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Doomhammer war interessiert. »Wo?«, wollte er wissen.

»Unweit der Küste, entlang der Hügel, fast noch im Wald«, antwortete der Kundschafter prompt. »Sie wollten nach Westen, obwohl sie sehr langsam waren.«

»Wie viele sind es?«

»An die vierzig Menschen«, antwortete der Kundschafter. »Zehn Trolle.«

Doomhammer nickte und wandte sich an Rend: »Nimm dir deine stärksten Krieger. Und seid schnell. Ihr macht euch sofort auf den Weg.« Er schaute den Anführer des Black-Tooth-Grin-Clans finster an. »Lasst euch in keine Gefechte verwickeln«, befahl er. »Das ist nur ein Überfallkommando. Ihr sollt die Trolle retten und hierherbringen. Vermeide, dass man dich sieht, und töte jeden, der dich bei der Aktion beobachtet. Ich will nicht, dass unsere Kriegspläne ruiniert werden, nur weil du achtlos warst.«

Der Häuptling nickte und verschwand ohne ein Wort. Er lief zu einem Untergebenen, der träge in der Nähe döste.

Rend bellte seine Befehle schon, bevor er den anderen Orc erreicht hatte. Der Krieger richtete sich schnell auf, nickte und rannte los, um seine Kameraden zu suchen.

Doomhammer wartete ungeduldig und signalisierte dem Kundschafter, ebenfalls zu warten. Nervös faltete er seine Hände in Erwartung der Rückkehr des Trupps. In seinen Gedanken war er währenddessen weit weg. Er erinnerte sich seines ersten Zusammentreffens mit den Trollen vor vielen Monaten…

Blackhand hatte die anderen Orc-Clans auf der Heimatwelt geschockt, als er ihnen mitteilte, dass er sich mir den Ogern verbünden wollte. Doch es hatte sich als eine nützliche Partnerschaft erwiesen. Die monströsen Kreaturen verschafften der Horde eine enorme zusätzliche Stärke. Dennoch ging es vielen immer noch gegen den Strich. Und so waren viele Orcs auch skeptisch gewesen, als sie in Berichten von ähnlichen Kreaturen auf dieser neuen, fruchtbaren Welt erfahren hatten – und Blackhand ihnen verkündete, dass er auch diese Monster unter seinem Kriegsbanner vereinen wollte.

Er hatte Doomhammer mit einer Handvoll Blackrock-Kriegern ausgeschickt, um den Kontakt herzustellen. Ein Zeichen des großen Vertrauens, das er in seinen jungen Stellvertreter setzte.

Noch immer fühlte Doomhammer sich schuldig, weil er das Vertrauen seines Kriegshäuptlings missbraucht und sich gegen ihn gewandt – ihn getötet! – und seinen Platz als Anführer eingenommen hatte.

Aber so war es eben bei den Clans, und Blackhand hätte sein Volk in Tod und Vernichtung geführt. Doomhammer war gezwungen gewesen so zu handeln – um sie alle zu retten.

Er griff hinter sich und ließ seine Finger über den glatten Hammerkopf aus Stein gleiten. Der Griff ragte weit über seine Schulter, und der tödliche Teil hing etwa auf Höhe des Oberschenkels.

Vor langer Zeit hatte ein Schamane prophezeit, dass diese mächtige Waffe sein Volk eines Tages erlösen würde. Gleichzeitig sollte derjenige, der den Hammer führte, es aber auch verdammen. Und außerdem war geweissagt worden, dass derjenige auch der Letzte der Doomhammer-Linie sein würde…

Doomhammer hatte sich viele Male gefragt, ob alles tatsächlich genauso kommen würde. Ganz besonders, da er nun zum Kriegshäuptling und Anführer der Horde geworden war.

War seine Machtübernahme die prophezeite Erlösung gewesen? Er selbst glaubte daran. Aber bedeutete das auch, dass er dazu auserwählt war, sein Volk später zu verdammen? Und dass seine Ahnenreihe mit ihm endete?

Er hoffte es nicht.

Seinerzeit, vor ein paar Monaten, hatte Doomhammer sich noch nicht so stark mit diesen Dingen auseinandergesetzt. Damals vertraute er Blackhand noch völlig, zumindest was dessen Loyalität zu seinem Volk anging, und wollte ihn als Herrn dieser Welt sehen. Gleichzeitig tat er sein Bestes, um Blackhand von unnötiger Gewalt abzuhalten.

Nicht dass Doomhammer den Kampf gescheut hätte. Wie die meisten Orc-Krieger schätzte er die Herausforderung und den ganz eigenen Nervenkitzel eines Kampfes. Aber es gab auch Situationen, in denen zu viel Gewalt den Wert eines Sieges schmälern konnte.

