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N a d j a: O, ich höre Ihre Ironie, Ihren Sarkasmus. Sie machen sich über mich lustig 5, Herr Bruck. Das ist aber nicht schön von Ihnen. Ich protestiere.

1 Hans Sachs (1494 — 1576), deutscher Dichter; schrieb Fabeln, Parabeln, Karnevalsspiele; war Schuhmacher in Nürnberg.

2 Фауст, часть II, действие I, стих 4977 и сл.: «Они стоят вокруг клада и удивляются. Не верят, что нашли большой клад. Одни болтают о волшебстве, а другие — о черной собаке».

3 Das geht auf keine Kuhhaut! — Это неслыханно! Это чересчур! Это переходит границы дозволенного!

4 Interesse zeigen (haben или an den Tag legen) — проявлять интерес

5 sich lustig machen über jemanden — высмеивать кого-либо

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K u r t: D. h. Sie legen Protest ein 1?

N a d j a: Schon wieder! Nun aber genug! Jetzt hat's 13 geschlagen! 2 Das schlägt dem Faß den Boden aus!

H e r t a; Nein, das geht aber wirklich auf keine Kuhhaut!

K u r t: Hilfe! Ich werde mit Redewendungen bombardiert!

H e r t a: Wissen Sie, Nadja, was auf keine Kuhhaut geht?

N a d j a: Ja. Das, was die Grenzen des Zulässigen überschreitet. Das, was zuviel ist. Das, was man nicht schreiben, sagen oder erklären kann. Was hat das aber mit der Haut der Kuh zu tun 3?

K o r n e j e w: Früher wurden Häute zum Schreiben verwendet, Häute von Schafen, Eseln und Kühen. Die Haut der Kuh war die größte. Und wenn man etwas nicht einmal auf eine Kuhhaut schreiben konnte...

N a d j a: Klar!

A u t o r: In China schrieb man auf Seide, in Assyrien und Babylon auf tönerne Tafeln. Das Wort «Papier» kommt von dem ägyptischen «papyros» und heißt «Fluß-Pflanze». Das russische бумага ist verwandt mit бумазея und stammt vom griechischen bombyx = Seide.

K u r t: Und das alles diente zum Schreiben 4, kleine Nadja.

N a d j a: Und wozu dient Ihre Ironie mir und den Redewendungen gegenüber, großer Herr Bruck?

K u r t: Aber ich mein's ja diesmal im Ernst, Nadja.

N a d j a: Erzählen Sie mir bitte keine Märchen!

K u r t: Nein, nein, Nadja. Wenn ich nach Berlin zurückkehre, werde ich recht viele Redewendungen gebrauchen und allen erzählen, von wem ich sie gelernt habe.

N a d j a: Wieder Ironie! Unerhört! Das geht aber wirklich auf keine Kuhhaut!

K u r t: Nein, nein! Mein voller Ernst! 5

N a d j a: Herr Bruck, machen Sie mir doch kein X für ein U vor 6!

1 Protest einlegen (erheben) — заявлять протест

2 Jetzt hat's 13 geschlagen! — Это уже слишком! Ну и ну!

3 См. стр. 35, сноску 5. [(nichts) mit etwas zu tun haben — (не) иметь (никакого) отношения к чему-либо]

4 zum Schreiben dienen — использоваться для письма

5 Mein voller Ernst! — Совершенно серьёзно!

6 jemandem ein X für ein U vormachen — втирать очки кому-либо

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5) Machen Sie mir kein X für ein U vor!

K o r n e j e w: Wissen Sie auch, woher dieser Ausdruck kommt?

N a d j a: Nein. Bitte, bitte!

K o r n e j e w: Vor tausend Jahren schrieb man die Zahlen nur in römischen Ziffern. X bedeutet die Zahl zehn, V (damals U geschrieben) — die Zahl fünf. Aus einem V kann man aber leicht ein X machen.

N a d j a: Wie denn?

K u r t: Sehr einfach. Man verlängert die Linien. So wird aus 5 — 10, also etwas ganz anderes. Jemand war z. B. einem anderen 5 Taler schuldig 1. Aus der Fünf machte der andere eine Zehn, d. h. er machte ihm ein X für ein U vor, um ihn zu betrügen.

6) Was kennen Sie aus dem Effeff?

N a d j a: Sehen Sie, wie interessant es ist, sich mit Redewendungen zu beschäftigen!

K o r n e j e w: Das stimmt! Ich erinnere mich an ein Verschen:

«Die Wörter werden dir vieles sagen,

Verstehst du nur, sie auszufragen.»

N a d j a: Goldene Worte! Man muß aber viel wissen und alles aus dem Effeff verstehen. Übrigens — woher kommt denn das, dieses Effeff?

H e r t a: Aus der Sprache der Musik: f heißt forte (stark), ff — fortissimo (sehr stark). Das ist italienisch.

K o r n e j e w: Es gibt noch eine andere Erklärung. Bei den Kaufleuten ist f-Ware — feine Ware und ff-Ware — sehr feine oder hochfeine Ware.

7) Und so ging der zweite Tag zu Ende 2

Ich schaute auf die Uhr, sah, daß es schon spät war — zehn Minuten vor elf, stand auf und sagte: «So, liebe Freunde,

1 jemandem (Geld) schuldig sein — задолжать кому-либо (деньги)

(Was bin ich Ihnen schuldig? — Сколько я Вам должен?)

2 zu Ende gehen — заканчиваться

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besten Dank für Tee, Kuchen und Redewendungen. Für heute ist's genug mit der Phraseologie, denn alles auf unserer Erde nimmt einmal ein Ende 1, nicht wahr? 2 Ich sehe, Nadja schreibt alles fleißig auf. Liebe Nadja, für heute mußt auch du ein Ende machen 3 und nach Hause gehen. Morgen ist auch ein Tag. Letzten Endes 4 ist die Gesundheit das Wichtigste. Auf Wiedersehen! Gute Nacht!»

So ging der zweite Tag zu Ende.

1 ein Ende nehmen — кончаться