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Der Kampf würde nicht lange dauern. Der Assassine war ein tödlicher Gegner. In rasender Wut sprang er Vittoria an. Sie versuchte auszuweichen, doch dann war er über ihr, packte die Fackel, um sie ihr zu entreißen. Langdon wartete keine Sekunde.

Mit aller verbliebenen Kraft hämmerte er die Faust in die versengte Stelle im Rücken des anderen.

Der Schrei war so laut, dass er über ganz Rom zu hallen schien.

Der Assassine krümmte sich starr vor Schmerz nach hinten und löste seinen Griff um die Fackel. Vittoria stieß ihm die brennende Spitze ins Gesicht. Es gab ein lautes Zischen, als sie das linke Auge des Assassinen traf. Er schrie erneut und riss abwehrend die Hände hoch.

»Auge um Auge«, zischte Vittoria. Diesmal schwang sie die Fackel wie einen Knüppel, und als sie traf, stolperte der Assassine rückwärts gegen die Balustrade. Langdon und Vittoria warfen sich gleichzeitig mit aller Macht auf ihn. Der Assassine kippte hintenüber und stürzte in die Nacht. Er schrie nicht mehr. Das einzige Geräusch war das scheußliche Knacken von Knochen, als er tief unten auf einem Stapel Kanonenkugeln landete.

Langdon wandte sich um und sah Vittoria überrascht an. Das Seil hing noch immer schlaff um ihre Taille und die Schultern. Ihre Augen loderten wie ein infernalisches Feuer.

»Auch Houdini konnte Yoga.«

Kapitel 109.

Die Wand aus Schweizergardisten auf dem Petersplatz zog sich auseinander. Befehle wurden gebrüllt, und die Männer versuchten, die Menschenmassen in eine sichere Entfernung zurückzudrängen. Vergebens. Es waren zu viele, und sie waren viel zu fasziniert vom drohenden Untergang des Vatikans, um sich Sorgen wegen ihrer eigenen Sicherheit zu machen. Die riesigen Bildschirme übertrugen inzwischen live den Countdown des Antimateriebehälters, den die gestohlene Sicherheitskamera sendete - mit Einverständnis des Camerlengos. Doch das Bild des Countdown trug nicht dazu bei, die Menge zu vertreiben, im Gegenteil. Die Menschen auf dem Platz sahen den winzigen Tropfen, der scheinbar im Nichts schwebte, und hielten ihn offenbar für nicht so gefährlich, wie man sie glauben machen wollte. Das Display zeigte nur noch wenig mehr als fünfundvierzig Minuten bis zur Annihilation. Reichlich Zeit also, um das Spektakel zu verfolgen.

Die Schweizergardisten waren einmütig der Meinung, dass die mutige Entscheidung des Camerlengos, vor die Welt respektive die Medien zu treten und die Wahrheit zu verkünden, um anschließend Beweise für den ruchlosen Verrat der Illuminati zu präsentieren, ein kluger Schachzug gewesen war. Ohne Zweifel hatten die Illuminati geglaubt, dass der Vatikan im Angesicht des Feindes seine übliche schweigsame Zurückhaltung wahren würde. Nicht so in dieser Nacht. Camerlengo

Carlo Ventresca hatte sich als ein eindrucksvoller Gegenspieler erwiesen.

In der Sixtinischen Kapelle wurde Kardinal Mortati allmählich ruhelos. Es war nach dreiundzwanzig Uhr fünfzehn. Viele Kardinale beteten noch. Andere hatten sich um den

Ausgang geschart und zeigten unverkennbar Sorge ob der fortgeschrittenen Zeit. Einige fingen an, mit den Fäusten gegen die Tür zu klopfen.

Leutnant Chartrand, der vor der Kapelle Dienst verrichtete, wusste nicht, wie er reagieren sollte. Er schaute auf die Uhr. Es war Zeit. Hauptmann Rocher hatte die strikte Anweisung gegeben, dass die Kardinale nicht nach draußen gelassen werden sollten, bis er es sagte.

Das Klopfen an der Tür wurde drängender, und Chartrands Unruhe wuchs. Er fragte sich, ob der Hauptmann es vielleicht vergessen hatte. Seit jenem mysteriösen Anruf verhielt Rocher sich sehr merkwürdig.

