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»Vergessen Sie ihn. Sie sind wegen der Frau gekommen. Tun Sie nicht so, als wäre es anders.«

Langdon kämpfte gegen das Verlangen, es an Ort und Stelle zu beenden. »Wo ist sie?«

»An einem sicheren Ort. Sie wartet auf meine Rückkehr.«

Sie lebt also noch. Langdon spürte neue Hoffnung in sich aufkeimen. »In der Kirche der Erleuchtung?«

Der Mörder grinste. »Sie werden diesen Ort niemals finden.«

Langdon konnte es kaum glauben. Die Kirche existiert also immer noch! Das Nest der Illuminati ist noch intakt! Er zielte mit der Waffe auf den Mörder. »Wo?«

»Der genaue Ort ist jahrhundertelang geheim geblieben Selbst ich erfuhr erst kürzlich von seiner Existenz. Ich würde eher sterben, als das Vertrauen zu enttäuschen, das in mich gesetzt wurde.«

»Ich finde den Ort auch ohne Sie.«

»Ein arroganter Gedanke.«

Langdon deutete mit dem Lauf der Waffe auf den Brunnen »Ich bin immerhin bis hierher gekommen.«

»Das sind viele andere auch. Der letzte Schritt ist der schwerste.«

Langdon trat einen unsicheren Schritt vor. Der Untergrund war wirklich glitschig. Der Assassine wirkte gelassen, wie er dort mit erhobenen Händen auf der Ladefläche des Lieferwagens kauerte. Langdon zielte auf seine Brust und fragte sich einmal mehr, ob er nicht einfach schießen und der Sache ein Ende bereiten sollte. Nein. Er weiß, wo Vittoria steckt. Und er weiß, wo die Antimaterie zu finden ist. Ich brauche Informationen!

Aus der Dunkelheit des Lieferwagens starrte der Hashishin sein Gegenüber an und empfand Erheiterung und Mitleid. Der Amerikaner war mutig, das hatte er bewiesen. Doch er war nicht trainiert, das hatte er ebenfalls bewiesen. Mut ohne Erfahrung war Selbstmord. Es gab Regeln für das Überleben. Uralte Regeln. Und der Amerikaner brach jede einzelne.

Du hattest den Vorteil auf deiner Seite, das Überraschungsmoment, aber du hast es vermasselt.

Der Amerikaner war unschlüssig. Wahrscheinlich hoffte er auf Verstärkung. oder auf einen Versprecher seitens des Hashishin, der wichtige Informationen enthüllen würde.

Verhöre deinen Gegner niemals, bevor du ihn unschädlich gemacht hast. Ein in die Ecke gedrängter Feind ist ein tödlicher Feind.

Der Amerikaner redete schon wieder. Plänkelte. Manövrierte.

Fast hätte der Hashishin laut aufgelacht. Das hier ist keiner von deinen Hollywoodfilmen... hier gibt es keine lange Diskussion hinter vorgehaltener Waffe, bevor der letzte Vorhang fällt. Das ist das Ende. Jetzt!

Ohne den Blickkontakt zu dem Amerikaner zu unterbrechen, tastete der Hashishin an der Decke des Lieferwagens entlang, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Er starrte dem Amerikaner ins Gesicht. Dann handelte er.

Die Bewegung kam völlig unerwartet. Für einen Augenblick dachte Langdon, die Gesetze der Physik hätten aufgehört zu existieren. Der Assassine schien schwerelos in der Luft zu schweben, als seine Beine unter ihm hervorschossen und die Stiefel die Seite des in Ketten liegenden Kardinals trafen. Der Körper flog aus der Tür und landete im Brunnen, wo er sofort versank.

Langdon wurde von einem Schwall Wasser getroffen und erkannte zu spät, was geschehen war. Der Mörder hatte sich an einer der Dachstreben des Lieferwagens festgehalten, um sich nach draußen zu schwingen. Langdon blinzelte das Wasser aus den Augen und sah, wie der Mörder durch die Gischt hindurch mit den Füßen voran auf ihn zusegelte.

Langdon feuerte. Die Kugel traf die Spitze des linken Stiefels. Fast im gleichen Augenblick trafen die Absätze der Stiefel Langdon an der Brust und stießen ihn mit Wucht zurück.

In einer Fontäne aus Blut und Wasser tauchten die beiden Männer unter.

