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"Der Bräutigam von Fräulein Andacht! Ach so, deswegen hat sie mich gefragt, wann Berta Ausgang hätte!"

Der Vater sagte: "Und darum habt ihr betteln müssen."

"Und deswegen hat sie einen Wohnungsplan gezeichnet", rief Pünktchen.

"Den Plan haben wir bei ihm gefunden", sagte der eine Wachtmeister und gab dem erstaunten Hausherrn ein

Stück Papier.

"Wie haben Sie denn den Kerl überwältigt?" fragte Frau Pogge.

Die dicke Berta holte die Turnkeule und stellte sich neben die Tür. "Hier habe ich mich hingestellt, und als er die Tür aufschloß und den Kopf hereinsteckte, habe ich ihm eins übergezogen. Dann wollte er wieder munter werden, und da habe ich ihn noch mal aufs Köpfchen geschlagen. Na, und dann erschienen die drei Kavaliere hier." Sie zeigte auf die drei Polizisten, und die fühlten sich sehr geschmeichelt.

Pünktchens Vater schüttelte schon wieder den Kopf. "Das verstehe ich ganz und gar nicht", erklärte er. "Woher wußten Sie denn, daß ein Einbrecher in die Wohnung wollte? Wenn ich das nun gewesen wäre?"

"Dann hättest du jetzt'ne weiche Birne!" rief Pünktchen vergnügt.

Berta erklärte, wenn auch etwas umständlich: "Als ich nach Hause kam, es hat doch so schweinemäßig geregnet, was soll ich im Regen rumlaufen, denk ich mir, wie ich also in der Küche sitze, klingelt das Telefon. Es wird gleich ein Einbrecher kommen, sagt jemand am andern Ende der Strippe, ziehen Sie ihm eins mit der Kohlenschaufel über und rufen Sie das Überfallkommando an. Nun haben wir doch aber keine Kohlenschaufel. So war das."

"Aber wer hat denn gewußt, daß der Kerl bei uns einbrechen wollte. Wer hat Sie denn angerufen?" fragte Frau Pogge.

"Das ist doch klar wie Kloßbrühe", sagte Pünktchen. "Das war natürlich mein Freund Anton."

"Stimmt", sagte Berta. "Vorgestellt hat er sich nicht, doch er erzählte, daß er Pünktchens Freund wäre."

"Da habt ihr's", erklärte Pünktchen, kreuzte die Arme auf dem Rücken und stolzierte im Korridor auf und ab, "Ich habe euch gleich gesagt, der Junge ist goldrichtig."

"Das scheint mir allerdings auch so", sagte Papa Pogge und brannte sich eine Zigarre an. "Woher hat er das aber gewußt?"

"Vielleicht hat er gesehen, wie Fräulein Andacht dem Mausehaken die Schlüssel gegeben hat", meinte Pünktchen.

Robert der Teufel rückte wütend auf dem Stuhl hin und her. "So war das also", meinte er, "Na warte nur, du Lausejunge, wenn ich dir mal begegne."

"Verschieben Sie das ruhig auf später", sagte der Wachtmeister, "erst sperren wir Sie ein."

Pünktchen trat auf den Mann zu. "Lassen Sie sich davon dringend abraten", sagte sie. "Anton zerreißt Sie in der Luft. Dem Gottfried Klepperbein hat er ein paar Ohrfeigen gegeben, daß der sich glatt hinsetzte."

"Hat er das?" fragte der Vater erfreut. "Wirklich ein Prachtkerl, dein Anton."

Piefke saß vor dem Dieb und zog ihm die Schnürsenkel auf. Frau Pogge bekam Migräne. Sie verzog leidend das Gesicht. "Es waren der Aufregungen zu viele", klagte sie. "Meine Herren, wollen Sie den Einbrecher nicht fortführen? Der Mann geht mir schrecklich auf die Nerven."

"Sie mir auch", murmelte Robert der Teufel. Dann zogen die Polizisten mit ihm ab.

"Liebe Berta", sagte Frau Pogge, "bringen Sie das Kind ins Bett. Ich lege mich schlafen. Kommst du auch bald, Fritz? Gute Nacht, meine Süße! Und mach nie wieder solche Streiche." Sie gab Pünktchen einen reizenden Kuß und ging in ihr Zimmer.

Herr Pogge war plötzlich sehr niedergeschlagen. "Ich bringe das Kind selber zu Bett, Berta", meinte er. "Gehen Sie schlafen. Sie haben sich tapfer gehalten." Dann gab er ihr erstens die Hand und zweitens einen Zwanzigmarkschein.

"Ich danke auch schön", sagte die dicke Berta. "Wissen Sie was, wenn man vorher verständigt wird, habe ich gar nichts gegen Einbrecher." Dann ging auch sie in ihr Zimmer.

