Выбрать главу

Nodon tauchte. Er sah seinen Gefährten in die Tiefe trudeln. Eleborn machte gar nicht erst den Versuch zu schwimmen. Er ließ sich sinken.

Entschlossen folgte ihm Nodon, schwamm mit kräftigen Zügen dem Dunkel entgegen, und dann sah er den Hai. Zu nah. Er wollte ein Wort der Macht rufen, doch seinem Mund entstiegen nur Luftblasen. Eleborn weitete die Arme. Es sah aus, als würde er die Bestie erwarten. Ganz ruhig trieb er im Wasser. Ein Flehen lag in seinen Augen.

Der Hai drehte ab. Nodon griff nach der Hand seines Gefährten. Er zog ihn hinauf, bis sie beide prustend die Wasseroberfläche durchbrachen. Sie waren auf halbem Weg zwischen dem Riff und dem Eingang zum Grottenhafen. Ein Stück entfernt trieb brennendes Öl. Der Wolkensammler hatte abgedreht und flog gen Norden.

»Warum?«, keuchte Eleborn. »Warum kannst du mich nicht gehen lassen?«

»Weil wir Drachenelfen sind.«

»Das bin ich nicht mehr. Sieh mich doch an. Mir ist ein Bein abgebissen. Ich bin verbrannt. Ich … Lass mich. Mein Weg endet hier. Gib mich frei, auf dass ich wiedergeboren werde und ein neues, ein besseres Leben beginnen kann.«

Nodon hielt ihn fest und zog ihn mit sich. Dabei achtete er argwöhnisch auf die Haie.

»Bitte, Nodon. Lass mich zurück!«

»Ich kann nicht. Wir sind zu wenige. Es kommt auf jeden von uns an.«

Die Menschen hatten das Traumeis. Sie würden sich Nangog nehmen, da war er sich sicher. Und dann würden sie nach Albenmark greifen. Ihre Welt würde bald alle ihre Krieger brauchen.

Säbelzähne

Dieses Vieh hatte Mundgeruch. Hornbori versuchte, den Atem anzuhalten. Im Vergleich zu diesem Gestank war ein Ziegenfurz das reinste Duftwasser. Beklommen sah er in den Schlund. Sah die rotierenden Zahnreihen. Wieso hörte das nicht auf? Seine Axt hatte getan, wozu sie erschaffen war. Sie hatte dem Ungeheuer den Schädel gespalten. Zumindest hatte es so ausgesehen … Wenigstens ein kleines bisschen. Bei diesem Riesenschädel bräuchte man eigentlich eine Axt mit einer Schneide lang wie ein Galeerenrumpf. Dennoch sollte das Ungeheuer tot sein …

Der Tentakel, der ihn umschlungen hielt, ruckte leicht. Hornbori sackte ein Stück tiefer in den Schlund. Er zog die Beine an. Zwei Handbreit trennten ihn noch von diesen Zähnen. Groß wie Krummsäbel zuckten sie vor und zurück. Ihre Spitzen waren nach unten gebogen. Was sie zu packen bekamen, das zerrten sie immer tiefer hinab in den Fressschlund des Meerwanderers. Sie durchbohrten, durchtrennten, zerstückelten und beförderten abwärts.

Hornbori spürte, wie sich die Schlingen des Tentakels lockerten, der ihn umwunden hielt. »Bitte nicht«, flüsterte er. »Bitte …« Eben noch hatte der Fangarm ihn so fest umklammert, dass er ihm mindestens eine Rippe gebrochen hatte. Jetzt würde Hornbori alles dafür geben, dass es wieder so war. Wer brauchte schon gesunde Rippen …

Deutlich sah er einen halben silbernen Bärenkopf auf einem der Säbelzähne im Schlund. Er hatte das dicke Blech so leicht durchschlagen, als wäre es nur ein Stück morsches Pergament. Der Zwerg stellte sich vor, was diese Zähne mit seinem Leib anstellen würden.

Wieder ruckte es, und er glitt etwas tiefer. Gleich würde es nicht mehr helfen, dass er die Beine angezogen hielt. Seine Oberschenkel brannten, so sehr waren seine Muskeln angespannt. Er tastete nach dem Fleisch des Schlunds. Es war fest, glatt und voller Schleim. Sosehr er sich abmühte, er fand keinen Halt.

Hornbori hob die Arme und griff nach dem Tentakel, der ihn hielt. Das Fleisch war weicher, doch auch hier gab es keinen Halt. Der Fangarm war mit einer dünnen Schicht durchsichtigen Schleims überzogen. Hornbori wusste, dass er langsam abrutschen würde.

Immer mehr ließ die Umklammerung nach.

