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„Es war kein Spuk", sagte Fräulein Bock mit tränenerstickter Stimme. „Es waren alles nur niederträchtige Jungenstreiche."

„Soso, ein Spuk war es also nicht", sagte Herr Peck.

Fräulein Bock begann nun wirklich zu weinen.

„Nein, es war kein Spuk - und ich komme nie ins Fernsehen -

bloß Frieda!"

Herr Peck klopfte ihr tröstend auf den Arm.

„Nehmen Sie es sich nicht so zu Herzen, liebes Fräulein Bock.

Vielleicht wird noch einmal etwas daraus in einem anderen Zusammenhang."

„Nein, das ist ausgeschlossen", sagte Fräulein Bock. Sie sank auf die Truhe und schlug die Hände vors Gesicht. Hier saß sie und weinte und weinte. Lillebror hatte großes Mitleid mit ihr, und er schämte sich und hatte das Gefühl, er wäre an allem schuld.

Da ließ sich aus der Truhe ein sanftes Knurren vernehmen.

„Ach, Verzeihung", sagte Fräulein Bock, „es kommt nur daher, weil ich solchen Hunger habe."

„Dann knurrt der Magen immer ein wenig", sagte Herr Peck freundlich. „Aber das Mittagessen scheint schon fertig zu sein.

Ich finde, es riecht so gut. Was ist es denn, was Sie da gekocht haben?"

„Nur ein scharfgewürztes Schmorgericht", schnaufte Fräulein Bock. „Es ist meine eigene Erfindung - ,Hildur Bocks gutes Kuddelmuddel' habe ich es getauft."

, „Es riecht unwahrscheinlich gut", sagte Herr Peck. „Man bekommt geradezu Hunger." . Fräulein Bock erhob sich von der Truhe.

„Vielleicht wollen Sie mal kosten, Herr Peck? Die Kinder essen es sowieso nicht."

Herr Peck meinte, das gehe doch wirklich nicht, und ließ sich lange nötigen. Es endete dann aber damit, daß er und Fräulein Bock zusammen in die Küche gingen.

Lillebror hob den Deckel der Truhe hoch und schaute zu Karlsson hinein, der sanft knurrend da drinnen lag.

„Bleib um Himmels willen da liegen, bis er gegangen ist", sagte Lillebror, „sonst kommst du in die Fernsehbüchse."

„Na, wenn schon", sagte Karlsson, „meinst du, in dieser Büchse hier wäre es nicht auch ziemlich eng, was?"

Lillebror ließ den Deckel einen kleinen Spalt weit offen, damit Karlsson Luft bekäme, und dann lief er in die Küche. Er wollte sehen, was Herr Peck für ein Gesicht machte, wenn er von Fräulein Bocks gutem Kuddelmuddel aß.

Und es war kaum zu glauben, aber da saß Herr Peck und aß und stopfte sich voll und sagte, es sei das Beste, was er in seinem ganzen Leben gegessen habe. Er hatte überhaupt keine Tränen in den Augen. Wohl aber Fräulein Bock. Nicht von ihrem Essen natürlich, nein, sie konnte nur nicht aufhören, über ihre Spuk-sendung zu weinen, die ins Wasser gefallen war. Es nützte nichts, daß Herr Peck ihre Feuergrütze so gern mochte. Sie war trotzdem unglücklich.

Aber da geschah das Unglaubliche. Herr Peck blickte plötzlich geradeaus ins Leere.

„Ich hab's! Sie machen morgen abend mit."

Fräulein Bock schaute ihn mit verweinten Augen an.

„Wo soll ich morgen abend mitmachen?" fragte sie düster.

„Im Fernsehen natürlich", sagte Herr Peck. „In unserer Sendung

,Mein bestes Rezept'. Sie werden dem ganzen schwedischen Volk zeigen, wie man, Hildur Bocks gutes Kuddelmuddel'

macht."

Da hörte man einen Bums. Fräulein Bock war ohnmächtig geworden.

Sie kam aber schnell wieder zu sich und erhob sich vom Fußboden. Ihre Augen glänzten.

„Morgen abend - und im Fernsehen? Mein Kuddelmuddel -soll ich das im Fernsehen vor dem ganzen schwedischen Volk zu-sammenmuddeln? Guter Moses! Und man stelle sich vor, Frieda versteht nicht das kleinste bißchen vom Kochen und nennt mein Kuddelmuddel Hühnerfutter."

Lillebror lauschte mit gespitzten Ohren. Das war interessant.

