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369 Merkwürdig erscheint die Überraschung, die T.s Anwesenheit bei der» Mediengruppe «auslöste. Die erste Begegnung zwischen dem» Propheten «und T. fand ja bereits nach T.s Kirchenrede statt. Schon damals hätte der» Prophet «ihm danken können.

370 Soll heißen: Wir springen doch alle ins Ungewisse, wir wissen alle nicht, was passiert.

371 Bis zu diesem Brief ließ T. die Existenz seiner Prosatexte auf den Rückseiten unkommentiert. Will man T.s Logik Glauben schenken, so müsste man voraussetzen, dass er bereits damals eine Briefpartnerin wie N. H. im Sinn gehabt hat. Nachdrücklich sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die» Werke «ausschließlich auf der Rückseite der Briefe an N. H. zu finden sind.

372 Gemeint ist offenbar das Barrista-Gefolge.

373 Diese Anspielung auf sein Studium dürfte Johann Ziehlke nicht sehr angenehm gewesen sein.

374 Außer T.s Bericht im Sonntagsblatt Nr. 2 und einem eher zusammenfassenden Artikel in Der Bonifatiusbote Nr. 1 sind keine weiteren schriftlichen Zeugnisse bekannt. Allerdings stimmen die Aussagen der Augenzeugen alle darin überein, dass die Wirkung der Aufführung tatsächlich» enorm «gewesen war.

375 Am 8. Juli des Jahres 2002, also genau zwölf Jahre später, wurde über der Bonifatiuskrypta in Altenburg die wiedererrichtete Bonifatiuskirche eingeweiht, die heute Anfang und Ende eines weit verzweigten Bonifatius-Wanderweges ist.

376 T. erwähnte Tante Trockel gegenüber N. H. im Brief vom 31. 5. 1990.

377 Wohlweislich verschwieg T. gegenüber N. H. den Tod von Tante Trockel nur wenige Wochen später. Vgl. Brief vom 6. 2. 1990.

378 Die im Vergleich zu den vorangegangenen Seiten auffallend fahrige Schrift sowie die Vielzahl der Streichungen auf der letzten Seite lassen vermuten, dass T. diese Passage als Entwurf verstand, sie dann aber nicht noch einmal abschrieb.

Gestrichen: Plötzlich war der Fluch gebannt, die Welt beschreiben zu müssen, die Verblendung von mir genommen, ein berühmter Mann werden zu sollen, der Wahn gesühnt, ewig leben zu wollen.

379 Das muss sich ja nicht ausschließen!

380 Gestrichen: Ich hatte tatsächlich jeden bedauert, der keine künstlerische Begabung besaß, der keine Möglichkeit hatte, sich Ruhm und Ewigkeit zu verschaffen. Jetzt bemitleidete ich jene, die an diesem Streben festhielten. Merkten sie denn nicht, daß das Zeitalter der Kunst, das Zeitalter der Worte vorbei war und die Zeit der Taten unwiderruflich begonnen hatte? Ich jedenfalls musste nicht mehr Tag und Nacht nach einem Romanstoff suchen!

Über den Autor:

Ingo Schulze wurde 1962 in Dresden geboren, studierte klassische Philologie in Jena und arbeitete in Altenburg als Schauspieldramaturg und Zeitungsredakteur. Seit 1993 lebt er in Berlin. Bereits sein erstes Buch 33 Augenblicke des Glücks (1995) wurde vielfach ausgezeichnet. Für Simple Stories (1998) erhielt er den Berliner Literaturpreis mit der Johannes-Bobrowski-Medaille. 2005 erschien sein großer Roman Neue Leben, für den er in diesem Jahr mit dem Premio Grinzane Cavour geehrt wurde. Für seinen Erzählungsband Handy (2007) bekam er den Preis der Leipziger Buchmesse. Zuletzt erschien sein Roman Adam und Evelyn (2008). Ingo Schulze ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.