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«Dann sollte man ihn töten«, sagte einer der beiden Austra lier. Sein Bruder nickte. Zum ersten Mal im Leben waren die beiden einer Meinung.

Indiana schwieg. Er war nicht einmal mehr sicher, ob es überhaupt noch möglich war, Jonas — oder wie immer er auch wirklich heißen mochte — zu töten. Außerdem war das nicht wirklich das Problem.

«Es geht nicht um ihn«, sagte er nach einer Weile.»Es ist dieser Stein. Ich weiß nicht, was er ist, aber er ist … mehr als ein Kristall.«

Mit Ausnahme von Ganty sahen ihn alle einfach nur ver ständnislos an. Ganty schien der einzige zu sein, der wirklich begriffen hatte, was Indiana meinte. Er wirkte immer noch entsetzt.

«Jetzt übertreiben Sie aber, Dr. Jones«, sagte Barlowe. Er lachte, aber es klang nervös und wenig überzeugend.»Ich meine, dieses Ding ist … gefährlich, sicher. Eine schreckliche Waffe, aber trotzdem doch wohl nicht mehr als das. Sandstein hat sie letztendlich nichts genutzt, und Jonas — «

«Was immer es ist, es hat zwei Monate gebraucht, um Sand stein zu verändern«, unterbrach ihn Indiana.»Bei Jonas genügten wenige Stunden.«

«Vielleicht wird es stärker«, murmelte Ganty.»Mit jedem Leben, das es nimmt.«

Ja, dachte Indiana schaudernd. Und vielleicht war alles, was sie bisher erlebt hatten, erst der Anfang. Vielleicht begann der Kristall gerade erst zu erwachen …

Aber da war noch etwas. Irgendeine Information, die er bereits hatte, die er aber nicht richtig einzuordnen vermochte. Etwas, das er gesehen oder gehört oder erlebt hatte. Und das wichtig war, ungeheuer wichtig sogar. Aber er wußte einfach nicht, was.

Ihre Diskussion drehte sich eine gute Stunde weiter im Kreis, ohne zu irgendeinem Ergebnis zu führen. Dann wurde die Tür wieder geöffnet, und zwei von Brenners Männern erschienen, um Indiana abzuholen.

Wie das erste Mal, als Indiana den Kommandoraum betreten hatte, stand Kapitänleutnant Brenner am Periskop. Er sah jetzt noch besorgter aus als das erste Mal, als er sich zu Indy herumdrehte und ihn ansah.

«Neue Probleme?«fragte Indiana direkt.

Brenner deutete wortlos auf das Sehrohr.

Über dem Meer brach der Tag heran. Die Dunkelheit hatte einem grauen Zwielicht Platz gemacht, in dem die Konturen der Dinge zu verschwimmen schienen wie in treibendem Nebel.

Die Polynesier-Flotte war nicht näher gekommen, aber größer geworden. Es mußten an die fünfhundert Schilfboote sein, die das Meer in weitem Umkreis bedeckten.

«Fünf Grad weiter westlich«, sagte Brenner.

Indiana drehte das Periskop in die falsche Richtung, lächelte entschuldigend und korrigierte seinen Fehler hastig. Der Horizont und die Flotte der Polynesierboote huschten als verschwommene Schatten vorbei. Dann sah er, was Brenner meinte. Ein gewaltiger Schatten näherte sich der Position des U-Bootes.

«O ja, das sieht nach Problemen aus«, sagte Indiana. Er trat vom Periskop zurück und wandte sich zu Brenner um.»Eins von euren?«

«Ich fürchte, nein«, antwortete Brenner.»Aber um diese Frage zu beantworten, habe ich Sie holen lassen.«

«Sie glauben, das könnte eins von unseren sein?«

Indiana zuckte mit den Schultern.»Ich bezweifle, daß ich Ihnen da helfen kann. Und um ehrlich zu sein, ich bezweifle auch, daß ich es will«, fügte er nach kurzem Zögern hinzu.

«Das da draußen ist Ihr Problem, Herr Kapitänleutnant.«

«Wenn sie uns angreifen und versenken, ist es wahrscheinlich auch Ihres, Dr. Jones«, erwiderte Brenner kühl.»Außerdem hatte ich vorhin das Gefühl, daß Ihnen daran gelegen ist, unnötiges Blutvergießen zu vermeiden.«

Indiana schwieg einige Augenblicke.»Entschuldigen Sie«, sagte er dann hörbar verlegen.»Ich wollte nicht — «

«Schon gut«, Brenner unterbrach ihn mit einer hastigen Geste.»Vergessen Sie es einfach. Sie kennen dieses Schiff nicht?«

Indiana warf einen weiteren und diesmal sehr viel aufmerk sameren Blick durch das Periskop.»Es könnte die HENDERSON sein«, vermutete er.

