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Zwei Ritter vom Orden der Tochter schwangen sich auf dem gepflasterten Vorhof soeben von den Pferden. Dy Ferrej betrachtete sie erfreut und wohlwollend. Es waren gewiss keine Angehörigen des Tempels hier in Valenda — ihre Kleidung und Ausrüstung war in bestem Zustand, und nichts an ihnen wirkte hausbacken oder bäuerlich. Ihre Gewänder zeigten die Handschrift der Schneider von Cardegoss, angefangen von den blank polierten Stiefeln über die ordentlichen blauen Hosen und Untergewänder, die sorgsam bestickten, ärmellosen Überwürfe aus weißer Wolle bis hin zu den grauen Kapuzenmänteln, die in ihrem Orden üblich waren. Ihre Waffen und deren Hüllen waren sauber und sahen überaus gepflegt aus — wenn auch nicht neu. Alle blanken Teile waren poliert, die Lederflächen eingefettet. Einer der Ritter war etwas mehr als mittelgroß, schlank und drahtig. Der andere wirkte muskulös, und an seinem Bandelier hing ein schweres Breitschwert, das ganz gewiss kein höfisches Spielzeug war.

Nachdem dy Ferrej die beiden begrüßt und den Dienstboten ihre Aufgaben zugewiesen hatte, trat Ista an seine Seite. Sie kniff die Augen zusammen. »Kennen wir uns, meine Herren?«

Lächelnd übergaben sie ihre Zügel den Pferdeknechten und begrüßten Ista mit einer höfischen Verbeugung. »Eure Majestät«, meinte der größere der beiden. »Es ist uns eine Freude, Euch wiederzusehen.« Damit sie nicht weiter ihr Gedächtnis quälen musste, fügte er hinzu: »Ich bin Ferda dy Gura, und dies ist mein Bruder Foix.«

»O ja! Ihr seid die beiden jungen Männer, die Kanzler dy Cazaril vor drei Jahren während seiner berühmten Gesandtschaft nach Ibra begleitet haben. Ich bin Euch bei Bergons Amtseinführung begegnet. Der Kanzler und Prinz Bergon haben überaus wohlwollend von Euch gesprochen.«

»Wie liebenswürdig von ihnen«, murmelte der stämmige Foix.

»Wir haben die große Ehre, Euch zu Diensten zu sein, Herrin.« Der ältere dy Gura nahm vor ihr Haltung an und verkündete: »Kanzler dy Cazaril befiehlt uns mit den besten Wünschen an Eure Seite, damit wir Euch auf Eurer Reise begleiten, Majestät. Er würde sich freuen, würdet Ihr uns als Eure rechte Hand betrachten … als Eure rechten Hände.« Ferda stockte und setzte von Neuem an: »Oder als Eure rechte und linke Hand, sollte man wohl besser sagen.«

Sein Bruder zog spöttisch die Brauen hoch und sagte halblaut: »Fragt sich nur, wer welche Hand ist …«

Dy Ferrejs zufriedene Miene wich einem Ausdruck des Erstaunens. »Der Kanzler billigt diese … dieses gewagte Unternehmen?«

Ista fragte sich, welcher weniger schmeichelhafte Wort er heruntergeschluckt hatte.

Ferda und Foix blickten einander an. Foix zuckte die Schultern und wühlte in seiner Satteltasche. »Lord dy Cazaril überreichte mir dieses Schreiben für Euch, Majestät.« Mit schwungvoller Geste händigte er Ista ein gefaltetes Papier aus, das sowohl mit dem großen roten Kanzleisiegel wie auch mit Cazarils persönlichem Zeichen versehen war — einer Krähe, die auf den Buchstaben CAZ hockte und in blaues Siegelwachs eingedrückt war.

Ista nahm das Papier verdutzt entgegen und bedankte sich. Dy Ferrej reckte den Hals, als sie den Brief an Ort und Stelle öffnete, sodass das Wachs zerbröckelte und auf die Pflastersteine rieselte. Ista drehte sich ein wenig von ihm weg und las.

Das Schreiben war kurz und in säuberlicher Kanzleischrift verfasst; sie wurde mit vollem Rang und sämtlichen Titeln angesprochen, sodass die Inscriptio länger war als der eigentliche Text. Dieser lautete:

Ich schicke Euch diese beiden tüchtigen Brüder, Ferda und Foix dy Gura. Sie sollen Euch auf Eurem Weg als Hauptleute und Gefährten begleiten, wohin Ihr Euch auch wendet. Ich gehe davon aus, dass sie Euch ebenso treu zur Seite stehen werden wie mir. Mögen alle fünf Götter Eure Reise segnen. Euer demütiger und gehorsamer … Darauf folgte ein Halbkreis, der in einem kurzen Gekritzel auslief: dy Cazarils Unterschrift.

