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»Aber die Herrin ist dagegen?« fragte ich.

»Ich nehme es an.«

»Was ist mit der ›neuen Sklavin‹«, fragte ich lächelnd, »die zu mir in den Tunnel geschickt wurde?«

»Ich muß davon ausgehen, daß die Herrin nicht einverstanden wäre«, sagte er und zog mir die Sklavenkapuze über den Kopf.

Barus trocknete mich weiter ab. Ich hörte Geschrei aus der Richtung der Arena, doch es war nicht das übliche Lärmen des Publikums, es war kein Geschrei der Begeisterung oder Aufregung, wie es oft bei den Kämpfen zu hören ist.

»Was geht da vor?« fragte Kenneth.

»Männer aus Cos, Tarnkämpfer, haben die Vororte Ars angegriffen!« rief ein Mann.

»Das bedeutet Krieg!« antwortete ein anderer.

»Infanteristen aus Vonda und Ar sind nördlich von Venna aufeinandergestoßen!« meldete eine Stimme.

»Krieg«, stellte Barus fest.

»Mit welchem Recht dringen die Vondianer so tief nach Süden vor?« fragte ein Mann.

»Es geschieht nun mal!« rief ein anderer.

»Vielleicht wird die gesamte Salerianische Konföderation hineingezogen«, meinte Kenneth.

»Und auch Tyros«, bemerkte ein anderer.

»Ein ernstes Kaissa-Spiel ist da im Gange«, bemerkte jemand.

»Sind die Berichte zutreffend?« wollte Kenneth wissen.

»Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln.«

»Der erste Stahl ist blutbefleckt«, sagte Kenneth ernst. »Nun ist es soweit. Wir haben Krieg.«

»Ar und Venna sind weit von hier«, sagte ein Mann.

»Das ist unser Glück«, bemerkte ein anderer.

Barus rieb weiter meinen Körper ab. Nach kurzer Zeit hörte ich wieder das gewohnte Kampfgeschrei des Publikums.

»Unsere Männer sind fertig«, sagte Kenneth. »Wir wollen sie in den Wagen bringen.«

»Zuerst kassiere ich meine Wettgewinne«, sagte Barus.

»Gut, wir treffen uns dann am Wagen.«

»Einverstanden.«

Ich spürte Kenneth’s Hand am Arm. Er führte mich aus der Box zu dem Sklavenwagen, in dem ich und meine Kameraden, andere Kampfsklaven, zu den Kämpfen gebracht worden waren.

»Die Auseinandersetzungen finden weit von hier statt«, hörte ich einen Mann sagen. »Wir haben nichts zu befürchten.« Die Rückfahrt zu den Ländereien der Lady Florence aus Vonda dauerte bereits zwei Ahn.

Ich kenne den Burschen nicht, der uns anhielt. Vielleicht war er Bauer oder Tharlarion-Züchter, vielleicht auch nur ein patrouillereitender Wächter. »Nehmt euch vor Räubern in acht!« rief er. »Sie sind irgendwo in der Nähe! Sie haben bereits die Güter Gordons und Dortos angegriffen!«

»Unser Dank, mein Freund!« rief Kenneth ihm zu und wandte sich an Barus: »Paß auf. Halte die Schlüssel bereit.«

»Jawohl«, antwortete Barus.

Ich bewegte mich unbehaglich in den Ketten.

»Glaubst du, daß wir in Gefahr sind?« wandte sich Barus an Kenneth.

»Ich weiß es nicht«, antwortete Kenneth.

Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung. In meiner Nähe rasselten Ketten. Einer meiner Mitgefangenen bewegte sich zornig.

»Schau mal, dort rechts«, sagte Barus einige Zeit später.

»Aha«, sagte Kenneth.

»Und noch weiter rechts.«

»Ja«, sagte Kenneth.

Ich begriff den Sinn dieses Gesprächs nicht – den anderen Sklaven auf dem Wagen erging es vermutlich ebenso.

»Und schau dort!« rief Barus plötzlich. »Am Himmel!«

»Ich seh’s«, antwortete Kenneth, und der Wagen hielt an.

Ich hörte jemanden vom Kutschbock steigen. Gleich darauf ratterte hinten am Wagen ein Schloß. In schneller Folge wurden Schlüssel umgedreht. »Aus dem Wagen!« sagte Barus zu jemandem, der weiter unten an der Reihe angekettet war. Und schon wurden auch meine Hand- und Fußfesseln geöffnet. »Aus dem Wagen!« befahl Barus.

»Schnell!« rief Kenneth. »Er wird gleich mit Verstärkung zurück sein!«

Halb zerrte mich Barus aus dem Sklavenkäfig und zum Ende des Wagens. Ich trug noch immer die Sklavenhaube, die mir die Sicht raubte.

»Aus dem Wagen!« hörte ich Barus einem anderen Mann zubrüllen.

