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er sich der mörderischen Aufnahmeprüfung des Vatikans gestellt hatte, die an einem geheimen Ort außerhalb Roms stattfand. Nichts in seiner Ausbildung hatte ihn auf das vorbereitet, was nun eingetreten war.

Zuerst hatte Chartrand noch geglaubt, die Einsatzbesprechung sei irgendein bizarres Trainingsszenario. Futuristische Waffen? Alte Geheimbruderschaften? Entführte Kardinale? Dann hatte Hauptmann Rocher ihnen die Liveaufnahmen gezeigt, auf denen die fragliche Waffe zu sehen war. Offensichtlich handelte es sich nicht um eine Übung.

»Wir werden in bestimmten Bereichen die Stromversorgung abschalten«, sagte Rocher, »um jegliche störende magnetische Interferenz zu unterbinden. Wir werden in Viererteams vorgehen und Infrarotbrillen tragen. Als Ortungsgeräte werden wir herkömmliche Wanzenspürer einsetzen, die wir für Feldstärken im Millitesla-Bereich rekalibriert haben. Noch Fragen?«

Keine.

Chartrands Gedanken rasten. »Was, wenn wir diese Bombe nicht rechtzeitig finden?«, fragte er und wünschte sich augenblicklich, er hätte geschwiegen.

Der Bär starrte ihn unter seinem roten Barett hervor wortlos an, dann entließ er seine Männer mit einem ernsten militärischen Gruß. »Viel Erfolg, Leute.«

Kapitel 60.

Zwei Blocks vom Pantheon entfernt schlenderten Langdon und Vittoria an einer Reihe Taxis vorbei. Die Fahrer dösten auf ihren Sitzen. Öffentliche Nickerchen gehörten in der Ewigen Stadt zur Tagesordnung; die Römer hatten die nachmittäglichen Siestas aus dem alten Spanien übernommen und perfektioniert.

Langdon riss sich zusammen. Er versuchte nachzudenken, doch die Situation war einfach zu bizarr und entzog sich jeder logik. Zwölf Stunden zuvor hatte er noch in seinem Bett in Cambridge gelegen und tief und fest geschlafen. Jetzt war er in Europa und in eine surreale Schlacht antiker Titanen verwickelt, trug eine Halbautomatik im Jackett und hielt Händchen mit einer Frau, die er gerade erst kennen gelernt hatte.

Er blickte Vittoria an. Sie konzentrierte sich ganz auf den vor ihnen liegenden Weg. Ihr Griff war fest und sicher - der Griff einer unabhängigen und entschlossenen Frau. Ihre Finger waren wie selbstverständlich um die seinen geschlungen. Kein Zögern. Langdon fühlte sich in zunehmendem Maß zu ihr hingezogen. Bilde dir nichts ein, riss er sich zusammen.

Vittoria schien seine Unruhe zu spüren. »Entspannen Sie sich«, sagte sie, ohne den Kopf zu wenden. »Wir sollen schließlich aussehen wie ein frisch verheiratetes Paar.«

»Ich bin entspannt.«

»Sie zerquetschen meine Hand.«

Langdon errötete und ließ locker.

»Atmen Sie mit den Augen«, sagte sie.

»Wie bitte?«

»Es entspannt die Muskulatur. Man nennt es pranayama.«

»Piranha?«

»Pranayama. Na ja, ist auch egal.«

Sie bogen um die Ecke auf die Piazza della Rotunda, und vor ihnen lag das Pantheon. Wie immer betrachtete Langdon das alte Bauwerk mit Ehrfurcht. Pantheon. Tempel aller Götter. Paganische Götter. Götter der Natur und der Erde. Das Bauwerk kam ihm von außen klobiger vor, als er es in Erinnerung hatte. Der Säulenvorbau mit seinem Giebeldach verdeckte den Kuppelbau dahinter fast zur Gänze, doch die stolze, unbescheidene Inschrift über dem Eingang zeigte ihm, dass sie am richtigen Ort waren. M AGRIPPA L F COS TERTIUM FECIT. Amüsiert übersetzte Langdon die Inschrift: Marcus Agrippa hat diesen Tempel in seiner dritten Amtszeit als Konsul errichtet.

So viel zum Thema Bescheidenheit, dachte Langdon und ließ den Blick über den Platz schweifen. Ein paar vereinzelte Touristen mit Kameras schlenderten umher. Andere saßen im La Tazza di Oro, dem bekannten Straßencafe, und tranken den besten römischen Eiskaffee. Vor dem Eingang zum Pantheon standen vier bewaffnete Polizisten, genau wie Olivetti es gesagt hatte.

»Sieht eigentlich alles ziemlich ruhig aus«, sagte Vittoria.