Das eisige Wasser hüllte Langdon ein, und seine erste Empfindung war Schmerz. Dann meldete sich der Überlebensinstinkt. Er hatte die Waffe verloren. Er tauchte tief hinunter und tastete über den Boden. Seine Hände berührten Metall. Münzen. Er ließ sie fallen und öffnete die Augen. Das von Unterwasserscheinwerfern erleuchtete Becken kochte wie ein eisiger Jacuzzi.

Trotz seines Luftmangels blieb Langdon unter Wasser und in Bewegung. Er wusste nicht, aus welcher Richtung der nächste Angriff kommen würde, doch er musste die Waffe finden! Fieberhaft tastete er mit den Händen um sich.

Du bist im Vorteil, sagte er sich immer wieder. Du bist in deinem Element. Selbst in einem voll gesogenen Rollkragenpullover war Langdon ein schneller und beweglicher Schwimmer. Du bist im Wasser zu Hause!

Als Langdons Fingerspitzen ein zweites Mal Metall berührten, war er sicher, dass das Glück nun auf seiner Seite stand. Der Gegenstand in seinen Händen fühlte sich nicht nach Münzen an. Er zerrte daran und stellte überrascht fest, dass er nicht nachgab. Das Objekt war zu schwer.

Noch bevor Langdon über dem sich windenden Kardinal war, erkannte er, dass er ein Stück der Kette gefunden hatte, die den

Mann nach unten zerrte. Er verharrte einen Augenblick reglos, als er das in Todesangst verzerrte Gesicht sah, das ihn vom Boden des Brunnens anstarrte.

Angetrieben von der Erkenntnis, dass der Kardinal noch lebte, griff Langdon nach unten und packte die Ketten in dem Versuch, den Mann zur Wasseroberfläche zu zerren. Langsam gab der schwere Körper nach. wie ein Schiffsanker. Langdon zog noch fester.

Als der Kopf des Kardinals die Wasseroberfläche durchbrach, atmete der alte Mann ein paar Mal verzweifelt, dann kippte er wie ein Kegel um und versank wie ein Stein, ohne dass Langdon ihn hätte halten können.

Langdon tauchte ihm hinterher, die Augen weit aufgerissen in der schäumenden trüben Flut. Er fand den Kardinal. Als er die Ketten diesmal zu packen bekam, verrutschten sie über der Brust des alten Mannes. und enthüllten ein Brandmal im nackten, geschundenen Fleisch.

Einen Augenblick später kamen zwei schwere Stiefel in Sicht. Aus einem sprudelte Blut.

Kapitel 103.

Als Wasserpolospieler hatte Robert Langdon eine ganze Reihe von Unterwasserkämpfen hinter sich gebracht. Die rücksichtslose Wildheit unter der Oberfläche, wo die Augen der Schiedsrichter nicht hinschauen konnten, war den schlimmsten Fouls in anderen Sportarten ebenbürtig. Langdon „war getreten, gekratzt und einmal sogar von einem frustrierten Verteidiger gebissen worden, weil er sich ständig seinem Griff entzogen hatte.

Doch jetzt war er im eisigen Wasser von Berninis Brunnen, Tausende von Meilen vom Wettkampfbecken in Harvard entfernt. Dieser Kampf war kein Spiel, sondern ein Kampf ums nackte Überleben. Es war das zweite Mal, dass der Assassine und Langdon gegeneinander antraten. Kein Schiedsrichter, keine Revanche. Die Arme, die ihn nach unten drückten und an den Boden des Beckens fesselten, besaßen eine Kraft, die keinen Zweifel an ihrer tödlichen Absicht ließ.

Instinktiv drehte sich Langdon wie ein Torpedo um die eigene Achse. Du musst den Griff sprengen! Doch der Assassine drehte ihn wieder zurück. Er genoss einen Vorteil, den kein Verteidiger beim Polospiel je hatte - er stand mit beiden Beinen auf festem Boden. Langdon spannte sich an, versuchte, die Beine unter den Leib zu ziehen. Der Assassine schien hauptsächlich mit einer Hand zu drücken, dennoch war sein Griff eisern.

In diesem Augenblick erkannte Langdon, dass er es nicht schaffen würde. Er tat das Einzige, das ihm einfiel. Er gab seine Bemühungen auf. Wenn du nicht nach Norden kannst, dann versuche es im Osten. Er nahm seine letzten verbliebenen Kräfte zusammen und stieß sich ab, während er die Arme in einem unbeholfenen Schmetterlingsschlag unter sich zog. Er schoss vor.