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Dennoch schritt er rüstig weiter, denn täte er das nicht, das war ihm bewußt, wäre es sein Ende. Er fühlte sich von Frith und aller Welt verlassen und hätte alles darum gegeben, Rabscuttle an seiner Seite zu haben. Rabscuttle hatte sogar unbedingt mitgehen wollen, doch El-ahrairah hatte das strikt abgelehnt.

Stunden vergingen. Wenigstens blies der Wind gleichmäßig, aber El-ahrairah hatte keine Ahnung, wie weit und wie lange er noch gehen müßte. Jetzt umzukehren wäre genauso schlimm wie weiterzugehen, dachte er.

Just als diese niederdrückende Erkenntnis ihm durch den Kopf ging, hörte er in der Finsternis die Bewegung von etwas Lebendem, das auf ihn zukam. Er spürte, daß es groß war, viel größer als er selbst, und daß es völlig selbstsicher daherkam. Er erstarrte, hielt den Atem an, so gut es ging, und hoffte, diese Kreatur, wer immer das war, möge an ihm vorbeigehen.

Jedoch die Kreatur tat nichts dergleichen. Sie mußte ihn gerochen haben, bevor er irgend etwas gemerkt hatte. Sie kam geradewegs auf ihn zu, hielt kurz inne und nagelte ihn dann mit einer enormen, weichen Tatze fest. Er fühlte die eingezogenen Krallen. Dann sprach sie, was er mehr oder weniger verstehen konnte, zu einer anderen Kreatur in der Nähe.

»Ich hab's erwischt, Zhuron. Keine Ahnung, was es ist.«

El-ahrairah hörte andere, ähnliche Kreaturen näherkommen. Kurz darauf war er von ihnen umringt, wurde beschnüffelt und mit ihren riesigen Tatzen betastet.

»So eine Art Glanbrin«, sagte eines dieser Wesen.

»Was machst du hier?« fragte ein anderes. »Gib Antwort. Warum bist du hergekommen?«

»Herr«, erwiderte El-ahrairah, vor Schrecken kaum der Sprache mächtig, »ich komme aus dem Land der Sonne und suche die Ilips.«

»Wir sind die Ilips. Wir machen alle Fremden tot. Hat dir das keiner gesagt?«

In diesem Augenblick sprach ein anderer der Ilips. »Wartet mal. Der trägt so was wie einen Kragen.«

Ein anderer Ilip steckte seine Schnauze in den Nacken von El-ahrairah und beschnüffelte den Kragen, den Fürst Regenbogen ihm geschenkt hatte.

»Das ist ein Astralkragen.« El-ahrairah merkte, daß die Gestalten um ihn herum alle etwas zurückwichen.

»Woher hast du das?« fragte der erste Ilip. »Wohl gestohlen, wie?«

»Nein, Herr«, antwortete El-ahrairah. »Ich habe den Kragen geschenkt bekommen, bevor ich aufgebrochen bin, es ist ein Geschenk von Frith, unserem Herrn, ein Unterpfand der Freundschaft, um mir bei deinem Volk Schutz zu gewähren.«

»Von Frith, unserem Herrn, sagst du?«

»Jawohl, Herr. Fürst Regenbogen hat ihn mir persönlich umgelegt.«

Darauf herrschte eine Weile Schweigen. Die Tatze des Ilips gab ihn frei, und ein anderer fragte: »Also gut, warum bist du gekommen, und was willst du bei uns?«

»Herr«, entgegnete El-ahrairah, »mein Volk, das man >Kaninchen< nennt, ermangelt des Geruchssinns. Deswegen leben meine Leute in Not und Elend und von Gefahren bedroht. Sie leiden darunter, wie ihr euch vorstellen könnt. Nun hörte ich, daß euer Volk die Macht hat, diese Gabe zu übertragen, und so bin ich gekommen, um euch zu bitten, sie meinem Volk zu verleihen.«

»Du bist also der Häuptling dieser Kreaturen, dieser >Kaninchen<, ist das richtig?«

»Jawohl, Herr.«

»Und du bist allein hergekommen?«

»Jawohl, Herr.«

»Also, an Mut mangelt's dir wohl nicht?«

El-ahrairah sagte nichts dazu, und wieder herrschte Schweigen. Sie standen alle um ihn herum, und ihm war, als bekäme er in ihrem heißen Atem keine Luft mehr. Schließlich sagte derselbe Ilip: »Das stimmt schon. Viele Jahre lang waren wir die Hüter des Geruchssinns. Aber wir konnten nichts damit anfangen, denn kein anderes Geschöpf schien den Sinn zu entbehren. Er wurde uns nur lästig, und am Ende gaben wir ihn weg.«

»Wem?« fragte El-ahrairah bebend.

