Выбрать главу

Dann hörte sie ein Geräusch und blieb wie angewurzelt stehen. Es war ein metallisches Brummen. Ganz in der Nähe. In kurzen Abständen. Es schien von den Kirchenbänken zu ihrer Linken zu kommen. Ein Geräusch wie das Klingeln eines Telefons, aber steinern und hart. Vittoria umklammerte entschlossen den Griff der Pistole und bewegte sich zwischen den Kirchenbänken hindurch auf die Quelle des Geräusches zu. Das Brummen wurde lauter. An. Aus. An. Aus. Regelmäßig.

Sie näherte sich dem Ende des Gangs und erkannte, dass das Brummen vom Boden kam, direkt hinter der letzten Kirchenbank, außer Sicht. Während sie näher schlich, die Pistole entsichert und in der vorgehaltenen rechten Hand, wurde ihr klar, dass sie auch in der Linken etwas hielt - ihr Mobiltelefon. In ihrer Panik hatte sie vergessen, dass sie es draußen vor der Kirche aus der Tasche gezogen hatte, um Oberst Olivetti zu warnen. Sie hob das Telefon an das Ohr. Es läutete noch immer. Niemand hatte abgehoben. Olivetti hatte ihren Anruf nicht entgegengenommen.

Plötzlich erkannte Vittoria die Ursache für das brummende Geräusch, und Entsetzen erfasste sie. Zitternd trat sie vor.

Eine leblose Gestalt lag auf dem Boden. Kein Blutstrom floss aus dem Leichnam, kein gebrandmarktes Fleisch war zu sehen, doch der Kopf des Obersten war nach hinten verdreht. ein Grauen erregender Anblick. Vittoria kämpfte gegen die aufsteigenden Bilder vom gequälten Leib ihres eigenen Vaters an.

Das Telefon Olivettis lag auf dem Boden und vibrierte wieder und wieder auf dem kalten Marmor. Vittoria klappte ihr eigenes Handy zu, und das Brummen brach ab. In der Stille hörte sie ein neues Geräusch. Ein Atmen in der Dunkelheit, direkt hinter ihr.

Sie wollte herumwirbeln, doch sie wusste, dass sie zu langsam war. Ein brennend heißer Blitz durchzuckte sie vom Kopf bis zu den Füßen. »Jetzt gehörst du mir«, hörte sie.

Dann wurde es schwarz um sie herum.

Auf der anderen Seite des Kirchenraums, an der linken Längswand, balancierte Langdon über eine Kirchenbank und reckte sich in dem Versuch, den Befestigungshaken zu erreichen. Die Kette hing immer noch zwei Meter über seinem Kopf. Haken wie dieser waren weit verbreitet, und sie hingen so hoch, um zu verhindern, dass Unbefugte sich daran zu schaffen machten. Langdon wusste, dass Priester piuoli benutzten, Holzleitern, um die Haken zu erreichen. Der Mörder hatte also offensichtlich die Leiter benutzt, um sein Opfer aufzuhängen. Und wo steckt sie jetzt, verdammt? Langdon blickte nach unten und suchte den Boden ringsum ab. Er meinte sich schwach zu erinnern, irgendwo hier drinnen eine Leiter gesehen zu haben. Aber wo? Einen Augenblick später fiel es ihm wieder ein, und sein Mut sank. Er wandte sich zu dem tosenden Feuer um. Dort war die Leiter, oben auf dem Haufen aus Kirchenbänken, und stand in hellen Flammen.

Verzweiflung breitete sich in Langdon aus. Von seiner erhobenen Plattform aus suchte er den gesamten Innenraum nach irgendetwas ab, das ihm helfen konnte, den Haken zu erreichen. Plötzlich durchfuhr ihn ein weiterer Schreck. Wo steckt Vittoria?

Sie war verschwunden. Ist sie losgelaufen, um Hilfe zu holen? Langdon rief laut ihren Namen, doch niemand antwortete. Und wo ist Olivetti?

Ein lang gezogener, gequälter Schrei von oben verriet Langdon, dass es zu spät war. Er richtete den Blick zur Kuppel hinauf, zu dem langsam verbrennenden Opfer, und ein einziger Gedanke erfüllte ihn. Wasser.

»Ich brauche Wasser!«, rief er laut. »Schnell!«

»Das kommt als Nächstes«, antwortete eine raue Stimme aus dem hinteren Teil der Kirche.

Langdon wirbelte herum und wäre fast von der Kirchenbank gefallen.

