgabe, Michael wenigstens einen kleinen Teil seiner Privatsphäre zu erhalten. Sie achteten darauf, dass kein Reporter zu Michael vordringen konnte. Die Reporter hatten Generatoren mitgebracht, und wenn der Wind ungünstig stand, konnte Michael sie nur allzu gut hören. Wenn er nachts zum Krater ging, um zu beobachten, wie die Flammen über der glühenden Lava tanzten, fehlte ihm der Schutz der Dunkelheit, den er wie einen Mantel hatte überstreifen können. Die grellen Halogenscheinwerfer, mit denen die Reporter ihr Camp beleuchteten, durchschnitten die Nacht wie Messer.

Jeden Tag kamen Besucher. Auch seine Mutter und Rob kamen täglich, und sei es nur für eine oder zwei Stunden. Fast immer aßen sie dann zusammen, und manchmal verbrachte einer der beiden die Nacht bei ihm, in seinem Zelt, während er unter der Weite des Sternenhimmels ruhte.

Mit jedem Tag fühlte er sich besser, und mit jedem Tag strahlte der kleine Stern etwas heller. Vor drei Tagen hatte man ihn zum erstenmal auch noch in der Morgendämmerung sehen können, bevor er schließlich hinter dem Horizont verschwunden war.

Aber Michael wusste, dass der Stern irgendwann erlöschen würde, und auch wenn er seiner Mutter oder Rob nichts davon gesagt hatte, fürchtete er sich doch vor diesem Tag.

Als er am Morgen nach oben sah, hatte sich etwas verändert. Die Nova leuchtete nicht mehr so hell wie in der Nacht zuvor. Lange blickte er hinauf, als könne er erzwingen, dass sie wieder strahlte, und sank schließlich in einen unruhigen Schlaf.

Als er erwachte, ging die Sonne auf. Außer der Nova waren alle Sterne verschwunden.

Das beklemmende Gefühl in seiner Brust war zurückgekehrt.

Er sagte sich, dass es nichts zu bedeuten habe. Vielleicht hatte er sich erkältet. Morgen oder übermorgen würde es ihm wieder besser gehen. Doch er kannte die Wahrheit: So wie die Nova verblaßte, würde der Schmerz in seinem Körper zunehmen.

Und in der Nacht, in der die Nova verschwand, würde er sterben.

Er verbrachte den Tag allein und wanderte über den Berg. Er besuchte seine Lieblingsstellen, inhalierte Rauch und Dämpfe und hoffte, dass sie den Schmerz in seinem Körper vertreiben und ihm seine Energie zurückgeben würden.

Sie taten es nicht.

Es war kurz vor drei, als er das Dröhnen der Rotorblätter hörte. Er sah zum Himmel hinauf und erkannte Punas Hubschrauber, der tiefer ging und schließlich in der Oase landete. Noch bevor die Rotoren zum Stillstand gekommen waren, sprangen Katharine und Rob aus der Maschine. Seine Mutter legte ihre Hände auf seine Schultern, sah ihm in die Augen und stellte die Frage, die sie jeden Tag stellte, wenn sie ihn besuchte:

»Wie geht es dir? Geht es dir gut?«

Michael zögerte. Er wollte sie nicht damit belasten, dass er wieder Schmerzen in der Brust spürte. Es reichte, wenn er selbst sich Sorgen machte. »Es geht mir gut«, sagte er. Zu seiner Überraschung schien seiner Mutter diese Antwort nicht besonders gut zu gefallen.

»Bist du sicher? Du hast keine Schmerzen? Du fühlst dich wohl?«

Michael sah sie zweifelnd an. »Ich ... es geht mir gut, Mom. Wirklich.«

Aus irgendeinem Grund wirkte seine Mutter keineswegs erleichtert. »Ich habe dir etwas mitgebracht«, sagte sie schließlich.

Michael sah, wie Rob und Puna eine Kiste aus dem Hubschrauber luden.

Eine Plexiglasbox.