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Vladi runzelte fragend die Stirn.

»Mich. Nun, da er den Saal verlassen hat, fehlt es mir an Schutz. Einige der Männer haben mir begehrliche Blicke zugeworfen und mir unsittliche Angebote zugeflüstert.« Sie war sich sicher, dass Vladi nicht entgangen war, wie Volodi sie ansah und dass sie auf dem Schoß des Herrschers gesessen hatte.

Der Hofmeister wirkte verärgert. »Geh!« Er unterstrich das Wort mit einer fahrigen Geste. »Aber sei zu Sonnenaufgang in der großen Halle. Auch wenn der Erhabene Gefallen an dir gefunden hat, bedeutet das nicht, dass du irgendeiner deiner Pflichten enthoben bist.«

Bidayn verbeugte sich artig und verließ das Gasthaus. Nach der rauchgeschwängerten Luft in der Halle genoss sie die Kühle des Abends. Müde sah sie zu den Zwillingsmonden empor. Die Nächte auf Nangog konnten sehr schön sein. Ob diese Welt jemals Frieden finden würde? Ihre Mission würde dazu beitragen, den Krieg zu beenden.

Sie ging durch den Heiligen Hain in Richtung der Quartiere der Dienerinnen. Wind rauschte in den Ästen der Eichen. Sie hörte Metall auf Metall schlagen. Nur wenige Krieger Drusnas waren hier bestattet worden. Wer es sich leisten konnte, hatte dafür vorgesorgt, dass sein Leichnam in die Heimat gebracht wurde.

Bidayn beschleunigte die Schritte. Sie mochte diesen Weg nicht. In den Duft des Eichenlaubs und den schweren Geruch des Waldbodens mischte sich der Verwesungsgestank der Leichen, die in den Bäumen aufgebahrt lagen, und wenn der Wind ungünstig stand, kam auch noch der Jauchemief der Schweinepferche hinzu.

Unmittelbar hinter den Pferchen lag das Haus der Dienerinnen. Es war nicht sonderlich groß. In einem einzelnen Raum waren siebzehn Frauen untergebracht. Wenig für so einen großen Palast, doch unter den besonderen Umständen hier auf Nangog war Vladi stolz, so viele Frauen in seinen Diensten zu haben. Deshalb hatte er sie auch ohne zu zögern aufgenommen. Er brüstete sich gerne damit, dass es hier fast so wie zu Hause war und Statthalter und Fürsten von Weibern ihr Essen vorgelegt bekamen.

Mit Abscheu dachte Bidayn an das Bett, das sie erwartete. Es war das von Dascha, der alten Dienerin, die beim Angriff auf den Palast gestorben war. Die Elfe war sich sicher, dass Dascha nicht durch ihre Klinge umgekommen war. Sie bedauerte die Alte nicht. Im Krieg starben auch Unschuldige. So war das nun mal. Das Einzige, was sie bedauerte, war, Daschas Bett zugeteilt bekommen zu haben. Natürlich war kein frischer Strohsack hineingelegt worden. Und auch die Wolldecke war nicht gewaschen. Wenn sie sich in das Bett legte, umfing sie der Geruch der Alten. Aber lange müsste sie hier nicht mehr ausharren. Volodi hatte sie an sich gezogen! Sehr bald würde sie ihn sich pflücken.

Eine Bewegung im Schatten der Bäume schreckte sie aus den Gedanken. Jemand erwartete sie, dicht an den Stamm einer Eiche gepresst.

Bidayn entschied sich, so zu tun, als hätte sie ihn nicht bemerkt. Leichten Schrittes ging sie dem Quartier der Frauen entgegen, als die Gestalt ihr plötzlich in den Weg trat. Ein hochgewachsener, rothaariger Krieger. Sie kannte ihn vom Sehen. Er gehörte zur Leibwache des Unsterblichen.

»So allein …« Er griff nach ihrem Arm und zog sie zu sich.

»Bitte … ich muss gehen. Sie erwarten mich im Frauenhaus.«

Er lachte leise. »Die sind es gewohnt, wenn eine mal was später kommt.« Er griff nach ihrer Brust und drückte sie fest. »Wir werden jetzt einen kleinen Spaziergang machen.«

»Ich möchte nicht, dass …« Eine riesige Hand legte sich auf ihren Mund.

»Egal, was du möchtest, wir machen jetzt, was ich möchte. Und wenn du nicht hörst – ich habe ein langes Messer bei mir.«

War es diese Welt? Oder haftete ihr noch der Duft ihres Zaubers an? Mussten Männer sich immer wie brünstige Eber verhalten! Sie biss ihm in die Hand.

Der Krieger fluchte, ließ sie los und holte zu einer wütenden Ohrfeige aus.

Bidayn duckte sich unter dem Schlag hinweg.

