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Kunst seiner Liebe für die weiten, offenen Räume von Museen entsprang.

Die Motoren des Flugzeugs erwachten brüllend zum Leben und sandten ein dumpfes Vibrieren durch den gesamten Rumpf. Langdon schluckte mühsam und wartete. Er spürte, wie das Flugzeug sich in Bewegung setzte. Aus den Deckenlautsprechern drang leise Country-Musik.

Ein Telefon an der Wand neben ihm summte zweimal. Langdon nahm den Hörer ab. »Hallo?«

»Haben Sie es sich bequem gemacht, Mr. Langdon?«

»Überhaupt nicht.«

»Entspannen Sie sich, Sir. Wir sind in einer Stunde da.«

»Und wo genau ist da?«, fragte Langdon, als ihm bewusst wurde, dass er vollkommen ahnungslos war, wohin die Reise ging.

» Geneve«, antwortete der Pilot und erhöhte den Schub. »Die Anlage befindet sich in Geneve.«

»Geneva also«, sagte Langdon und entspannte sich ein wenig. »Im Norden von New York. Ich habe Verwandte in der Nähe von Seneca Lake. Ich wusste gar nicht, dass es in Geneva eine Forschungseinrichtung gibt.«

Der Pilot lachte. »Nicht Geneva, New York, Mr. Langdon. Geneve, Schweiz.«

Langdon benötigte ein paar Sekunden, bis er die Worte des Piloten begriff. »Sie meinen Genf? In der Schweiz?« Langdons Puls begann zu rasen. »Ich dachte, es wäre nur eine Flugstunde entfernt!«

»Ist es auch, Mr. Langdon.« Der Pilot kicherte. »Dieser Vogel schafft locker Mach fünfzehn.«

Kapitel 5.

Irgendwo in Europa schlängelte sich der Killer durch eine geschäftige Straße. Er war ein kraftvoller, dunkler Mann. Ausgesprochen beweglich. Seine Muskeln fühlten sich noch immer hart an vom Nervenkitzel der zurückliegenden Begegnung.

Alles ist gut gegangen, sagte er sich. Obwohl sein Auftraggeber zu keinem Zeitpunkt sein Gesicht gezeigt hatte, fühlte der Killer sich geehrt, weil er persönlich mit ihm gesprochen hatte. Waren es wirklich erst fünfzehn Tage, seit der Auftraggeber zum ersten Mal Kontakt zu ihm aufgenommen hatte? Der Killer erinnerte sich noch immer an jedes Wort dieses Anrufs.

»Mein Name ist Janus«, hatte der Anrufer gesagt. »Wir sind in gewisser Weise verwandt. Wir haben einen gemeinsamen Feind. Wie ich hörte, kann man Ihre Dienste in Anspruch nehmen.«

»Das kommt ganz darauf an, wen Sie repräsentieren«, hatte der Killer geantwortet.

Der Anrufer sagte es ihm.

»Soll das ein Witz sein?«

»Ich sehe, Sie haben schon von uns gehört«, antwortete der Anrufer.

»Selbstverständlich. Die Bruderschaft ist legendär!«

»Und doch bezweifeln Sie, dass ich bin, wer ich zu sein behaupte?«

»Jedermann weiß, dass die Bruderschaft längst zu Staub zerfallen ist.«

»Eine listige Täuschung. Der gefährlichste Feind ist der, den

niemand fürchtet.«

Der Killer war skeptisch. »Die Bruderschaft existiert also noch?«

»Tiefer im Untergrund als je zuvor. Unsere Wurzeln durchdringen alles, was Sie um sich herum sehen... sogar bis in die heilige Festung unserer erbittertsten Feinde.«

»Unmöglich! Sie sind unverwundbar!«

»Unser Arm reicht weit.«

»Niemand besitzt so viel Einfluss.«

»Sehr bald schon werden Sie mir glauben. Ich habe bereits eine unwiderlegbare Demonstration der Macht der Bruderschaft initiiert. Ein Akt des Verrats soll Ihnen als Beweis gelten.«

»Was haben Sie getan?«

Der Anrufer sagte es ihm. Der Killer riss die Augen auf. »Vollkommen unmöglich!«

Am nächsten Tag hatte auf sämtlichen Zeitungen der Welt die gleiche Schlagzeile geprangt, und der Killer war zum Gläubigen geworden.

