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Perenolde nickte und deutete eine halbherzige Geste der Entschuldigung an.

»Außerdem irrt Ihr Euch, wenn Ihr ihn für allein oder wertlos erachtet«, fuhr Terenas fort. »Prinz Varian Wrynn ist nun mein Ehrengast und wird das auch bleiben, bis er selbst beschließt wieder abzureisen. Ich habe mich persönlich verpflichtet, ihn bei der Rückgewinnung seines Königreichs zu unterstützen.«

Einige der anderen Monarchen murmelten. Khadgar konnte sich denken, was in ihnen vorging. Terenas hatte gerade offiziell auf alle Ansprüche auf Stormwind verzichtet und die anderen Könige darüber in Kenntnis gesetzt, dass er Varian beistehen wollte – und das alles innerhalb einer einzigen Aussage.

Es war ein cleverer Schachzug, und sein Respekt vor dem König von Lordaeron wuchs noch mehr.

»Fürst Lothar hat ihn zusammen mit einigen anderen aus seinem Königreich hierher gebracht«, fuhr Terenas fort. »Darunter auch Soldaten. Obwohl ihre Zahl nicht groß ist, verglichen mit der Gefahr, der wir uns gegenübersehen, ist ihre Erfahrung im Kampf gegen die Orcs unbezahlbar. Einige von Stormwinds Truppen ziehen vielleicht noch herum, verwirrt und führungslos. Sie schließen sich sicher dem Aufruf ihres Helden an und verstärken unsere Truppen. Lothar ist ein erfahrener Kommandant und Taktiker. Und ich habe höchsten Respekt vor seinen Fähigkeiten.«

Er machte eine Pause und blickte Lothar fragend an. Khadgar sah fasziniert zu, wie der Held nickte. Lothar und der König hatten sich mehrfach getroffen, während sie auf die Ankunft der anderen Monarchen warteten. Khadgar war nicht bei allen Gesprächen zugegen gewesen, und nun fragte er sich, was ihm dabei wohl entgangen sein mochte.

»Schließlich ist da noch die Behauptung, er sei ein Fremder…« Terenas lächelte. »Obwohl Lothar diesen Kontinent noch nie zuvor mit seiner Gegenwart beehrt hat, ist er alles andere als ein Fremder. Weil er starke Bindungen zu dem Land und zu unserem Königreich hat. Er stammt von den Arathi ab. Er ist der letzte ihrer edlen Linie. Und deshalb hat er mehr Recht, in diesem Rat zu sprechen als jeder andere von uns!«

Diese Enthüllung sorgte für Unruhe unter den anderen Königen. Und auch Khadgar betrachtete seinen Begleiter plötzlich mit anderen Augen.

Ein Arathi! Er hatte natürlich von Arathar gehört, wie wohl jeder in Lordaeron. Vor langer Zeit war es das erste Volk auf dem Kontinent gewesen. Seine Angehörigen hatten starke Kontakte zu den Elfen gepflegt. Gemeinsam hatten die beiden Völker am Fuß des Alterac-Gebirges gegen eine riesige Armee von Trollen gekämpft. Und vereint war es ihnen gelungen, die Attacke abzuwehren und die Trollgemeinschaft für immer zu zerschlagen.

Das arathorianische Reich war erblüht und hatte sich ausgeweitet, bis es Jahre später in die kleineren Nationen zerfallen war, die heute den Kontinent prägten. Die Menschen verließen Strom, die Hauptstadt des arathorianischen Reiches, um in fruchtbarere Gegenden im Norden zu ziehen. Damals war auch der letzte Arathi verschwunden. Einigen Erzählungen zufolge waren sie nach Süden gewandert, noch über Khaz Modan hinaus, in die Wildnis von Azeroth. Und Strom wurde schnell zum Zentrum von Stromgarde, Trollbanes Reich.

»Es stimmt«, verkündete Lothar feierlich, seine Augen schienen jeden herauszufordern, der ihn der Lüge bezichtigen wollte. »Ich stamme von König Thoradin ab, dem Gründer von Arathor. Meine Familie zog nach Azeroth, nachdem das Reich zusammenbrach, und gründete dort eine neue Nation, die als Stormwind bekannt wurde.«

»Also seid Ihr gekommen, um Eure Herrschaft über uns zu verkünden?«, wollte Graymane wissen.

