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»Ja … Was gibt es denn?«

»Gott sei Dank! Ich habe schon dreimal versucht, Sie zu erreichen, bin aber irgendwie nicht durchgekommen. Hören Sie, bei Doktor Erzbauer hat sich niemand gemeldet, und ich musste mich erst nach einem anderen Tierarzt umhören. Ich kenne mich da nicht so gut aus. Von einem Mitbruder habe ich schließlich erfahren, dass Doktor Erzbauer vor Kurzem verstorben ist. Ich habe sofort nach einer anderen Adresse gesucht und …«

»Es hat sich bereits erledigt«, unterbrach sie ihn beschwichtigend.

»Ist Kater Brown etwa …?«

»Nein, er wird jetzt gerade behandelt. Der Tierarzt macht einen recht kompetenten Eindruck, aber … Na ja«, sie seufzte besorgt, »wir müssen abwarten. Hoffentlich kann Kater Brown noch geholfen werden!«

»Sie müssen fest daran glauben, Frau Berger. Das tue ich auch«, versuchte Bruder Johannes, sie aufzumuntern. »Wir beten hier für ihn, vielleicht möchten Sie sich uns ja später anschließen.«

»Mal sehen«, sagte sie ausweichend, bedankte sich und beendete das Telefonat.

Gemeinsam gingen sie zu Tobias’ Wagen und stiegen ein, als Alexandras Handy den Eingang einer SMS meldete. »Hm«, murmelte sie und öffnete die Kurznachricht.

»Was ist?«

»Eine SMS von Assmann: Bekomme gleich Hr. Wildens Laptop ausgehändigt

»Von wem?«, wollte Tobias wissen.

»Das schreibt er nicht.«

»Dann unterhalten wir uns sofort mit ihm, wenn wir zurück im Kloster sind.«

Es war bereits nach Mitternacht, als sie auf den dunklen Parkplatz des Klosterhotels einbogen und den Polo parkten.

Alexandra sah kurz zu ihrem Auto hinüber. »Guck mal, Assmann scheint für die Übergabe weggefahren zu sein. Jedenfalls steht sein Cabrio nicht mehr auf dem Platz neben meinem Auto. Heute Mittag parkte er doch dort.« Sie stieg aus und ging ein paar Schritte, bis Tobias bei ihr war. »Ich kann es gar nicht fassen, dass jemand versucht hat, Kater Brown zu vergiften … und vielleicht ist es ihm sogar gelungen. Aber wer macht so was … und vor allem: warum?«

»Verrückte gibt es überall«, erwiderte Tobias mit sanfter Stimme. »Das ist ja das Schlimme.«

»Nein, ich halte das nicht für die Tat eines Verrückten. Hast du den Teller gesehen? Das waren keine Küchenabfälle und auch kein Katzenfeuchtfutter, sondern in kleine Würfel geschnittenes Rindfleisch ohne Fett oder Sehnen. Das muss jemand extra beschafft und sorgsam mit Gift präpariert haben. Und dann diese seltsame Soße! Ich fand ja, sie roch fischig.«

»Wenn es nicht das Werk eines Verrückten war – welchen Sinn sollte der Giftanschlag denn sonst haben? Kater Brown ist nicht gerade der Typ Zeuge, den man zum Schweigen bringen muss. Schließlich kann er nicht zur Polizei gehen und den Täter anzeigen.«

»Vielleicht soll der Anschlag eine Art Warnung sein«, gab sie zurück. »Oder aber: Kater Brown weiß wirklich noch etwas, das dem Mörder gefährlich werden kann.« Alexandra stutzte. »Außerdem haben wir noch eine neue Erkenntnis über den Täter gewonnen. Er hat offenbar nicht im Affekt gehandelt, sondern ist bereit weiterzumachen. Und wenn er den Kater so einfach vergiftet, scheint er auch vor einem weiteren Mord nicht zurückzuschrecken.«

Tobias schaute sie nachdenklich an. »Aber wer könnte das sein? Wer geht so weit? Wer gewinnt bei der Sache? Assmann? Will er uns davon abbringen, nach Wildens Mörder zu suchen?«

»Es muss nicht Kurt Assmann sein. Es kann jeder von Wildens Truppe gewesen sein. Oder einer der Mönche …«

Tobias blieb stehen und schüttelte den Kopf. »Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder? Die Mönche würden doch nicht ihr eigenes Maskottchen umbringen.«

»Überleg mal, der Kater hat uns auf die Leiche im Brunnen aufmerksam gemacht, in den so schnell wohl niemand einen Blick geworfen hätte, wäre Kater Brown nicht auf die Idee gekommen, dieses Theater auf dem Brunnenrand zu veranstalten.«

»Sicher, doch früher oder später hätte man die Leiche trotzdem gefunden.«

»Das ja«, stimmte sie ihm zu. »Aber die Leiche wäre nicht heute Morgen gefunden worden, sondern vielleicht nächste Woche. Möglicherweise wurde der Tote zu früh entdeckt, und der Täter muss jetzt Zeit schinden.«

Tobias seufzte leise.

