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Jeder einzelne dieser drei Ungeheuerlichkeiten hätte unter normalen Umständen vollends ausgereicht, DeVries aus der Festung zu jagen oder ihn gar zu töten. Aber die Umstände waren nicht normal, und DeVries war ein mächtiger Mann. Nicht durch das, was er darstellte oder konnte, sondern durch sie, die hinter ihm standen. Necron hatte lange überlegt, ob er den Handel mit ihm überhaupt eingehen sollte. Aber den Preis, den DeVries als Einstand in ihr Bündnis bot, war zu verlockend. Und die Macht, die hinter ihm stand, zu fremd und unberechenbar, um sie sich zu Feinden zu machen.

Jedenfalls jetzt noch nicht.

»Nein«, antwortete Necron mit einiger Verspätung. »Ihr müßt Geduld haben, DeVries. Er hat Arkham erreicht, aber es wird dauern, bis er Robert Craven gefunden hat. Vergeßt nicht, daß er der Sohn eines Magiers ist.«

DeVries preßte unwillig die Kiefer aufeinander, was den scharfen, raubtierhaften Zug seines Gesichts noch verstärkte. »Warum habt Ihr mich dann rufen lassen?« fragte er.

Necron runzelte die Stirn, lehnte sich zurück und deutete auf einen freien Stuhl auf der anderen Seite des Tisches. DeVries nahm widerwillig Platz.

»Es ist etwas geschehen«, begann Necron. »Etwas, das ein Zusammenarbeiten unserer beiden Gruppen vielleicht wichtiger als zuvor macht.«

»So?« murmelte DeVries. »Und was? Stürzt der Himmel ein?«

»Möglicherweise«, antwortete Necron, vollkommen ernst. »Möglicherweise auch Schlimmeres. Ihr habt mir erzählt, daß Ihr befugt seid, für die Mächtigen Eurer Gruppe zu reden und Entscheidungen zu treffen. Ist das richtig?«

»Natürlich«, schnappte DeVries. »Aber -«

Necron unterbrach ihn mit einer raschen Handbewegung. Der Blick seiner alten, harten Augen wurde noch ernster, und es war etwas darin, ein Ausdruck von solcher Besorgnis und - ja, und fast Furcht -, was DeVries tatsächlich verstummen ließ.

»Ich bin mir des Risikos dessen, was ich jetzt tue, vollkommen bewußt«, sagte Necron. »Doch ich fürchte, mir bleibt keine andere Wahl mehr. Bisher haben Eure und unsere Gruppen nebeneinander existiert, und keiner hat die Kreise des anderen gestört. Jetzt ist etwas geschehen, was uns zwingt, zusammenzuarbeiten. Als gleichberechtigte Partner.«

Necron bemühte sich, mit unveränderter Stimme zu reden, aber er konnte trotzdem nicht verhindern, daß der Triumph, den er bei den letzten Worten empfand, in seiner Stimme mitschwang.

DeVries starrte ihn an. »Als ... gleichberechtigte Partner?« vergewisserte er sich. »Heißt das, daß Ihr die Aufnahme in unsere Reihen abschlagen wollt? Jetzt, wo Ihr erhalten habt, was wir Euch geboten haben? Wollt Ihr uns betrügen?«

»Nicht betrügen«, verbesserte ihn Necron sanft. »Aber die Voraussetzungen haben sich geändert, DeVries. Bisher wart ihr stärker als wir, obgleich diese Frage niemals wirklich geklärt worden ist.«

DeVries zuckte zusammen. Die Drohung in den Worten des kahlköpfigen Alten war ihm nicht entgangen. Aber er schwieg.

»Jetzt haben wir etwas zu bieten, was uns gleichwertig macht«, fuhr Necron fort. »Ihr seid uns an Zahl und Stärke noch immer überlegen, aber wir haben etwas, das dieses Manko mehr als nur ausgleicht.«

DeVries lachte rauh. »Und was soll das sein?«

»Informationen«, antwortete Necron. »Wissen, DeVries. Ein Wissen, das vielleicht unser aller Leben retten kann. Vielleicht sogar das der ganzen menschlichen Rasse.«

DeVries lachte erneut, aber es klang unsicher. Er schien zu spüren, daß es Necron ernst meinte.

»Redet«, sagte er schließlich.