Ich prallte gegen die Stangen an der Rückseite des Wagens. Vorsichtig ließ ich mich auf den Boden sinken und glitt mit den Füßen voran durch die kleine Gittertür, die in der Größe so bemessen war, daß jeweils nur ein Mann hindurch paßte. Barfuß stand ich dann im Staub der Straße.

Zu meiner Verblüffung öffnete Kenneth auch das Schloß meiner Handfessel.

»Er kommt mit den anderen zurück!« rief Kenneth.

»Aus dem Wagen!« befahl Barus.

Die Handfesseln wurden mir abgezogen und durch das Gitter in den Wagen geworfen.

»Haube ab!« befahl Kenneth, der bereits mit den Fesseln eines anderen Mannes beschäftigt war. Ich hantierte an den Schnallen herum und streifte schließlich die Haube ab. Die frische Luft fühlte sich wunderbar kalt an.

»Spätestens in einer Ehn werden sie hier sein!« rief Kenneth.

Ich sah mich um. Rechts von uns stiegen zwei Rauchsäulen auf. Außerdem bemerkte ich Punkte, die auf den ersten Blick wie ein Vogelschwarm aussahen.

»Sie kommen schnell näher!« sagte Kenneth.

Da erst ging mir auf, was ich da in der Ferne beobachtete: Es waren Vögel, aber Tarns, in deren Sätteln zweifellos entschlossene, bewaffnete Männer saßen.

»Was geht hier vor?« rief einer der Sklaven.

Kenneth deutete zum Himmel empor. »Tarnkämpfer!« sagte er.

»Aus Ar?« fragte ein Sklave.

»Das, oder Schlimmeres«, erwiderte Kenneth und befreite den Mann. »Nimm die Haube ab«, befahl er. Blinzelnd gehorchte der Mann.

Ich beobachtete die näherkommenden Flugreiter, die noch etwa einen Pasang entfernt waren, vier- bis fünfhundert Fuß hoch.

»Was werden die wohl mit euch anstellen?« fragte Kenneth in die Runde.

Wir verharrten unsicher, verwirrt.

»Haltet ihr euch für hübsche Frauen, nackt und begehrenswert, die von diesen Männern mit ins Lager genommen und mit hübschen Sklavenkragen versehen werden?«

Wir starrten ihn verständnislos an.

»Flieht!« rief Kenneth. »Verteilt euch!«

Verwirrt, überrascht ergriffen wir die Flucht und liefen in verschiedene Richtungen auseinander.

Ich schaute nur einmal zurück und sah, wie auch Kenneth und Barus hastig den Wagen im Stich ließen. Ich sah mich erst wieder um, als ich den Schutz eines weitläufigen Unterholz- und Baumbestandes am Rande eines kleinen Flusses erreicht hatte. Da brannte der Wagen bereits. Nach kurzer Pause stiegen die Tarnkämpfer wieder in die Lüfte empor. Sie verfolgten uns nicht. Sie flogen auf die doppelte Rauchsäule in der Ferne zu. Der Tharlarion, der den Wagen gezogen hatte, war losgeschnitten worden und galoppierte behäbig davon. Ich atmete gepreßt. Das Herz schlug mir bis in den Hals. Mit den Fingern betastete ich den schweren Eisenkragen mitsamt seinem Ring, der meinen Hals beschwerte.

22

Stoff riß. »Nein!« schrie sie, riß sich entsetzt von ihm los und floh zur gegenüberliegenden Wand.

Mit der linken Hand winkte er sie zu sich. Seine Rechte umklammerte ein Schwert. »Komm her, meine Süße!« sagte er.

»Nein, bitte!« rief sie. Sie atmete heftig. Sie war in Panik. Mit der rechten Hand hielt sie über der Schulter das zerrissene Gewand zusammen.

Der bärtige Bursche steckte grinsend das Schwert fort.

»Sei gnädig!« flehte sie.

»Ich werde dir die Gnade erweisen, die ein Herr seiner Sklavin zeigt!« rief er lachend.

Er sprang vor und riß ihr das Kleid von den Schultern.

Irgendwo draußen hörte ich ein Mädchen schreien. Vermutlich Bonnie.

Lachend ließ der Bärtige Sklavenhandschellen um Lady Florences Gelenk zuschnappen.

Sie schrie angstvoll auf, als ich den Kerl im Nacken ergriff, den Rand des Helms umfassend, und ihn mit dem Kopf voran gegen die Wand prallen ließ. Betäubt drehte er sich um, doch ich war bereits über ihm. Weder das Schwert noch den Dolch bekam er rechtzeitig heraus. Wieder hämmerte ich das behelmte Gesicht seitlich gegen die Wand. Dann riß ich den Helmgurt los und zerrte den Helm, oben zupackend, zurück, wobei ich dem Mann beinahe das Genick brach. Dann drehte ich ihn um und besah ihn mir. Er konnte sich nicht verteidigen. Er mußte meinen Schlag erwarten. Ich traf ihn links auf die Wange. Der Kopf ruckte zurück, und er sank bewußtlos zu Boden. Ich trat zurück.