»Wem? Na, dem König von Gestern natürlich. Jemand anderem hätten wir ihn ja nicht geben können, oder?«

El-ahrairah fühlte sich bitterlich enttäuscht und gedemütigt. So eine schwere Reise hatte er überstanden, die fürchterlichen Ilips hatten ihn am Leben gelassen, und am Ende mußte er hören, daß sie das Gesuchte gar nicht mehr besaßen, und das war in der Tat ein Grund, sich zu härmen. Aber mit aller Macht versuchte er, sich zusammenzunehmen.

»Bitte, Herr«, sagte er, »wo ist dieser König, und wie muß ich gehen, um ihn zu finden?«

Er hörte, wie sie sich besprachen, und schließlich sagte der erste Ilip: »Zu Fuß wäre das viel zu weit für dich. Du würdest dich verirren. Du würdest verhungern und sterben. Du kannst mit mir kommen. Ich nehme dich auf meinem Rücken mit.«

Voller Erleichterung warf sich El-ahrairah vor den Ilips nieder und dankte ihnen ohne Unterlaß. Endlich sagte einer von ihnen: »Auf geht's!« Mit den Zähnen hob er ihn auf den Rücken des anderen Ilip, und El-ahrairah hatte keine Schwierigkeit, sich an dem groben Fell festzuhalten.

Sie brachen auf, und das Tempo schien El-ahrairah wirklich atemberaubend. Er erklärte dem Ilip unterwegs, daß sein Freund, der Glanbrin, bei den Steinhaufen auf ihn wartete, und fragte, ob man nicht dort vorbeigehen könnte.

»Natürlich können wir da anhalten«, erwiderte der Ilip. »Liegt auf dem Weg. Aber sowie mich dein Freund wittert, wird er rennen.«

»Wenn du mich etwas weiter weg absetzen könntest«, sagte El-ahrairah. »Dann finde ich ihn schon und kann ihm alles erklären. Und dann kommst du heran und nimmst uns beide auf.«

Damit war der Ilip einverstanden. El-ahrairah fand den Glanbrin, der zunächst beim schieren Gedanken, auf einem Ilip zu reiten, wie vom Donner gerührt war. Doch nach einer ganzen Weile hatte ihn El-ahrairah überredet, und der Ilip startete von neuem, diesmal mit beiden auf dem Rücken.

Bei diesem ilippischen Tempo schien es wie ein Kaninchensprung zu der Stelle, wo El-ahrairah den Glanbrin zum ersten Mal getroffen hatte. Dort angekommen, erzählte er dem Ilip die Geschichte, wie sein Freund seine zauberhafte Freundin verloren hatte.

»Ist es weit bis zu deinem Bau?« wollte der Ilip wissen.

»O nein, mein Herr«, antwortete der Glanbrin. »Der ist gleich um die Ecke.«

Vom Glanbrin geleitet, brachte der Ilip sie dorthin. Als Shindyke, der große Flegel, der sich Flairgold widerrechtlich angeeignet hatte, einen Ilip vor dem Bau witterte, kam er heraus und rannte weg so schnell er konnte. Der Glanbrin erklärte Flairgold alles, und sie war hochentzückt, ihn wieder als ihren Gefährten bei sich aufzunehmen. Sie habe Shindyke gehaßt, sagte sie, jedoch keine andere Wahl gehabt.

Der Glanbrin und El-ahrairah nahmen sehr herzlich und in gegenseitiger Dankbarkeit Abschied voneinander, und der Ilip machte sich erneut auf den Weg, um El-ahrairah zum Hof des Königs von Gestern zu bringen.

Alsbald tauchten sie in ein Zwielicht ein, wie es El-ahrairah noch nie so begeistert begrüßt hatte. Der Ilip setzte ihn an einem Waldrand ab.

»Der Hof des Königs ist dort drüben«, sagte er. »Ich werde dich jetzt verlassen. Aber ich freue mich, daß ich einem Freund von Frith, dem Herrn, dienlich sein konnte.«

Damit verschwand der Ilip im Wald, und El-ahrairah wanderte weiter zum königlichen Hof.

Nachdem er aus den Bäumen heraus war, überquerte er einen vernachlässigten Acker voller Unkraut. Dahinter befand sich eine wuchernde    Weißdornhecke und ein altes, halb zerbrochenes Gatter. El-ahrairah schlüpfte durch das Gatter und stand einem Geschöpf gegenüber, das etwa so groß war wie er selbst, mit genauso langen Ohren, jedoch mit einem Schwanz ausgestattet. Er begrüßte es höflich und erbat