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Der Kommandant der Schweizergarde nickte. »Gut. Falls Sie etwas sehen, möchte ich es wissen.« Er entsicherte seine Pistole. »Ich werde in der Kirche warten. Dieser Heide gehört mir.«

In diesem Augenblick klingelte ganz in der Nähe ein weiteres Mobiltelefon.

Der Hashishin nahm den Anruf entgegen. »Ja?«

»Ich bin es«, sagte die Stimme. »Janus.«

Der Hashishin lächelte. »Hallo, Meister.«

»Ihre Position ist möglicherweise bekannt. Jemand ist unterwegs, um Sie aufzuhalten.«

»Wer es auch sein mag, er kommt zu spät. Sämtliche Arrangements sind getroffen.«

»Sehr gut. Stellen Sie sicher, dass Sie lebend entkommen. Es gibt noch Arbeit für Sie.«

»Wer mir im Weg steht, wird sterben.«

»Wer Ihnen im Weg steht, weiß Bescheid!«

»Sie meinen diesen amerikanischen Gelehrten?«

»Sie wissen von ihm?«

Der Hashishin kicherte. »Kühl, aber naiv. Er hat am Telefon zu mir gesprochen. Er gehört zu dieser Frau, die das genaue Gegenteil von ihm zu sein scheint.« Der Hashishin spürte aufsteigende Erregung beim Gedanken an das feurige Temperament, das er bei ihr gespürt hatte.

Auf der anderen Seite der Verbindung entstand eine Pause das erste Zögern, das der Hashishin je bei seinem Illuminati-Meister bemerkt hatte. Schließlich sprach Janus wieder. »Eliminieren Sie die beiden, falls es nötig werden sollte.«

Der Hashishin lächelte. »Betrachten Sie es als erledigt.« Er spürte, wie ihn ein Gefühl der Lust durchströmte. Obwohl ich die Frau vielleicht als Belohnung behalten werde.

Kapitel 89.

Auf dem Petersplatz herrschte hektische Betriebsamkeit. Übertragungswagen rasten heran und kamen schlingernd zum Stehen wie Sturmboote, die Brückenköpfe eroberten. Reporter rüsteten sich mit Hightech aus wie Soldaten, die in den Kampf zogen. Ringsum auf dem Platz rangelten Sender um die besten Plätze, während sie wetteiferten, die neueste Waffe im Medienkrieg zu installieren - Flachbildschirme.

Flachbildschirme waren riesige Videoleinwände, die auf einem Übertragungswagen oder einem speziellen Gestell aufgerichtet werden konnten. Sie dienten als eine Art Werbebanner für den jeweiligen Sender; auf den Schirmen waren die Logos und die letzten Schlagzeilen zu sehen wie in einem Autokino. Ein gut positionierter Schirm, und kein anderer Sender konnte einen Bericht drehen, ohne gleichzeitig für seinen Konkurrenten Werbung zu machen.

Der Petersplatz verwandelte sich nicht nur in eine Multimedia-Arena, sondern zugleich in eine öffentliche Nachtwache. Zuschauer strömten aus allen Richtungen herbei, und der üblicherweise scheinbar grenzenlos große Platz füllte sich. Die Menschen drängten sich um die hoch aufragenden Videoschirme und lauschten in betäubter Spannung den sich überschlagenden Live-Berichten.

Nur hundert Meter von diesem Geschehen entfernt, in den dicken Mauern des Petersdoms, war die Stimmung ernst. Leutnant Chartrand und drei Männer seiner Schweizergarde bewegten sich durch die Dunkelheit. Sie trugen Infrarotbrillen und schwärmten über das Hauptschiff aus, während sie die Detektoren hin und her schwankten. Die Suche nach dem Antimateriebehälter in den öffentlich zugänglichen Bereichen des Vatikans hatte bisher keinen Erfolg gezeitigt.

»Besser, wenn ihr hier eure IR-Brillen abnehmt!«, rief der älteste Gardist.

Chartrand hatte seine Brille bereits in die Stirn geschoben. Sie näherten sich der Vertiefung mit der goldenen Truhe, dem angeblichen Reliquienschrein mit den Gebeinen des heiligen Petrus. Er wurde von neunundneunzig flackernden Öllampen erhellt, und das durch die Infrarotbrillen verstärkte Licht hätte ihnen die Netzhäute versengt.

Es war wohltuend, die schwere Brille nicht mehr zu tragen. Chartrand reckte den Hals, als sie in die Vertiefung hinunterstiegen, um den Bereich abzusuchen. Der Raum war wunderschön und leuchtete warm und golden. Chartrand war bisher noch nie hier gewesen.

