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Luka: Freilich ist's schlimm … wenn du schon vergißt, was dir das Liebste ist! In das, was man liebt, legt man seine Seele …

Der Schauspieler: Meine Seele hab ich vertrunken, Alter … Ich bin ein verlorener Mensch … Und warum bin ich verloren? Weil der Glaube an mich selbst mir fehlte … Ich bin fertig …

Luka: Wieso denn? Laß dich doch kurieren! Man kuriert jetzt die Trinker, hab ich gehört! Umsonst kuriert man sie, Bruderherz … Eine Heilanstalt hat man für die Trunkenbolde eingerichtet … da werden sie nun, heißt es, unentgeltlich behandelt … Man hat erkannt, siehst du, daß 'n Trunkenbold auch ein Mensch ist, und man ist sogar froh, wenn einer kommt und sich kurieren lassen will. Beeil dich also! Geh hin …

Der Schauspieler  nachdenklich: Wohin? Wo ist das?

Luka: In einer Stadt ist's … wie heißt sie doch? 's ist so ein merkwürdiger Name … Na, ich sag ihn dir noch … Nur merk dir eins: mußt dich jetzt schon drauf vorbereiten! Sei enthaltsam! Nimm dich zusammen und - halt aus! … Und dann, wenn du auskuriert bist, fängst du ein neues Leben an … ist das nicht schön, Bruder: ein neues Leben? … Nun, entschließ dich … eins, zwei, drei!

Der Schauspieler  lächelt: Ein neues Leben … ganz von vorn …ja, das wäre schön! … Meinst du wirklich? Ein neues Leben? Lacht. Na … ja! Soll ich's versuchen? Ja, ich versuch's …

Luka: Warum denn nicht? Der Mensch - kann alles … wenn er nur will …

Der Schauspieler  plötzlich, wie aus dem Traum erwachend: Bist 'n spaßiger Kauz! Leb wohl einstweilen! Er pfeift. Alterchen … Leb wohl! Ab.

Anna: Großväterchen!

Luka: Was denn, Mütterchen?

Anna: Sprich doch 'n bißchen mit mir …

Luka  zu ihr hintretend: Schön, laß uns plaudern miteinander.

Kleschtsch  sieht sich um, tritt schweigend ans Bett seiner Frau, blickt sie an und gestikuliert mit den Händen, als wenn er etwas sagen wollte.

Luka: Was denn, Bruder?

Kleschtsch  leise: Nichts … Geht langsam zu der Tür nach dem Hausflur, bleibt ein paar Sekunden vor ihr stehen und schreitet dann hinaus.

Luka  folgt im mit dem Blick: Deinen Mann scheint's recht schwer zu drücken …

Anna: Ich habe nichts mehr … mit ihm zu schaffen …

Luka: Hat er dich geschlagen?

Anna: Und wie! … Er hat mich … so weit gebracht …

Bubnow: Meine Frau … hatte mal 'n Liebhaber; der hat ganz famos Dame gespielt, der Bengel …

Medwedew: Hm …

Anna: Großväterchen! Sprich mit mir, mein Lieber … es ist mir so bange …

Luka: Das hat nichts zu sagen! Das überkommt einen so vorm Tode, mein Täubchen. Hat nichts zu sagen, meine Liebe. Hab nur Vertrauen … Du wirst nun sterben, siehst du - und dann hast du Ruhe … Brauchst dann vor nichts mehr Angst zu haben - vor gar nichts! So still wird's sein, so friedlich … und du liegst ganz ruhig da! Der Tod besänftigt alles … Er meint's gut mit uns … Erst in der Truhe findest du Ruhe, heißt es … und 's ist richtig, meine Liebe! Wo soll denn ein Mensch hier sonst Ruhe finden? Pepel tritt ein - ein wenig angetrunken, zerzaust und mürrisch; er setzt sich auf die Pritsche neben der Tür und sitzt schweigend, ohne sich zu rühren, da.

Anna: Und ist denn dort … auch so viel Qual?

Luka: Gar nichts ist dort! Glaub mir's: gar nichts ist! Friede wird sein -weiter nichts! Vor den Herrn werden sie dich führen und werden sagen: Sieh, o Herr - Deine Magd Anna ist gekommen …

Medwedew  streng: Wie kannst du wissen, was sie dort sagen werden? Hört mal, du … Pepel hebt beim Klang von Medwedews Stimmen den Kopf empor und lauscht.

