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Langdon ging zur elektrischen Drehtür des Büchertresors, Der Gardist folgte ihm nicht. Langdon spürte sein unsicheres Zögern. Er lächelte. »Die Luft ist ein wenig dünn, aber durchaus atembar.«

»Meine Befehle lauten, Sie hierher zu begleiten und anschließend umgehend ins Sicherheitszentrum zurückzukehren.«

»Soll das heißen, Sie gehen?«

»Jawohl, Signore. Die Schweizergarde hat keinen Zutritt zu den Geheimarchiven. Ich übertrete bereits das Protokoll, indem ich Sie so weit begleitet habe. Der Oberst hat sich unmissverständlich ausgedrückt.«

»Sie übertreten das Protokoll?« Hast du überhaupt eine Ahnung, was hier heute Nacht los sein wird? »Auf wessen Seite

steht dieser verdammte Olivetti eigentlich?«

Die Freundlichkeit im Gesicht des Schweizergardisten war schlagartig wie weggeblasen. Die Narbe unter seinem Auge zuckte. Er starrte Langdon an und sah mit einem Mal Olivetti verblüffend ähnlich.

»Bitte entschuldigen Sie«, versuchte Langdon zu retten, was zu retten war. »Es ist nur. ich könnte tatsächlich ein „wenig Hilfe gebrauchen.«

Der Gardist zuckte mit keiner Wimper. »Ich bin dazu ausgebildet, Befehlen zu gehorchen und nicht, sie in frage zu stellen. Sobald Sie gefunden haben, wonach Sie suchen, setzen Sie sich unverzüglich mit dem Kommandanten in Verbindung.«

»Und wo finde ich ihn?«, fragte Langdon verlegen.

Der Gardist zog sein Walkie-Talkie aus dem Gürtel und stellte es auf einen Tisch in der Nähe. »Kanal eins.« Mit diesen Worten verschwand er im Dunkel.

Kapitel 81.

Das Amtszimmer des Papstes besaß einen übergroßen Fernsehmonitor, der in einem Wandschrank gegenüber dem Schreibtisch verborgen war. Die Türen des Wandschranks standen offen, und alles versammelte sich um das Gerät. Der Bildschirm wurde hell, und eine junge Reporterin erschien, eine rehäugige Brünette.

»Hier ist Kelly Horan-Jones für MSNBC News«, erklärte sie. »Wir melden uns live aus Vatikanstadt, Rom, Italien.« Das Bild hinter ihr zeigte die nächtliche Petersbasilika in voller Beleuchtung.

»Das ist nicht live!«, stieß Hauptmann Rocher hervor. »Das ist eine Aufnahme aus der Konserve! Die Lichter im Petersdom sind aus!«

Olivetti brachte ihn mit einem gezischten Befehl zum Schweigen.

Die Reporterin fuhr f)rt. Ihre Stimme klang angespannt. »Bei den Papstwahlen heute Nacht gab es schockierende Entwicklungen. Uns liegen Berichte vor, dass zwei Mitglieder des Kardinalskollegiums mitten in Rom brutal ermordet wurden.«

Olivetti fluchte leise in sich hinein.

Während die Reporterin fortfuhr, erschien ein atemloser Gardist an der Tür. »Herr Oberst! Die Vermittlungszentrale! Jede Leitung ist belegt! Sie erbitten unser offizielle Stellungnahme zu.«

»Schalten Sie die Vermittlung ab!«, befahl Olivetti, ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen.

Der Gardist starrte seinen Kommandanten unsicher an. »Aber Herr Oberst.«

»Sofort!«

Der Gardist rannte davon.

Vittoria spürte, dass der Camerlengo etwas hatte sagen wollen, doch dann starrte er lange und schweigend Olivetti an, bevor er sich wieder dem Fernseher zuwandte.

MSNBC zeigte nun Bandaufnahmen. Die Schweizergarde, die den Leichnam von Kardinal Ebner die Treppe von Santa Maria del Popolo hinuntertrug und in den Kofferraum des Alfa Romeo hob. Das Bild erstarrte und zoomte ganz nah heran, als der nackte Leichnam des Kardinals für eine halbe Sekunde sichtbar wurde, unmittelbar bevor er in den Kofferraum fiel.

»Wer hat diese Aufnahmen gemacht?«, donnerte Olivetti.

