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»Ich meinte mich«, sagte Vittoria.

Langdon starrte sie an.

Olivetti schüttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht.«

»Er hat meinen Vater ermordet.«

»Genau, und deswegen weiß er wahrscheinlich auch, wer Sie sind.«

»Sie haben ihn selbst am Telefon gehört. Er wusste nicht einmal, dass Leonardo Vetra eine Tochter hat. Und ganz bestimmt weiß er nicht, wie ich aussehe. Ich könnte als Touristin hinein. Wenn ich etwas Verdächtiges sehe, komme ich wieder nach draußen und gebe Ihnen und hren Männern ein Signal.«

»Es tut mir Leid, aber das kann ich nicht erlauben.«

»Comandante?« Olivettis Walkie-Talkie knackte. »Wir haben hier oben ein Problem, Herr Oberst. Der Brunnen versperrt uns die Sicht. Wir können den Eingang nicht beobachten, es sei denn, wir geben uns selbst auf der Piazza zu erkennen. Was sollen wir tun?«

Vittoria hatte offensichtlich lange genug gewartet. »Das reicht. Ich gehe rein.« Sie öffnete die Tür und stieg aus.

Olivetti ließ sein Walkie-Talkie fallen und sprang aus dem Wagen. Er rannte um die Kühlerhaube herum und zu Vittoria.

Auch Langdon stieg aus. Was glaubt sie, was sie da tut, verdammt?

Olivetti versperrte Vittoria den Weg. »Signorina Vetra, ich kann nicht zulassen, dass eine Zivilistin sich einmischt.«

»Einmischt? Sie sind blind! Ich will Ihnen doch nur helfen!«

»Ich hätte wirklich gerne jemanden im Innern des Pantheons, aber.«

»Aber was?«, schnaubte Vittoria. »Aber ich bin eine Frau?«

Olivetti schwieg verbissen.

»Besser, wenn Sie sich eine andere Antwort überlegen, Herr Oberst. Sie wissen sehr genau, dass es eine gute Idee ist, und wenn Sie irgendeinen archaischen Macho-Scheiß von sich geben wollen.«

»Lassen Sie uns unsere Arbeit tun.«

»Lassen Sie mich helfen.«

»Zu gefährlich. Wir hätten keine Verbindung zu Ihnen. Sie können schließlich kein Walkie-Talkie mitnehmen; es würde Sie augenblicklich verraten.«

Vittoria griff in ihre Hosentasche und zog ihr winziges Mobiltelefon hervor. »Viele Touristen haben so etwas bei sich.«

Olivetti runzelte die Stirn.

Vittoria klappte das Gerät auf und tat, als telefonierte sie. »Hallo, Liebling! Ich stehe im Pantheon! Du solltest das sehen!« Sie klappte das Telefon wieder zu und funkelte Olivetti an. »Wer soll schon wissen, mit wem ich spreche? Es besteht nicht das geringste Risiko! Lassen Sie mich Ihnen helfen!« Sie deutete auf das Mobiltelefon an Olivettis Gürtel. »Wie lautet Ihre Nummer?«

Olivetti antwortete nicht.

Der Fahrer hatte schweigend zugesehen und schien sich seinen Teil zu denken. Jetzt stieg er aus und bat seinen Vorgesetzten beiseite. Sie redeten eine Weile mit gedämpften Stimmen. Schließlich nickte Olivetti und kam zu Vittoria zurück. »Also schön, programmieren Sie diese Nummer ein.« Er diktierte ihr die Zahlen.

Vittoria speicherte sie in ihrem Telefon.

»Und jetzt rufen Sie die Nummer an.«

Vittoria drückte auf die Wähltaste. Das Telefon an Olivettis Gürtel summte. Er zog es hervor und hielt es ans Ohr. »Gehen Sie ins Pantheon, Signorina Vetra, sehen Sie sich um, kommen Sie wieder heraus, rufen Sie mich an und berichten mir, was Sie gesehen haben.«

Vittoria klappte ihr Telefon zu. »Danke sehr, Oberst.«

Langdon spürte, wie sein Beschützerinstinkt unerwartet erwachte. »Warten Sie«, sagte er zu Olivetti. »Sie wollen die Dame ganz allein dort hineinschicken?«

Vittoria starrte ihn finster an. »Robert, mir geschieht schon nichts.«

Der Schweizergardist redete erneut auf Olivetti ein.

»Es ist gefährlich«, sagte Langdon zu Vittoria.