Karlsson in der Truhe hatte er fast vergessen. Jetzt hörte er aber zu seinem Schrecken, wie jemand in die Diele kam. Ganz recht, es war Karlsson! Die Tür von der Küche zur Diele stand offen, und Lillebror sah ihn schon von weitem, bevor Fräulein Bock oder Herr Peck etwas bemerkt hatten.

O ja, es war Karlsson! Und dennoch nicht Karlsson. Du guter Moses, wie sah er aus, in einem von Bettys alten Theaterkostümen mit einem langen Samtrock, der ihm um die Beine schlotterte, und Tüllschleiern auf dem Kopf und vorn und hinten! Er glich eher einem munteren und vergnügten alten Weiblein. Und das muntere Weiblein kam unaufhaltsam näher.

Lillebror machte Karlsson verzweifelt Zeichen: Er mußte doch verstehen, daß er nicht herkommen durfte! Aber Karlsson schien es nicht zu verstehen, er winkte nur zurück - und kam.

„Stolze Jungfrau, sie tritt in den Thronsaal ein", sagte Karlsson.

Und da stand er in der offenen Tür in seinem Schleierkostüm.

Es war ein Anblick, daß Herr Peck die Augen aufriß.

„Wer in aller Welt - was ist denn das für ein drolliges kleines Mädchen?" fragte er.

Da kam aber Leben in Fräulein Bock.

„Drolliges Mädchen! Nein, es ist der ungezogenste kleine Lüm-mel, der mir in meinem Leben vorgekommen ist. Verschwinde, du widerwärtiger Bengel!"

Karlsson aber hörte nicht auf sie.

„Stolze Jungfrau, sie tanzt und ist heiter und froh", sagte er.

Und dann begann er zu tanzen, wie Lillebror dergleichen nie zuvor gesehen hatte und Herr Peck wahrscheinlich auch nicht.

Karlsson wogte mit eingeknickten Knien in der Küche umher.

Hin und wieder machte er kleine Hopser und fächelte mit den Schleiern.

„Das sieht verrückt aus", dachte Lillebror. „Aber wenn auch, nur fliegen darf er jetzt nicht, oh, wenn er es nur nicht täte!"

Karlsson hatte so viele Schleier übereinander, daß man seinen Propeller nicht sehen konnte. Darüber war Lillebror froh. Wenn Karlsson jetzt etwa in die Lüfte stiege, würde Herr Peck bestimmt auf der Stelle ohnmächtig umsinken und nachher mit seinen Fernsehkameras kommen, sobald er wieder zum Leben erwacht wäre.

Herr Peck sah dem seltsamen Tanz zu und lachte. Er lachte immer mehr. Da kicherte Karlsson ebenfalls und zwinkerte Herrn Peck zu, während er vorüberwogte, und fächelte mit den Schleiern.

„Ein wirklich drolliges Kind", sagte Herr Peck. „Man sollte ihn in einer Kindersendung mitmachen lassen."

Nichts wäre geeigneter gewesen, Fräulein Bock noch mehr zu reizen, als dies.

„Der und im Fernsehen mitmachen? Dann bitte ich, daß man von mir absieht! Aber eins ist sicher: Wollen Sie einen haben, der das ganze Fernsehen auf den Kopf stellt, dann können sie keinen Besseren kriegen."

Lillebror nickte.

„Ja, ganz recht. Und wenn er das Fernsehen auf den Kopf gestellt hat, dann sagt er nur, es störe keinen großen Geist. Vor dem müssen Sie sich hüten."

Herr Peck bestand nicht darauf.

„Nein, nein, es war nur ein Vorschlag! Es gibt ja so viele andere Kinder."

Herr Peck hatte es jetzt übrigens eilig. Er hatte Probe und mußte gleich gehen. Da sah Lillebror, wie Karlsson nach dem Startknopf suchte, und Lillebror bekam einen Riesenschreck.

Sollte denn im letzten Augenblick noch alles schiefgehen?

„Nein, Karlsson! Karlsson, nicht doch", flüsterte Lillebror voller Angst.

Karlsson aber tastete immer weiter nach dem Startknopf. Er konnte nicht so leicht herankommen, weil all die Schleier im Wege waren.

Herr Peck stand schon an der Tür, da fing Karlssons Motor an zu brummen.

„Ich wußte nicht, daß der Stockholmer Flugverkehr über das Vasaviertel geht", sagte Herr Peck. „Das finde ich aber nicht angenehm für Sie. Also auf Wiedersehen, Fräulein Bock, wir sehen uns morgen."

Und dann ging er. Karlsson aber stieg zur Decke empor. Er kreiste selig um die Deckenlampe und fächelte Fräulein Bock mit den Schleiern zu.

„Stolze Jungfrau, sie fliegt und sie schwebt, hoho", sagte er.