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Der Baron  kommt aus der Küche herein: Hab keine Zeit … ich muß mit Kwaschnja auf den Markt …

Der Schauspieler: Das ist mir ganz gleich … geh meinetwegen zum Henker … aber die Stube mußt du ausfegen, du bist an der Reihe … Fällt mir nicht ein, mich für andere zu rackern …

Der Baron: Na, dann hol dich der Teufel! Nastenjka wird ausfegen … He, du - verhängnisvolle Liebe! Wach auf! Nimmt Nastja das Buch weg.

Nastja  erhebt sich: Was willst du? Gib her! Frecher Kerl! Das will 'n feiner Herr sein …

Der Baron  gibt ihr das Buch zurück: Du, Nastja, feg doch für mich aus - ja?

Nastja  geht nach der Küche ab: Das fehlte mir gerade … was denn sonst noch?

Kwaschnja  von der Küche her, durch die Tür; zum Baron: So komm doch endlich! Sie werden schon aufräumen, auch ohne dich … Wenn man dich drum bittet, mußt du's tun, Schauspieler! Wirst dir nicht gleich die Rippen brechen!

Der Schauspieler: Immer ich … hm … das versteh ich nicht …

Der Baron  trägt an einem Tragejoch zwei Körbe aus der Küche; in den Körben befinden sich bauchige Töpfe, die mit Zeuglappen bedeckt sind: 's ist heute recht schwer …

Satin: Es hat sich wirklich verlohnt, daß du als Baron zur Welt gekommen bist!

Kwaschnja  zum Schauspieler: Sieh schon zu, daß du ausfegst! Ab in den Hausflur, wohin sie den Baron vorausgehen läßt.

Der Schauspieler  kriecht vom Ofen herunter: Ich darf keinen Staub einatmen … das schadet mir. Selbstbewußt. Mein Organismus ist mit Alkohol vergiftete … Sitzt nachdenklich auf der Pritsche.

Satin: Organon … Organismus …

Anna  zu Kleschtsch: Andrej Mitritsch …

Kleschtsch: Was gibt's wieder?

Anna: Die Kwaschnja hat Pasteten für mich dagelassen … geh, iß du sie!

Kleschtsch  tritt näher an ihr Lager: Wirst du nicht essen?

Anna: Ich mag nicht … Wozu soll ich essen? Du arbeitest … du mußt essen …

Kleschtsch: Hast angst? Hab keine Angst … vielleicht wird's wieder gut …

Anna: Geh, iß! Mir ist so schwer ums Herz … es geht bald zu Ende …

Kleschtsch  entfernt sich von ihr: Nicht doch … vielleicht - stehst du wieder auf … 's ist schon vorgekommen! Ab in die Küche.

Der Schauspieler  laut, als wenn er plötzlich aus dem Traum erwacht: Gestern, im Krankenhaus, sagte der Doktor zu mir: Ihr Organismus ist durch und durch mit Alkohol vergiftet …

Satin  lächelt: Organon …

Der Schauspieler  mit Nachdruck: Nicht Organon, sondern Or-ga-nis-mus …

Satin: Sikambrer …

Der Schauspieler  mit abwehrender Handbewegung: Ach, Unsinn! Ich rede im Ernst - ja … Mein Organismus ist vergiftet … folglich schadet es mir, wenn ich die Stube ausfege … und den Staub einatme …

Satin: Makrobiotik … ha!

Bubnow: Was brummst du da?

Satin: Wörter … Dann gibt's noch ein Wort: Transzendental …

Bubnow: Was bedeutet das?

Satin: Weiß nicht … hab's vergessen …

Bubnow: Warum sagst du es also?

Satin: So … Unsere gewöhnlichen Wörter hab ich satt, mein Lieber … Jedes von ihnen hab ich wenigstens tausendmal gehört …

Der Schauspieler: »Worte, nichts als Worte!« heißt es im Hamlet. Ein großartiges Stück, der Hamlet! … Ich hab darin den Totengräber gespielt …

Kleschtsch  kommt aus der Küche: Wirst du nun bald mit dem Besen spielen?

Der Schauspieler: Das geht dich 'nen Quark an … Schlägt sich mit der Faust vor die Brust. Ophelia! Schließ in dein Gebet all meine Sünden ein! Hinter der Szene, irgendwo in der Ferne, läßt sich dumpfes Lärmen und Schreien und der Pfiff eines Polizisten vernehmen. Kleschtsch setzt sich an die Arbeit; man hört das Geräusch seiner Feile.

Satin: Ich liebe die seltsamen, unverständlichen Wörter … Als junger Mann … ich war damals beim Telegrafendienst … hab ich viele Bücher gelesen …

Bubnow: Telegrafist bist du auch gewesen?

