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Verfluchte Trollkacke! Das war heißes Öl, das da in trüben, rauchumflorten Säulen von der Höhlendecke troff.

Wieder perlte Blasen schlagendes Öl über den Rumpf des Aals.

»Alles an die Kurbelwelle. Tauchen, wir müssen tauchen! Sofort!«, schrie Hornbori mit schriller Stimme, als er begriff, was geschehen würde. Hastig ließ er sich halb die Leiter hinabrutschen und griff nach dem Rad an der Unterseite des Luks.

»Tauchen!«, fuhr er Ulur an. »Bei den Alben. Schnell, oder wir alle sind tot!« Der Aal glitt ein Stück ins Hafenbecken hinaus, als Hornbori im letzten Augenblick, bevor er das Luk schloss, sah, wie sich das trübe Öl in Flammensäulen verwandelte.

Feuer und Wasser

Nodon musste sich beherrschen, um nicht nach seinem Schwertgriff zu tasten. Diese Truhe, vor der Solaiyn niedergekniet war. Ein leichter Geruch nach Nelkenöl ging von ihr aus. Doch da war noch was. Er war sich sicher, dass das Öl nur dazu diente, etwas anderes zu überlagern. Dieser kaum wahrnehmbare zweite Duft erinnerte Nodon an den Geruch der großen Drachen. Es war …

Das Schloss der mit schweren Eisenbändern beschlagenen Truhe sprang auf. Der Deckel hob sich, ohne dass Solaiyn ihn berührt hätte. Der Fürst wäre wahrscheinlich nicht einmal in der Lage gewesen, den schweren Truhendeckel zu öffnen.

Eine kahlköpfige Elfe erhob sich aus dem unkomfortablen Versteck. Nein, keine Elfe! Auch wenn ihr Unterleib noch in der Truhe verborgen war, war sie unverwechselbar: Aloki, die Schlangenfrau. Sie hatte, ganz abgesehen von ihrer unheimlichen Erscheinung, etwas an sich, das Nodon erschauern ließ. Da war etwas, an das er sich erinnern sollte und das sich ihm doch versagte.

»Du siehst nicht sehr erfreut aus, mir wieder zu begegnen, Schwertmeister.« Sie schenkte ihm ein Lächeln, hinter dem nadelspitze Schlangenzähne aufblitzten.

Aloki erhob sich zu ihrer vollen Größe. Sie überragte Nodon um mehr als zwei Köpfe. Von der Hüfte abwärts besaß sie den Leib einer Schlange. Sie war nackt, abgesehen von zwei schweren, goldenen Armreifen. Anmutig beugte sie sich vor und öffnete zwei Scharniere, die es ihr erlaubten, eine Seitenwand der Kiste umzuklappen. Mit leisem Zischeln glitt sie auf Solaiyn zu, der erwartungsvoll die Arme öffnete.

Nodon hatte den Feldherrn in den Armen der Schlangenfrau schlafen sehen, dennoch war er sich nicht ganz sicher, wie ihr Verhältnis zueinander war. War sie nur eine mütterliche Helferin oder auch seine Geliebte?

Unwillkürlich sank Nodons Hand auf den Griff seines Schwertes. Aloki erinnerte ihn an eine Kobra, die sich aufgerichtet hatte, bereit, jederzeit zuzustoßen und ihre Feinde mit ihrem tückischen Gift zu töten.

»Du wirkst so angespannt, Schwertmeister.« Sie neigte den Kopf ein wenig und bedachte ihn mit einem herablassenden Lächeln. »Bist du nur dann in Harmonie mit der Welt, wenn du kämpfst?«

Ihre gelben Augen mit der geschlitzten Pupille erinnerten an Drachenaugen. Doch in ihnen strahlte nicht selbstbewusste Macht, sondern üble Heimtücke.

Vielleicht bildete er es sich auch nur ein, dachte Nodon. Doch dann hatte er wieder die Bilder vor Augen, was sie Solaiyn antat, auf welch groteske Weise sie ihn von seiner Melancholie heilte. Mit einer Nadel, die sie ihm am Auge vorbei in den Schädel stieß – sie war ein Ungeheuer!

Ein Geräusch lenkte seine Aufmerksamkeit ab. Ein dunkler Fleck erschien über ihnen auf dem Zeltdach. Etwas golden Schimmerndes tropfte durch die Naht auf den Tisch neben ihnen.

Alokis Nasenflügel weiteten sich wie bei einem Raubtier, das Witterung aufnahm.

Tropfen von Licht fielen hoch über ihnen von der Höhlendecke, so hell und groß, dass sie durch den dunkelgrünen Stoff klar zu erkennen waren. Sie wuchsen an zu Säulen.