Und bei diesem Vorstoß, davon war er felsenfest überzeugt, ging es weniger um Krieg als vielmehr um Kommunikation.

Doomhammer war fasziniert und geehrt gewesen. Und vielleicht, tief in seinem Innern, auch ein wenig verängstigt. Bislang hatten sie nur Menschen und ein paar kleine, aber mächtige Kreaturen, die Zwerge genannt wurden, auf dieser neuen Welt angetroffen. Wenn es hier aber Oger gab, dann konnte es passieren, dass die Horde auf mächtigere Gegner traf, als sie es bislang erlebt hatte.

Es dauerte zwei volle Wochen, bis Doomhammer endlich einem Troll begegnete. Er durchstreifte mit seinen Kriegern den Wald dort, wo ein Kundschafter sie gesehen hatte. Die Orcs trafen keinerlei Vorkehrungen, ungesehen zu bleiben. Als immer mehr Zeit ereignislos verstrich, waren sie schon davon überzeugt, dass der Kundschafter entweder gelogen oder sich schlicht vor ein paar Schatten gefürchtet und später eine Geschichte zusammengereimt hatte, nur um von seiner Feigheit abzulenken.

Dann, eines Abends aber, als sich die Dämmerung gerade über das Land legte und lange Schatten unter die Bäume warf, schwang sich eine Gestalt aus den Ästen herab. Sie landete unhörbar auf dem Boden außerhalb des Scheins ihrer Lagerfeuer. Eine weitere Gestalt erschien eine Sekunde später, dann noch eine… bis die Orcs schließlich von sechs lautlosen und schattenhaften Erscheinungen umzingelt waren.

Anfangs hatte Doomhammer geglaubt, der Kundschafter habe doch Recht gehabt und ihnen stünden Oger gegenüber. Auch wenn diese hier etwas kleiner waren und sich lautlos mit einer Anmut bewegten, die ihnen von Ogern eigentlich fremd war.

Doch dann traf der Schein eines Feuers eine der Gestalten, die sich vorwärts bewegte, und Doomhammer erkannte, dass ihre Haut grün war – so grün wie seine eigene, so grün wie die Blätter in den Bäumen.

Das erklärte, warum sie die Kreaturen nicht schon früher bemerkt hatten. Ihre Farbe erlaubte ihnen, mit dem Blattwerk zu verschmelzen, besonders, wenn sie sich durch die Äste bewegten, wie es diese hier offenbar getan hatten. Er bemerkte auch, dass die Kreaturen größer als er, aber schlanker als ein Oger waren. Außerdem wirkten die Proportionen harmonischer, denn sie hatten keine überlangen Arme, keine übergroßen Hände und keine allzu massigen Köpfe.

Und der Blick, den ihm die sich nähernde Gestalt zuwarf, das Licht des Feuers, das sich in ihren dunklen Augen spiegelte, als sie mit einem Speer nach Doomhammer stach, verriet eine gewisse Intelligenz.

»Wir sind keine Feinde!«, rief Doomhammer, und seine Stimme zerriss die stille Nacht. Er schlug den Speer mit der Hand beiseite. Dabei stellte er fest, dass die Spitze der Waffe aus behauenem, extrem geschliffenem Stein bestand. »Ich suche euren Anführer!«

Ein Grummeln klang von den Kreaturen herüber. Nach einer Weile erkannte Doomhammer, dass es Gelächter war.

»Was du von unserem Anführer wollen, Appetithappen, kleiner?«, antwortete die am nächsten stehende Kreatur. Ihr Mund verzog sich zu einem ebenso hämischen wie monströsen Grinsen.

Diese Geschöpfe hatten ebenfalls Hauer, wie Doomhammer sah, obwohl ihre länger und dicker als seine eigenen waren, dafür stumpfer, wie es den Anschein hatte. Er bemerkte auch das Haar der Kreatur, das in einer dunklen Krone über ihrem Kopf auslief.

Das war gewiss kein natürliches Aussehen und bedeutete somit, dass die Kreaturen sich pflegten.

Ganz offenkundig waren es keine wilden Bestien.

»Ich würde gern mit ihm im Auftrag meines eigenen Anführers sprechen«, antwortete Doomhammer. Er behielt seine Hände am Körper und zeigte sie offen, um zu demonstrieren, dass er keine Waffen darin hielt. Trotzdem blieb er wachsam, schließlich war er kein Narr.

Und das war sein Glück. Die Kreatur lachte erneut. »Wir nicht reden mit Beute«, antwortete sie. »Wir sie essen!« Und dann stieß sie mit ihrem Speer zu – vergessen das testende Stochern. Der wuchtige Stoß erfolgte aus einer geschickten Bewegung heraus, und die Speerklinge hätte Doomhammer wie einen Fisch gnadenlos aufgeschlitzt, hätte er weiter reglos dagestanden.