Chartrand zog langsam sein Walkie-Talkie hervor. »Herr Hauptmann? Hier ist Leutnant Chartrand. Wir sind bereits über die Zeit. Soll ich die Sixtinische Kapelle jetzt aufsperren?«

»Die Tür bleibt verschlossen! Ich muss mich wohl nicht wiederholen, Leutnant.«

»Nein, Herr Hauptmann. Es ist nur.«

»Unser Gast trifft in Kürze ein, Leutnant. Nehmen Sie ein paar Männer mit nach oben, und postieren Sie sie vor dem Amtszimmer des Papstes. Lassen Sie den Camerlengo nirgendwo hingehen.«

»Verzeihung, Herr Hauptmann?«

»Verstehen Sie meinen Befehl nicht, Leutnant Chartrand?«

»Doch, Herr Hauptmann. Ich bin schon unterwegs.«

Im Amtszimmer des Papstes starrte der Camerlengo in stiller Meditation ins Feuer. Gib mir Kraft, Herr. Lass ein Wunder geschehen. Er stocherte in der Glut und fragte sich, ob er die Nacht überleben würde.

Kapitel 110.

Dreiundzwanzig Uhr dreiundzwanzig.

Zitternd stand Vittoria auf dem Balkon des Castel Sant’ Angelo und sah hinaus auf das nächtliche Rom. Ihre Augen waren tränenfeucht. Sie sehnte sich danach, Robert zu umarmen, doch sie konnte nicht. Ihr Körper fühlte sich taub an. Langsam wich das Adrenalin aus ihr, und ihr Puls normalisierte sich. Der Mann, der ihren Vater ermordet hatte, lag tief unter ihr tot am Boden, doch beinahe wäre auch sie ihm zum Opfer gefallen.

Langdons Hand berührte ihre Schulter, und die Wärme schien das Eis auf magische Weise zu vertreiben. Sie erschauerte, der Nebel lichtete sich, und sie wandte sich zu ihm um. Robert sah schrecklich aus - durchnässt und zerschunden. Er war offensichtlich durch die Hölle gegangen, um sie zu retten.

»Danke.«, flüsterte sie.

Langdon schenkte ihr ein erschöpftes Lächeln und erinnerte sie daran, dass eigentlich sie es war, die Dank verdiene - ihre Fähigkeit, die Schultern praktisch auszukugeln, hatte sie beide gerettet. Vittoria wischte sich die Tränen aus den Augen. Sie hätte für immer dort bei ihm stehen können, doch ihre Atempause war nur kurz.

»Wir müssen weg von hier«, sagte Langdon.

Vittorias Gedanken waren auf der anderen Seite der Stadt, beim Vatikan. Das kleinste Land der Erde lag beunruhigend nahe und erstrahlte im Licht Hunderter Scheinwerfer. Zu ihrem Entsetzen drängte sich auf dem Petersplatz eine gewaltige Menschenmenge! Die Schweizergarde hatte nur den Bereich direkt vor dem Dom räumen können - weniger als ein Drittel des Platzes. Die Menschen drängten sich immer dichter zusammen; die vorderen wichen vor den Schweizergardisten

zurück, die hinteren drängten auf den Platz, um mehr zu sehen, und versperrten den anderen den Fluchtweg. Sie sind zu nah, dachte Vittoria. Viel zu nah!

»Ich muss zurück«, sagte Robert tonlos.

Vittoria starrte ihn ungläubig an. »In den Vatikan?«

Langdon berichtete ihr von dem Samariter und dem ungeheuerlichen Täuschungsmanöver, das die Illuminati geplant hatten. Ihr Anführer, ein Mann namens Janus, würde persönlich kommen, um den Camerlengo zu brandmarken. Eine letzte, endgültige Demütigung.

»Niemand in der Vatikanstadt weiß davon«, sagte Langdon. »Ich kann nicht anrufen, um sie zu warnen. Die Leitungen sind alle tot. Dieser Janus kann jeden Augenblick dort eintreffen. Ich muss die Schweizergarde warnen, bevor man ihn hereinlässt.«

»Aber Sie schaffen es niemals durch diese Menschenmassen!«

Langdons Antwort klang zuversichtlich. »Es gibt einen Weg. Vertrauen Sie mir.«

Offensichtlich wusste er wieder einmal mehr als sie. »Ich komme mit.«

»Nein. Warum sollten wir beide unser Leben riskieren.«

»Ich muss einen Weg finden, diese Leute da wegzuschaffen! Sie schweben in größter Gefahr.«

Genau in diesem Augenblick begann der Balkon, auf dem sie standen, zu vibrieren. Ein dumpfes Rumpeln ließ die gesamte Engelsburg in den Grundmauern erzittern. Aus Richtung des Petersplatzes erstrahlte blendendes Licht. Vittoria hatte nur einen Gedanken: O Gott! Die Antimaterie ist vorzeitig

hochgegangen!

Doch statt einer Explosion flammte ein weiteres Trommelfeuer von Scheinwerfern auf, die sich auf Langdon und Vittoria zu richten schienen. Lauter Jubel schallte von den