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Da geht sie plötzlich vor dem Cafe vorbei, beide Hände in den Taschen ihres grauen Mantels. Ich gehe in einem gewissen Abstand hinterher und hole sie beim Atheneus ein. Sie kauft ein paar Süßigkeiten, steht dann da, als sei sie unschlüssig. Da trete ich auf sie zu und grüße sie. Sie erwidert den Gruß, und ich lade sie ein, mit mir eine Tasse Tee zu trinken. Sie entgegnet, sie habe schon vor einer Weile überlegt, daß sie sich jetzt einmal hinsetzen müsse. Wir trinken den Tee und essen zwei Stückchen Kuchen. Dann führen wir ein ziemlich belangloses Gespräch miteinander, aber es ist insofern nicht uninteressant, als es mir einige Informationen über ihre familiäre Situation und ihre Tätigkeit vermittelt. Schon allein wie wir das Gespräch miteinander führen, das veranlaßt mich, sie darum zu bitten, daß wir uns bald wieder treffen. Unser Treffpunkt ist das Büffet im Kino Amir. Dann sehen wir uns den Film gemeinsam an. Jetzt ist es an mir, die Art dieses Abenteuers festzulegen und näher zu definieren. Im Vergleich zu dem, was ich dabei verspüre, ist es eigentlich nicht wert, daß ich es fortsetze oder gar Mühen darauf verwende. Und trotzdem, als sie mich auffordert, sie bei ihren Eltern zu besuchen, nehme ich die Einladung an. Mir wird klar, daß sie einen Mann zum Heiraten sucht. Ich wäge mit kühlem Verstand ab, ziehe ihr Gehalt und die zusätzlichen Einnahmen durch Privatstunden ins Kalkül, denke gleichzeitig an die wachsende Verzweiflung, in die mich Zuchra stürzt. Als ich ihre Familie besuche, entdecke ich eine weitere Attraktion: ihre Eltern besitzen ein Gebäude, nicht zu groß und nicht zu klein, in Karmuz[65]. Ich merke, daß ich die Angelegenheit nun ganz ernsthaft überlege, nicht, weil mich ihr Geld lockt, auch nicht, weil ich sie liebe, sondern einfach aus meiner alten Sehnsucht nach der Ehe. Und Zuchra? Vielleicht finde ich etwas Trost für meinen Verrat an ihr gerade in dieser Ehe, die mich für immer an eine Frau bindet, die ich nicht liebe! Aber werde ich diese leidenschaftliche Liebe zu Zuchra in meinem Herzen wirklich ersticken können?

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Er macht mir ein Zeichen, ich möge bitte warten. Ich wollte eigentlich weitergehen, nachdem ich meine Zeitung bei ihm gekauft hatte, da er gerade mit einem Kunden abrechnet.

Als er mit ihm fertig ist, kommt er zu mir und erklärt: »Ustas, ich werde um Zuchras Hand anhalten!«

Ich lächle, um meine Betroffenheit zu verbergen, und frage ihn: »Herzlichen Glückwunsch! Seid Ihr Euch schon einig geworden?«

»Fast!« gibt er mir in stolzer Zuversicht zur Antwort. Ich spüre ein schmerzhaftes Stechen im Herzen, und ich frage ihn: »Was meinst du mit >fast<?«

»Sie kauft täglich bei mir. Wir haben über das Thema noch nicht offen miteinander gesprochen. Aber niemand kennt die Frauen so wie ich!«

In diesem Augenblick hasse ich ihn wie die Pest. Er aber fragt mich: »Ustas, was halten Sie von ihrem Charakter?«

»Sie ist ein sehr gutes Mädchen, wenn du mich fragst.«

»Ich werde bei Madame Mariana um ihre Hand anhalten, damit ich ihre Angehörigen kennenlerne.« Ich wünsche ihm Erfolg und gehe, aber er kommt mir nach, nachdem ich zwei Schritte entfernt bin, und fragt: »Was wissen Sie über den Streit zwischen ihr und ihren Angehörigen?«

»Wie hast du denn davon erfahren?«

»Amir Bey hat mich darüber informiert. Der alte Mann…«

»Alles, was ich weiß, ist, daß sie starrköpfig ist und widerspenstig.«

Er lacht und prahlt: »Ich kenne das Heilmittel gegen jede Krankheit!«

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Er hat um sie angehalten… und einen Korb bekommen. Das hat mich ebenso befriedigt, wie es mein Gefühl der Verantwortlichkeit ihr gegenüber verstärkt hat. Unruhe zerreißt mich, Liebe überwältigt mich von neuem. Alejja verblaßt und rückt in den Hintergrund. Sehnsüchtig und flehentlich packe ich Zuchra am Handgelenk und dringe in sie: »Hilf mir doch! Laß uns auf der Stelle gehen!«