In derselben krakeligen Handschrift — dy Cazarils Hände waren eher stark als geschickt, erinnerte sich Ista — folgte ein Postskriptum: Iselle und Bergon übersenden Euch noch eine Reisebörse, im Gedenken an die Juwelen, die für eine andere Fahrt versetzt wurden und die letztendlich ein ganzes Reich erkauft haben. Ich habe sie Foix anvertraut. Lasst Euch von seiner Gemütsart nicht irritieren, er ist weit weniger einfältig, als er aussieht.

Ein Lächeln legte sich auf Istas Lippen. »Ich würde sagen, das ist ziemlich offensichtlich.«

Sie reichte den Brief an den ungeduldigen dy Ferrej weiter. Er überflog die Zeilen, wobei sein Gesicht immer länger wurde, doch er war zu beherrscht, seinem Missfallen laut Ausdruck zu verleihen — ohne Zweifel ein Ergebnis der guten Erziehung durch die alte Herzogin.

Dy Ferrej hob den Kopf und schaute die Brüder an. »Aber die Königin kann nicht allein mit zwei Reitern als Bedeckung auf Reisen gehen, wie tüchtig diese Reiter auch sein mögen.«

»Gewiss nicht, Herr.« Ferda verbeugte sich knapp vor ihm. »Wir haben unsere ganze Schar mitgebracht. Ich habe sie unten in der Stadt zurückgelassen, damit sie dem Tempel zur Last fallen und nicht Euch. Zwei Männer habe ich allerdings für eine andere Aufgabe abgestellt. Sie sollten morgen zurückkehren; dann sind wir wieder vollzählig.«

»Eine andere Aufgabe?«, fragte dy Ferrej.

»Marschall dy Palliar hat uns einen edlen Roknari-Hengst anvertraut, eine Kriegsbeute vom letzten Herbst. Wir sollen ihn zum Gestüt unseres Ordens in Palma bringen, wo er die Stuten decken soll.« Ferdas Gesicht strahlte vor Begeisterung. »Oh, ich wollte, Ihr hättet das Tier gesehen, Majestät! Es schwebt förmlich über dem Boden! Sein Fell glänzt wie Silber! Seine Hufe klingen wie Zimbeln, wenn sie auf den Boden treffen! Sein Schweif weht wie ein Banner hinter ihm her, seine Mähne wie das Haar einer Jungfrau! Es ist ein Wunder der Natur …«

Sein Bruder räusperte sich.

»Ah … jedenfalls«, schloss Ferda, »ist es ein ausgezeichnetes Pferd.«

Dy Ferrej hielt das Schreiben des Kanzlers noch in der Hand und blickte ein wenig abwesend drein. »Nun«, sagte er. »Ich nehme an, wir können uns an Euren Bruder wenden, den Herzog dy Baocia in Taryoon. Er kann eine Einheit seiner Reiterei abkommandieren, um Eure Truppe zu verstärken. Und er kann Damen aus seinem Hause schicken, die in angemessener Weise für Euch sorgen. Eure brave Schwägerin vielleicht; womöglich ist eine Eurer Nichten im geeigneten Alter … jedenfalls Damen von seinem Hof und Eure eigenen Zofen, und die erforderlichen Dienstmägde und Reitknechte. Und wir müssen eine Nachricht an den Tempel schicken, damit er Euch einen geeigneten geistlichen Beistand stellt.« Er stockte kurz. »Nein, ich habe eine bessere Idee. Wir sollten eine Botschaft an Erzprälat Mendenal in Cardegoss aufsetzen. Er soll Euch einen geistlichen Gelehrten von hohem Rang empfehlen!«

»Das würde ja zehn Tage dauern«, meinte Ista aufgebracht. Mindestens. Ihr Entzücken über dy Ferrejs erzwungenen Meinungsumschwung verwandelte sich in Bestürzung. Für sie war die Pilgerfahrt eine Flucht. Doch wenn er es einrichtete, würde sie mit einer regelrechten Armee im Schlepp durch die Landschaft reisen. »Eine solche Verzögerung kann ich nicht hinnehmen. Das Wetter und der Zustand der Straßen haben sich in den letzten Tagen sehr gebessert«, warf sie verzweifelt ein. »Ich würde das klare Wetter gern ausnutzten.«

»Nun, darüber können wir später noch reden«, sagte dy Ferrej und blickte zum wolkenlos blauen Himmel, als würde er ihr dieses Argument zugestehen — unbedeutend, wie es war. »Ich werde mit Euren Damen sprechen und einen Brief an Euren Bruder aufsetzen.« Nachdenklich blickte er vor sich hin. »Iselle und Bergon haben sich gewiss etwas dabei gedacht, als sie Euch diese Börse übersandten. Vielleicht wünschen sie, dass Ihr die Götter um einen Enkel bittet, Majestät? Das wäre ein großer Segen für das Königreich Chalion, und ein geziemendes Anliegen für Eure Pilgerfahrt.« Dieser Einfall entzückte ihn offensichtlich mehr als Ista; immerhin war er selbst erst vor kurzem Großvater eines Enkels geworden. Aber weil er zum ersten Mal ihr gewagtes Unternehmen anerkannte, wollte sie ihm jetzt nicht widersprechen.