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Geschichte des Konklaves beispiellosen Einmütigkeit.«

Während Chinita filmte, wurde sie allmählich ruhiger. Günther schien sich heute überraschend professionell zu verhalten. Sogar nüchtern. Zum ersten Mal in seinem Leben klang er tatsächlich wie ein richtiger Reporter und sah auch so aus.

»Wie wir schon früher berichtet haben«, fuhr Günther fort, und seine Stimme gewann genau im richtigen Augenblick an Eindringlichkeit, »gibt es seitens des Vatikans noch keinerlei Presseverlautbarung betreffend die wundersamen Ereignisse der vergangenen Nacht.«

Gut. Chinitas Nervosität ließ weiter nach. So weit, so gut.

Günthers Gesichtsausdruck wurde sorgenvoll. »Obwohl die vergangene Nacht eine Nacht der Wunder war, war sie auch eine Nacht der Tragödien. Vier Kardinale sind im Verlauf des gestrigen Konflikts gestorben, zusammen mit dem Kommandanten der Schweizergarde, Oberst Olivetti, und seinem Stellvertreter, Hauptmann Rocher. Beide starben in Erfüllung ihrer Pflicht. Außerdem fand Leonardo Vetra den Tod, der berühmte Physiker und Pionier der Antimaterie, sowie Maximilian Kohler, der Generaldirektor von CERN, der allem Anschein nach dem Vatikan zu Hilfe kommen wollte und dabei starb. Es gibt noch keinen offiziellen Bericht über Kohlers Tod, doch man geht davon aus, dass er an den Folgen einer langen, schweren Krankheit starb.«

Chinita nickte. Der Bericht gewann an Qualität, genau wie sie es besprochen hatten.

»Infolge der gewaltigen Explosion am Himmel über dem Vatikan in der vergangenen Nacht wurde CERNs AntimaterieTechnologie zum Thema Nummer eins unter den Wissenschaftlern weltweit. Es erhitzt die Gemüter und führt zu kontroversen Meinungen. In einer Verlautbarung, verlesen von Mr. Kohlers Sekretärin in Genf, Miss Sylvie Baudeloque, heißt es, dass die Leitung von CERN- trotz aller Begeisterung über die Möglichkeiten der Antimaterie jegliche Forschung und sämtliche Lizenzierungen auf diesem Gebiet suspendieren wird, bis weitere Untersuchungen die Sicherheit betreffend durchgeführt wurden.«

Ausgezeichnet, dachte Chinita. Und jetzt zum Ende.

»Auf den Bildschirmen«, fuhr Günther Glick fort, »wird jedoch das Gesicht Robert Langdons vermisst. Der berühmte Symbolologe aus Harvard traf gestern in der Vatikanstadt ein, um die Autoritäten mit seinem Fachwissen zu unterstützen. Ursprünglich wurde vermutet, dass er bei der AntimaterieExplosion ums Leben kam, doch inzwischen gibt es Berichte aus zuverlässiger Quelle, dass Langdon nach der Explosion auf dem Petersplatz gesehen wurde. Wie er dort hingekommen ist, steht noch nicht fest. auch wenn ein Sprecher des Ospedale Tiberina behauptet, dass Mr. Langdon kurz nach Mitternacht vom Himmel in den Tiber gefallen und ans Ufer der Klinik gespült worden sei, wo man ihn kurz behandelt und dann wieder entlassen habe.« Glick blickte mit hochgezogenen Augenbrauen in die Kamera. »Falls diese Geschehnisse sich tatsächlich so zugetragen haben, war gestern ohne jeden Zweifel eine Nacht der Wunder.«

Perfekt! Chinita grinste übers ganze Gesicht. Ein tadelloser Bericht. Jetzt komm zum Schluss!

Doch Glick dachte nicht daran. Stattdessen zögerte er einen Augenblick und trat dann einen Schritt auf die Kamera zu. Auf seinem Gesicht erschien ein geheimnisvolles Lächeln. »Bevor wir uns aus Rom verabschieden.«, begann er.

Nein!

». würde ich gerne mit einem Gast sprechen, der eigens aus diesem Grunde zu uns gekommen ist.«

Chinita erstarrte hinter der Kamera. Ein Gast? Was hat er vor? Was für ein Gast? Mach Schluss, verdammt! Doch sie

wusste, dass es zu spät war. Glick hatte es tatsächlich geschafft!

»Der Gast, den ich Ihnen vorstellen möchte«, fuhr Günther fort, »ist Amerikaner. Ein bekannter Wissenschaftler.«

Chinita hielt den Atem an, als Glick sich zu der kleinen Menschenmenge hinter ihnen wandte und seinem Gast bedeutete vorzutreten. Chinita sandte ein leises Stoßgebet zum Himmel. Gütiger Gott, lass ihn Robert Langdon gefunden haben... alles, nur nicht einen von diesen verrückten Illuminati-Verschwörungstheoretikern.

