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Der Befehlshaber der Senusisten und seine Genossen versanken in den Fluthen, woselbst die Meisten umkamen. Sarcany kämpfte noch mit der Brandung, als Luigi sich bereits flink in das Meer geworfen hatte.

Einen Augenblick später wurde Sarcany von den breiten Händen Kap Matifu’s in Empfang genommen, die sich über ihm schlossen.

Der Sieg war ein vollständiger. Von den zweitausend Feinden, welche die Insel angegriffen hatten, entgingen kaum einige hundert der Vernichtung und erreichten den heimischen Boden.

Man durfte hoffen, daß Antekirtta auf viele Jahre hinaus nicht mehr der Zielpunkt dieser Räuberbande sein würde.

Fünftes Capitel.

Die Vergeltung.

Graf Mathias Sandorf hatte Maria und Luigi Ferrato die Schuld seiner Erkenntlichkeit abgetragen. Frau Bathory, Peter und Sarah waren vereinigt. Auf den Lohn sollte nun noch die Vergeltung folgen.

Während der Tage, die der Niederlage der Senusisten folgten, war das Personal der Insel thätig, Alles wieder in Stand zu setzen. Bis auf einige unbedeutende Wunden waren Peter, Luigi, Pointe Pescade und Kap Matifu – das heißt also alle Diejenigen, welche in intimeren Beziehungen zu den Ereignissen dieses Dramas standen – heil und gesund geblieben. Daß sie sich trotzdem nicht geschont hatten, wußte Jeder. Das war eine Freude, als sie in das Stadthaus zu Sarah Sandorf, Maria Ferrato, Frau Bathory und dem alten Borik zurückkehrten. Nachdem den Gefallenen die letzte Ehre erwiesen worden war, konnte die kleine Kolonie wieder in das ruhige Geleise ihrer sorgenfreien Existenz zurückkehren, die in Zukunft höchst wahrscheinlich nicht mehr gestört werden wird. Die Niederlage der Senusisten kam einer Vernichtung derselben gleich und Sarcany, der Jene zum Feldzuge gegen Antekirtta aufgereizt hatte, war nicht mehr da, um ihnen Gedanken des Hasses und der Rache einzugeben. Der Doctor verharrte trotzdem bei seiner Absicht, sein Vertheidigungssystem in kürzester Frist zu Ende zu führen. Artenak sollte nicht nur vor jedem Handstreiche in Sicherheit gebracht werden, sondern auch auf keinem einzigen Punkte mehr eine Lücke bieten, wo eine Landung möglich war. Man wollte sich auch damit beschäftigen, neue Kolonisten in das Land zu ziehen, denen die Reichthümer des Bodens ein wirkliches Wohlergehen verschaffen mußten.

Jetzt konnte der Verehelichung Peter Bathory’s mit Sarah Sandorf nichts mehr im Wege stehen. Die Ceremonie war ursprünglich auf den 9. December anberaumt gewesen: sie sollte auch an diesem Tage von Statten gehen. Pointe Pescade nahm sein Vergnügungs-Programm von Neuem in Angriff, nachdem es durch den Ueberfall der afrikanischen Piraten unterbrochen worden war.

Ohne Verzug sollte auch über das Schicksal Sarcany’s, Silas Toronthal’s und Carpena’s Beschluß gefaßt werden. Sie waren abgesondert in den Kasematten des Forts untergebracht worden und wußten nicht, daß sie sämmtlich in der Gewalt des Doctors Antekirtt wären.

Am 6. December, zwei Tage nach dem Rückzuge der Senusisten, ließ der Doctor sie in das Stadthaus führen, woselbst er mit Peter und Luigi ihnen entgegentrat.

Hier sahen sich die Gefangenen vor dem Gerichtshofe von Artenak, der aus den höchsten Beamten der Kolonie bestand, unter der Hut einer Abtheilung Milizen zum ersten Male wieder.

Carpena erschien beunruhigt; seine Physiognomie hatte indessen noch nichts von ihrem tückischen Aussehen eingebüßt; er warf nach links und rechts verstohlene Blicke und wagte nicht, seine Augen zu seinen Richtern aufzuschlagen.

Silas Toronthal, sehr niedergeschlagen aussehend, senkte den Kopf und floh instinctiv die Berührung mit seinem einstigen Genossen.

Sarcany hatte nur ein Gefühl – die Wuth, in die Hände dieses Doctors gefallen zu sein.

Luigi stellte sich nunmehr vor die Richter und ergriff das Wort. Er wandte sich an den Spanier.

»Carpena, sagte er, ich bin Luigi Ferrato, der Sohn des Fischers von Rovigno, den Deine Angeberei in das Zuchthaus zu Stein gebracht hat, wo er gestorben ist.«.