»Bitte, ihr Alben«, flehte er leise. »Wenn ihr mich jetzt rettet, dann werde ich mein Leben ganz eurem Ruhme widmen. Bitte helft mir hier heraus! Ich werde tapfer sein und euer willfährigster Diener. Was wollt ihr, ich werde alles …«

»Du könntest mir die Scheiße, in die ich gelatscht bin, vom Stiefel lecken.«

Sprachen die Schöpfer zu ihm? So? Hornbori blickte auf und sah Galar über sich am Rand des Fressschlundes stehen. »Den Alben sei Dank!«

»Ich glaube, du irrst dich gerade. Mich haben ganz gewiss nicht unsere Schöpfer geschickt.« Galar setzte die Schneide seiner Axt auf den dünnen Tentakel, der Hornbori hielt. »Du hast mich einmal zu oft hintergangen, Schisser. Uns einfach im Stich gelassen, als wir dich gerettet haben, du Drecksack! Es wird mir eine Freude sein zu sehen, wie diese Zähne dich in kleine Stücke säbeln, wenn du stürzt.«

Der Tentakel gab nach, ohne dass die Schneide der Axt ihn berührt hatte. Hornbori sackte nach unten. Ein Zahn schlitzte eine Stiefelsohle und riss sie fort. Der scharfe Zahn hatte auch seinen Fuß aufgeschnitten. Hornbori kreischte auf.

»Galar, was machst du da? Du kannst doch nicht …« Nyr packte die Axt des Schmieds und entwand sie seinem Griff.

»Der hat uns zum Verrecken zurückgelassen. Nun sehe ich ihm dabei zu, wie er draufgeht.«

»Das hast du falsch verstanden«, rief Hornbori. »Du …« Der Säbelzahn unter ihm zog eine zweite, blutige Furche durch seine Fußsohle. »Bitte … Ihr könnt doch nicht …«

Nyr griff nach dem Tentakel, an dem Hornbori hing, und versuchte, ihn hinaufzuziehen. Der glitschige Muskelstrang glitt ihm durch die Hände.

»Er wusste, dass wir dort fortkommen«, sagte Nyr voller Überzeugung. »Er kennt uns. So lange kämpfen wir nun schon zusammen. Hornbori wusste, dass er oben gebraucht wurde. Er war es, der die Schlachtlinie der Menschenkinder aufgebrochen hat. Frag Ulur oder Ginnar, wenn du mir nicht glauben willst.«

»Das ist sicherlich nur geschehen, weil er beim Weglaufen nicht rechtzeitig anhalten konnte«, knurrte Galar.

»Bitte! Hörst du dich reden?« Nyr versuchte erneut, den Tentakel hinaufzuziehen. Diesmal gelang es ein wenig besser, und als der Säbelzahn zum dritten Mal nach Hornboris Fuß schnappte, verfehlte er ihn knapp.

»Nyr hat recht! Hör ihm zu! Wir mussten es hinauf auf das Plateau schaffen, um den Tentakeln zu entkommen«, schrie Hornbori.

»Hast du nicht gesehen, wie er mit letzter Kraft seine Axt nach dem Ungeheuer geschleudert hat, statt sich zu retten?«, sagte Nyr nun.

»Das hat nur so ausgesehen«, schnauzte Galar. »Sie ist ihm bestimmt nur aus den Händen geglitten …«

»Red keinen Stuss! Du hast genauso gut wie ich gesehen, dass die Axt in weitem Bogen geflogen ist. Jetzt pack an und rette den größten Helden von Albenmark.«

»Ich …«

Ulur, Ginnar und noch andere Zwerge erschienen am Schlund.

»Verdammte Koboldkacke!« Ginnar warf sich auf den Bauch und griff mit beiden Händen nach dem Tentakel. »Los, alle zusammen. Holen wir ihn da hoch!«

Etliche Hände griffen nach dem Tentakel. Endlich ging es aufwärts. Hornbori hätte vor Erleichterung weinen mögen. Er streckte beide Hände nach oben. Ulur und Nyr ergriffen sie und zogen ihn ganz aus dem Schlund.

»Das war der verdammt beste Kampf, den ich je gesehen habe!« Ginnar klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. »Ich muss gestehen, dass ich alle Hoffnung aufgegeben hatte. Ich hab gedacht, dass nichts dieses Biest umbringen könnte.«

»Ich hab deine Axt zurückgeholt.« Ulur hielt ihm die Waffe entgegen. Erst jetzt bemerkte Hornbori, dass der Seefahrer über und über mit Blut und einer schlierigen roten Masse bedeckt war.

»Hast dem Biest das Hirn zerschnibbelt«, erklärte Ulur breit grinsend. »Steckte ganz schön tief in der Matsche, deine Axt.«

Hornbori gaben die Knie nach. Er konnte kaum fassen, dass er dem Schlund des Ungeheuers entkommen war.

»Na, nach so einem Abenteuer ist man entweder blass um die Nase oder nass um die Blase.« Ginnar klopfte ihm schon wieder auf die Schulter. »Los, bringen wir unseren Helden nach unten!«