Satin: Gewiß! Lächelt. Es gibt sehr schöne Bücher … und eine Menge interessanter Wörter … Ich war ein Mann von Bildung, verstehst du?

Bubnow: Hab's schon gehört … wohl hundertmal! Was einer war, darauf pfeift die Welt. Ich war zum Beispiel Kürschner … hab mein eigenes Geschäft gehabt … Meine Arme waren ganz gelb - von der Farbe, weißt du, wenn ich die Pelze färbte - ganz gelb, mein Lieber, bis an die Ellbogen ran! Ich dachte schon, ich würde sie mein Lebtag nicht mehr reinwaschen, sondern so, mit den gelben Händen ins Grab steigen … Na, und jetzt sind sie … einfach schmutzig … ja!

Satin: Und was weiter?

Bubnow: Weiter nichts …

Satin: Was willst du damit sagen?

Bubnow: Ich meine nur … beispielshalber … Mag sich einer von außen noch so bunt anmalen - es reibt sich alles wieder ab … alles wieder ab, ja!

Satin: Hm, die Knochen tun mir weh!

Der Schauspieler  sitzt da, die Arme um die Knie geschlungen: Bildung ist Unsinn, die Hauptsache ist Talent. Ich hab einen Schauspieler gekannt, der hat seine Rollen buchstabiert, aber spielen konnte er seine Helden, daß das Theater in den Fugen krachte … von der Begeisterung des Publikums …

Satin: Bubnow, gib mir 'n Fünfer!

Bubnow: Hab selber nur zwei Kopeken …

Der Schauspieler: Talent muß ein Heldenspieler haben, das behaupt ich. Talent - das ist der Glaube an sich selbst, an die eigne Kraft …

Satin: Gib mir 'nen Fünfer, und ich will dir's glauben, daß du ein Talent, ein Held, ein Krokodil, ein Reviervorsteher bist … Kleschtsch, gib 'nen Fünfer her!

Kleschtsch: Geh zum Teufel! Da könnte jeder kommen …

Satin: Schimpf doch nicht gleich! Ich weiß ja, du hast selber nichts …

Anna: Andrej Mitritsch … es ist so stickig … ich krieg keine Luft …

Kleschtsch: Was kann ich dazu tun?

Bubnow: Mach die Tür nach dem Hausflur auf!

Kleschtsch: Hast schön reden! Du sitzt auf der Pritsche, und ich auf der Erde … Laß mich mit dir tauschen, dann mach ich auf … Bin ohnedies erkältet …

Bubnow  in ruhigem Tone: Meinetwegen laß es … deine Frau bittet drum …

Kleschtsch  finster: Da könnte jeder kommen …

Satin: Der Schädel brummt mir … äh! Warum sich die Leute nur immer gegenseitig auf die Köpfe schlagen?

Bubnow: Sie schlagen sich nicht bloß auf die Köpfe, sondern auch auf die andern Körperteile. Erhebt sich. Ich muß mir Zwirn besorgen … Unsere Wirtsleute lassen sich heut so lange nicht sehen … sind am Ende verreckt! Ab. Anna hustet. Satin hat die Hände unter den Nacken geschoben und liegt unbeweglich da.

Der Schauspieler  schaut melancholisch um sich und tritt dann auf Anna zu: Wie steht's? Schlecht?

Anna: So stickig ist's hier …

Der Schauspieler: Ich führ dich in den Hausflur, wenn du willst. Steh auf. Er hilft der Kranken, die sich vom Lager aufrichtet, wirft ihr ein altes Tuch um die Schultern und stützt sie, während sie in den Hausflur wankt. Nun, nun … immer Mut! Auch ich bin ein kranker Mensch … bin mit Alkohol vergiftet. Kostylew tritt ein.

Kostylew  in der Tür: 'nen Spaziergang machen? Was für ein schmuckes Pärchen - der Bock mit der Zicke! …

Der Schauspieler: Tritt auf die Seite … siehst du nicht, daß hier Kranke kommen?

Kostylew: Bitte, geht vorüber. Die Melodie eines Kirchenliedes vor sich hinsummend, hält er mißtrauisch Umschau in dem Keller und neigt den Kopf nach links, als wollte er etwas in Pepels Kammer belauschen. Kleschtsch klappert wütend mit den Schlüsseln und feilt heftig darauf los, wobei er den Wirt mit finstern Blicken beobachtet. Na, raspelst du fleißig?

Kleschtsch: Was?

Kostylew: Ob du fleißig raspelst, frag ich … Pause. Hm - ja, was wollt ich doch gleich sagen? Hastig, mit leiser Stimme. War meine Frau nicht da?