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Günther betrachtete sich als Genie.

Chinita sah aus, als wollte sie ihn erschlagen.

Die Eifersucht würde vergehen, wie Günther wusste, während sein Verstand einen neuen Gedanken analysierte. Wenn CERN das Hauptquartier der Illuminati war - bewahrten sie dort auch ihren berühmten Diamanten auf? Günther hatte im Internet darüber gelesen.». ein makelloser Diamant, erschaffen aus den Elementen und von derartiger Perfektion, dass jeder, der ihn sieht, vor Staunen und Ehrfurcht erstarrt.«

Günther fragte sich, ob der geheime Ort, an dem der Diamant aufbewahrt wurde, ein weiteres Geheimnis war, das er in dieser Nacht enthüllen würde.

Kapitel 102.

Piazza Navona. Fontana dei Fiumi.

Die Nächte in Rom konnten überraschend kühl werden, fast wie in der Wüste, selbst nach einem heißen Tag. Langdon kauerte am Rand der Piazza Navona im Schatten und zog sein Jackett enger um sich. Eine Kakophonie von Nachrichtensendungen hallte über die Stadt wie das Rauschen des Verkehrs. Langdon schaute auf die Uhr. Fünfzehn Minuten. Dankbar nahm er sich ein paar Minuten zum Durchatmen.

Die Piazza lag verlassen. Berninis meisterhafter Brunnen plätscherte mit dunklem Zauber vor sich hin. Das schäumende Wasser sandte magischen Dunst in die Höhe, angestrahlt von Unterwasserscheinwerfern. Die Luft war von einer kalten Elektrizität erfüllt.

Der beeindruckendste Aspekt des Brunnens war seine Höhe.

Allein der zentrale Block war mehr als sechs Meter hoch, ein zerklüfteter Brocken aus behauenem Marmor, übersät mit heidnischen Gestalten, Aushöhlungen und Vertiefungen, durch die das Wasser rauschte. Über allem thronte ein Obelisk, der weitere zwölf Meter in die Höhe ragte. Langdons Blick glitt an der Säule nach oben. Auf der pyramidenförmigen Spitze saß ein einzelner dunkler Schatten - eine einsame Taube, die vor sich hindöste.

Ein Kreuz, dachte Langdon, noch immer voller Staunen über die kunstvolle Anordnung der über ganz Rom verstreuten Wegweiser. Berninis Fontana dei Fiumi war der letzte der vier Altäre der Wissenschaft. Noch vor ein paar Stunden hatte Langdon im Pantheon gestanden, überzeugt, dass der Weg der Erleuchtung zerstört war und dass er niemals so weit kommen würde. Was für ein Trugschluss! Tatsächlich war der Weg noch

immer intakt. Erde, Luft, Feuer und Wasser. Langdon war ihm gefolgt vom Anfang bis zum Ende.

Nicht ganz bis zum Ende, rief er sich ins Gedächtnis. Der Weg besaß fünf Stationen. Dieser fünfte Wegweiser deutete irgendwie zum ultimativen Ziel - dem geheimen Nest der Illuminati, der Kirche der Erleuchtung. Langdon fragte sich, ob auch dieses Nest noch existierte. Und er fragte sich, ob es dieses Nest war, wohin der Assassine Vittoria verschleppt hatte.

Ihm wurde bewusst, dass er die Figuren des Brunnens betrachtete, auf der Suche nach einem Hinweis, in welcher Richtung das Nest zu suchen war. Let angels guide you on your lofty quest... Fast im gleichen Augenblick wurde er von Unruhe erfasst. Dieser Brunnen besaß keine Engel. Überhaupt keine. Zumindest keine, die von Langdons Position aus erkennbar gewesen wären. und auch in der Vergangenheit hatte er niemals einen Engel gesehen. Der Vier-Ströme-Brunnen war ein heidnisches Werk. Die Bildhauerei war profan - Menschen, Tiere, selbst ein tölpelhaftes Gürteltier war zu sehen. Ein Engel an dieser Stelle hätte hervorgestochen wie ein geschwollener Daumen.

Bin ich am falschen Ort?, fragte sich Langdon. Er dachte an die kreuzförmige Anordnung der vier Obelisken und ballte die Fäuste. Es muss der Brunnen sein. Erpasst einfach perfekt.

Es war erst zweiundzwanzig Uhr sechsundvierzig, als ein schwarzer Lieferwagen aus einer Gasse auf der gegenüberliegenden Seite der Piazza auftauchte. Langdon hätte ihn keines zweiten Blickes gewürdigt, wäre er nicht ohne jegliche Beleuchtung gefahren. Wie ein Hai in einer mondbeschienenen Bucht, umrundete der Lieferwagen den Perimeter der Piazza.

