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»Ah, ja«, stimmte Pewter zu.

Harry mochte zwar nicht mit dem Strom geschwommen sein, aber sie verfolgte mit Sicherheit ihren Fuchs. Genau wie Mrs. Murphy vorausgesagt hatte, stürmte der Tutweiler-Fuchs geradeaus. Nach drei Kilometern huschte er unter einen Bachdurchlaß, sprang auf einen Zickzackzaun und verschwand, bereit, an einem anderen Tag wieder loszurennen.

Die Hunde nahmen eine verblassende Fährte auf, aber dieser Fuchs lief nicht so gut wie der Tutweiler-Fuchs. Er fuhr in seinen Bau. Nach drei Stunden herrlicher Ausgelassenheit trat die Jagdgesell­schaft den Heimweg an.

Harry rieb Tomahawk rasch ab, brachte ihn zu Poptart und Gin Fizz, die wissen wollten, wie sich die anderen Pferde auf der Jagd benommen hatten.

Harrys Haus quoll über von Menschen, was sie an ihre Kindheit er­innerte; denn ihre Mutter und ihr Vater hatten gerne Gäste bewirtet. Sie meinte, die meisten kämen wegen Mrs. Hogendobbers Koch­kunst. Die Zufahrt, von Autos gesäumt bis hinunter zu der befestig­ten Straße, gab Zeugnis davon. Viele Anwesende waren keine Jäger, aber beim Jagdfrühstück war es Tradition, daß alle, die eingeladen waren, kommen konnten, ob sie nun ritten oder nicht.

Bobby Minifee und Booty Weyman nahmen teil, wohl wissend, daß sie willkommen waren. Die Minifees waren Nachtjäger, und Bobby suchte sich nun einen günstigen Hügel aus, um die Jagdhunde zu beobachten. Nachtjäger gingen des Nachts zu Fuß auf die Jagd. Meistens jagten sie Waschbären, die meisten Jäger aber genossen einfach die Pirsch, und Bobby und Booty hörten die Hunde so gern.

Sam Mahanes hatte sich an einem Bachbett von seinem Pferd ge­trennt, und es gefiel ihm gar nicht, daß Bruce Buxton ihn daran erin­nerte.

Big Mim Sanburne erklärte, als sie zwanzig gewesen sei, seien die Zäune viel höher gewesen, und Little Mim bemerkte außerhalb der Hörweite ihrer Mutter: »Das muß 1890 gewesen sein.«

Alle lobten Miranda Hogendobber, die Schinkenbiskuits, Maisbrot, geräucherten Truthahn, Wildbret in Johannisbeersoße, Rührei, ge­füllte Eier, Soleier, frisches Pumpernickel, rohe Austern, Senfkohl, Blutorangen, Berge von Mandelkuchen, gebratene Schweinelende, Käsegrütze und normale Grütze, Reibekuchen mit Apfelmus, Kirschkuchen, Apfelkuchen und eine mächtige Schokoladentorte auf den Tisch gestellt hatte. Und natürlich fehlten auch Mrs. Hogendob­bers berühmte Zimtteilchen mit Orangenglasur nicht.

Cynthia Cooper, die diesen Samstag frei hatte, aß bis zum Geht­nichtmehr, ebenso Pewter, die sich nicht von der Sofalehne rühren konnte.

Tussie Logan und Randy Sands schlenderten herum. Weil sie zu­sammen wohnten, hielten die Leute sie für ein Liebespaar, aber dem war nicht so. Sie machten sich auch nicht die Mühe, die Gerüchte zu dementieren. Täten sie es, würde es nur bestätigen, was alle dachten. Tussie beobachtete Sam aus dem Augenwinkel.

Tucker schnappte sich jeden Krümel, der auf den Boden fiel. Mrs. Murphy ruhte nach vier delikaten Austern gesättigt im Küchenfen­ster. Die Augen halb geschlossen, nickte sie ein, dennoch entging ihr kaum etwas.

»Wo ist Fair heute?«, fragte Bruce Buxton Harry.

»Auf einer Konferenz in Leesburg im pferdemedizinischen Zen­trum Marion Dupont Scott. Es ist ihm gar nicht recht, die Leckereien von Mrs. Hogendobber und derKirche zum Heiligen Licht< zu ver­passen, aber die Pflicht ruft.«

Bruce lachte. »Ich glaube, ich wäre da weniger pflichtbewußt.«

»Mrs. H.«, rief Susan Tucker. »Sie haben gesagt, Sie und die Mä­dels haben>John Peel< einstudiert.«

»Richtig.« Mit rotem Gesicht und glücklich hob Miranda die Hän­de, die Chordamen sammelten sich, und sie blies einen Ton auf der Stimmpfeife. Sie sangen ein Lied über einen berühmten englischen Jäger, ein Lied, das die meisten Kinder im zweiten Schuljahr lernen. Der Chor aber verlieh ihm einen besonderen Schwung und bald fie­len die Versammelten ein.

Singend deutete Mrs. H. auf Larry Johnson, der sich daraufhin ne­ben sie stellte. Der Chor verstummte, als er mit seinem klaren, schö­nen Tenor eine Strophe sang, und dann setzte der Chor wieder ein, und alle sangen lauthals mit.