»Er hat Recht«, stimmte Olivetti ihm zu. »Selbst meine besten Männer arbeiten niemals allein. Mein Leutnant hat mich soeben darauf hingewiesen, dass die Tarnung noch effektiver wäre, wenn Sie beide hineingingen.«

Wir beide?, dachte Langdon bestürzt. Ehrlich gesagt, das ist es nicht, was ich wollte...

»Wenn Sie beide zusammen ins Pantheon gehen«, fuhr

Olivetti fort, »sieht es aus, als wären Sie ein Paar im Urlaub. Außerdem können Sie sich gegenseitig Rückendeckung geben, sollte es nötig werden. Mit dieser Lösung würde ich mich wohler fühlen.«

Vittoria zuckte die Schultern. »Meinetwegen. Aber wir haben nicht mehr viel Zeit.«

Langdon stöhnte. Geschickter Schachzug, Cowboy.

Olivetti deutete die Straße entlang. »Zuerst gehen Sie auf die Via degli Orfani. Halten Sie sich links, dann kommen Sie direkt beim Pantheon heraus. Es liegt nicht mehr als zwei Minuten von hier, höchstenfalls. Ich werde hier warten und meine Männer dirigieren, während ich auf Ihre Antwort warte. Ich möchte, dass Sie das hier zu Ihrem Schutz mitnehmen.« Er zog seine Pistole. »Kann einer von Ihnen beiden damit umgehen?«

Langdons Herz drohte zu stocken. Wir brauchen keine Pistole!

Vittoria streckte die Hand nach der Waffe aus. »Ich kann eine Galionsfigur aus vierzig Meter Entfernung von einem schaukelnden Schiff schießen«, behauptete sie.

»Gut.« Olivetti reichte ihr die Waffe. »Sie müssen sie irgendwie verbergen.«

Vittoria sah an sich herab, auf ihre nackten Beine und die Shorts. Dann fiel ihr Blick auf Langdon.

O nein, das wirst du nicht, dachte Langdon, doch Vittoria war zu schnell. Sie öffnete sein Jackett und ließ die Waffe in eine Innentasche fallen. Sie fühlte sich an wie ein großer Stein, und sein einziger Trost war, dass die Seite aus Galileos Diagramma in der anderen Brusttasche steckte.

»Wir sehen harmlos aus«, sagte Vittoria. »Gehen wir.« Sie hakte sich bei Langdon unter, und gemeinsam setzten sie sich in Bewegung.

»Arm in Arm ist gut!«, rief Olivettis Leutnant hinter ihnen her. »Vergessen Sie nicht, Sie sind gewöhnliche Touristen! Vielleicht könnten Sie beide ja Händchen halten?«

Als sie um die Ecke in die nächste Straße bogen, hätte Langdon schwören können, dass er auf Vittorias Gesicht die Andeutung eines Lächelns bemerkte.

Kapitel 59.

Der Einsatzraum der Schweizergarde befand sich neben dem Corpo di Vigilanza und diente in der Regel dazu, die Sicherheitsvorkehrungen bei päpstlichen Auftritten und vatikanischen Ereignissen zu planen. An diesem Tag jedoch wurde er für etwas anderes benutzt.

Der Mann, der vor der versammelten Garde sprach, war der stellvertretende Kommandant, Hauptmann Elias Rocher. Hauptmann Rocher war ein Mann mit einem gewaltigen Brustkorb und weichen, puttenähnlichen Gesichtszügen. Er trug die traditionelle Offiziersuniform mit einer persönlichen Note einem roten Barett, das schief auf seinem Kopf saß. Seine Stimme klang für einen massigen Mann wie ihn erstaunlich hoch. Seine Augen waren dunkel wie die eines nächtlichen Raubtiers. Seine Leute nannten ihn Orso - der Bär. Sie witzelten, dass er der Bär sei, der im Schatten der Viper wandele - die »Viper« war Oberst Olivetti. Rocher war genauso tödlich wie die Viper, doch ihn sah man wenigstens kommen.

Die Gardisten standen stramm. Niemand regte sich, auch wenn die Informationen, die sie soeben erhalten hatten, durchaus dazu angetan waren, ihren Blutdruck in die Höhe schnellen zu lassen.

Leutnant Chartrand stand im hinteren Bereich des Einsatzraums und wünschte sich zum ersten Mal, er hätte zu jenen neunundneunzig Prozent der Bewerber gehört, die nicht bei der Schweizergarde angenommen worden waren. Mit seinen zwanzig Jahren war Chartrand der jüngste unter den Gardisten und erst seit drei Monaten im Vatikan. Wie jeder andere Gardist in vatikanischen Diensten hatte auch Chartrand seinen Dienst bei der Schweizer Armee absolviert und sich anschließend einer intensiven, zweijährigen Ausbildung in Bern unterzogen, bevor