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Es empfiehlt sich für mich, das Zimmer nicht zu verlassen, aber da draußen spielt sich ein Glücksfall ab, offenbar im Zimmer von al-Buheri? Ja! Ein Wortwechsel oder besser ein Streit, vielleicht sogar ein Gezänk, eine Prügelei zwischen Romeo, dem Buheri, und Julia, der Buheritin. Was hat das zu bedeuten? Verlangt sie von ihm, daß er die Angelegenheit wieder in Ordnung bringt? Will er sich drücken und sie sitzenlassen, wie er es mit Safejja getan hat? Das ist höchst amüsant, aber es empfiehlt sich für mich, das Zimmer nicht zu verlassen. Wo hatten sich nur all diese freudigen Überraschungen verborgen gehalten? Sunnyboy, paß gut auf, und genieß diesen wundervollen Augenblick!

Die Stimme dröhnt: »Ich bin ein freier Mensch! Ich heirate, wen ich will! Ich werde Alejja heiraten!«

Mein lieber heiliger Badawi! Alejja! Das ist doch die Lehrerin! Also hat er ihre Einladung, sie zu Hause zu besuchen, wahrgenommen und ist von der Schülerin zur Lehrerin umgestiegen? Aufgepaßt, Sunnyboy! Wie schön ist dein Tag, Alexandria! Es lebe die Revolution! Auch die Juli-Gesetze[57] sollen leben! Ich höre die Stimme von Madame, die auf arabisch kauderwelscht, und da ist auch die eifrige Stimme des Rundfunksprechers leibhaftig. Zum Schluß geruht also auch er, sich um die Probleme der Untertanen zu kümmern. Er wird sicher eine Lösung für diese Provinz-Komplikationen finden! Seid mir herzlich willkommen, ihr Prügeleien! Nichts wie los, Sunnyboy. Paß auf, daß dich die Ereignisse nicht überrollen!

Ich höre die Geschichte ein weiteres Mal, in Flötentönen vorgetragen von Madame. Zum Schluß sagt sie mir: »Ich habe ihn hinausgeworfen. Ich hätte ihn gar nicht erst als Gast aufnehmen dürfen!«

Ich lobe Madames fürsorgliches Verhalten und frage dann nach Zuchra.

»Sie hat sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Sie fühlt sich gar nicht wohl.«

Ja. Die alte Geschichte, die immer wieder neu erwächst wie Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Al-Buheri kann man eigentlich nur gratulieren, daß er hinausgeworfen wurde, denn er hat die Beförderung in den fünften Stock erreicht. Niemand weiß, wohin ihn sein Weg noch führen wird.

»Der Besitzer des Cafes Miramar denkt ernsthaft daran zu verkaufen!« verkündet Madame. Selbstbewußt entgegne ich: »Ich bin gern bereit, mit ihm zu verhandeln.«

Und wieder treibt mich das Verlangen, Alexandria nach allen Richtungen zu durchstreifen, und ich verlasse die Pension.

Vergiß es, Sunnyboy, vergiß es!

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Zum ersten Mal erlebe ich sie niedergeschlagen, bedrückt. Sie hat ihre frischen Farben verloren, ihre braunen Augen sind ohne die gewohnte Schönheit, den Glanz, den sie sonst ausstrahlen. Sie gießt mir meinen Tee ein und will gehen, aber ich bitte sie, noch zu bleiben. Der Sturm heult in Böen, und die dicken Wolken draußen haben das Zimmer in Dunkel getaucht.

»Zuchra, die Welt ist voller Gemeinheiten, aber sie ist auch nicht ganz frei von guten Taten.« Es scheint nicht so, als wolle sie mir zuhören oder als interessiere sie sich überhaupt für irgend etwas.

»Sieh doch, was ich getan habe! Für mich war das Leben bei meiner Familie in Tanta äußerst unerquicklich, und da bin ich nach Alexandria ausgerissen.«

Sie schweigt und zeigt keine Spur von Interesse.

»Ich sage dir, kein Schmerz dauert ewig und auch keine Freude. Der Mensch muß seinen Weg selbst finden. Wenn ihn das Schicksal auf einen Pfad führt, auf dem er nicht weiterkommt, dann muß er sich einen anderen suchen.«

»Es ist ja alles in Ordnung. Ich bedaure nichts!«

»Nein, Zuchra, du bist traurig, sehr traurig. Und du darfst es auch sein. Aber du mußt das hinter dich bringen! Wenn du dich zu dieser Entscheidung durchringst, ist das schon deine halbe Rettung, wenn nicht die Rettung überhaupt!«

