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Wollten sie ihn etwa wieder in diesen Glaskasten stecken?

Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück. Seine Mutter ergriff seinen Arm. »Nein!« sagte er. »Ich will nicht ...« Doch dann sah er, dass die Box nicht leer war.

Ein Schimpanse saß darin.

»Er ist aus dem Labor«, sagte seine Mutter, als Rob die Zellentür aufschloß. »Noch heute morgen glaubte ich, er würde sterben.«

Rob schob den Kastendeckel hoch. Zuerst schien sich der Schimpanse zu wundern, dass sich die Tür seines Gefängnisses geöffnet hatte. Zögernd kam er heraus und sah sich neugierig um. Dann fiel sein Blick auf Michael. Mit zwei schnellen Schritten lief er auf ihn zu, sprang ihm in die Arme, umschlang ihn und roch an seinem Ohr.

»Aber wie kann er atmen?« fragte Michael. Er erwartete, dass der Affe jeden Augenblick nach Luft schnappen würde. Wie auf ein Stichwort atmete das Tier plötzlich pfeifend. »Steckt ihn wieder in den Kasten«, bat Michael. »Er stirbt!«

Katharine schüttelte den Kopf. »Nein, Michael, er wird leben.«

Michael sah sie verwirrt an. »Ich verstehe das nicht...« Im nächsten Augenblick legte seine Mutter ihre Arme um ihn und drückte ihn und den Affen fest an sich. »Es ist vorbei«, sagte sie. »Die Tiere im Labor sind gestorben, weil die Wirkung des Samens irgendwann nachläßt! Und wenn sie das tut, können die Tiere natürlich nur überleben, wenn sie wieder Sauerstoff atmen. Noch heute morgen war ich überzeugt davon, dass dieser Bursche den Tag nicht überstehen würde. Aber dann hat jemand die Gasmischung geändert und wieder Sauerstoff zugeführt. Und sieh ihn dir an! Es geht ihm gut!«

Als er langsam begriff, machte sich Michael los und sah seiner Mutter in die Augen. »Wann?« fragte er. »Seit wann?«

»Es fing vor einer Woche an. Sein Zustand verschlechterte sich ständig. Wir glaubten, dass er abbaute, aber das Gegenteil war der Fall. Es ging ihm immer besser, nur wir vergifteten ihn immer weiter.«

Michael hörte nicht mehr zu. Er sah zu der Nova hinauf und erinnerte sich daran, was Rob gesagt hatte.

In zwei Wochen würde der Stern sterben.

Vielleicht auch erst in einem Monat.

Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr, denn lange nachdem der Stern erloschen war, würde er selbst noch leben.

Er lächelte seine Mutter verlegen an. »Mom?«

Katharine sah ihn an.

»Als du mich vorhin gefragt hast, wie es mir geht ...«

Sie nickte.

»Na ja, da habe ich gelogen. Ich fühle mich schon den ganzen Tag ziemlich lausig, und der Rauch und die Dämpfe haben auch nicht geholfen.«

Die Dunkelheit senkte sich herab, als der Hubschrauber ein letztes Mal von der Großen Insel aus startete und Michael, Katharine und Rob zurück nach Maui brachte.

Unter ihnen glühten die Eruptionskanäle des Vulkans immer heller, und die Flammen über dem Krater begannen ihren nächtlichen Tanz. Doch Michael sah, dass der See aus Lava sich langsam zurückbildete und die Schlangen aus geschmolzenem Stein auf ihrem Weg zum Meer langsamer wurden. Der Ausbruch neigte sich seinem Ende zu, und der Berg fiel langsam wieder in einen unruhigen Schlaf.

Über ihnen hing die Nova am Himmel, aber auch die anderen Sterne tauchten nach und nach auf.

Bald - sehr bald - würde die Nova verblassen.

Aber anders als der Berg würde sie nie wieder erwachen.

NACHWORT

Die Idee zu Hauch der Verdammnis kam mir vor mehr als anderthalb Jahren, als ich am Strand in der Nähe meines Hauses auf Maui spazierenging. Auf dieser paradiesischen Insel steht eines der größten astronomischen Observatorien der Welt, und hier arbeitet einer der leistungsstärksten Computer, die es gibt. Ein paar Kilometer weiter spuckt ein aktiver Vulkan, der Kilauea, beständig Lavaströme aus. Aus diesen scheinbar unvereinbaren Zutaten entwickelte sich das Konzept eines Romans, den ich als »spekulative Fiktion« bezeichnen würde.

Allerdings wusste ich nicht, dass das, was ich für »spekulativ« hielt, sich als gar nicht so spekulativ erweisen würde. Während ich schrieb, las ich die Nachricht, dass es möglicherweise doch Leben auf dem Mars gegeben habe und die Überreste dieses Lebens im Kern eines Meteoriten auf die Erde gelangt seien. Kurz danach erschienen neue Fotos des Raumschiffs Galileo, die zeigten, dass der Jupitermond Europa unter der ihn bedeckenden Eisschicht durchaus Wasser und Vulkane beherbergen könnte. Mehr als ein Wissenschaftler hat die Theorie aufgestellt, dass gerade unter diesen Bedingungen Leben entsteht.

Nur drei Monate vor Veröffentlichung von Hauch der Verdammnis berichtete das Smithsonian Magazine, dass beim Treffen der American Association for the Advancement of Science in Seattle über sehr ungewöhnliche Lebensformen auf dem Meeresboden in der Nähe hydrothermaler vulkanischer Eruptionskanäle diskutiert worden sei. Diese Lebensformen existieren und entwickeln sich ohne Sauerstoff und ohne Sonnenlicht; Lebensformen, die bei einer Temperatur von 250 Grad gedeihen und Gase wie wasserstoffhaltigen Schwefel einatmen, eines der tödlichen Gase, die menschliches Leben, so wie wir es bislang kannten, beenden würden. Zudem sind viele Wissenschaftler mittlerweile der Meinung, dass die Vulkane tief unter dem Ozean nicht nur Leben beherbergen, sondern der Ort sind, an dem das Leben begann.

Mit einemmal scheinen all unsere Annahmen über den Ursprung des Lebens auf den Kopf gestellt. Und nun, da ich Hauch der Verdammnis geschrieben habe und Sie es gelesen haben, stellt sich die Frage: Wie spekulativ ist dies alles wirklich?

Oder ist es möglich, dass sich alles auf diese Weise abgespielt hat?

John Saul

irgendwo in der Wüste Arizonas

30. April 1997

DANKSAGUNG

Mein Dank geht an John L. Africano, Astronom und leitender Ingenieur bei der Rockwell International Organisation, und an Paul W. Kervin, Forschungsleiter bei Philips Laboratory, für ihre Hilfe und die Zeit, die sie mir geschenkt haben. Mahalo, Freunde, für die Führungen, die Geschichten und für eure Arbeit.

Besonders dankbar bin ich David Fisher, Direktor des Small Business Development Center des Maui Research and Technology Park. Danke, dass du mir alles gezeigt und mich einigen faszinierenden Leuten vorgestellt hast.

Ich danke A. Keith Pierce, dem Konstrukteur des McMath-Pierce-Solarteleskops, für die Zeit, die er sich genommen hat, um mir Kitts Peak zu zeigen. Danke, Keith, es hat Spaß gemacht.

Mein besonderer Dank gilt auch Les Horn und William Longacre, die mich mit den richtigen Leuten zusammengebracht haben.