Die MCNBC-Reporterin fuhr fort. »Wir vermuten, dass es sich bei dem Toten um Kardinal Ebner aus Frankfurt, Deutschland, handelt. Die Männer, die seinen Leichnam aus der Kirche bargen, waren vermutlich päpstliche Schweizergardisten.« Die Reporterin gab sich alle Mühe, einigermaßen bewegt dreinzuschauen. Die Kamera zoomte auf ihr Gesicht, und sie wurde womöglich noch ernster. »Und nun möchte MSNBC seine Zuschauer warnen. Die Bilder, die nun folgen, sind außerordentlich drastisch und möglicherweise nicht für alle Zuschauer geeignet.«

Vittoria war verärgert über diese geheuchelte Besorgnis. Die angebliche Rücksicht auf die Empfindlichkeit der Zuschauer war die ultimative Schlagzeile. Kein Mensch wechselte nach einer derartigen Ankündigung den Sender.

Die Nachrichtensprecherin trieb es auf die Spitze. »Noch einmal - die folgenden Bilder sind möglicherweise nicht für alle Zuschauer geeignet.«

»Was denn noch?«, donnerte Olivetti. »Sie hat doch schon alles.«

Auf dem Fernsehschirm wurde ein Ausschnitt des

Petersplatzes sichtbar. Die Kamera zoomte auf ein Paar, das sich zwischen den Touristen hindurch bewegte. Vittoria erkannte sich und Robert. In der Ecke des Bildschirms war eine Textzeile eingeblendet:

MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON BBC.

Im Hintergrund läutete eine Glocke.

»O nein!«, sagte Vittoria. »Das darf nicht wahr sein!«

Der Camerlengo sah mit jeder Sekunde verwirrter drein. Er wandte sich an Olivetti. »Ich dachte, Sie hätten dieses Band konfisziert?«

Plötzlich war auf dem Schirm ein weinendes Kind zu sehen. Die Kamera zoomte auf die Stelle, auf die das Kind zeigte - ein blutender Obdachloser. Unvermittelt trat Robert Langdon ins Bild und versuchte dem Mädchen zu helfen. Die Kamera blieb auf ihn gerichtet.

Jeder im Amtszimmer des Papstes starrte in entsetztem Schweigen auf das Drama, das sich vor ihren Augen auf dem Fernsehschirm abspielte. Der Kardinal fiel mit dem Gesicht voran die Treppe hinunter und auf das Pflaster. Vittoria tauchte auf und rief Befehle. Überall war Blut. Ein Brandmal. Ein schauerlicher, fehlschlagender Versuch einer Mundzu-Mund-Beatmung.

»Diese erschreckenden Bilder wurden erst vor wenigen Minuten vor dem Vatikan aufgenommen, auf dem Petersplatz«, sagte die Sprecherin. »Unsere Informanten sagen, dass es sich bei dem Toten um Kardinal Lamasse aus Frankreich handelt. Wie er in diese Kleidung kam und warum er nicht im Konklave war, ist zu diesem Zeitpunkt ungeklärt. Bisher hat der Vatikan sich geweigert, Stellung zu nehmen.« Die Aufzeichnung wurde wiederholt.

»Geweigert, Stellung zu nehmen?«, fauchte Hauptmann Rocher. »Gebt uns doch wenigstens Gelegenheit dazu!«

Die Sprecherin fuhr mit erhobenen Augenbrauen fort: »Obwohl MSNBC das Motiv für diesen Anschlag noch nicht bestätigen konnte, sagen unsere Informanten, dass eine Gruppe die Verantwortung für die Morde übernommen hat, die sich selbst die Illuminati nennt.«

»Was?«, explodierte Olivetti.

». mehr über die Illuminati auf unserer Webseite unter.«

»Das ist vollkommen unmöglich!«, erklärte Olivetti und schaltete um.

Der nächste Sender hatte sein Programme ebenfalls unterbrochen. Ein spanisch aussehender Nachrichtensprecher berichtete:». einen Satanskult, der sich Illuminati nennt. Einige Historiker sind der Ansicht, dass.«

Olivetti drückte wie besessen auf der Fernbedienung herum. Jeder Sender war inmitten einer Sondersendung.

». Schweizergardisten haben früher am Abend einen Leichnam in der Kirche Santa Maria del Popolo geborgen. Wir nehmen an, dass es sich bei dem Toten um Kardinal Ebner aus Deutschland.«

». Lichter im Petersdom und in den Vatikanischen Museen sind aus, und die Vermutungen gehen dahin.«

». werden wir mit dem Konspirationstheoretiker Tyler Tingley über dieses schockierende Wiederauftauchen aus dem Dunkel der Geschichte.«

». Gerüchte über zwei weitere angekündigte Morde im Verlauf des Abends.«

». die Frage gestellt werden, ob der aussichtsreichste Kandidat für die päpstliche Nachfolge, Kardinal Baggia aus Italien, unter den Vermissten.«