Necron nickte. »Das werde ich tun, DeVries. Ich wollte die Dinge nur klarstellen. Ich offenbare Euch damit eines der bestgehüteten Geheimnisse unserer Bruderschaft. Habt Ihr« - er zögerte unmerklich und fuhr dann fort, ohne den dunkelhaarigen Flamen direkt anzublicken - »schon einmal den Namen der GROSSEN ALTEN gehört, DeVries?«

DeVries überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf. »Niemals. Wer soll das sein?«

Necron überging seine Frage, als hätte er sie nicht gehört. »Ich will Euch eine Geschichte erzählen«, begann er. »Eine uralte Geschichte, die über Generationen und Generationen hinweg von den Mitgliedern unserer Bruderschaft bewahrt wurde. Danach werdet Ihr besser verstehen, was ich meine.«

Er schwieg einen Moment, lehnte sich zurück, fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen und begann mit leiser, monotoner Stimme zu erzählen ...

»Die Welt war jung, und das Licht Sonne hatte noch kein Leben geboren, als sie von den Sternen kamen.

Sie waren Götter, gewaltige Wesen, unbeschreiblich und böse und bar jeder Empfindung, die nicht Haß oder Tod war.

Sie kamen auf den Wegen, die durch die Schatten führten, und setzten ihren Fuß auf eine Erde, die kahl und tot war. Und sie nahmen sie in Besitz, wie sie zuvor schon Tausende von Welten in Besitz genommen hatten, manchmal für kurze Zeit, manchmal für Ewigkeiten, ehe sie wieder gingen und in ihr kaltes Reich zwischen den Sternen zurückkehrten, um Ausschau nach neuen Welten zu halten, über die sie ihre scheußlichen Häupter erheben konnten.

Sie - das waren die, DEREN NAMEN MAN NICHT AUSSPRECHEN SOLL, will man nicht in Gefahr laufen, sie zu rufen und den Preis für ihr Kommen zu zahlen, der schrecklich ist.

Nur die wirklich Wissenden sollen es wagen, sie zu rufen, und auch sie mögen auf der Hut sein.

Sie nannten sich selbst die GROSSEN ALTEN, und sie waren finstere, blasphemische Götter, oder doch zumindest Wesen, deren Macht der von Göttern gleichkommt.

Allen voran stand CTHULHU, der oktopoide Herr des Schreckens und der Schatten, ein Wesen, dessen Element das Meer ist, der sich aber genauso mühelos an Land oder auch in der Luft fortzubewegen vermag.

Ihm zur Seite, und nicht viel geringer an Macht und Bosheit, stehen YOGSHOGOT, der Alles-in-einem-und-einer-in-Allem, AZATOTH, der Blasenschlagende-im-Zentrum-der-Unendlichkeit. SHUDDEMELL, der Ewig-Eingegrabene-und-Herrscher-über-die-Erde-und-die-finsteren-Reiche-der-Höhlen, SHUBNIGGURATH, die Schwarze-Ziege-mit-den-tausend-Jungen, und letztlich NYARALATOTHEP, die Bestie-mit-den-tausend-Armen.

Aber auch andere; Wesen von geringerer Macht, trotzdem noch schrecklich wie Götter in ihrem Zorn. Wendigo, der auf den Winden geht, Glaaki, der Kometengeborene, der unaussprechliche Hastur und Tsathoggua, Yibb-Tsstl, der flammende Cthugha, Shodagoi, die ChoCho ...

Ihre Zahl ist Legion, und ein jeder war schrecklich genug, ein Gott zu sein. Äonenlang herrschten sie über die Erde, und um ihre Macht ausüben zu können, erschufen sie schreckliche Geschöpfe aus verbotenem Protoplasma, widerwärtige Kreaturen, deren Gestalt sie nach Belieben formen konnten und die ihre Hände und Arme, ihre Beine und Augen wurden.

Aber so mächtig die GROSSEN ALTEN auch waren, so gering war ihre Voraussicht.

Millionen um Millionen Jahre herrschten sie über die Erde und ihre Kreaturen, und sie merkten nicht, daß die, die sie selbst erschaffen hatten, sich gegen sie aufzulehnen und Pläne gegen ihre Herrschaft zu schmieden begannen.

Dann kam es zum Krieg.

Die unterdrückten Völker der Erde, allen voran die Shoggoten, die die GROSSEN ALTEN selbst erschaffen hatten, standen gegen die finsteren Götter auf und versuchten ihr Joch abzuschütteln. Die Erde brannte, und der Krieg der Giganten verwüstete ihr Antlitz in einer einzigen, feurigen Nacht.

DIE GROSSEN ALTEN siegten, doch dabei rührten sie an Mächte, die zu mißbrauchen selbst ihnen verboten war. Ihr blasphemisches Tun rief andere, mächtigere Gottheiten von den Sternen herbei, die ÄLTEREN GÖTTER, die seit Urzeiten im Bereich der Sonne Beteigeuze schlafen und über das Wohl und Wehe des Universums wachen.