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seine Behauptung ernst gemeint war.

»Ich muss Sie treffen«, beharrte die Stimme. »Es geht um eine Angelegenheit, die wir nicht am Telefon besprechen können. Die Forschungseinrichtung liegt nur eine Flugstunde von Boston entfernt.«

Langdon stand im schwachen Licht seines Arbeitszimmers und betrachtete erneut das Fax in seiner Hand. Das Bild war überwältigend. Wahrscheinlich war es die epigrafische Entdeckung des Jahrhunderts. Dieses eine Symbol - falls es echt war bestätigte ein ganzes Jahrzehnt seiner Forschungen.

»Es ist von äußerster Wichtigkeit!«, drängte die Stimme.

Langdons Blick ruhte auf dem Brandmal. Illuminati, las er immer und immer wieder. Bis zum heutigen Tag hatte seine Arbeit auf dem symbolologischen Äquivalent von Fossilien beruht - alten Dokumenten und historischem Material -, doch dieses Bild hier stammte aus der Gegenwart. Präsens. Er fühlte sich wie ein Paläontologe, der unvermittelt einem lebenden Dinosaurier gegenübersteht.

»Ich war so frei, Ihnen ein Flugzeug zu schicken«, sagte die Stimme. »Es wird in etwa zwanzig Minuten in Boston landen.«

Langdon spürte, wie sein Mund trocken wurde. Eine Flugstunde...

»Bitte verzeihen Sie meine Vermessenheit«, fuhr die Stimme fort, »aber ich brauche Sie hier.«

Langdon starrte erneut auf das Fax. Ein alter Mythos, der auf diesem Schwarzweißbild seine Bestätigung gefunden hatte. Die Schlussfolgerungen waren beängstigend. Abwesend starrte er durch das Erkerfenster nach draußen. Das erste Licht des heraufdämmernden Morgens schimmerte durch die Birken in seinem Garten, doch diesmal sah es irgendwie anders aus. Während eine eigenartige Mischung von Furcht und Aufregung in ihm aufstieg, wurde ihm bewusst, dass er überhaupt keine Wahl hatte.

»Sie haben gewonnen«, sagte er schließlich. »Sagen Sie mir, wie ich zu diesem Flugzeug komme.«

Kapitel 3.

Tausende von Meilen entfernt trafen sich zwei Männer. Das Zimmer war düster. Mittelalterlich. Nackter Stein.

»Benvenuto«, sagte der Auftraggeber. Er saß im Schatten, fast unsichtbar. »Waren Sie erfolgreich?«

»Si«, antwortete die dunkle Gestalt. »Perfettamente.« Ihre Aussprache war so hart wie die Steinwände.

»Und es wird keinen Zweifel geben, wer verantwortlich ist?«

»Keinen.«

»Ausgezeichnet. Haben Sie, was ich wollte?«

Die Augen des Killers glitzerten schwarz wie Öl. Er nahm ein schweres elektronisches Gerät und stellte es auf den Tisch.

Der Mann im Schatten schien erfreut. »Sie haben Ihre Sache gut gemacht.«

»Es ist mir eine Ehre, der Bruderschaft zu dienen«, erwiderte der Killer.

»Phase zwei beginnt in Kürze. Ruhen Sie sich aus. Heute Nacht verändern wir den Lauf der Welt.«

Kapitel 4.

Robert Langdons Saab 900S schoss durch den Callahan Tunnel und kam auf der Ostseite des Boston Harbour ganz in der Nähe der Einfahrt zum Logan Airport wieder hervor. Nach kurzer Orientierung fand Langdon die Aviation Road und bog hinter den alten Gebäuden der Eastern Airlines links ab. Dreihundert Meter weiter ragte ein Hangar in der Dunkelheit auf. Er war mit einer großen »4« gekennzeichnet. Langdon steuerte auf den Parkplatz und stieg aus dem Wagen.

Ein rundgesichtiger Mann in einem blauen Fliegeranzug kam hinter dem Gebäude hervor. »Robert Langdon?«, rief er. Die Stimme des Mannes klang freundlich Er besaß einen Akzent, den Langdon nicht einzuordnen vermochte.

»Das bin ich«, antwortete Langdon und verschloss seinen Wagen.

»Perfektes Timing«, sagte der Mann. »Ich bin eben erst gelandet. Folgen Sie mir bitte.«

Sie umrundeten das Gebäude, und in Langdon wuchs die Anspannung. Er war nicht an rätselhafte Telefonanrufe und geheime Treffen mit Fremden gewöhnt. Da er nicht gewusst hatte, was ihn erwartete, hatte er seine übliche Vorlesungsgarderobe gewählt - eine strapazierfähige Baumwollhose, einen Rollkragenpullover und ein Jackett aus Harris-Tweed. Während er dem Piloten folgte, musste er erneut an das Fax in seiner Jackentasche denken - er konnte immer noch nicht glauben, was auf dem Bild zu sehen war.

