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Ueber diesen Gegenstand unterhielt sich der Doctor oft mit Peter Bathory, Luigi Ferrato, den Kapitänen seiner Flotte, den Führern der Miliz und den Würdenträgern der Kolonie. Würde Antekirtta einem Angriffe widerstehen können? Ja, zweifellos. Obwohl das Ganze der Vertheidigungsanlagen noch nicht beendet worden war und unter der Voraussetzung, daß die Zahl der Angreifer nicht eine zu riesige sein würde. Hatten andererseits die Senusisten einen so großen Vortheil davon, wenn sie sich der Insel bemächtigen konnten? Ja, sie beherrschte den ganzen Golf der Sidra, den die Küsten der Cyrrhenäischen Halbinsel und von Tripolis bilden.

Man wird nicht vergessen haben, daß südöstlich von Antekirtta, in einer Entfernung von zwei Meilen, das Eiland Kencraf aus dem Wasser aufstieg. Dieses Eiland, das man nicht mehr hatte befestigen können, bildete eine Gefahr für den Fall, daß eine feindliche Flotte dasselbe zur Basis ihrer Operationen machen würde. Der Doctor hatte deshalb die Vorsicht gebraucht, es unterminiren zu lassen. Ein furchtbares Zerstörungsmittel füllte jetzt die in die Felsen eingelassenen Flatterminen.

Ein elektrischer Funke, durch den unterseeischen Draht, der Antekirtta mit dem Eiland verband, gesandt, war ausreichend, um Kencraf mit Allem, was sich auf ihm befand, zu vernichten.

Hinsichtlich der sonstigen Vertheidigungsmittel der Insel war Folgendes gethan worden. Die in Gebrauchszustand versetzten Küstenbatterien erwarteten nur noch die abzubeordernden Bedienungsmannschaften der Miliz. Das kleine Fort der Centralstelle war vollständig bereit, aus seinen weittragenden Geschützen das Feuer zu eröffnen. Zahlreiche, in die Durchfahrt versenkte Torpedos vertheidigten den Eingang zum kleinen Hafen. Der »Ferrato« und die drei »Electrics« waren für jedes Ereigniß gerüstet, sei es, um den Angriff zu erwarten oder um eine angreifende Flotte zu durchbrechen.

Einen wunden Punkt jedoch bot die Insel auf ihrer südwestlichen Küste. Auf diesem Theile des Ufers, den das Feuer der Strandbatterie und des Forts nicht bestreichen konnte, war eine Landung möglich.

Dort lag die Gefahr und vielleicht war es bereits zu spät, auch an dieser Stelle umfassende Vertheidigungsarbeiten vorzunehmen.

War es nun auch schon ganz gewiß, daß die Senusisten die Absicht hatten, Antekirtta anzugreifen? Es war das im Grunde genommen keine so leichte Unternehmung, sondern eine gefahrvolle Expedition, die viel Aufwand an Material forderte. Luigi zweifelte noch daran. Er ließ eine daraufhin zielende Bemerkung eines Tages fallen, als der Doctor, Peter und er die Befestigungen der Insel inspicirten.

»Ich bin anderer Ansicht, gab der Doctor zur Antwort. Antekirtta ist reich und beherrscht die Syrten-Gewässer. Diese Gründe genügen bereits, um die Insel früher oder später einem Angriffe auszusetzen; die Senusisten haben eben ein übergroßes Interesse daran, sich Antekirttas zu bemächtigen.

– Das ist ganz gewiß so, setzte Peter hinzu und gegen diese Eventualität müssen wir gut gerüstet sein.

– Ich fürchte einen nahe bevorstehenden Angriff auch deswegen, nahm der Doctor von Neuem wieder das Wort, weil Sarcany ein Parteigänger der Senusisten, ich weiß sogar, daß er stets ihr Agent im Auslande gewesen ist. Denkt daran, Freunde, daß Pointe Pescade im Hause des Moqaddem eine Unterhaltung zwischen Sidi Hazam und ihm belauscht hat. In dieser Unterredung ist der Name Antekirtta mehrfach genannt worden und Sarcany weiß wohl, daß diese Insel dem Doctor Antekirtt gehört, das heißt dem Manne, den er fürchtet, den er durch Zirone auf den Abhängen des Aetna angreifen ließ. Was ihm dort in Sicilien nicht gelang, wird er jedenfalls hier noch einmal und unter günstigeren Bedingungen versuchen.

