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«Ist alles bereit, Sir? Der Wagen wartet.»

«Wie weit ist es genau von hier?»

«Siebzehn Meilen, Sir, eine schlechte Straße, das ist aber kein Problem. Es sind noch Extradecken im Wagen.»

«Sie haben Ihre Order? Wiederholen, bitte, Staffelkapitän Andrews.»

Der Staffelkapitän wiederholte die Order und der Oberst nickte zufrieden. Als der Wagen endlich davonfuhr, sah der Staffelkapitän ihm nach und fragte sich, warum in aller Welt ausgerechnet diese Leute über das einsame Moor zu einem verehrungswürdigen alten Schloss fuhren, wo ein kranker Mann wie ein Einsiedler lebte und im Allgemeinen keine Freunde oder Besucher empfing. Horsham wusste Bescheid, nahm er an. Horsham musste eine Menge seltsamer Dinge wissen. Nun, Horsham würde ihm wohl kaum irgendetwas erzählen. Der Wagen wurde gut und sorgfältig gefahren. Er fuhr schließlich über eine kiesbestreute Einfahrt und hielt vor der Veranda. Es war ein Gebäude mit Türmen aus schweren Quadersteinen. Laternen hingen beiderseits der großen Eingangstür. Die Tür öffnete sich, bevor man noch den Klingelknopf berühren oder Einlass verlangen musste.

Eine alte Schottin von über sechzig Jahren mit strengem, finsterem Gesicht stand im Eingang. Der Chauffeur half den Insassen heraus.

James Kleek und Horsham halfen Lord Altamount beim Aussteigen und stützten ihn auf dem Weg die Treppe hinauf. Die alte Schottin trat zur Seite und machte einen ehrfürchtigen Knicks. Sie sagte:

«Guten Abend, Eure Lordschaft. Der Herr wartet schon auf Sie. Er weiß, dass Sie kommen, wir haben Zimmer vorbereitet und überall Feuer für Sie gemacht.»

Eine weitere Gestalt erschien nun in der Halle. Es war eine große, magere Frau zwischen fünfzig und sechzig, eine noch hübsche Frau. Ihr schwarzes Haar war in der Mitte gescheitelt, sie hatte eine hohe Stirn, eine Adlernase und gebräunte Haut.

«Hier ist Miss Neumann, sie wird sich um Sie kümmern», sagte die Schottin.

«Danke, Janet», sagte Miss Neumann. «Sieh zu, dass das Feuer in den Schlafzimmern nicht ausgeht.»

Lord Altamount schüttelte Miss Neumann die Hand.

«Guten Abend, Miss Neumann.»

«Guten Abend, Lord Altamount. Ich hoffe, die Reise war nicht zu anstrengend für Sie.»

«Wir hatten einen sehr guten Flug. Das ist Oberst Munro, Miss Neumann. Dies sind Mr. Robinson, Sir James Kleek und Mr. Horsham von der Sicherheitsabteilung.»

«Ich erinnere mich an Mr. Horsham. Wir sind uns, glaube ich, vor vielen Jahren schon einmal begegnet.»

«Ich habe es nicht vergessen», sagte Henry Horsham. «Es war bei der Leveson-Stiftung. Sie waren damals schon Professor Shorehams Sekretärin, glaube ich.»

«Ich war zuerst seine Assistentin im Laboratorium und dann seine Sekretärin. Und ich bin immer noch, soweit er es benötigt, seine Sekretärin. Er braucht auch eine Krankenschwester, die mehr oder weniger dauerhaft hier im Hause lebt. Von Zeit zu Zeit muss man Änderungen vornehmen – Miss Ellis, die jetzt hier ist, hat erst vor zwei Tagen von Miss Bude übernommen. Ich habe vorgeschlagen, dass sie in der Nähe des Raumes, in dem wir uns aufhalten werden, verfügbar ist. Ich dachte, Sie ziehen Zurückgezogenheit vor, aber sie sollte nicht außer Reichweite sein, falls sie gebraucht wird.»

«Ist er bei sehr schlechter Gesundheit?»

«Er leidet nicht», sagte Miss Neumann. «Aber Sie müssen sich darauf vorbereiten, wenn sie ihn längere Zeit nicht gesehen haben. Er ist nur noch der Schatten eines Mannes.»

«Nur noch einen Augenblick, ehe Sie uns zu ihm führen. Seine Geisteskraft ist doch nicht allzu sehr beeinträchtigt? Kann er verstehen, was man zu ihm sagt?»

«Oh ja, er kann alles genau verstehen, aber er ist halbseitig gelähmt, er kann nicht sehr deutlich sprechen, aber das wechselt oft, und er kann nicht ohne Hilfe gehen. Sein Verstand ist meiner Ansicht nach noch so klar wie früher. Der einzige Unterschied ist, dass er sehr schnell müde wird.

