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Rick blinzelte ins Licht. »Verdammt.«

Coop flüsterte: »Sie können helfen.« Sie deutete mit dem Kopf auf Mim.

»Helfen, wobei?«, weinte Mim. »Er ist tot! Der beste Mensch, den Gott je schuf, ist tot.«

Miranda eilte hinüber, nickte Rick einen Gruß zu, kniete sich dann neben Mim. Sie schauderte, als sie Larrys gefrorenen Körper sah. »Mim, ich bring dich zu mir nach Hause.«

»Ich kann ihn nicht verlassen. Du weißt doch, ich hab ihn einmal verlassen.«

Ja, das wußte Miranda. Freundinnen von Geburt an, hatten sie die Geheimnisse ihrer Generation miteinander geteilt. Geheimnisse, die ihre Kinder oder jüngeren Freunde, die immer dachten, erst mit ihrer Ankunft hätte die Welt begonnen, kaum vermuten würden.

Miranda atmete tief durch und legte ihre Wange an Mims. »Du hast getan, was du tun mußtest, Mimsy. Deine Mutter hätte dich sonst umgebracht.«

»Ich war feige!«, schrie Mim so laut, daß alle erschraken.

Susan und Harry hielten sich im Hintergrund. Sie wollten erst nä­her kommen, wenn Miranda Mim von hier fortgebracht hatte.

»Macht einen weiten Bogen, so daß die Menschen nichts merken«, sagte Mrs. Murphy zu Pewter und Tucker.»Wir müssen die Leiche untersuchen, bevor die Menschen die Spur vermasseln.«

»Ich bin nicht scharf auf Tote.« Pewter rümpfte die Nase.

»Er modert ja nicht schon seit Tagen hier draußen vor sich hin«, raunzte Murphy sie an.»Mir nach.«

Die drei Tiere liefen im Bogen zur Rückseite des für zwei Pferde ausgelegten Anhängers. Sie quetschten sich unten drunter durch zu der Leiche, waren aber darauf bedacht, sich nicht zu schnell zu be­wegen.

»Komm, Mim, du kannst nicht hier bleiben. Das hier darf nicht in die Presse. Ich kümmere mich um dich.« Miranda mühte sich, Mim aufzurichten, die, obwohl elegant und schlank, eine schwere Bürde war. Coop nahm sanft Mims rechten Arm und zog sie zusammen mit Miranda hoch.

»Es ist mir egal. Ist mir egal, wer es erfährt.« »Das kannst du später entscheiden«, riet Miranda weise.

Mim blickte über die Schulter auf den Ermordeten. »Ich habe ihn geliebt. Es ist mir egal, wer es erfährt. Ich habe ihn geliebt. Er war der einzige Mann, den ich aufrichtig geliebt habe, und ich habe ihn fallen lassen. Wofür?«

»Es waren andere Zeiten. Wir haben getan, was man uns gesagt hat.« Miranda zog sie weiter.

Mim wandte sich an Cynthia. »Ich weiß nicht, ob Sie wissen, was Liebe ist, aber ich habe es gewußt. Wenn Sie sich verlieben, geben Sie die Liebe nicht auf, nur weil jemand Ihnen sagt, er ist kein geeig­neter Ehemann.«

»Das werde ich nicht tun, Mrs. Sanburne.« Coop fragte Miranda: »Welcher Wagen?«

»Mims. Ich fahre. Bitten Sie Harry, mein Auto später nach Hause zu fahren.«

»Ja.« Coop half Mim auf den Beifahrersitz. Mims Augen waren glasig. Sie schaute nach vorn, ohne etwas zu sehen.

Miranda ließ den Wagen an, fand den Hebel zum Verstellen des Sitzes, fuhr den Sitz zurück, dann griff sie nach Mims linker Hand. »Das wird eine sehr, sehr lange Nacht, mein Herz. Ich weiß nicht, wie man dieses Ding hier bedient.« Sie zeigte auf das Autotelefon. »Wenn du Jim oder Marilyn anrufst, sag ich ihnen, daß du bei mir übernachtest. Ich kümmere mich um dich.«

Wortlos wählte Mim die Nummer und reichte Miranda den Hörer.

Als sie die Zufahrt entlang fuhren, kam ihnen der Gerichtsmedizi­ner entgegen.

Die Nase am Boden, schnupperte Tucker rings um den Toten. Rick sah es und verscheuchte sie. Die Katzen kletterten in die Sattelkam­mer des Pferdeanhängers.