Der Pilot schien Langdons Besorgnis zu spüren. »Fliegen bereitet Ihnen doch keine Probleme, Sir?«

»Überhaupt nicht«, antwortete Langdon. Leichen mit Brandmalen sind ein Problem für mich, aber fliegen? Damit

komme ich klar.

Der Mann führte Langdon um den gesamten Hangar herum. Sie erreichten die Ecke, und vor ihnen erstreckte sich das Rollfeld.

Als Langdon das auf dem Vorfeld parkende Flugzeug sah, blieb er wie angewurzelt stehen. »Wir fliegen mit dieser Maschine?«

Der Mann grinste. »Gefällt sie Ihnen?«

Langdon starrte das Flugzeug sprachlos an. »Ob es mir gefällt? Was zur Hölle ist das?«

Das Flugzeug war riesig. Es erinnerte vage an ein Space Shuttle, mit dem Unterschied, dass die Oberseite völlig flach war. Wie es dort auf dem Rollfeld stand, sah es wie ein gewaltiger Keil aus. Langdons erster Gedanke war, dass er träumen musste. Dieses Gebilde sah aus, als wäre es ungefähr so flugtauglich wie eine Buick-Limousine. Flügel gab es praktisch nicht, nur winzige Stummelfinnen am hinteren Ende des Rumpfs. Zwei Seitenruder ragten aus dem Heck. Der Rest der Maschine war Rumpf - ungefähr sechzig Meter Länge insgesamt - , fensterloser, nackter Rumpf.

»Zweihundertfünfzigtausend Kilo voll betankt«, erklärte der Pilot wie ein Vater, der stolz von seinem Neugeborenen spricht. »Fliegt mit flüssigem Wasserstoff. Der Rumpf besteht aus einer Titan-Siliziumcarbid-Matrix. Die Lady besitzt ein SchubGewichtsverhältnis von zwanzig zu eins. Die meisten Jets schaffen höchstens sieben zu eins. Der Direktor muss es wirklich verflixt eilig haben, Sie zu sehen. Normalerweise schickt er nicht die große Lady hier.«

»Dieses Ding fliegt ?«, fragte Langdon.

Der Pilot lächelte. »O ja.« Er führte Langdon über den Beton zu dem Flugzeug. »Sieht ziemlich verblüffend aus, ich weiß, aber daran gewöhnen Sie sich besser. In fünf Jahren sehen Sie nur noch diese Babys. HSCTs, High Speed Civil Transports.

Unsere Einrichtung gehört zu den ersten, die über so eine Hoc hgeschwindigkeitsmaschine verfügen.«

Muss ja eine wahnsinnig wichtige Einrichtung sein, dachte Langdon.

»Das hier ist ein Prototyp einer Boeing X-33«, fuhr der Pilot fort. »Inzwischen gibt es Dutzende anderer Entwicklungen das National Aero Space Plane, den Scramjet der Russen, das HOTOL der Engländer. Das dort ist die Zukunft; es dauert nur noch kurze Zeit, bis diese Flugzeuge zum Standard gehören. Konventionelle Jets sind jedenfalls Schnee von gestern.«

Misstrauisch starrte Langdon zu dem Flugzeug hoch. »Ich denke, ich ziehe konventionelle Jets vor.«

Der Pilot deutete auf die Gangway. »Hier entlang bitte, Mr. Langdon. Und passen Sie auf, wo Sie hintreten.«

Minuten später saß Langdon in einer leeren Kabine. Der Pilot schnallte ihn in der vordersten Reihe an und verschwand im Cockpit.

Die Kabine sah der Flugzeugkabine eines gewöhnlichen kommerziellen Passagierflugzeugs verblüffend ähnlich - mit der einzigen Ausnahme, dass es keine Fenster gab, sehr zu Langdons Beunruhigung. Er hatte sein Leben lang unter einer schwach ausgeprägten Klaustrophobie gelitten - die Folge eines Kindheitserlebnisses, das er niemals ganz überwunden hatte.

Langdons Aversion gegen geschlossene Räume war keineswegs so schlimm, dass sie ihn schwächte, doch es war eine frustrierende Angelegenheit. Sie manifestierte sich auf vielfache und subtile Weise. Er mied Sportarten, die in geschlossenen kleinen Hallen stattfanden - Badminton oder Squash, zum Beispiel -, und er hatte ohne mit der Wimper zu zucken ein kleines Vermögen für sein luftiges viktorianisches Haus mit den hohen Zimmern gezahlt, obwohl die Fakultät preiswerte Wohnungen und Häuser anbot. Langdon vermutete, dass auch sein aus der Jugend stammendes Interesse an der