Einen Herzschlag lang verharrte Nodon verwundert, bis er begriff, was er dort sah. Dann packte er Solaiyn beim Arm, zog sein Schwert und zerteilte mit einem Hieb die Zeltwand. »Raus! Wir müssen so schnell wie möglich hinauf in den Berg!«

Der Feldherr sah ihn verwundert an, leistete aber keinen Widerstand, sondern stammelte nur etwas Unverständliches. Nodon wusste, welchen Preis der Elfenfürst dafür bezahlte, dass der Goldene durch dessen Augen sehen konnte. Der Zauber, den der Drache wirkte, zerstörte Teile des Gehirns. Er verwandelte jeden, der dem Drachen seinen Körper lieh, binnen kurzer Zeit in einen stammelnden Idioten. Nur Solaiyn, dessen Körper die rätselhafte Eigenschaft besaß, dass selbst schrecklichste Wunden in wenigen Tagen wieder heilten, hatte die nötige Widerstandskraft, um den Himmelsschlangen über einen längeren Zeitraum zu dienen. Doch das, was ihn dazu qualifiziert hatte, der Heerführer der Albenkinder zu werden, hatte ihn nun wehrlos gemacht. Ausgebrannt von der Macht des Drachenzaubers, der durch ihn geflossen war. Wenig mehr als ein störrisches Kind an der Hand seiner Eltern.

Inseln von entflammtem Öl trieben auf dem Wasser. Eine Flammensäule stieß auf das Zelt hinab, kaum dass sie es verlassen hatten, und beißender Rauch lag in der Luft. Etliche Schiffe der Menschenkinder hatten Feuer gefangen. Nodon sah, wie sich die Brände mit erschreckender Geschwindigkeit in das trockene Holz fraßen.

»Die Sommerlicht«, schrie Solaiyn entsetzt auf. Eine Wand von Flammen trieb durch das Hafenbecken auf den Katamaran zu. Die Mannschaft kappte die Leinen, goss Wasser über die Segel und stieß das elegante Schiff mit Stangen von der gemauerten Mole ab. Sie würden versuchen, durch den großen Höhleneingang auf die offene See zu entkommen.

Noch hätten sie mit einem gewagten Sprung an Bord des Seglers gelangen können, doch Nodon entschied sich dagegen. Zu ungewiss war ihm der Fluchtweg durch den Hafen. Schon versperrte dichter Rauch die Sicht auf die Fahrrinne hinaus zum Meer.

Solaiyn begann, würgend zu husten.

»Euer Umhang, Feldherr. Benetzt ihn mit Wasser und haltet ihn Euch vor den Mund.«

Solaiyn sah ihn nur verwundert an.

Sie hatten lange genug gezögert, entschied Nodon. Obwohl kaum fünf Herzschläge seit ihrer Flucht aus dem Zelt vergangen waren, geschah alles so schnell, dass die Zeit sich zu dehnen schien.

Flammen schossen aus dem Zeltdach. Binnen eines einzigen Augenblicks sank der grüne Stoff in sich zusammen.

Nodon zog Solaiyn hinter sich her.

Ein Zwerg, der mit beiden Händen wild auf seinen brennenden Bart einschlug, erschien vor ihnen. Ein anderer schlug mit einer Decke auf einen Elfen ein, der sich schreiend am Boden wälzte.

»Schneller!« Nodon wandte sich zu Solaiyn um. Der Feldherr sah sich mit großen Augen um. Dann blickte er zur Sommerlicht, die in eine dichte Bank aus treibendem Rauch hineingerudert wurde. »Wir müssen an Bord«, sagte er traurig.

»Dort gibt es kein Entkommen«, entgegnete Nodon energisch. Sie passierten ein brennendes Lagerhaus, aus dessen aufgebrochener Tür eine Gruppe Zwerge kostbare Seidenballen schleppte. Diese Narren! Alles hier unten war verloren!

Der Schwertmeister strebte einer der weiten Treppen zu, die nach oben führten. Auch der Rauch stieg auf und sammelte sich unter der weiten Höhlendecke. Nodon wusste, er würde durch die Aufstiegstunnel wie durch Schornsteine abziehen. Aber in den weiten Treppentunneln gab es Durchbrüche zur Felswand hin. Dort könnten sie hinaussteigen, um dem Verderben zu entrinnen.

Sie drängten sich an einer Gruppe von Zwergen vorbei, die Kisten und Säcke schleppten. Sie nahmen Lebensmittel mit! Das war vernünftiger, als Seidenballen zu schleppen.

Ein jüngerer Zwerg mit blondem Bart griff Solaiyn beim Arm. »Herr, was sollen wir tun?« Er sah den Fürsten mit großen, erwartungsvollen Augen an. »Führt uns!«

»Du darfst keinen Rauch atmen«, sagte Solaiyn mit dem Ernst eines altklugen Kindes.

»Keinen Rauch atmen?« Der Zwerg wirkte fassungslos. »Wie ….«

»Er ist ein Elf! Was hast du erwartet?«, zischte einer seiner Kameraden.

»Wir müssen die Treppen hinauf!« Nodon hielt Solaiyn dicht bei sich. Der Fürst machte den Eindruck, als wollte er den Zwergen noch weitere, kostbare Ratschläge erteilen. Doch das würde sich herumsprechen, dachte Nodon beklommen. Und niemand würde den Fürsten mehr ernst nehmen, wenn sie ihn so erlebten. Er hielt das Handgelenk des Herrschers mit eisernem Griff umklammert und zerrte ihn mit sich.