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Der Pilot nickte. »Höhenkrankheit. Wir waren in fünfundzwanzigtausend Metern Höhe. Dort oben sind Sie ein Drittel leichter. Zum Glück war es nur ein kurzer Sprung - wäre es nach Tokio gegangen, hatte ich die Lady ganz nach oben gebracht - hundertfünfzig Kilometer. Das dreht Ihnen die Eingeweide wirklich um, glauben Sie mir.«

Langdon nickte schwach und beglückwünschte sich im Stillen. Wenn man es genau bedachte, war der Flug

bemerkenswert ereignislos verlaufen. Abgesehen von einer knochenzermalmenden Beschleunigung während des Starts, hatte das Flugzeug sich normal verhalten - hin und wieder kleinere Turbulenzen, ein paar Druckveränderungen während des Steigflugs, doch ansonsten hatte nichts darauf hingedeutet, dass sie mit der irrsinnigen Geschwindigkeit von achtzehntausend Stundenkilometern durch den Fast-Weltraum gerast waren.

Eine Hand voll Techniker eilte auf das Vorfeld, um die X-33 zu warten. Der Pilot führte Langdon zu einer schwarzen Limousine auf einem Parkplatz direkt beim Kontrollturm. Augenblicke später rasten sie über eine asphaltierte Straße, die sich durch das gesamte Tal zog. In der Ferne erhob sich eine Reihe von Gebäuden. Jenseits der Scheiben schienen die Wiesen und Felder zu verschwimmen.

Langdon beobachtete ungläubig, wie der Fahrer bis auf über hundertsiebzig Stundenkilometer beschleunigte. Was hat dieser Typ für ein Problem mit normalen Geschwindigkeiten?, dachte er.

»Fünf Kilometer bis zu unserem Ziel«, verkündete der Fahrer. »In zwei Minuten sind Sie da.«

Langdon suchte vergeblich nach einem Sicherheitsgurt. Warum nicht in drei Minuten und dafür mit heiler Haut?

Der Peugeot raste weiter.

»Mögen Sie Reba?«, fragte der Pilot und schob eine Kassette in das Abspielgerät.

Eine Frau sang: »It’s just the fear of being alone.«

Nein, keine Angst, allein zu sein, dachte Langdon geistesabwesend. Seine Kolleginnen zogen ihn häufig damit auf, dass seine Sammlung musealer Artefakte nichts weiter wäre als der leicht durchschaubare Versuch, ein leeres Heim zu füllen, ein Heim, das ihrer beharrlichen Meinung nach sehr von der Gegenwart einer Frau profitieren würde. Langdon tat die

Bemerkungen stets lachend ab und entgegnete, dass es bereits drei große Lieben in seinem Leben gäbe - Symbolologie, Wasserball und Singledasein. Letzteres bot ihm die Freiheit, durch die Welt zu reisen, so lange zu schlafen, wie er wollte, und stille Abende zu Hause mit einem Brandy und einem guten Buch zu genießen.

»Es ist wie eine kleine Stadt«, sagte der Pilot und riss Langdon aus seinen Tagträumen. »Mehr als nur Labors. Wir haben Supermärkte, ein Spital und sogar ein Kino.«

Langdon nickte mechanisch und blickte hinaus auf die ausgedehnte Ansammlung von Gebäuden, die sich vor ihnen erhob.

»Tatsächlich besitzen wir sogar die größte Maschine der Welt«, fügte der Pilot hinzu.

»Wirklich?« Langdon suchte die Landschaft ab.

»Da draußen suchen Sie vergeblich, Sir.« Der Pilot lächelte. »Sie befindet sich sechs Stockwerke unter der Erde.«

Langdon hatte keine Gelegenheit nachzufragen. Ohne Vorwarnung trat der Pilot auf die Bremse. Mit quietschenden Reifen kam der Wagen vor einem Wachhaus aus Stahlbeton zum Stehen.

Langdon las das Schild vor ihnen: SECURITE. ARRETEZ. Plötzlich begriff er, wo er war, und Panik stieg in ihm auf. »Mein Gott, ich habe keinen Pass dabei!«

»Pässe sind unnötig«, versicherte ihm der Fahrer. »Wir haben eine Ausnahmeregelung mit der schweizerischen Regierung.«

Verblüfft beobachtete Langdon, wie der Fahrer dem Wachtposten einen Ausweis gab. Der Posten schob den Ausweis in einen elektronischen Scanner. Die Maschine blinkte grün.

»Name des Passagiers?«

»Robert Langdon«, antwortete der Fahrer.