Heute, fünfzehn Tage später, hatte sich der Glaube des Killers so verfestigt, dass nicht die Spur eines Zweifels geblieben war. Die Bruderschaft lebt, dachte er. Und heute Nacht wird sie hervortreten, um ihre wahre Macht zu demonstrieren.

Während er sich durch die belebten Straßen bewegte, funkelten seine schwarzen Augen voller Vorfreude. Eine der geheimsten und gefürchtetsten Bruderschaften in der Geschichte der Menschheit hatte ihn gerufen, um ihr zu dienen. Sie haben eine kluge Wahl getroffen, dachte er. Seine Diskretion wurde nur noch von seiner tödlichen Effizienz übertroffen.

Bisher hatte er zu ihrer vollsten Zufriedenheit gearbeitet. Er hatte das Zielobjekt ausgeschaltet und Janus den verlangten Gegenstand geliefert. Jetzt war es an Janus, seinen Einfluss zu nutzen, um für die richtige Platzierung des Gegenstands zu

sorgen.

Die Platzierung...

Der Killer fragte sich, wie Janus eine derart schwierige Aufgabe vollbringen wollte. Der Mann hatte offensichtlich Verbindungen nach drinnen. Die Macht der Bruderschaft schien grenzenlos.

Janus, dachte der Killer. Ein Kodename, ohne Zweifel. War es, so fragte er sich, eine Anspielung auf jenen römischen Gott mit den zwei Gesichtern, oder den Mond des Saturn? Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte. Janus verfügte über unvorstellbare Macht. Das hatte er über jeden Zweifel hinaus bewiesen.

Der Killer bewegte sich durch die Straßen, und er stellte sich vor, wie seine Vorfahren zu ihm herablächelten. Heute kämpfte er ihre Schlacht, kämpfte gegen den gleichen Feind, den sie seit Menschengedenken bekämpft hatten, seit dem elften christlichen Jahrhundert. als die Kreuzfahrerarmeen zum ersten Mal sein Land geplündert, sein Volk vergewaltigt und getötet, es für unrein erklärt und seine Tempel und Götter entweiht hatten.

Seine Ahnen hatten eine kleine, tödliche Armee aufgestellt, um sich zu verteidigen. Sie waren im ganzen Land als Beschützer berühmt geworden - erbarmungslose Vollstrecker, die umhergestreift waren und jeden Feind niedergemetzelt hatten, der ihnen begegnet war. Sie waren nicht nur für die brutalen Morde berüchtigt gewesen, sondern auch dafür, dass sie ihre Siege im Drogenrausch gefeiert hatten. Ihre Droge war ein starkes Gift, das sie hashish nannten.

Als ihr Ruf sich über das gesamte Land ausbreitete, erhielten die tödlichen Kämpfer einen Namen: Hashishin. Wörtlich bedeutete er »Anhänger des hashish«. Das Wort Hashishin wurde in fast jedem Land der Erde zu einem Synonym für den Tod. Es war auch heute noch in Gebrauch. doch wie die Kunst des Tötens, so hatte auch das Wort eine Entwicklung

durchlaufen.

Es lautete nun Assassine.

Kapitel 6.

Vierundsechzig Minuten waren seit dem Start vergangen, als ein ungläubiger und ein wenig luftkranker Robert

Langdon auf dem sonnenüberfluteten Rollfeld die Gangway hinunterschritt. Eine steife Brise zerrte an den Revers seiner Tweedjacke. Der freie Raum ringsum war ein wunderbares Gefühl. Er spähte hinaus in das üppig grüne Tal, das von schneebedeckten Bergen umgeben war.

Ich träume. Es ist alles nur ein Traum, und ich wache jeden Augenblick auf.

»Willkommen in der Schweiz«, sagte der Pilot. Er musste last brüllen, um den Lärm der herunterfahrenden HEDM-Motoren der X-33 zu übertönen.

Langdon blickte auf die Uhr. Es war sieben Minuten nach sieben.

»Sie haben sechs Zeitzonen durchquert«, beschied ihn der Pilot. »Wir haben kurz nach dreizehn Uhr Ortszeit.«

Langdon stellte seine Uhr.

»Wie fühlen Sie sich?«

Langdon rieb sich den Magen. »Als hätte ich Styropor gegessen.«