«Der Gedanke liegt nahe, nicht wahr?«

Indiana fuhr unmerklich zusammen, als er die Stimme er kannte. Es war nicht die von Brenner oder dem Schiffsarzt. Mit erzwungener Ruhe drehte er sich um. Die Hände ließ er weiter auf den Handgriffen des Sehrohres liegen, damit man nicht bemerkte, wie sie zitterten. Jonas/Heinrich stand neben dem Kommandanten des U-Bootes und sah ihn mit einem Lächeln ohne eine Spur von Gefühl an.»Sie und der angebliche Mr. Delano sind seit einer ganzen Weile überfällig. Und bei der Wichtigkeit Ihrer Mission ist es doch nur logisch, daß man sich Gedanken um Sie macht und Sie sucht. Oder?«

«Wir sind Hunderte von Seemeilen von Pau-Pau entfernt«, sagte Indiana.

Jonas lächelte abfällig. Sein Lächeln wurde vollends zur Grimasse.»Dr. Jones, ich bitte Sie«, sagte er. Er schüttelte den Kopf.»Ihr Amerikaner werdet es nie begreifen. Ihr seid ein großes Volk, das wirklich gute Männer und gute Ideen hervor gebracht hat, aber ihr habt einen gewaltigen Fehler — ihr neigt dazu, eure Feinde zu unterschätzen. Wir nicht. «Er wies auf das Sehrohr.»Wäre ich der Kommandant bei so einer Mission, dann hätte ich schon vor Tagen angefangen, nach Ihnen und Delano zu suchen. Immerhin wußten sie, daß Sie Pau-Pau mit Gantys Boot verlassen haben.«

«Und dann haben sie uns hier rein zufällig gefunden, wie?«

Indiana versuchte, seiner Stimme einen möglichst spöttischen Klang zu verleihen, aber der Ausdruck auf Jonas’ Gesicht blieb unverändert.

«Kaum«, antwortete er mit kühler Stimme.»Aber sie müßten schon blind sein, wenn sie den Vulkanausbruch nicht bemerkt haben. Und diese kleine Armada da oben ist auch nicht zu übersehen.«

Natürlich hatte er recht. Die gleichen Überlegungen waren auch Indiana durch den Kopf geschossen, als er zum zweiten Mal durch das Periskop geblickt und den Umriß des Schiffes studiert hatte. Er hatte es nicht erkannt, aber das besagte gar nichts.»Wenn es wirklich die HENDERSON ist«, sagte er nach einer Weile,»dann … sind Sie tatsächlich in Schwierig keiten.«

Wieder war es Jonas, der antwortete, und nicht Kapitänleut nant Brenner.»Ich fürchte, Sie haben den guten Herrn Kapitän nicht ganz verstanden, Dr. Jones«, sagte er mit einem spötti schen Seitenblick auf den Offizier.»Sollte es zum Kampf zwischen Ihren und unseren Leuten kommen, dann werden wir vielleicht sterben, vielleicht in Gefangenschaft geraten oder sogar gewinnen. «Er zuckte mit den Schultern.»Was Sie und Ihre Freunde aber angeht, Dr. Jones, so sieht die Sache anders aus.

Ich werde höchstpersönlich für jeden Schuß, den die HENDERSON auf uns abgibt, einen von Ihnen hinrichten.«

«Das werden Sie ganz bestimmt nicht«, sagte Brenner.»Dr. Jones und seine Freunde sind Zivilisten.«

«Im Moment sind sie unsere Gefangenen«, sagte Jonas.

«Und als solche werde ich sie behandeln«, fügte Brenner entschlossen hinzu.»Auf meinem Schiff wird niemand umgebracht!«

Jonas machte sich nicht einmal die Mühe, ihm zu antworten.

Er lächelte nur, aber es war etwas in diesem Lächeln, das Indiana einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. Auf diesem U-Boot hatte Jonas im selben Moment, in dem er es betreten hatte, das Kommando übernommen, und Brenner wußte das ganz genau.»Was wollen Sie von mir?«Die Frage war an niemand Bestimmten gerichtet, und im ersten Moment antworteten weder Jonas noch Brenner; dann — nach einem raschen, fast angstvollen Seitenblick auf Jonas — sagte der Kapitänleutnant:»Sie haben es ganz richtig erkannt, Dr. Jones — wir haben Probleme. Unsere Treibstoffvorräte sind so gut wie erschöpft. Wir können nicht vor diesem Schiff davonlaufen. Und wir können auch nicht mehr länger getaucht bleiben.«

«Aber wir könnten es torpedieren«, fügte Jonas mit einem bösen Lächeln hinzu.