»Gast von?«

»Direktor Kohler.«

Der Wachtposten hob die Augenbrauen. Er wandte sich um, blätterte durch einen Computerausdruck und verglich die Daten mit den Anzeigen auf seinem Monitor. Dann wandte er sich wieder dem Fenster zu. »Einen angenehmen Aufenthalt, Professor Langdon.«

Der Wagen raste erneut los und beschleunigte bis kurz vor einen Kreisverkehr, von dem aus es zum Haupteingang der Anlage ging. Vor ihnen ragte eine rechteckige, ultramoderne Konstruktion aus Stahl und Glas auf. Langdon war hingerissen von dem transparenten Design. Er hatte schon immer eine Vorliebe für großzügige Architektur gehabt.

»Die Glaskathedrale«, erklärte sein Begleiter.

»Eine Kirche?«

»Oh, nein. Wir haben hier fast alles, nur keine Kirche. Unsere Religion heißt Physik. Sie können so viele gotteslästerliche Flüche ausstoßen, wie Sie wollen.« Der Fahrer lachte. »Aber wagen Sie nicht, etwas gegen Quarks oder Mesonen zu sagen.«

Langdon schwieg benommen, während der Fahrer den Wagen durch den Kreisel lenkte und vor dem Glasgebäude hielt. Quarks und Mesonen? Keine Passkontrolle? Mach-15-Jets? Wer, zur Hölle, sind diese Leute?

Die große behauene Granitplatte vor dem Gebäude gab ihm die Antwort:

CERN

Conseil Europeen pour la Recherche Nucleaire

»Nukleare Forschung?«, fragte Langdon und war ziemlich sicher, dass seine Übersetzung korrekt war.

Der Fahrer antwortete nicht. Er hatte sich vorgebeugt und drehte an den Knöpfen des Kassettenspielers. »So, wir sind da. Der Direktor wird Sie am Eingang in Empfang nehmen.«

Langdon sah einen Mann in einem Rollstuhl aus dem Gebäude kommen. Er sah aus wie Anfang sechzig, hager, vollkommen kahl und mit strengem Gesichtsausdruck. Er trug einen weißen Laborkittel, und seine Schuhe waren fest in die Fußstütze des Rollstuhls gestemmt. Selbst auf die Entfernung wirkten seine Augen leblos wie graue Steine.

»Das ist er?«, fragte Langdon.

Der Fahrer blickte auf. »Also, wenn das nicht.« Er wandte sich zu Langdon um und grinste beunruhigend. »Wenn man vom Teufel spricht.«

Unsicher, was ihn erwartete, stieg Robert Langdon aus dem Wagen.

Der Mann im Rollstuhl kam auf ihn zu und reichte ihm eine feuchtkalte Hand. »Mr. Langdon? Wir haben miteinander telefoniert. Ich bin Maximilian Kohler.«

Kapitel 7.

Maximilian Kohler, Generaldirektor von CERN, wurde hinter seinem Rücken »der König« genannt. Es war ein Titel, der mehr von Furcht zeugte denn von Ehrerbietung für einen Mann, der sein Reich vom Rollstuhl aus regierte. Nur wenige kannten Kohler persönlich, doch jeder bei CERN hatte die schreckliche Geschichte gehört, wie es zu seiner Verkrüppelung gekommen war, und kaum jemand machte ihm seine Bitterkeit zum Vorwurf. genauso wenig wie seine völlige Hingabe an die reine Wissenschaft.

Langdon kannte den Direktor erst seit wenigen Augenblicken und spürte bereits jetzt, dass Kohler ein sehr distanzierter Mensch war. Langdon musste beinahe rennen, um mit Kohlers elektrischem Rollstuhl Schritt zu halten, als dieser lautlos auf den Eingang zuglitt. Einen solchen Rollstuhl hatte Langdon noch nie gesehen; er war ausgestattet mit einer ganzen Batterie elektronischer Geräte einschließlich Mobiltelefon, Pager, Computerbildschirm, selbst einer kleinen transportablen Videokamera. König Kohlers mobiles Kommandozentrum.

Langdon folgte Kohler durch eine mechanische Tür in die gewaltige Eingangshalle von CERN.

Die Glaskathedrale, sinnierte Langdon und starrte himmelwärts.

Das bläuliche Glasdach glänzte im Licht der Nachmittagssonne. Die geometrischen Schatten der Sonnenstrahlen verliehen dem Raum eine Aura von Erhabenheit, und egelmäßige Muster aus Licht und Schatten überzogen die weißen Wände und den Marmorboden. Die Luft roch rein, beinahe steril. Eine Hand voll Wissenschaftler bewegte sich zielstrebig hin und her, und ihre Schritte hallten von den Wänden wider.

»Hier entlang bitte, Mr. Langdon.« Kohlers Stimme klang fast, als stammte sie aus einem Computer. Seine Aussprache war hart und präzise, sie passte zu seinen strengen Gesichtszügen. Kohler hustete und wischte sich mit einem weißen Taschentuch über den Mund, während er Langdon mit seinen toten grauen Augen fixierte. »Bitte beeilen Sie sich.« Der Rollstuhl schien über den weißen Marmorboden zu schweben.