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Er griff nach Anisjas Brüsten. Sie waren wunderbar weich, schmiegten sich in seine schwieligen Hände. Die Dienerin keuchte lustvoll auf. Er wollte sie! Sie hatte etwas an sich, das all seine Gedanken auslöschte. Volodi beugte sich vor, küsste sie leidenschaftlich. Und sie erwiderte seine Küsse. Schob ihm ihre Zunge über die Lippen. Eine Hand fuhr ihm über die Innenseite seiner Schenkel. Jedes Haar an seinem Körper richtete sich auf.

»Ich weiß einen Ort, an dem wir allein sind«, flüsterte sie ihm ins Ohr, und Wellen von Wohlgefühl und Wollust übermannten ihn.

In der dunkelsten Stunde

Quetzalli hielt sich tief im Schatten der Eichen des Heiligen Hains. Konnte man ihr ansehen, dass sie geweint hatte? Sie hätte Volodi nicht so hart angehen sollen. Eigentlich war ihr Plan ein anderer gewesen. Sie hatte Anisja verschwinden lassen wollen, um nie mehr über diese Sache reden zu müssen. Einfach den Quell des Übels aus der Welt schaffen, um ihn dann ganz zu vergessen. Der Streit in dieser Nacht würde jedoch noch zwischen ihnen stehen, wenn die kleine Schlampe längst in einem namenlosen Grab vermodert war. Wie hatte sie sich nur so gehen lassen können? Und wie hatte er sie schlagen können? Quetzalli stiegen erneut Tränen in die Augen.

Da bewegte sich etwas zwischen den Bäumen. Sie beobachtete den Schatten, bis sie sich ganz sicher war. »Hier!« Rasch wischte sie sich die Tränen ab.

»Herrin?«

»Warum lebt diese kleine Nutte noch? Was ist passiert?«

»Ihr wisst, was meinem Mann zugestoßen ist, Herrin.« Er klang vorwurfsvoll. Was nahm er sich da heraus! »Ich glaube nicht, dass Jascha in den Schweinepferch gestürzt ist, ohne dass nachgeholfen wurde. Er war ein guter Krieger …«

»Du glaubst doch wohl nicht, dass diese dumme Dienerin …«

»Ich glaube nicht, ich bin mir sicher, dass wir sie unterschätzt haben, und deshalb ist einer meiner Schwertbrüder tot. Diesen Fehler werde ich nicht wiederholen.«

»Schön«, entgegnete Quetzalli süffisant. »Und wann gedenkst du sie aus dem Weg zu schaffen?«

»Noch heute Nacht. Diesmal habe ich drei Männer auf sie angesetzt. Sie behalten alle Ausgänge des Langhauses im Blick. Sie wird uns nicht entkommen.«

»Sie ist immer noch im Langhaus? So spät? Was macht sie da noch?«

Oleg räusperte sich verlegen. »Sie ist in einem der Gästezimmer.«

»Mit Volodi?«

Der Hauptmann nickte.

Einen Moment lang stellte sich Quetzalli vor, wie sie in dieses Zimmer trat. Wie sie Volodi mit seinen frechen Lügen konfrontierte. Sie schüttelte den Kopf, als reichte das, einen lästigen Gedanken loszuwerden. Das wäre nicht klug. Sie hatte in dieser Nacht mit ihrem dummen Streit einer glücklichen Zukunft schon einen Stein in den Weg gelegt. Sie wollte diesen Weg nicht ganz vermauern. Wenn sie Volodi mit diesem Weibsbild neben sich im Bett zur Rede stellte, dann schuf sie Tatsachen, die nie wieder umzukehren waren. Blieb sie hingegen geduldig, ließ sie ihm den Weg offen, seine Liebschaft immer weiter zu leugnen. Irgendwann konnte sie ihm diese Lüge dann zum Schein abkaufen, und es würde wieder Frieden zwischen ihnen herrschen.

»Wann wirst du Anisja verschwinden lassen?« Quetzalli bemühte sich, freundlich zu klingen, obwohl sie Oleg im Grunde ihres Herzens für einen Versager hielt. Aber ein Mann, der sich wertgeschätzt fühlte, erfüllte seine Pflichten besser.

»Anisja wird das Frauenquartier nicht mehr erreichen. Wir holen sie uns noch in dieser Nacht. Sie wird Euch nie wieder unter die Augen kommen, Herrin. Drei Männer stehen bereit, Eure Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen.«

Das glaubte sie erst, wenn sie ein Mahl in der großen Halle eingenommen hatte, bei dem diese Hure ihrem Mann keine schönen Augen machte.

