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Aber er beherrschte sich auch weiter.»Das ist unsere momen tane Situation, Dr. Jones«, sagte er.

«Und Sie möchten von mir wissen, was Sie tun sollen«, vermutete Indiana.»Ich fürchte, ich muß Sie enttäuschen, Herr Kapitänleutnant. Ich weiß über diese Einge-«

«Ich will von Ihnen wissen, was auf der Insel geschehen ist, Jones«, unterbrach ihn Brenner.»Sehen Sie, diese Wilden da draußen sind nur ein Teil unseres Problems. Die andere Hälfte — «

Er brach mitten im Satz ab. Aber es war auch nicht nötig, daß er fortfuhr, denn die andere (und wahrscheinlich weit größere) Hälfte seines Problems betrat im selben Moment die Zentrale.

Es war Jonas.

Indiana war nicht einmal besonders überrascht, ihn frei zu sehen, statt eingesperrt wie die anderen Überlebenden. Eben sowenig überraschte ihn die dunkelgraue Wehrmachtsuniform, die Jonas nun anstelle seiner zerrissenen Kleider trug. Er hatte es geahnt, spätestens seit ihrem Gespräch am Strand.

Aber er erschrak zutiefst, als er in Jonas’ Gesicht sah.

Jonas war nicht mehr er selbst.

Er sah aus wie zuvor, er bewegte sich so, und als er sprach, war seine Stimme die von Jonas, aber all das war nur noch Fassade. Das Wesen, dem er gegenüberstand, war … kein Mensch mehr. Es war etwas anderes, etwas Böses und Finste res, das aus einem längst vergangenen Zeitalter stammte; ja, vielleicht nicht einmal von dieser Welt.

Und er war nicht der einzige, der das fühlte. Die Männer in Jonas’ Nähe wichen instinktiv vor ihm zurück, und auch Brenner zeigte Anzeichen von Nervosität, vielleicht sogar Angst.

«Dr. Jones!«begann Jonas mit einem Lächeln, das keines war.»Wie schön, daß Sie schon wieder auf den Beinen sind. Ich hatte schon Angst, ich hätte Sie ernsthaft verletzt.«

«So schnell geht das nicht«, antwortete Indiana kühl. Er maß Jonas mit einem langen, bewußt abfälligen Blick.»Wie ich sehe, geht es Ihnen ja auch schon wieder besser. Aber Sie sollten den Schneider wechseln.«

Jonas lachte, dann salutierte er übertrieben spöttisch vor Indiana.»Gestatten Sie, daß ich mich korrekt vorstelle, wenn auch mit einiger Verspätung? Obersturmbannführer Heinrich, verantwortlicher Leiter der Operation Phönix. «Er griff in die Tasche und zog ein verschmutztes Blatt Papier hervor.»Bitte.«

Indiana griff nach dem Zettel, faltete ihn auseinander und warf einen flüchtigen Blick darauf. Der Zettel sagte ihm gar nichts. Er enthielt nichts weiter als Kolonnen von Zahlen und Buchstaben. Fragend sah er Jonas an.

«Behalten Sie es ruhig«, sagte Jonas/Heinrich grinsend.

«Deswegen sind Sie doch schließlich gekommen, oder? Auf dieser Liste sind die Positionen aller geheimen U-Boot-Basen der deutschen Marine verzeichnet, die der Agent Jonas heraus finden konnte. Ich fürchte nur, sie ist ein kleines bißchen unzuverlässig. Mit genauen Längen- und Breitenangaben hatte ich schon immer meine Schwierigkeiten.«

«Was soll der Unsinn?«fragte Indiana. Wütend knüllte er das Blatt zusammen und warf es auf den Boden.Heinrich lachte.»Der deutsche Geheimdienst hielt es für eine gute Idee«, sagte er.»Und ich ehrlich gesagt auch. Finden Sie die Vorstellung nicht auch spaßig, daß die Amerikaner ihre besten Leute und etliche Millionen Dollar darauf verschwenden, nach U-Boot Häfen zu suchen, die es gar nicht gibt?«

«Nicht im geringsten«, sagte Indiana.

«Wie bedauerlich. «Heinrich seufzte, zuckte mit den Schul tern, und sein Lächeln erlosch, als sei es abgeschaltet worden.

«Vermutlich haben Sie sogar recht«, sagte er.»Aber das spielt ja jetzt keine Rolle mehr, nicht wahr?«

Wahrscheinlich war Indiana der einzige hier im Raum, der wirklich verstand, was Heinrich damit meinte. Und vermutlich war er auch der einzige, der wußte, wem er wirklich gegenü berstand.