– Hat der Mensch einen persönlichen Haß auf Sie, Herr Doctor? fragte Luigi, kennt er Sie?

– Es ist möglich, daß er mich in Ragusa gesehen hat, antwortete dieser. Jedenfalls ist es ihm bekannt, daß ich in jener Stadt Beziehungen zu der Familie Bathory hatte. Ueberdies wurde er an die Existenz Peter’s in dem Augenblicke erinnert, als Pointe Pescade aus dem Hause Sidi Hazam’s Sarah entführte. Alles das muß sich in seinen Gedanken ineinander gefügt haben. Er kann kaum noch daran zweifeln, daß Peter und Sarah auf Antekirtta ein Asyl gefunden haben. Mehr bedarf es nicht, um gegen uns den vollen Haß der Senusisten zu entflammen, die uns gewiß kein Quartier geben werden, wenn es ihnen gelingt, sich unserer Insel zu bemächtigen.«

Diese Beweisführung war klar genug. Sarcany wußte allerdings noch nicht, daß Doctor Antekirtt eigentlich Graf Mathias Sandorf sei, das stand fest, wohl aber wußte er mehr als genug, um ihm die Erbin von Schloß Artenak entreißen zu wollen.

Man wird also wenig erstaunt sein, zu vernehmen, daß er es war, der den Khalifen angespornt hatte, eine Expedition gegen die Kolonie Antekirtta auszurüsten.

Der 3. December war inzwischen herangekommen, ohne daß Anzeichen eines bevorstehenden Angriffes laut geworden wären.

Die Freude, sich endlich vereinigt zu sehen, wiegte Alle in einen schönen Traum, dem sich der Doctor selbst jedoch nicht hingab. Der Gedanke an die nahe bevorstehende Heirat Peter Bathory’s und Sarah Sandorf’s erfüllte Aller Herzen und Gemüther. Man versuchte im Hinblick auf dieses freudige Ereigniß sich einzureden, daß die schlechten Tage vorüber wären und nicht mehr wiederkehren würden.

Pointe Pescade und Kap Matifu theilten die allgemeine Sicherheit. Sie freuten sich des Glückes der Anderen und darüber, daß sie im beständigen Hochgenusse aller Dinge leben konnten.

»Es ist nicht zu glauben, wiederholte Pointe Pescade.

– Was ist nicht zu glauben?… fragte Kap Matifu.

– Daß Du ein behäbiger Rentner geworden bist, mein Kap. Ich muß jetzt ernstlich daran denken, Dich zu verheiraten.

– Mich… verheiraten?

– Ja, mit einer hübschen kleinen Frau.

– Warum mit einer kleinen?…

– Weil es nicht anders geht! Eine riesige schöne Frau!… Frau Kap Matifu!… Das würde Dir so passen, nicht wahr?… Da müssen wir uns schon eine von den Patagoniern holen!«

In Erwartung der Heirat Kap Matifu’s, für den man nöthigen Falles bald eine würdige Genossin würde gefunden haben, beschäftigte sich Pointe Pescade ernsthaft mit der Hochzeit Peter’s und Sarah Sandorf’s.

Die Küstenbatterien erwarteten nur noch die Bedienungsmannschaften. (S. 541.)

Mit Bewilligung des Doctors arbeitete er einen Plan zu einem Volksfeste aus, mit Spielen, Gesang und Tänzen, Artilleriesalven, großem Festschmaus unter freiem Himmel, einer den Neuvermälten darzubringenden Serenade, Fackelzug und Feuerwerk. Das war sein Element, hierin stand er seinen Mann. Das sollte herrlich werden! Davon sollte man noch lange, stets reden.

Zweihundert Fahrzeuge näherten sich. (S. 546.)

All’ dieser Jubel sollte schon im Keime erstickt werden!

In der Nacht vom 3. zum 4. December – einer ruhigen, doch von dichten Wolken verdunkelten Nacht – ertönte plötzlich die elektrische Klingel in des Doctors Cabinet im Stadthause.

Es war zehn Uhr Abends.

Der Doctor und Peter verließen in Folge dieses Zeichens sofort den Salon, in welchem sie den Abend mit Frau Bathory und Sarah Sandorf verbracht hatten. Im Cabinet angelangt, sahen sie, daß das Zeichen von dem Beobachtungsposten gegeben worden war, der auf dem Centralkegel Antekirtta’s die Wache hatte. Fragen und Antworten wurden sofort auf telephonischem Wege hin-und zurückbefördert.