»Nein«, versicherte Lothar ihm. »Meine Ahnen gaben jeden Anspruch auf Lordaeron schon vor langer Zeit auf, als sie sich entschlossen, wegzuziehen. Aber ich habe immer noch Bande zu diesem Land, das mein Volk zu erobern und zu zivilisieren half.«

»Und er kann sich immer noch auf den alten Beistandspakt berufen«, fügte Terenas hinzu. »Die Elfen schworen, Thoradin und sein Haus zu unterstützen, wann immer sie Hilfe benötigten. Sie werden diese Vereinbarung sicher auch heute noch einhalten.«

Das erzeugte dankbare Blicke und Geflüster. Khadgar nickte. Plötzlich war Lothar in ihren Augen mehr als nur ein Krieger, mehr sogar als ein Anführer. Jetzt war er der potenzielle Botschafter zu den Elfen. Und wenn dieses alte, magiewirkende Volk sich tatsächlich mit ihnen verbündete, erschien die Horde plötzlich gar nicht mehr so unbezwingbar.

»Das ist ein großartiges Angebot«, sagte Perenolde trocken. »Vielleicht sollten wir uns alle ein wenig Zeit gönnen, um all das zu berücksichtigen, was wir gehört haben. Das ist nötig, um unsere Länder vor dieser neuen Gefahr zu beschützen.«

»Einverstanden«, sagte Terenas und fragte die anderen erst gar nicht nach ihrer Zustimmung. »In der Tafelhalle habe ich ein Buffet vorbereiten lassen, und ich lade Euch alle ein, mich dahin zu begleiten. Nicht als Könige, sondern als Nachbarn und Freunde. Lasst uns diese Sache nicht beim Essen bereden, sondern für uns selbst entscheiden. Dann können wir leichter eine Entscheidung treffen, nachdem wir das Essen und die drohende Gefahr verdaut haben.«

Khadgar schüttelte den Kopf, als die Monarchen nickten und sich auf die Tür zu bewegten. Perenolde war gerissen, das war klar. Er hatte bemerkt, dass die anderen Könige Lothar Unterstützung gewähren würden, und einen Weg gefunden, sich umzuentscheiden.

Khadgar vermutete, dass der König von Alterac nach dem Essen verkünden würde, dass er es sich überlegt habe und fortan Lothar unterstützen wolle. So vermied er es, das Gesicht zu verlieren oder in eine schwächere Position innerhalb der entstehenden Allianz gedrängt zu werden. Denn für eine solche würden die Könige sich wahrscheinlich in Kürze entscheiden.

Als er den Oberhäuptern der Länder aus dem Raum folgte, bemerkte Khadgar eine Bewegung über sich. Er drehte sich um und erhaschte einen Blick auf zwei Köpfe, die von einem der oberen Balkone heruntersahen.

Eines der Häupter war dunkelhaarig und ernst, er erkannte Prinz Varian. Natürlich wollte der Erbe von Stormwind wissen, was in der Besprechung beschlossen wurde. Der zweite Kopf war blond und jünger und gehörte zu einem Knaben, der weit genug im Hintergrund blieb, dass Varian seinen Schatten nicht bemerkte.

Der Jüngling bemerkte, dass Khadgar hinaufsah und grinste, bevor er hinter dem Vorhang des Balkons verschwand.

Khadgar verstand. Der junge Prinz Arthas wollte ebenfalls wissen, was sein Vater und die anderen planten. Und warum auch nicht? Lordaeron würde ihm eines Tages gehören – falls sie es schafften, die Horde daran zu hindern, alles zu überrennen.

4

Doomhammer sprach gerade mit einem seiner Offiziere, Rend Blackhand vom Black-Tooth-Grin-Clan, als ein Kundschafter hereinstürzte.

Obwohl der Orc eindeutig eine Nachricht zu überbringen hatte, blieb er einige Schritte von Doomhammer und Rend entfernt stehen und wartete. Dabei versuchte er, wieder zu Atem zu kommen. Schließlich schaute Doomhammer in seine Richtung und nickte.

»Trolle!«, keuchte der Orc-Kundschafter. »Waldtrolle, eine komplette Armee, wie es aussieht!«

»Trolle?« Rend lachte. »Was ist, greifen sie uns an? Ich dachte, sie wären etwas klüger als Oger, nicht dümmer!«

Doomhammer musste ihm zustimmen. Bei dem einen Mal, dass er auf Waldtrolle gestoßen war, hatten sie ihn beeindruckt und wegen ihrer Gerissenheit sogar ein wenig beunruhigt. Obwohl die Trolle größer als Orcs waren, waren sie schlanker und beweglicher – besonders in den Wäldern, was sie dort zu einer echten Gefahr machte. Das Wasser zu überqueren, um zu dieser Insel zu gelangen, passte allerdings nicht zu ihrem üblichen Verhalten.

Aber der Kundschafter schüttelte den Kopf. »Sie greifen nicht an. Sie sind auf dem Festland und wurden gefangen genommen.« Er grinste. »Von Menschen.«