Langdon kauerte sich tiefer in die Schatten neben der großen Treppe, die hinauf zur Kirche Sant’ Agnese in Agone führte. Er starrte auf den Lieferwagen und spürte, wie sein Puls schneller ging.

Nachdem der Wagen die Piazza zweimal umrundet hatte, bog er nach innen zu Berninis Brunnen ein. Er hielt auf das Bassin zu und bewegte sich parallel zur Beckeneinfassung, bis er Langdon gegenüber hielt. Langdon sah nur die obere Hälfte über dem plätschernden Wasser des Brunnens.

Dunst wirbelte auf.

Langdon hatte eine dunkle Vorahnung. War der Assassine zu früh gekommen? War er tatsächlich in diesem Lieferwagen unterwegs? Langdon hatte eigentlich erwartet, dass der Mörder sein letztes Opfer zu Fuß über die Piazza führen würde, genau wie am Petersplatz, und Langdon so freies Schussfeld eröffnete. Doch falls der Assassine mit dem Lieferwagen gekommen war, hatten sich die Regeln in diesem Augenblick geändert.

Die seitliche Schiebetür wurde geöffnet.

Auf der Ladefläche des Wagens lag ein nackter Mann, seine Gestalt verzerrt vor Schmerz. Der Mann war in dicke Ketten gewickelt. Er kämpfte gegen die eisernen Fesseln an, doch sie waren zu schwer. Eines der Kettenglieder steckte in seinem Mund wie eine Kandare und erstickte seine gequälten Hilferufe. In diesem Augenblick bemerkte Langdon die zweite Gestalt, die sich im Dunkeln hinter ihrem Gefangenen bewegte, als träfe sie letzte Vorbereitungen.

Langdon wusste, dass ihm nur Sekunden zum Handeln blieben.

Er schlüpfte aus seinem Jackett, legte es zu Boden und nahm die Pistole. Er wollte weder von der schweren Jacke behindert werden, noch hatte er die Absicht, die Seite aus Galileos Diagramma mit in die Nähe des Wassers zu nehmen. Das Dokument würde bleiben, wo es war - halbwegs sicher, doch in jedem Fall trocken.

Langdon huschte nach rechts und umrundete den Brunnen, bis er sich direkt gegenüber dem Lieferwagen befand. Der massive

Mittelblock versperrte ihm die Sicht. Aufrecht rannte er auf den Brunnen zu in der Hoffnung, das rauschende Wasser würde seine Schritte übertönen. Als er den Brunnen erreichte, kletterte er über die Beckeneinfassung und ließ sich ins schäumende Wasser hinunter.

Es war hüfthoch und kalt wie Eis. Langdon biss die Zähne zusammen und watete vorwärts. Der Boden war schlüpfrig, und das Vorankommen wurde doppelt erschwert durch eine Schicht von Münzen, die Besucher als Glücksbringer ins Wasser warfen. Rings um ihn stieg Dunst auf, und Langdon fragte sich, ob es Kälte war oder Furcht, die die Pistole in seiner Hand zittern ließ.

Er tastete sich am Brunnenrand nach links und watete voran, so schnell er konnte, während er sich in der Deckung der Marmorgestalten hielt. Hinter der massigen Form eines Pferdes hielt er inne und spähte zum Wagen. Er stand keine fünfzehn Meter entfernt. Der Assassine kauerte auf der Ladefläche und hantierte an den Ketten, mit denen er den Kardinal gefesselt hatte. Er machte Anstalten, seinen Gefangenen aus der offenen Tür direkt in den Brunnen zu rollen.

Hüfthoch im Wasser, hob Robert Langdon die Pistole und trat vor. »Keine Bewegung!«, rief er. Seine Stimme klang fester, als er geglaubt hätte.

Der Assassine sah überrascht auf. Einen Augenblick lang schien er erschrocken, als sähe er einen Geist. Dann schürzte er die Lippen zu einem hinterhältigen Grinsen, während er die Hände hob, um sich zu ergeben. »So geht es im Leben.«

»Steigen Sie aus dem Wagen.«

»Sie sehen nass aus.«

»Sie sind zu früh.«

»Ich brenne darauf, zu meiner Beute zurückzukehren.«

Langdon hob die Waffe. »Ich werde nicht zögern zu schießen.« »Sie haben bereits gezögert.«

Langdons Finger krümmte sich um den Abzug. Der Kardinal zu den Füßen des Mörders rührte sich nicht mehr. Er sah erschöpft aus, als hätte er sich in sein Schicksal ergeben. »Binden Sie ihn los.«