Durch den Seitengang kam ein dunkles Ungeheuer von einem Mann direkt auf ihn zu. Selbst im Schein des Feuers waren seine Augen schwarz. Langdon erkannte die Pistole in der Hand des Mannes als jene Waffe, die er selbst in seiner Jacke getragen hatte. die Waffe, die Vittoria gehalten hatte, als sie die Kirche betreten hatten.

Panik stieg in Langdon auf. Was ist mit Vittoria? Was hat dieses Ungeheuer ihr angetan? Ist sie verletzt? Oder tot...? Im gleichen Augenblick bemerkte Langdon, dass der Mann oben in der Kuppel lauter schrie. Der Kardinal würde sterben. Es war unmöglich, ihm noch zu helfen.

Der Mörder richtete die Pistole auf Langdon und zielte. Langdons Instinkt gewann die Oberhand, und er warf sich in dem Augenblick zur Seite, als der Schuss aufpeitschte. Mit ausgestreckten Armen segelte er über die Kirchenbänke hinweg.

Er prallte hart auf, rollte über eine Bank und krachte auf den harten Marmorboden. Zu seiner Rechten näherten sich Schritte. Langdon warf sich in Richtung des Altars herum und kroch

unter den Kirchenbänken hindurch um sein Leben.

Hoch oben unter der Kuppel durchlitt Kardinal Guidera die letzten bewussten Augenblicke der Qual. Er blickte an seinem nackten Leib hinab und erkannte voller Entsetzen, wie die Haut an seinen Beinen Blasen warf und sich ab schälte. Ich bin in der Hölle, dachte er. Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Er wusste, dass es die Hölle sein musste, weil er das Brandzeichen auf seiner Brust lesen konnte. und obwohl es auf dem Kopf stand, konnte er es durch irgendeine teuflische Magie lesen:

Drei Wahlgänge. Kein Papst.

Kapitel 92.

In der Sixtinischen Kapelle betete Kardinal Mortati um ein Wunder. Sende uns die preferiti! Die Verzögerungstaktiken dauerten nun lange genug. Ein einziger verschwundener Kandidat - das hätte Mortati ja noch verstanden, aber alle vier. Damit blieb ihnen überhaupt keine andere Wahl. Unter diesen Umständen würde eine Zwei-Drittel-Mehrheit nur durch Gottes persönliche Hilfe zustande kommen.

Als die schweren Riegel der äußeren Tür knirschend zurückgeschoben wurden, wirbelten Mortati und das gesamte Kardinalskollegium wie ein Mann herum und starrten auf den Eingang. Mortati wusste, dass das Durchbrechen des Siegels nur eins bedeuten konnte. Nach dem Vatikanischen Gesetz durfte das Konklave nur in zwei Fällen vor dem Ende gestört werden -entweder, wenn einer der Kardinale in der Kapelle todkrank wurde, oder um verspätete Kardinale einzulassen.

Die preferiti kommen!

Mortati jubelte innerlich. Das Konklave war gerettet! Doch als die Tür geöffnet wurde, war das Gemurmel, das sich erhob, alles andere als freudig. Mortati starrte in ungläubigem Schrecken auf den Mann, der die Kapelle betrat. Zum ersten Mal in der Geschichte des Vatikans überquerte ein Camerlengo die heilige Schwelle des Konklaves, nachdem die Türen versiegelt worden waren.

Was denkt er sich dabei?

Der Camerlengo ging zum Altar und wandte sich an die fassungslosen Kardinale. »Monsignori«, sagte er, »ich habe so lange gewartet, wie es mir möglich war. Doch die jüngsten Ereignisse lassen mir keine andere Wahl, als Sie zu

informieren.«

Kapitel 93.

-Langdon wusste nicht, wohin er flüchten sollte. Instinkt war sein einziger Kompass, und Instinkt trieb ihn von der Gefahr weg. Seine Ellbogen und Knie brannten wie Feuer, während er sich in panischer Flucht unter den Kirchenbänken hindurchwand. Eine Stimme riet ihm, nach links auszuweichen. Wenn du es bis in den Mittelgang schaffst, kannst du zum Ausgang rennen! Er wusste, dass es unmöglich war. Der Mittelgang ist von einer Wand aus Flammen versperrt! Während sein Verstand fieberhaft nach einem Ausweg suchte, wand er sich in blinder Panik weiter. Die Schritte zur Rechten näherten sich schneller und schneller.