Langdon nickte, doch er war innerlich aufgewühlt. Nun, da er hier stand, erschien ihm die ganze Geschichte völlig surreal. Obwohl Vittoria offensichtlich überzeugt war, dass er mit seiner Theorie Recht hatte, wurde ihm bewusst, dass er alles auf eine Karte setzte. Das Poem Miltons ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. From Santi’s earthly tomb with demon’s hole. Ja, sagte er sich einmal mehr. Das hier ist die Stelle. Santis Grab. Er hatte schon oft unter dem Loch in der Decke des Pantheons und vor dem Grab des großen Raphael gestanden.

»Wie spät ist es?«, fragte Vittoria.

Langdon schaute auf die Uhr. »Zehn vor acht. Noch zehn Minuten.«

»Ich hoffe nur, diese Gardisten sind so gut, wie sie aussehen«, sagte Vittoria mit einem Blick zu den vereinzelten Touristen, die das Pantheon betraten. »Wenn dort drin irgendetwas passiert, sitzen wir genau zwischen den Fronten.«

Langdon atmete tief durch, während sie sich dem Gebäude näherten. Die Waffe fühlte sich schwer an in seiner Tasche. Er fragte sich, was wohl geschehen würde, wenn die Polizisten ihn filzten und die Waffe bei ihm fänden. Doch die Beamten würdigten das Paar keines Blickes. Offensichtlich funktionierte ihre Tarnung.

»Kennen Sie sich wirklich mit Waffen aus?«, flüsterte Langdon fragend.

»Vertrauen Sie mir etwa nicht?«

»Ihnen vertrauen? Ich kenne Sie kaum!«

Vittoria runzelte die Stirn. »Und ich dachte doch tatsächlich, wir wären frisch verheiratet.«

Kapitel 61.

Die Luft im Innern des Pantheons war kühl und feucht und roch nach Geschichte. Die gewaltige Kuppel der Decke hoch über ihnen wirkte eigenartig schwerelos, obwohl ihr Durchmesser von mehr als dreiundvierzig Metern sogar den der Kuppel des Petersdoms übertraf. Wie immer liefen Langdon Schauer über den Rücken, als er die gewaltige Halle betrat. Sie war eine bemerkenswerte Verschmelzung von Architektur und Kunst. Über ihnen fiel ein warmer Sonnenstrahl durch das berühmte Dämonenloch ins Innere. Der Oculus, dachte Langdon.

Sie waren angekommen.

Langdons Augen folgten dem Verlauf der gewölbten Kuppel bis zu der Stelle, wo sie in die senkrechte Außenwand überging, und von dort aus weiter zum Marmorfußboden. Das leise Echo von Schritten und murmelnden Stimmen von Touristen hallte durch den Saal. Langdon musterte verstohlen die Besucher, die ziellos in den Schatten umherwanderten. Bist du hier?

»Sieht ziemlich still aus«, sagte Vittoria. Sie hielt immer noch seine Hand.

Langdon nickte.

»Wo ist Raphaels Grab?«

Langdon überlegte einen Augenblick und versuchte sich zu orientieren. Er musterte die Peripherie des Raums. Gräber. Altäre. Säulen. Nischen. Er deutete auf eine besonders prachtvoll ausgeschmückte Nische auf der anderen Seite der Halle, ein Stück zur Linken. »Ich glaube, dort drüben«, sagte er.

Vittoria blickte sich suchend um. »Ich sehe niemanden, der aussieht, als würde er im nächsten Augenblick einen Kardinal ermorden. Sollen wir uns ein wenig umsehen?«

Langdon nickte. »Es gibt nur eine Stelle, wo jemand sich verstecken könnte. Besser, wir sehen in den rientranze nach.«

»In den Alkoven?«

»Ja. Die Nischen in den Wänden.«

Die Nischen zwischen den Säulen waren groß genug, um sich in ihren Schatten zu verstecken. Langdon wusste, dass sie einst die Statuen der römischen Götter beherbergt hatten, doch die heidnischen Skulpturen waren zerstört worden. Erneut stiegen Enttäuschung und ein Gefühl der Hilflosigkeit in ihm auf; hier stand er nun am ersten Altar der Wissenschaft, und der Wegweiser war verschwunden. Er fragte sich, welche Statue es gewesen sein mochte und wohin sie gezeigt hatte. Langdon konnte sich nichts Aufregenderes vorstellen, als einen Wegweiser der Illuminati zu entdecken - eine Statue, die verstohlen in die Richtung deutete, in die der Weg der Erleuchtung führte. Einmal mehr fragte er sich, wer der unbekannte Illuminati-Bildhauer gewesen sein mochte.