Ich kämpfe dagegen an, mich nicht von dem Ausdruck eines starken Willens beeinflussen zu lassen, der ihr Gesicht vorübergehend entstellt, und sage: »Hör mir gut zu! Ich mache dir einen Vorschlag. Sag jetzt nichts dazu, sondern denk in Ruhe darüber nach!«

Nach einer kurzen Pause: »Es wird nicht mehr lange dauern, dann habe ich mein Projekt.«

Sie murmelt etwas vor sich hin. Ich fahre fort: »Wenn du willst, kannst du bei mir eine ehrenhafte Anstellung finden.«

In ihren Augen zeichnet sich Mißtrauen ab. Ich spreche weiter: »Das hier ist doch nicht das richtige für dich. Ein anständiges Mädchen wie du in einer Wohnung mit allen möglichen Männern, die ihr Vergnügen und ihre Zerstreuung suchen. Wer kann das noch mit ansehen!«

Sie hält nichts von dem, was ich vorbringe, für ernst. Das ist sehr deutlich zu merken. So bekräftige ich: »Du wirst bei mir gut aufgehoben sein, eine respektable Tätigkeit und ein schönes Leben haben!«

Sehr leise sagt sie etwas, was ich nicht verstehe, nimmt das Tablett und geht hinaus.

Ich bin wütend, wütend auf sie ebenso wie auf mich. Es ist eine Wut, die an Haß grenzt. Die Begierden frustrierter Männer haben sie ihren niedrigen Stand vergessen lassen. Verflucht sei die Erde, die dich in ihrem Staub hat aufwachsen lassen, Zuchra! Gedemütigt und bitter sage ich: »Vergiß es, Sunnyboy, vergiß es!«

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Ich verbringe eine Nacht zwischen den fahlroten Wänden des Genevoise. Safejja hatte mich aufgefordert, die Nacht bei ihr zu verbringen, und ich bin der Einladung gefolgt.

Stockbetrunken trage ich ihr meine Probleme und Sorgen vor. Als das Gespräch auf das Projekt kommt, wird sie lebhaft: »Endlich! Wie schön!« Dann, sich eine Zigarette anzündend: »Das Genevoise… Sein Besitzer will verkaufen!«

Mit alkoholisierter Stimme wehre ich ab: »Aber es ist ein elender Schuppen!«

»Denk doch, wie günstig es liegt! Man könnte daraus einen Nachtklub und ein vorzügliches Speiserestaurant machen!« Sie versichert mir, daß es jetzt schon, obwohl so heruntergekommen, viel einbringt, und prophezeit einen weitaus größeren Erfolg, wenn es renoviert würde.

»Du bist doch jemand«, unterstreicht sie, »das wird die Polizei in Betracht ziehen, wenn sie Kontrollen durchführt. Und ich verfüge über umfangreiche Erfahrungen. Der Sommer ist ohnehin sicher, und das übrigejahr ist es auch dank der Libyer, die mit ihren Petrodollars über uns hereingebrochen sind.«

Wie im Traum bitte ich sie, mir einen Termin mit dem Khawaga zu machen.

»So schnell wie möglich. Und ich werde mich um die Mädchen kümmern!«

»Einverstanden!«

Sie küßt mich und fragt: »Warum ziehst du eigentlich nicht zu mir?«

»Das ist eine gute Idee! Aber du mußt auch wissen, was für einer ich bin, damit wir zusammen arbeiten können. Das, was man Liebe nennt, kenne ich nicht.«

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Gegen zehn Uhr morgens kehre ich in die Pension zurück. Am Eingang zum Gebäude treffe ich Sarhan al-Buheri. Er tut, als kenne er mich nicht, und ich mache es mit ihm ebenso. Wir stehen beide da und warten darauf, daß der Lift herunterkommt. Ich sage mir, daß er vielleicht die Familie seiner Braut besuchen will. Plötzlich wendet er sich zu mir: »Sie waren schuld an dem, was sich zwischen mir und Machmud Abul-Abbas abgespielt hat!«

Ich ignoriere ihn völlig und tue so, als höre ich ihn nicht.

»Das hat er mir gestanden«, fährt er fort. Als ich ihn kühl und voller Verachtung weiter ignoriere, sagt er nervös: »Jedenfalls haben Sie keinen Funken männlichen Anstands!«

Ich drehe mich zu ihm und schreie ihn wütend an: »Halten Sie den Mund, Sie Schwein.«

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57

Juli-Gesetze: Nationalisierungsgesetze vom Juli 1961, denen zufolge die ägyptische Regierung alle Banken und Versicherungen, den Import-, fast den gesamten Export-Handel, über 300 Industriebetriebe übernahm und eine Einkommenshöchstgrenze festlegte.

Juli-Revolution: Unblutiger Staatsstreich vom 23. 7.1952, der das Königshaus absetzte.