Beinahe schien es ihm, als würde er seit seiner Ankunft in der Vatikanstadt jeden Tag ein weiteres neues Geheimnis kennen lernen. Diese Öllampen beispielsweise. Es waren genau neunundneunzig Stück, und sie brannten ununterbrochen, vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche. Es war eine Tradition. Die Priester füllten die Lampen mit geheiligtem Öl nach, bevor sie erlöschen konnten. Es hieß, sie würden bis zum Ende aller Tage weiterbrennen.

Zumindest bis Mitternacht, dachte Chartrand und spürte, wie sein Mund erneut trocken wurde.

Er schwenkte seinen Detektor über die Öllampen. Nichts Auffälliges, was nicht weiter überraschend war, denn nach dem Videobild der Überwachungskamera war der Behälter in einem dunklen Raum verborgen.

Als er sich durch die Nische vorwärts arbeitete, kam er zu einem Rost, der ein Loch im Boden bedeckte. Darunter befand sich eine steile schmale Leiter, die ins Dunkel hinunterführte. Chartrand hatte Geschichten gehört, was sich dort unten befand. Gott sei Dank mussten sie nicht hinunter. Rochers Befehle waren deutlich gewesen: Durchsuchen Sie lediglich die Zonen, zu denen die Öffentlichkeit Zutritt besitzt. Ignorieren Sie den Rest.

»Was ist das für ein Geruch?«, fragte er und wandte sich von dem Rost ab. Die gesamte Vertiefung roch unerträglich süß.

»Das sind die Dämpfe aus den Lampen«, antwortete einer der Gardisten.

»Riecht eher nach Parfüm als nach Kerosin«, stellte Chartrand überrascht fest.

»Es ist kein Kerosin, Herr Leutnant. Diese Lampen stehen nah beim päpstlichen Altar, deswegen benutzt man eine spezielle Mischung, die zur Umgebung passt - Zucker, Ethanol, Butan und Parfüm.«

»Butan?« Chartrand musterte die Lampen nervös.

Der Gardist nickte. »Verschütten Sie nichts, Herr Leutnant. Es riecht himmlisch, aber es brennt wie die Hölle.«

Die Gardisten beendeten die Suche in der Vertiefung mit der goldenen Truhe und bewegten sich weiter durch die Basilika, als ihre Walkie-Talkies sich meldeten.

Es war ein aktualisierter Lagebericht. Die Gardisten lauschten schockiert.

Offensichtlich gab es eine Reihe neuer Besorgnis erregender Entwicklungen, die nicht über Funk mitgeteilt werden konnten -doch der Camerlengo hatte beschlossen, mit der Tradition zu brechen und das Konklave zu betreten, um zu den Kardinalen zu sprechen. Das war noch niemals in der Geschichte der katholischen Kirche vorgekommen. Andererseits hatte der Vatikan auch noch nie auf etwas gesessen, das in seiner Wirkung einem atomaren Sprengkopf gleichkam, überlegte Chartrand.

Es war ein beruhigendes Gefühl für den jungen Leutnant, dass der Camerlengo nun die Initiative ergriff. Der Camerlengo war diejenige Person im gesamten Vatikan, der Chartrand den größten Respekt entgegenbrachte. Einige der Gardisten hielten Camerlengo Carlo Ventresca für einen beato, einen religiösen Eiferer, dessen Liebe zu Gott an Besessenheit grenzte, doch selbst sie stimmten darin überein, dass der Camerlengo ein Mann war, der sich erheben und mit harten Bandagen kämpfen würde, wenn es darum ging, gegen die Feinde Gottes ins Feld zu ziehen.

Die Schweizergarde hatte den Camerlengo in dieser Woche der Vorbereitungen für das Konklave häufig zu Gesicht bekommen, und jeder hatte festgestellt, dass der junge Geistliche sichtlich mitgenommen war. Seine grünen Augen leuchteten noch intensiver als gewöhnlich. Nicht überraschend, hatten die meisten gesagt: Der Camerlengo war nicht nur für die Planung des heiligen Konklaves verantwortlich, er musste die Planung zu allem Übel unverzüglich nach dem Verlust seines Mentors angehen, des letzten Papstes.

Chartrand war erst seit einigen Monaten im Vatikan gewesen, als er die Geschichte von der Bombe hörte, die die Mutter des Camerlengos vor den Augen des Kindes zerfetzt hatte. Eine Bombe in einer Kirche... und nun wiederholt sich alles, nur in viel größerem Maßstab. Schlimm, dass die Behörden die Bastarde nie gefasst hatten, die hinter dem Bombenanschlag steckten. wahrscheinlich eine antichristliche Sekte, hatte es geheißen, und der Fall war im Sande verlaufen. Kein Wunder, dass der Camerlengo mehr als alles andere Apathie und Untätigkeit verabscheute.