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Die vorliegende 1-te Lieferung der Sammelarbeit, die im Ganzen den Volkskalenderbräuchen gewidmet ist, bezieht sich auf die Winterperiode dieser Bräuche. Die Herausgabe anderer Lieferungen, den Frühlings-, Sommer- und Herbstriten gewidmet, ist vorausgesehen.

Der Winterzyklus der Feste, der ungefähr den Zeitraum zwischen Ende Oktober und Anfang Januar umfasst (die genaueren Datenangaben stimmen bei verschiedenen Völkern nicht überein), ist besonders reich an Glaubensvorstellungen, Wahrsagungen und Rituellen. Diese Tatsache ist durch die materiellen Gründe zu erklären: Wichtigkeit der rechtzeitigen Vorbereitung des bevorstehenden Wirtschaftsjahres, dessen erste Vorzeichen seit der Wintersonnenwende zu Tage kommen: an diesen Zeitpunkt (25/XII-6/I) wird auch die Mehrzahl der Riten und Aberglauben angeknüpft.

Neben den gemeinsamen Zügen, die bei allen europäischen Völkern (teilweise auch bei den aussereuropäischen) auftreten, kommen auch regionale Unterschiede zutage, die zum Teil mit den geographischen Bedingungen verbunden sind (Süd-, Mittel-, Nordeuropa), — daher auch verschiedene Wirtschaftsrichtungen (Ackerbau, Bergviehwirtschaft), — zum Teil auch mit den konfessionellen Besonderheiten: z. B. am 6. Januar — die Taufe Christi bei den ortodoxen Völkern, und «Dreikönigstag» bei den Katholiken und Evangelisten: daher Wassereinweihen in Osteuropa, Dreikönigsumzüge in Westeuropa. Diese regionale Unterschiede sind aber bisher ungenügend erforscht worden.

Heutzutage haben fast alle diese Volksriten ihre ehemalige religiöse und magische Bedeutung eingebüsst und haben sich nur als Volksfeste, Vergnügen und Spassbräuche erhalten.