Schroff macht sie sich von mir los und fordert: »Sag das nie wieder! Ich hasse es, das zu hören!«

Wir werden uns nie einigen! Sie liebt mich, will sich mir aber ohne die feste Bindung einer Ehe nicht geben. Ich liebe sie, lehne jedoch diese feste Bindung an sie ab. Weder das eine noch das andere ist die wahre Liebe, die Willen und Verstand hinwegfegt.

Herr Mohammed, Alejjas Vater, hat mich zum Mittagessen eingeladen, und ich habe zugesagt. Am Wochenende lade ich die Familie zum Abendessen ins Pastroudis ein. Das Wetter schlägt um, während wir dort sitzen. Der Sturm heult, es regnet in Strömen. Während der ganzen Zeit suche ich mich selbst davon zu überzeugen, daß Alejja ein hervorragendes Mädchen ist und daß ich mit ihr eine glückliche Ehe werde fuhren können. Sie ist hübsch, sehr elegant, eine Beamtin, gebildet und kultiviert. Was willst du denn noch mehr? Wenn ich ihr nicht gefallen hätte… Warum bin ich eigentlich so zurückhaltend? Zweifellos liebt sie mich. Wer jemanden heiraten will, will ihn auch lieben. Außerdem, was ist das für ein Gefühl, das uns das Paradies verspricht, ohne auch nur ein Gran seines Versprechens in die Wirklichkeit umzusetzen?

Der Sturm draußen tobt immer heftiger. Es ist, als wolle er diese schöne Stadt aus ihrer Verankerung reißen. Um so mehr verspüren wir hier die Annehmlichkeit der Wärme und Geborgenheit im geschlossenen Raum. Ich sage mir, daß ich, wenn ich schon, lediglich von spontanen Gefühlen getrieben, bei dieser ehrbaren Familie anklopfe ohne einen wirklichen Plan oder feste Absichten, auch ohne den geeigneten finanziellen Hintergrund, daß ich sie dann ganz offen über meine Position, meine Verantwortlichkeiten gegenüber meiner Familie informieren muß, um ihr selbst die Wahl zu überlassen, ob sie mich aufnehmen will. Wir kommen nach allerlei Hin und Her auf das Thema »Ehe« ganz allgemein zu sprechen.

Alejjas Vater sagt: »Zu unserer Zeit heiratete man früh. So kann m an uns noch dazu gratulieren, wenn unsere Kinder verantwortliche Positionen einnehmen!«

Ich schüttle bedauernd den Kopf und erkläre: »Aber diese Zeit ist vorüber! Unsere Gegenwart ist voller Dornen und Klippen!«

Er neigt sich zu mir und flüstert: »Ein anständiger junger Mann ist, so wie er ist, ein Juwel. Wer loyal denkt und eine gute Position einnimmt, sollte ihm helfen, die Schwierigkeiten auf seinem Weg beiseite zu räumen!«

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Was für ein finsteres Gesicht! Als er merkte, daß ich auf seinen Stand zukam, und ich nur noch zwei Schritte von ihm entfernt war, verfinsterte sich sein Gesicht. Jetzt wirft er mir so wütende Blicke zu, daß ich mich über ihn wundere.

Ohne mir, wie sonst immer, die Zeitung zu überreichen, stellt er mir die spöttische Frage: »Warumhaben Sie mir eigentlich verschwiegen, daß Sie sie lieben?«

Ich bin verblüfft über seine Worte, überrascht von seinem ungebührlichen Ton und rufe: »Du bist ja verrückt!«

»Und Sie sind ein Feigling!« schreit er zurück.

Ich verliere meine Selbstbeherrschung und gebe ihm mit dem Handrücken einen leichten Schlag ins Gesicht. Er versetzt mir mit seiner Riesenpranke eine Ohrfeige. Wir prügeln uns blindwütig und unbarmherzig, bis die Umstehenden uns auseinanderreißen. Als wir uns danach gegenüberstehen, werfen wir uns die unflätigsten Schimpfworte an den Kopf. Ich gehe dann ziellos weiter und frage mich, wer wohl so boshaft war, diese Idee in seinen Hohlkopf zu pflanzen.

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65

Karmuz: Stadtviertel im Süden Alexandrias.