Für endlose Sekunden starrten sie sich wortlos an, dann drehte sich Heinrich/Jonas/Mi-Pao-Lo mit einem Ruck um und deutete auf das Periskop.»Sie folgen uns immer noch?«

Brenner nickte.»Es sind mehr geworden«, antwortete er.»So wie es im Moment aussieht, haben wir keine Chance, ihnen zu entkommen.«

«Höre ich da eine Spur von Angst in Ihrer Stimme, mein Lieber?«fragte Heinrich spöttisch.»Sie werden sich doch nicht von einer Handvoll unzivilisierter Wilder fürchten, oder?«

Brenner schwieg. Heinrich musterte ihn noch einige Sekun den lang spöttisch, dann drehte er sich mit einem Ruck um und ging.»Rufen Sie mich, wenn sich etwas ändert«, sagte er im Hinausgehen.

«Ich glaube, ich verstehe jetzt, was Sie meinen«, murmelte Indiana, als Jonas/Heinrich außer Hörweite war.

Brenner sah ihn ernst und sehr lange an.»Was ist bloß auf der Insel geschehen, Dr. Jones?«fragte er noch einmal.

Indiana begann mit seinem Bericht.

Brenner hatte Wort gehalten und ihn zu den anderen Gefange nen bringen lassen, nachdem ihre Unterredung beendet war.

Das Wort» Gefangene «bekam an Bord dieses Schiffes eine neue Qualität — Ganty, die Barlowes und die beiden Australier waren in einem kleinen Lagerraum im Heck eingesperrt, der vielleicht acht Quadratmeter hatte und so niedrig war, daß sie nicht aufrecht stehen konnten. Trotzdem hatten sie mehr Platz zur Verfügung als irgendein anderer an Bord, den Komman danten und die Offiziere eingeschlossen.

Ganty und die anderen waren offensichtlich ehrlich erfreut, ihn lebend wiederzusehen. Aber ihre Erleichterung hielt nicht sehr lange vor. Als Indiana erzählte, was er durch das Periskop beobachtet hatte, wurde es sehr still in der winzigen Kammer.

Vor allem Ganty wirkte mehr als erschrocken. Er war eindeu tig entsetzt.

Trotzdem war nicht er es, sondern Nancy Barlowe, die schließlich das immer bedrückender werdende Schweigen brach.»Aber sie können uns doch nichts tun, oder?«fragte sie ängstlich. Als ihr niemand antwortete, fuhr sie mit zitternder Stimme fort.»Ich meine … das hier ist ein U-Boot. Es … es ist bewaffnet und … und aus Stahl, und sie haben nur ein paar Messer und Speere!«

«Darum geht es nicht«, antwortete Indiana sanft. Obgleich er vor dem Gedanken zurückschreckte, hatte er auch diese Variante schon für sich durchgespielt. Wahrscheinlich waren Brenners Soldaten mit ihren Maschinenpistolen und Granaten durchaus in der Lage, die gesamte Flotte der Langohren zu vernichten. Aber das würde für die Polynesier weit mehr bedeuten als einen weiteren Kampf. Es hieße nichts weniger, als daß ein ganzes Volk ausgelöscht würde.

Außerdem war er nicht einmal sicher, daß es damit vorbei sein würde. Wahrscheinlich war es wirklich so, wie Brenner gesagt hatte, und die Langohren waren ihr kleinstes Problem.

«Warum denn dann?«fragte Nancy.

«Jonas«, murmelte Indiana.»Er hat den Kristall.«

«Aber dann … dann ist doch alles in Ordnung«, antwortete Nancy.»Er … er kann uns helfen. Dieser Kristall ist doch eine Waffe, und — «

«Jonas ist nicht wirklich Jonas, Nancy«, unterbrach sie Ganty sanft.»Er ist ein Naziagent, verstehen Sie doch.«

«Ich fürchte, er ist nicht einmal mehr das«, fügte Indiana hinzu.»Sie haben nicht verstanden, was ich erzählt habe. Jonas hat den Kristall benutzt. Er ist jetzt nicht mehr er selbst.«

«Was für ein Unsinn!«widersprach Nancy. Sie lachte; schrill und nervös und viel zu laut.»Ich habe ihn doch genau erkannt, als sie ihn an Bord getragen haben!«

«Erinnern Sie sich an die Situation, als ich den Kristall für einen Moment in den Händen gehalten habe?«fragte Indiana sanft. Nancy starrte ihn aus großen, angstvollen Augen an, und Indiana fuhr fort:»Ich habe ihn nicht benutzt, weil ich seine Macht gefühlt habe, Nancy. Ich habe gespürt, was er wirklich ist. Er ergreift Besitz von jedem, der sich seiner Macht bedient.

Heinrich/Jonas sieht nur noch so aus wie der Mann, der er einmal war. Aber er ist es nicht mehr, glauben Sie mir. Was mit Sandstein geschehen ist, das ist auch ihm passiert. Nur schneller. Und schlimmer.«