Als der Chor geendet hatte, sangen die Gruppen sporadisch, was ihnen gerade einfiel, darunter ein Potpourri mit Liedern von Billy Ray Cyrus und Cole Porter sowie diverse Kinderlieder. Sie wurden von Ned Tucker, Susans Mann, auf dem Klavier begleitet.

Viele Gäste, die sich großzügig an der Bar bedienten, sangen be­sonders laut.

Tucker mit ihrem empfindsamen Gehör ging in Harrys Schlafzim­mer und verkroch sich unter dem Bett.

Pewter verließ schließlich die Sofalehne, begab sich aber nicht ins Schlafzimmer, was das Vernünftigste gewesen wäre. Nein, sie kehrte zum Tisch zurück, um noch eine Scheibe von dem mit Honig geräu­cherten Schinken zu verdrücken.

»Du kotzt nachher das ganze Haus voll.« Mrs. Murphy machte ein Auge auf.

»Nee, tu ich nicht. Ich lauf 's mir ab.«

»Ha.«

Coop schnappte sich noch ein Schinkenbiskuit; die Leute drängten sich um die lange Tafel. Larry Johnson, in Hochstimmung von der Jagd und von drei staubtrockenen Martinis, klopfte der Polizistin auf den Rücken.

»Sie sollten mit uns auf die Jagd gehen.«

»Harry liegt mir auch schon dauernd in den Ohren. Ich werd's tun. Allerdings sollte ich vorher wohl lieber springen lernen.«

»Warum? Sam Mahanes hat das nie für nötig gehalten.« Er konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen und sein Gelächter knatterte wie Maschinengewehrfeuer.

Es war unvermeidlich, daß Sam, der sich mit Bruce unterhielt, die­se Lästerung hörte. Er ignorierte sie.

»Harry läßt dich bestimmt auf Gin Fizz Unterricht nehmen. Er ist ein großartiger Bursche.« Susan bot das Pferd ihrer besten Freundin an, dann brüllte sie über den Lärm hinweg: »Harry, ich leihe Coop Gin Fizz.«

»Wie fürstlich von dir, Susan«, schrie Harry zurück.

»Das wäre also geregelt.« Larry strahlte. »Und übrigens, ich hab Ihnen morgen etwas mitzuteilen.«

Ehe Coop ihn flüsternd zur Vorsicht mahnen konnte - schließlich würde er sie nicht grundlos sprechen wollen -, lavierte er sich zu Little Mim durch, die lächelte, als sie ihn sah. Die Leute lächelten fast immer in Larrys Gesellschaft.

Mrs. Murphy hatte jetzt beide Augen offen und richtete sie auf Coop, deren Kiefer leicht aufklappte.

Miranda trat neben die große Blondine. »Ich weiß nicht, wann ich Larry Johnson schon mal so fröhlich gesehen habe. Die Jägerei muß es in sich haben.«

»Kommt drauf an, was man jagt.« Mrs. Murphy sah aus dem Fen­ster zu den Pferden, die an Lieferwagen und Anhänger gebunden waren. Alle Pferde trugen Abschwitzdecken, oft in ihren Stallfarben. Sie boten einen hübschen Anblick.

24

Miranda und Susan Tucker blieben noch da, um Harry beim Auf­räumen zu helfen. Der letzte Gast war um sechs Uhr abends davon gewankt. Mildes Zwielicht hatte ihm den Weg gewiesen.

»Ich finde, das war das gelungenste Frühstück des ganzen Jahres. Dank an Sie.« Harry wischte die Arbeitsflächen der Küche ab.

»Wohl wahr«, stimmte Susan zu.

»Danke schön.« Miranda lächelte. Sie genoß es, Menschen eine Freude zu machen. »Als Ihre Eltern noch lebten, war dieses Haus immer voller Gäste. Ich erinnere mich an ein Apfelblütenfest. Meine Güte, der Koreakrieg war gerade vorbei und die Apfelbäume blühten wie noch nie. Ihr Vater fand, wir müßten das Ende des Krieges und die Blüten feiern, das ganze Tal war von dem Duft erfüllt. Er hat so gut wie alle Tische in Crozet erbettelt, entliehen und entwendet und sie unter den Bäumen vor dem Haus aufgestellt. Ihre Mutter hat Tischschmuck aus Apfelblüten und Iris gemacht, wunderschön. On­kel Olin, mein Onkel, er starb vor Ihrer Geburt, kam mit seiner Ka­pelle aus Winchester. Ihr Vater hat eine provisorische Tanzfläche gebaut, aus Einzelteilen zusammengesetzt. Ich glaube, ganz Crozet kam zu dem Fest, und wir haben die ganze Nacht getanzt. Onkel Olin spielte bis Sonnenaufgang, gut angeheizt von etlichen Nelson- County-Wässerchen.« Sie lachte, als sie den alten Virginia-Ausdruck für schwarzgebrannten Schnaps gebrauchte. »George und ich haben bis Sonnenaufgang getanzt. Das waren Zeiten.« Sie legte instinktiv die Hand aufs Herz. »Es tut gut, dieses Haus wieder voller Menschen zu sehen.«