Er bekam sie am Kleid zu packen, zog sie wieder zu sich heran.

»Lass mich los, oder ich schreie.«

Plötzlich hatte er sein Messer in der Hand. »Du wirst nie wieder schreien, Hure.«

Die Elfe drehte sich um ihre Achse. Ihr Fuß traf seine Hand und hämmerte sie mit einer Wucht gegen den Eichenstamm, dass sie die Knochen knacken hören konnte.

Der Krieger keuchte auf. »Das wird dir leidtu…« Ein zweiter Tritt traf ihn in der Kniekehle. Er knickte ein. Sofort war sie hinter ihm, legte ihre Arme um seinen Kopf und riss ihn mit einem Ruck zur Seite. Wieder knackte es. Der Körper wurde schlaff in ihrem Griff.

»Verdammter Idiot«, zischte sie. Sie musste ihn loswerden. Weit würde sie ihn nicht tragen können. Wütend blickte sie auf ihn hinab. »Trottel!«

Ein Plan nahm Gestalt in ihrem Kopf an. Sie musste zurück zur Küche und essen. Und einen halben Krug von diesem verfluchten Honigbier würde sie auch trinken müssen. Davon würde ihr speiübel werden. Doch genau das brauchte sie jetzt!

Schweinerei

Volodi hatte ein Gefühl, als tobte sich ein tollwütiger Schmied mit seinem Hammer in seinem Kopf aus. Selbst die leichteste Kopfbewegung war eine Qual, und das Morgenlicht stach wie Dolche in seine Augen. Wie hatte er sich nur so unglaublich besaufen können? Quetzalli hatte ihn in der Nacht aus seinem Bett geworfen, weil er so sehr stank.

Natürlich wusste er genau, warum er sich betrunken hatte. Er hatte es genossen, wenn Anisja kam, um ihm nachzuschenken. Er wusste auch nicht, was es war, aber etwas an ihr machte ihn vollkommen verrückt. Sie zu sich auf den Schoß zu ziehen war dämlich gewesen. Es vor den anderen Unsterblichen zu tun sogar unglaublich dämlich!

»Da vorne«, sagte Oleg und wies zu den Schweinepferchen.

»Was denn?« Der Hauptmann hatte Volodi beim ersten Morgengrauen aus seinem Bett holen lassen. Oder genauer gesagt, Volodi hatte sich vom Fußboden vor seinem Ehebett erhoben.

Er hatte eine Weile gebraucht, um auf die Beine zu kommen, dann den Kopf in kaltes Wasser gesteckt und seinen besudelten Bart gewaschen. Die Kleider hatte er noch angehabt.

Oleg hatte ihn geradezu unanständig bedrängt, nach draußen zu kommen. Dennoch hatte Volodi einen Umweg zum Brauhaus gemacht und sich von Meister Miladin erst einmal einen Krug Met geholt. Der Alte hatte genau gewusst, welcher Met gegen die grässlichen Kopfschmerzen half. Jetzt war zwar noch dieser tollwütige Schmied in Volodis Kopf, der einen wummernden Schmerz verursachte. Aber es fühlte sich nicht mehr so an, als hätte man ihm ein halbes Dutzend Dolche durch den Schädel gestoßen und dann stecken gelassen. Jedenfalls nicht, solange er nicht den Fehler machte, direkt in die Sonne zu blicken.

»Vorsicht!«, warnte ihn Oleg und deutete auf eine Lache von Erbrochenem.

Volodi trat mit einem langen Schritt darüber hinweg und stützte sich auf das Gatter des Schweinepferchs. Der vorderste Stall war leer geräumt. Die Viecher drängten sich in den benachbarten Pferchen, schoben ihre Köpfe zwischen den Brettern hindurch und glotzten neugierig auf das, was unter dem Umhang im Schlamm lag.

Volodi blinzelte. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, was er da sah. Ein Fuß lugte unter dem Umhang hervor. »Wer ist das?«

»Ich glaube, es war Jascha … ganz sicher bin ich mir nicht. Sein Gesicht … Es ist kaum noch zu erkennen.«

»Jascha von den Zinnernen?« Volodi starrte auf den Fuß. Jascha sollte von Schweinen gefressen worden sein? Jascha war ein ausgezeichneter Krieger, Raufbold und Kamerad. Er hatte alle Schlachten der Zinnernen ohne die kleinste Schramme überstanden, und jetzt sollte er so gestorben sein? Das war lachhaft! »Wer hat das getan?«

»Wie es scheint, er selbst …« Oleg drehte sich um und deutete auf die Lache mit Erbrochenem. »Seine Kotze stinkt nach Met. Er scheint sich betrunken zu haben. Manche Männer gehen zu den Schweinepferchen, wenn … wenn der Met wieder hoch will.«

Volodi traute seinen Ohren nicht. »Was?«