Oleg schien ihre Zweifel bemerkt zu haben. »Ihr könnt mir vertrauen, Herrin. Es sind gute Männer. Einer stammt sogar aus Eurem Volk. Er ist ein Meister seines Fachs.«

Erstaunt hörte sie zu, als er mehr über die drei erzählte. Am Ende war sie zwar nicht davon überzeugt, dass der Zapote, den Oleg angeworben hatte, ein Meister war. Ein Meister würde sich niemals einem Drusnier verdingen! Er würde einzig der Priesterschaft oder gar dem Unsterblichen Acoatl selbst dienen. Dennoch war sie zuversichtlich, dass sie Anisja wirklich nicht wiedersehen würde. In dieser Nacht hatte ihr die kleine Hure zum letzten Mal den Mann gestohlen. Dafür war gründlich gesorgt.

Gedankendiebin

Bidayn klammerte sich an den starken Körper. Er war über ihr. Stieß sie mit verzweifelter Leidenschaft, stöhnte und schwitzte. Ihre Hände krallten sich in seinen Rücken. Sie dachte sich fort. Fort von dem kratzenden Bart, seinem Geruch. In ihren Gedanken war sie bei dem Goldenen. Sie tat das hier für ihn. Sie musste erfolgreich sein! Allein sein Lächeln war all das hier wert. Volodi schrie auf. Er zuckte aus. Dann sank er schwer auf sie nieder. Drückte sie auf die strohgefüllte Matratze. Sein Atem wurde ruhiger. Streifte feuchtwarm ihren Hals. Er roch nach Honigbier. Bidayn hatte den klebrigen Geschmack des Biers selbst noch auf den Lippen. Sie hatte mit ihm trinken müssen.

Anfangs hatte es ausgesehen, als wollte er nur reden. Er hatte endlos über seine Frau gesprochen. Darüber, wie sie sich kennengelernt hatten. Über einen Winter, den sie auf der Flucht gewesen waren. Wie tapfer sie war. Was für einen wunderbaren Sohn sie ihm geboren hatte.

Zwei Mal hatte sie den Zauber gewoben, der sie mit einem unwiderstehlichen Duft umgab, bis er schließlich über sie hergefallen war. Er hatte ihr das schlichte Kleid aus grob gewebtem Leinen vom Leib gerissen. Volodi war leidenschaftlich gewesen. Ganz anders als der Priester Tuwatis, den sie gemeinsam mit Lyvianne verführt hatte. Volodis Liebe hatte etwas von einem Ertrinkenden gehabt, der sich verzweifelt an ein Wrackteil klammerte.

Jetzt ging sein Atem regelmäßig. Er war eingeschlafen! Bidayn fluchte leise und ertappte sich dabei, dass sie elfisch gesprochen hatte. Sie musste aufpassen! Und sie wollte fort von hier. Bisher hatte sie großes Glück gehabt. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie dem Devanthar der Drusnier begegnete. Er kam manchmal hierher, um sich mit Volodi zu besprechen, und zeigte sich dann auch in der großen Halle des Langhauses. Wenn er auch nur einen Blick auf sie warf, dann würde er erkennen, was sie war. Ganz gleich, wie fein der Zauber des Goldenen auch gesponnen sein mochte. Sie musste Volodi sein Geheimnis entlocken. Noch heute Nacht. Sie wollte nicht wieder mit ihm ins Bett.

Es war seltsam. Sie hätte keine Gewissensbisse, wenn sie ihm jetzt einen Dolch ins Herz stieße. Und trotzdem hatte sich etwas verändert. Mit ihm im Bett zu liegen … seine starken Hände auf sich zu spüren. Seine Leidenschaft. Es war erregend gewesen. Obwohl er ein Mensch war.

Sie schob ihn von sich. Jetzt, schlafend, schien er noch schwerer zu sein als eben. Sie knuffte ihn. Er musste aufwachen. Wie könnte sie ihn dazu bringen, dass er von dem verborgenen Traumeis sprach, ohne dass sie seinen Verdacht erregte? Sie strich ihm sanft über den Nacken. Seine Haut war noch nass vom Schweiß der Leidenschaft. Er murmelte etwas in die zerknüllte Decke hinein.

»Wach auf, mein Gebieter.« Sie küsste ihn in den Nacken, hauchte die Worte in sein Ohr.

»Ich liebe dich, Quetzalli«, murmelte er.

Bidayn setzte sich auf. Erstaunt darüber, dass seine Worte sie verletzt hatten. Er war nur ein Menschensohn! Ein Auftrag! Nichts, was Gefühle wert gewesen wäre. Hatte der Duftzauber etwa auch ihre Sinne vernebelt? Sie fuhr mit einem Finger über eine wulstige rote Narbe an seinem Arm. Sein ganzer Körper war bedeckt mit Narben. Sie hatte sie gezählt, als er sie liebkost hatte, um mit den Gedanken zu fliehen. Um nicht seinen starken und zugleich zärtlichen Händen zu verfallen. Diese Mischung aus Wildheit und Einfühlungsvermögen hatte sie nicht erwartet.