Nun, hätten sie gern erst noch eine kleine Erfrischung?»

«Nein», sagte Lord Altamount. «Nein, ich möchte nicht länger warten. Wir sind in einer dringenden Angelegenheit hier, also, wenn Sie uns nun bitte zu ihm führen wollen – Ich denke, er erwartet uns?»

«Er erwartet Sie, ja», sagte Miss Neumann.

Sie führte sie einige Treppen hinauf, einen Korridor entlang und öffnete die Tür zu einem Raum mittlerer Größe. Es gab dort Wandbehänge, Hirschgeweihe sahen auf sie herab, der Raum war ein ehemaliges Jagdzimmer. Die Möblierung war kaum verändert worden. Auf der einen Seite des Raumes stand ein großer Plattenspieler.

Der Mann saß in einem Sessel am Feuer. Sein Kopf zitterte ein wenig, auch seine linke Hand zitterte. Seine Gesichtshaut war auf einer Seite nach unten gezogen. Man konnte ihn ohne Umschweife nur als das Wrack eines Mannes bezeichnen. Ein einstmals groß gewachsener Mann, kräftig und stark. Er hatte eine schöne Stirn, tief liegende Augen und ein knorriges, entschlossenes Kinn. Die Augen unter den schweren Brauen zeugten von Intelligenz. Er sagte etwas. Seine Stimme war nicht schwach, sie war klar, aber die Laute waren nicht immer deutlich. Die Sprache war ihm nur teilweise verloren gegangen, man konnte ihn noch verstehen.

Lisa Neumann stellte sich neben ihn und sah ihm auf die Lippen, um notfalls zu übersetzen, was er sagte.

«Professor Shoreham heißt Sie willkommen. Er ist sehr erfreut, Sie hier zu sehen, Lord Altamount, Oberst Munro, Sir James Kleek, Mr. Robinson und Mr. Horsham. Er bittet mich, Ihnen zu sagen, dass er noch gut hören kann. Alles, was Sie ihm sagen, kann er verstehen. Bei eventuellen Schwierigkeiten kann ich Ihnen behilflich sein. Was er Ihnen sagen möchte, wird er Ihnen durch mich übermitteln können. Wenn er zu müde zum Sprechen wird, kann ich seine Lippen lesen, wir verständigen uns auch in Zeichensprache, falls es Schwierigkeiten gibt.»

«Ich werde versuchen», sagte Oberst Munro, «Ihre Zeit nicht zu verschwenden und Sie so wenig wie möglich zu ermüden, Professor Shoreham.»

Der Mann im Sessel nickte mit dem Kopf.

«Einige Fragen kann ich an Miss Neumann stellen.»

Shorehams Hand streckte sich in einer schwachen Geste nach der Frau an seiner Seite. Laute kamen ihm von den Lippen, wieder nicht ganz erkennbar für alle, aber sie übersetzte schnell.

«Er sagt, dass er sich darauf verlassen kann, dass ich alles übermittle, was sie ihm sagen möchten oder er Ihnen.»

«Sie haben, glaube ich, schon einen Brief von mir erhalten», sagte Oberst Munro.

«Das ist richtig», antwortete Miss Neumann. «Professor Shoreham hat Ihren Brief erhalten und kennt den Inhalt.»

Eine Krankenschwester öffnete die Tür einen Spaltbreit – trat jedoch nicht ein. Sie flüsterte: «Kann ich irgendetwas besorgen oder tun, Miss Neumann? Für einen der Gäste oder Professor Shoreham?»

«Ich glaube nicht, vielen Dank, Miss Ellis. Ich wäre aber froh, wenn Sie in Ihrem Zimmer am Ende des Ganges bleiben würden, falls wir irgendetwas benötigen.»

«Sicherlich – ich verstehe.» Sie ging und schloss die Tür leise hinter sich.

«Wir wollen keine Zeit verlieren», sagte Oberst Munro. «Zweifellos ist Professor Shoreham über die laufenden Ereignisse unterrichtet.»

«Voll und ganz», sagte Miss Neumann, «soweit er sich dafür interessiert.»

«Ist er auch informiert über die wissenschaftlichen Entwicklungen und Ähnliches?»

Robert Shorehams Kopf bewegte sich leicht hin und her. Er antwortete selbst.

«Damit habe ich völlig abgeschlossen.»

«Aber Sie kennen in etwa die Lage, in der sich die Welt befindet? Wissen über den Erfolg der sogenannten Jugendrevolution? Die Machtergreifung von jugendlichen, voll aufgerüsteten Streitkräften?»

Miss Neumann sagte: «Er ist vollständig informiert über alles, was sich abspielt – zumindest im politischen Sinn.»

«Die Welt wird heute beherrscht von Gewalt, Leiden, revolutionären Lehren, einer abartigen, unglaublichen Herrschaftstheorie einer anarchistischen Minderheit.»