Herr Pogge half Pünktchen beim Waschen und beim Auskleiden, dann legte sie sich lang, und Piefke kam mit ins Bett. Der Vater setzte sich auf den Bettrand. "Luise", sagte er ernst. "Nun hör mal gut zu, mein Kind." Sie nahm seine große Hand in ihre kleinen Hände und blickte ihm in die Augen.

"Weißt du, daß ich dich sehr liebhabe?" fragte er leise. "Aber ich kann mich nicht viel um dich kümmern. Ich muß Geld verdienen. Warum machst du solche Geschichten? Warum belügst du uns? Ich habe keine ruhige Minute mehr, wenn ich weiß, daß ich dir nicht vertrauen kann."

Pünktchen streichelte seine Hand. "Ich weiß ja, daß du keine Zeit hast, weil du Geld verdienen mußt", meinte sie. "Aber die Mutter muß kein Geld verdienen, und trotzdem hat sie keine Zeit für mich. Ihr habt beide keine Zeit für mich. Nun werde ich wieder ein anderes Kinderfraulein kriegen, und was dann wird, kann man nicht vorher wissen."

"Ja, ja", sagte er. "Du hast ganz recht. Willst du mir aber versprechen, künftig immer die Wahrheit zu sagen? Es würde mich sehr beruhigen."

Das Kind lächelte ihm zu. "Gut, wenn es dich sehr beruhigt."

Er gab ihr einen Gutenachtkuß. Als er sich an der Tür umdrehte, um das Licht auszuschalten, sagte sie: "Direktor, es war aber trotzdem sehr interessant."

Herr Pogge hatte eine schlaflose Nacht, trotz der vielen Tabletten, die er schluckte.

Die fünfzehnte Nachdenkerei handelt:

Von der Dankbarkeit

Die dicke Berta ist dock mutig gewesen, nein? Einbrecher auf den Kopf zu hauen, das steht nicht in ihrem Dienstvertrag, und sie tat es doch. Das verdient Dankbarkeit. Was tut daraufhin Frau Pogge? Sie geht schlafen!

Aber Herr Pogge, der gibt Berta erstens die Hand und zweitens einen Zwanzigmarkschein. Mancher würde vielleicht nur die Hand geben, obwohl er bei Kasse ist. Ein anderer würde vielleicht nur zwanzig Mark geben, obwohl er eine Hand hat. Herr Pogge hat beides und tut beides. Er drückt dem dicken Fräulein erst die Hand, und dann gibt er ihr Geld. Ich finde auch die Reihenfolge in Ordnung! Er hätte ihr ja erst den Schein hinhalten und dann die Hand schütteln und sagen können: "Im übrigen danke ich Ihnen auch."

Nein, er macht attes ganz richtig. Er benimmt sich tadellos.

Je länger ich Herrn Pogge kenne, um so besser gefällt er mir. Er wird mir von Kapitel zu Kapitel sympathischer. Na, und nun gar im letzten Kapitel, das gleich folgt:

Sechzehntes Kapitel

Ende gut, alles gut

Als Pünktchen am nächsten Tag aus der Schule kam, stand, ganz gegen die Gewohnheit, wieder das Auto vor der Tür. Und diesmal saß, außer Herrn Hollack, sogar der Vater drin. Er winkte ihr zu. Da rissen die andern kleinen Mädchen vor Wut aus. Wieder war es nichts mit del "Autofahrt!

Pünktchen begrüßte den Chauffeur und stieg ein. "Ist irgendwas passiert?" fragte sie ängstlich.

"Nein", sagte der Vater. "Ich habe gerade etwas Zeit."

"Was hast du?" fragte sie und sah ihn an, als trüge er plötzlich einen Vollbart. "Zeit?"

Herr Pogge wurde vor seiner kleinen Tochter richtig verlegen. "Na ja", meinte er. "Frag nicht so dumm. Man kann doch mal Zeit haben."

"Das ist fein", rief sie. "Wollen wir nach Charlottenhof fahren und Windbeutel essen?"

"Ich dachte, wir holen lieber deinen Anton von der Schule ab."

Da fiel sie ihrem Vater um den Hals und gab ihm einen Kuß, der klang wie ein Kanonenschuß. Dann fuhren sie rasch vor Antons Schule und kamen gerade noch zurecht. Anton schlug fast der Länge nach hin, als er den schönen Wagen mit Pünktchen und ihrem Vater warten sah. Pünkt­chen winkte ihn heran, ihr Vater drückte ihm die Hand, er sei ein Mordskerl, Das mit Robert dem Teufel hätte er glänzend gedeichselt.

"Sehr geehrter Herr Pogge", sagte Anton, "das lag doch auf der Hand." Und dann durfte er sich vom neben Herrn Hollack setzen, und der ließ ihn manchmal auf den Gashebel treten und die Winker bedienen. Es war einfach wundervoll. Pünktchen zog ihren Vater am Ohr und flüsterte: "Direktor, der Junge kann sogar kochen."