Luka: Ich weiß es eben, Herr Wachtmeister …

Medwedew  sanfter: Hm - ja! Na, das ist schließlich deine Sache … das heißt … Wachtmeister bin ich nicht …

Bubnow: Zwei Steine schlag ich …

Medwedew: Ach du … daß dich …

Luka: Und der Herr wird dich mild und freundlich anschauen und wird sagen: Ich kenne diese Anna! Nun, wird er sagen: Führt sie fort, die Anna - ins Paradies! Mag sie da Frieden finden … ich weiß, ihr Leben war sehr mühselig … sie ist sehr müde … laßt sie ausruhen, die Anna …

Anna: Großväterchen … du, mein Lieber … wenn's doch so wäre … wenn ich dort … Frieden fände … und gar nichts mehr … fühlte …

Luka: Nichts wirst du fühlen! Gar nichts wird sein! Glaub's nur! In Freuden kannst du sterben, ohne Angst … der Tod, sag ich dir, ist für uns wie eine Mutter für ihre kleinen Kinder …

Anna: Aber … vielleicht … werd ich wieder gesund?

Luka  lächelnd: Wozu? Zu neuer Qual?

Anna: Ich möcht doch noch … ein Weilchen leben … ein ganz kleines Weilchen … Wenn's dort keine Qual gibt … könnt ich am Ende hier noch ein wenig dulden …

Luka: Nichts wird dort sein … gar nichts …

Pepel  erhebt sich: Kann richtig sein … kann auch falsch sein!

Anna:  zusammenfahrend: O Gott …

Luka: Ah, mein schöner Junge …

Medwedew: Wer brüllt denn da?

Pepel  auf ihn zutretend: Ich! Was gibt's?

Medwedew: Sei hier nicht so laut, verstanden? Der Mensch muß sich ruhig verhalten …

Pepeclass="underline"  Ach … Dummerjahn! Noch dazu der Onkel … ho ho!

Luka  zu Pepel, leise: Hör mal, du - schrei nicht! Hier stirbt eine Frau … ganz fahl sind ihre Lippen schon … stör sie nicht!

Pepeclass="underline"  Weil du's sagst, Großvater, will ich folgen. Bist 'n Prachtkerl, Alter! Flunkerst ganz famos … erzählst angenehme Märchen! Flunkre nur immer weiter, Bruderherz … 's gibt so wenig Angenehmes auf der Welt …

Bubnow: Stirbt sie wirklich?

Luka: Meinst du, sie spaßt? …

Bubnow: Dann wird endlich das Husten aufhören … War zu störend, ihr ewiges Külstern … Zwei nehm ich …

Medwedew: Ach … daß es dich mitten ins Herz trifft!

Pepeclass="underline"  Abram …

Medwedew: Ich bin für dich kein Abram …

Pepeclass="underline"  Abraschka, sag mal - ist Natascha noch krank?

Medwedew: Was kümmert's dich?

Pepeclass="underline"  Nee, sag doch: hat sie die Wassilissa wirklich so arg geprügelt?

Medwedew: Auch das geht sich nichts an … Das ist 'ne Familienangelegenheit … Wer bist du überhaupt, he?

Pepeclass="underline"  Mag ich sein, wer ich will - aber wenn mir's beliebt, kriegt ihr eure Nataschka nie mehr zu sehn!

Medwedew  das Spiel abbrechend: Was sagst du? Von wem redest du da? Meine Nichte sollte … ach, du Spitzbube!

Pepeclass="underline"  Ein Spitzbube - den du noch nicht gefangen hast! …

Medwedew: Wart! Ich werde dich schon fassen … Sehr bald werde ich dich haben …

Pepeclass="underline"  Immerzu! Dann soll's eurem ganzen Nest hier schlecht gehen. Meinst wohl, ich werde das Maul halten vorm Untersuchungsrichter? Da bist du schief gewickelt! Wer hat dich zum Diebstahl angestiftet? Werden sie fragen - wer hat die Gelegenheit ausbaldowert? Mischka Kostylew und seine Frau! Und wer hat das Gestohlenen abgenommen? Mischka Kostylew und seine Frau!

Medwedew: Da lügst du! Kein Mensch wird's dir glauben!

Pepeclass="underline"  Sie werden's schon glauben - weil's nämlich die Wahrheit ist! Auch dich bring ich in die Patsche … ja! Alle sollt ihr ran, ihr Teufelsbande - wirst schon sehen!

Medwedew  fassungslos: Schwatz doch nicht! Rede keinen Unsinn! Was hab ich dir denn … Böses getan? Hund verrückter …

Pepeclass="underline"  Und was hast du mir Gutes getan?

Luka: Ganz recht …

Medwedew: Was quarrst du? Hast du dich reinzumischen? Hier handelt sich's um 'ne Familienangelegenheit …

Bubnow  zu Luka: Laß sie doch! Uns beiden geht's ja nicht an den Kragen …

Luka  sanft: Ich sag auch nichts weiter! Ich meine nur, wenn ein Mensch dem andern nichts Gutes tut - dann handelt er eben schlecht an ihm …