Doch als Günthers Gast vortrat, erkannte Chinita, dass es nicht Robert Langdon war, sondern ein kahlköpfiger Mann in Bluejeans und Flanellhemd. Er ging an einem Stock und trug eine dicke Brille. Chinita spürte, wie Entsetzen in ihr aufstieg. Ein Irrer!

»Darf ich Ihnen«, verkündete Günther Glick, »den bekannten Gelehrten Dr. Joseph Vanek von der De Paul University in Chicago vorstellen? Dr. Vanek ist Fachmann für Kirchenrecht.«:

Chinita war unschlüssig, während der Kahlkopf zu Günther vor die Kamera trat. Dr. Vanek war zumindest kein Konspirationstheoretiker; sie hatte seinen Namen tatsächlich bereits irgendwo gehört.

»Dr. Vanek«, begann Günther. »Sie verfügen über einige verblüffende Informationen das Konklave der vergangenen Nacht betreffend.«

»In der Tat«, antwortete Vanek. »Nach einer Nacht voller Überraschungen wie der gestrigen ist es schwer vorstellbar, dass noch weitere Überraschungen übrig wären. und doch.«Er zögerte.

Günther lächelte ihn aufmunternd an. »Und doch hat sich etwas sehr Eigenartiges zugetragen, wollten Sie sagen?«

Vanek nickte. »Ja. So verwunderlich es für die meisten klingen mag, ich glaube, das Kollegium der Kardinale hat in der

vergangenen Nacht zwei Päpste gewählt, ohne es zu wissen.«

Chinita hätte fast die Kamera fallen gelassen.

Glick lächelte. »Zwei Päpste, sagen Sie?«

Der Gelehrte nickte. »Ja. Lassen Sie mich zuerst erwähnen, dass ich meine gesamte wissenschaftliche Karriere mit dem Studium der Gesetze zur Wahl des Papstes verbracht habe. Die Judikative des Konklaves ist extrem komplex, und vieles ist heutzutage in Vergessenheit geraten oder wird ignoriert. Wahrscheinlich weiß nicht einmal der päpstliche Zeremonienmeister von dem, was ich nun sage. Nichtsdestotrotz. nach den alten, vergessenen Gesetzen des Konklaves, niedergeschrieben in den Romano Pontifici Eligendo Numero 63... ist der Urnengang nicht die einzige Methode, mit der ein Papst gewählt werden kann. Es gibt eine andere, mehr göttliche Methode, die sich>Akklamation durch Adoration<nennt.« Er zögerte. »Genau das hat sich gestern Nacht ereignet.«

Gunter warf seinem Gast einen fragenden Blick zu. »Bitte fahren Sie fort, Dr. Vanek.«

»Wie Sie sich vielleicht erinnern«, fuhr der Gelehrte fort, »stand Camerlengo Carlo Ventresca gestern Nacht auf dem päpstlichen Balkon, als die Kardinale hier unten auf dem Platz, das gesamte Kollegium, seinen Namen zu rufen begann.«

»Ja, ich erinnere mich.«

»Mit diesem Bild vor Augen möchte ich wörtlich aus den alten Gesetzen zitieren.« Der Gelehrte zog einige Papiere aus der Tasche, räusperte sich und begann zu lesen. >»Akklamation durch Adoration findet statt, wenn. sämtliche Kardinale wie durch Inspiration durch den Heiligen Geist, frei und spontan, einmütig und laut den Namen eines Individuums proklamieren!«

Günther lächelte. »Also sagen Sie, dass die Kardinale, als sie gestern Nacht den Namen des Camerlengos Carlo Ventresca riefen, ihn damit tatsächlich zum Papst erwählt haben?«

»Genau. Mehr noch, das Gesetz besagt, dass die Akklamation durch Adoration jegliche Erfordernisse für die Wählbarkeit aufhebt und gestattet, dass jeder Geistliche gewählt werden darf, sei er ein gewöhnlicher Priester, Bischof oder Kardinal. Wie Sie also sehen, war der Camerlengo durchaus qualifiziert, um durch Adoration zum Papst erwählt zu werden.« Dr. Vanek blickte direkt in die Kamera. »Die Tatsachen sind wie folgt. Carlo Ventresca wurde gestern Nacht zum Papst gewählt. Er war genau siebzehn Minuten lang Oberhaupt der katholischen Kirche. Wäre er nicht auf wunderbare Weise in einer Feuersäule in den Himmel gefahren, würde er nun in den vatikanischen Höhlen bei den übrigen Päpsten begraben.«