Alexandra fuhr fort: »Denk mal daran, worüber wir gesprochen haben, als wir heute Morgen aus dem Zimmer von Bruder Johannes kamen. Wir unterhielten uns darüber, dass wir es wohl Kater Brown zu verdanken haben, dass wir einen Blick in den Brunnenschacht geworfen haben. Als wir das Zimmer verließen, war da dieser andere Mönch, dieser Bruder … Harald …?«

»Hartmut, wenn ich mich nicht irre«, warf Tobias ein.

»Ja, richtig, Bruder Hartmut! Er stand da und hörte uns über Kater Brown reden. Kurz darauf hat der Kater mich in den Keller geführt, wo ich Bruder Dietmar und Bruder Siegmund belauscht habe, wie sie wegen irgendeiner Sache stritten, die Bruder Johannes nicht erfahren soll. Kater Brown hat sich im Keller vor eine Tür gesetzt, als wartete er darauf, dass ich sie ihm öffne. Die beiden Mönche haben mir zwar diese Geschichte von der vertauschten Bettwäsche aufgetischt, doch ich bin mir sicher, es steckt irgendetwas anderes dahinter. Möglicherweise hat es mit dem zu tun, was sich hinter dieser Tür im Keller befindet. Wenn Bruder Hartmut ebenfalls eingeweiht ist, dann könnten die drei auf die Idee gekommen sein, den Kater aus dem Weg zu räumen, damit er mich … uns nicht zu der Sache führt, die sie sogar vor Bruder Johannes geheim halten wollen.« Sie ließ eine kleine Pause folgen. Schließlich fuhr sie fort: »Die Frage ist natürlich, ob der Mord an Wilden überhaupt mit dem Geheimnis der Mönche in Zusammenhang steht. Ich meine, es könnte ja auch purer Zufall sein, dass Wilden von irgendeinem seiner Angestellten ermordet wird und dass gleichzeitig irgendetwas in diesem Kloster vertuscht werden soll.«

»Und Bruder Johannes? Verdächtigst du ihn auch, den Giftanschlag auf Kater Brown verübt zu haben?«

»Nein«, sagte sie. »Zugegeben, komisch war das eben schon. Erst schickt er uns zu diesem Doktor Erzbauer, und gerade als wir dort angekommen sein müssten, ruft er an und erzählt uns, dass der Arzt tot ist. Aber Doktor Erzbauer hat in Neuerburg praktiziert, nicht in Lengenich, und im Kloster gibt es außer Kater Brown keine Tiere. Also wird Bruder Johannes einfach nicht gewusst haben, dass Doktor Erzbauer gar nicht mehr lebt.«

»Und trotzdem hast du ihm gegenüber von einem Tierarzt gesprochen, der Kater Brown jetzt behandelt. Und du hast auch nicht den Namen Paressi erwähnt. Wieso?«

»Weil ich verhindern will, dass es unserem Unbekannten doch noch gelingt, Kater Brown zu töten. Ich weiß nicht, mit wem Bruder Johannes über den Giftanschlag sprechen wird, aber wenn derjenige, der den Kater vergiftet hat, herausfindet, wo das Tier in Behandlung ist …« Sie unterbrach sich kurz. »Nicht, dass der Giftattentäter noch einmal zuschlägt.«

Tobias atmete seufzend aus. Die Wolkendecke riss auf, und im fahlen Licht der Sterne gingen sie ein Stück und lehnten sich schließlich Seite an Seite gegen den Holzzaun, der um den Parkplatz herum verlief. »Hm, ich weiß nicht. Das wäre doch ein wenig riskant … Und deine Theorie von der Verschwörung der Mönche scheint mir auch weit hergeholt zu sein.«

Eine Weile schwiegen sie, während jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt war. Alexandra legte den Kopf in den Nacken. »Sieh dir nur diese Sterne an! Ist das nicht ein unglaublich schöner Anblick? Und so ruhig. Dort oben gibt es keine Hektik, wie wir sie seit heute Morgen ohne Pause erleben.«

»Was mich so fasziniert, ist die Tatsache, dass wir immer nur die Vergangenheit sehen. Ich weiß gar nicht, wie Menschen allen Ernstes glauben können, anhand der Sterne die Zukunft voraussagen zu können, wenn die Sterne einem doch ein Bild zeigen, das Jahrtausende alt ist.«

Alexandra warf ihm einen fragenden Seitenblick zu.