Obwohl die Nacht dunkel war, sahen sie genug. Auf dem Boden des Anhängers glitzerten keine Geschoßhülsen. Ein roter Plastikei­mer mit einem Putzlappen und einer Bürste stand auf dem Boden der kleinen Sattelkammer. Das schmutzige Zaumzeug hing noch am Haken, auf dem Boden lag ein Stück Glyzerinseife.

»Er wollte wohl Sattel und Zaumzeug sauber machen, bevor er nach Hause fuhr«, vermutete Pewter.

»Ich rieche nichts außer dem Pferd und Larry. Hier war kein ande­rer Mensch drin«, sagte Mrs. Murphy leise.»Allerdings kann Tucker besser riechen als wir.«

Tucker, die abermals von Rick verscheucht worden war, kam in die Sattelkammer gesprungen.»Nichts.«

»Schnupper mal hier drin«, bat Pewter.

Schnell, aber sorgfältig ging die Corgihündin den Anhänger durch.

»Nichts.«

»Das haben wir uns gedacht.« Mrs. Murphy sprang aus der offenen Sattelkammertür und rannte fort von dem Parkplatz und den Ställen.

»Wo will sie hin?« Tuckers Ohren stellten sich senkrecht.

Nach einer Sekunde des Zögerns meinte Pewter:»Das werden wir gleich sehn.«

Harry bekam nicht mit, daß ihre Tiere über die Koppel flitzten. Sie ging mit Susan zu Larrys Leichnam.

»Ich bring den um, der das getan hat!« Harry fing an zu weinen.

»Das hab ich überhört.« Rick seufzte; denn auch er hatte den älte­ren Herrn verehrt.

»Er hat mich auf die Welt geholt.« Auch Susan weinte. »Warum ausgerechnet Larry?«

»Er war zu dicht dran.« Coop, der es normalerweise nicht lag, un­aufgefordert ihre Meinung zu äußern, knöpfte ihren Mantel zu.

»Es ist meine Schuld.« Der Sheriff wurde von schrecklichen Ge­wissensbissen übermannt. »Ich hatte ihn gebeten, im Krankenhaus Augen und Ohren offen zu halten, und das hat er getan. Er hat es ganz bestimmt getan.«

»Wenn wir's nur wüßten. Chef, er hat heute beim Frühstück bei Harry etwas gesagt. Er hatte ein bißchen getrunken, ist etwas laut geworden. Er sagte...« Sie überlegte einen Augenblick, bemüht, ihn wortwörtlich zu zitieren. »Ja, er sagte:>Ich habe Ihnen morgen etwas mitzuteilend «

»Wer hat es gehört?« Rick war froh, als Tom Yancy angefahren kam. Er hatte volles Vertrauen zu dem Gerichtsmediziner.

»Alle«, antwortete Harry an Coopers Stelle. »Er hat kein großes Geheimnis draus gemacht. Er war fröhlich, ausgesprochen fröhlich und aufgeregt.«

»Harry, ich möchte eine Liste von allen, die heute Morgen zum Frühstück bei Ihnen waren«, verlangte Rick.

»Ja, Sir.«

»Setzen Sie sich ins Auto, um sich aufzuwärmen, und schreiben Sie's auf. Susan, Sie helfen ihr. Ein gespitzter Bleistift ist besser als ein langes Gedächtnis.« Er deutete auf Susans Kombi.

Die zwei Frauen gingen zu Susans Wagen. Tom Yancy beugte sich über den Toten. Auch er war betroffen, aber er war ein Profi. Sein alter Freund Dr. Larry Johnson hätte nichts anderes von ihm erwar­tet.

Mrs. Murphy blieb auf einem mittel hohen Hügel etwa vierhundert Meter vom Stall entfernt stehen.

»Und?«, fragte Tucker, die im Dunkeln nicht so gut sehen konnte.

»Der Mörder hätte an zwei Stellen stehen können. Oben auf dem Stall. Auf diesem Hügel - oder er lag flach auf dem Bauch.«

»Woran erkennst du das?«, fragte Pewter.

»Schmauchspuren. Es gibt keine Schmauchspuren, sonst hätte Tu­cker es erwähnt. Er muß mit einem Hochleistungsgewehr ermordet worden sein - mit Zielfernrohr. Ganz einfach.«

»Von hier aus zu schießen wäre einfacher, als auf das Dach von einem Stall zu klettern«, mutmaßte Pewter.»Und der Mörder konnte sein Auto verstecken.«

Die drei Tiere blickten hinter sich, wo sich eine alte Farmstraße in den Wald schlängelte.

»Es wäre leicht gewesen. Das Auto verstecken, zu Fuß hierher gehn. Auf die günstige Gelegenheit warten. Einer, der genau wußte, wie Larry üblicherweise vorging.« Tucker pflichtete Mrs. Murphys Logik bei.