Carpena hatte sich einen Augenblick abgewendet. Eine Anwandlung von Wuth trieb ihm das Blut in die Augen. Es war also doch Maria gewesen, die er in den Gassen des Manderaggio auf Malta erkannt zu haben glaubte, und ihr Bruder, Luigi Ferrato, war es, der ihn jetzt beschuldigte.

Peter trat nun ebenfalls vor und streckte den Arm gegen den Banquier aus:

»Silas Toronthal, sagte er, ich heiße Peter Bathory und bin der Sohn Stephan Bathory’s, desselben ungarischen Patrioten, den Sie im Einverständniß mit Ihrem Mitschuldigen Sarcany feiger Weise der Polizei von Triest angezeigt und dadurch in den Tod getrieben haben.«

Dann zu Sarcany gewendet:

»Ich heiße Peter Bathory, den Sie in einer Straße Ragusa’s zu ermorden versuchten. Ich bin der Verlobte Sarah’s, der Tochter des Grafen Mathias Sandorf, die Sie vor fünfzehn Jahren aus dem Schlosse Artenak rauben ließen.«

Silas Toronthal war es zu Muthe, als hätte ihn ein Keulenschlag niedergeschmettert, als er mit einem Male Peter Bathory leibhaftig vor sich stehen sah.

Sarcany hatte die Arme über die Brust gekreuzt und bis auf ein leichtes Zittern seiner Augenlider bewahrte er vollständig seine unverschämte Unbeweglichkeit.

Weder Silas Toronthal noch Sarcany erwiderten etwas. Was hätten sie ihrem Opfer, das aus dem Grabe auferstanden schien, um sie anzuklagen, auch erwidern sollen?

Etwas ganz anderes war es, als Doctor Antekirtt auftauchte und mit ernster Stimme sagte:

»Und ich, ich bin der Freund Ladislaus Zathmar’s und Stephan Bathory’s, die durch Euren Verrath im Hofe der Festung Pisino die Füsilade erhielten. Ich bin der Vater Sarah’s, die Ihr entführt habt, um Euch ihr Vermögen anzueignen…. Ich bin Graf Mathias Sandorf!«

Die Wirkung dieser Erklärung war, daß die Knie Silas Toronthal’s fast den Boden berührten, während Sarcany sich beugte, als wollte er in sich selbst zurückkriechen.

Die drei Angeklagten wurden nun nacheinander verhört. Ihre Verbrechen waren solcher Art, daß sie weder geleugnet werden konnten, noch daß eine Gnade möglich war. Der Vorsitzende des Gerichtshofes erinnerte Sarcany daran, daß der durch sein persönliches Eingreifen veranlaßte Sturm auf die Insel eine große Anzahl Opfer gefordert habe, deren Blut nach Rache schreie. Nachdem er den Gefangenen völlige Freiheit zu ihrer Vertheidigung gewährt hatte, berief er sich auf das Gesetz, und gemäß der Rechte, welches ihm diese regelrechte Verhandlung verlieh, verkündete er das Urtheiclass="underline"

»Silas Toronthal, Sarcany, Carpena, Ihr habt den Tod Stephan Bathory’s, Ladislaus Zathmar’s und Andrea Ferrato’s verschuldet. Ihr seid zum Tode verurtheilt!

– Wie Sie befehlen, erwiderte Sarcany, dessen Unverschämtheit wieder die Oberhand gewonnen hatte.

– Gnade!« rief Carpena feige.

Silas Toronthal hatte nicht die Kraft, etwas zu sprechen.

Man brachte die drei Verbrecher in ihre Kasematten zurück, wo sie sorgfältigst bewacht wurden.

Wie sollten diese Elenden hingerichtet werden? Sollten sie in einer Ecke der Insel füsilirt werden? Das hieße Antekirtta mit dem Blute der Verräther beschmutzen. Es wurde daher beschlossen, daß die Hinrichtung auf dem Eilande Kencraf vor sich gehen sollte.

Am selben Abend noch nahm einer der »Electrics«, der mit zehn Matrosen unter dem Befehle Luigi Ferrato’s bemannt worden war, die Verurtheilten an Bord und führte sie auf das Eiland, wo sie bis Tagesanbruch auf das Executionspeloton warten sollten.

Sarcany, Silas Toronthal und Carpena mußten annehmen, daß ihr letztes Stündlein geschlagen habe. Als sie aus Land gesetzt worden waren, ging Sarcany auf Luigi zu und fragte:

»Heute Abend?«

Luigi antwortete nichts. Die drei Verurtheilten wurden allein gelassen und die Nacht brach schon an, als der »Electric« in Antekirtta wieder anlangte.