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«Aber das hier ist doch ein Gewinn, ein Gewinn für jedermann», rief Munro.

«Das war so vieles. Immer ein großer Gewinn, eine große Wohltat für die Menschheit. Und dann kommen die Nebenwirkungen und, schlimmer als das, die Tatsache, dass sie manchmal eben keine Wohltaten, sondern Katastrophen gebracht haben. Und deshalb hat er sich entschieden aufzugeben. Er sagt:» – sie las es von einem Stück Papier in ihrer Hand ab, während er neben ihr in seinem Sessel zustimmend mit dem Kopf nickte. «Ich bin damit zufrieden, dass ich erreicht habe, was ich wollte. Ich habe meine Entdeckung gemacht. Aber ich habe mich entschieden, sie nicht zu veröffentlichen. Sie musste vernichtet werden. Und so wurde sie zerstört. Also lautet meine Antwort an Sie Nein. Es gibt keine Güte, keine Gutartigkeit zum Abzapfen aus dem Hahn. Vielleicht wäre das einmal möglich gewesen, aber heute sind alle Formeln, alles Wissen, meine Notizen und mein Bericht über das notwendige Verfahren dahin – zu Asche verbrannt –, ich habe mein Geistesprodukt vernichtet.»

II

Robert Shoreham kämpfte sich zu einem röchelnden Sprechen durch.

«Ich habe mein Geisteskind vernichtet und kein Mensch auf der Welt weiß, wie ich dazu gekommen bin. Ein Mensch hat mir geholfen, aber er ist tot. Er starb ein Jahr nachdem wir zum Erfolg gekommen waren, an Tuberkulose. Sie müssen wieder abreisen. Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.»

«Aber die Kenntnisse, die Sie besitzen, könnten die Welt retten.»

Der Mann im Sessel gab ein seltsames Geräusch von sich. Es war Gelächter. Das Gelächter eines gebrochenen Mannes.

«Die Welt retten. Die Welt retten! Was für eine Phrase! Das ist es, was Ihre jungen Leute da draußen machen, das glauben sie zumindest! Sie brausen los voller Gewalt und Hass, um die Welt zu retten. Aber sie wissen nicht wie! Sie müssen es selbst bewerkstelligen, aus ihren eigenen Herzen heraus, aus ihrem eigenen Verstand. Wir können ihnen keine künstliche Methode verabreichen, um das zu bewerkstelligen. Nein. Eine künstliche Güte? Eine künstliche Freundlichkeit?

Nichts von alledem. Es wäre nicht real. Es wäre bedeutungslos und gegen die Natur.» Dann sagte er langsam: «Gegen Gott.»

Die letzte Worte kamen plötzlich, klar artikuliert.

Er sah seine Zuhörer der Reihe nach an. Es war, als bäte er sie um Verständnis, auch wenn er sich wenig Hoffnung machte.

«Ich hatte das Recht, das zu vernichten, was ich geschaffen hatte –»

«Das bezweifle ich sehr», sagte Mr. Robinson. «Wissen ist Wissen. Was Sie entwickelt haben – zum Leben erweckt haben, das sollten Sie nicht zerstören.»

«Sie haben ein Recht auf Ihre Meinung – aber diese Tatsache müssen Sie akzeptieren.»

«Nein», Mr. Robinson stieß das Wort heftig hervor.

Lisa Neumann wandte sich ärgerlich zu ihm um.

«Was wollen Sie damit sagen?»

Ihre Augen blitzten. Eine gut aussehende Frau, dachte Mr. Robinson. Eine Frau, die wahrscheinlich ihr Leben lang in Robert Shoreham verliebt gewesen war. Ihn geliebt hatte, mit ihm gearbeitet hatte und nun an seiner Seite lebte, ihm behilflich war mit ihrem Verstand, ihm Hingabe schenkte in ihrer reinsten Form, ohne Mitleid.

«Man erfährt so manches im Laufe seines Leben», sagte Mr. Robinson. «Ich glaube nicht, dass ich ein langes Leben haben werde. Ich bin einfach zu übergewichtig.» Er seufzte, als er an seinem Körper heruntersah. «Aber ich weiß so manches. Wissen Sie, Shoreham, ich habe recht. Sie werden auch zugeben müssen, dass ich recht habe. Sie sind ein ehrlicher Mensch. Sie würden Ihre Arbeit nicht zerstören. Sie hätten sich niemals dazu überwinden können. Sie haben sie noch irgendwo, weggeschlossen, versteckt, wahrscheinlich nicht in diesem Haus. Ich vermute, und ich äußere wirklich nur eine Vermutung, dass sie es irgendwo in einem Schließfach oder in einer Bank haben. Sie weiß auch, dass Sie es dort haben. Ihr vertrauen sie. Sie ist der einzige Mensch auf der Welt, dem Sie vertrauen.»

Shoreham sagte, und diesmal war seine Stimme fast deutlich:

«Wer sind Sie? Wer zum Teufel sind Sie?»

«Ich bin nur ein Mann, der etwas von Geld versteht», sagte Mr. Robinson, «und von den Dingen, die mit Geld einhergehen, wissen Sie. Menschen und ihre Eigenheiten, ihre Lebensgewohnheiten. Wenn Sie wollten, könnten Sie die Arbeit fortführen, die Sie lediglich weggeschlossen haben. Ich behaupte nicht, dass Sie jetzt dieselbe Arbeit machen könnten, aber ich glaube, es ist alles noch irgendwo vorhanden. Sie haben uns Ihre Ansicht mitgeteilt und ich will nicht behaupten, dass sie ganz falsch ist», sagte Mr. Robinson.

«Vielleicht haben Sie recht. Wohltaten für die Menschheit sind eine brenzlige Sache. Der arme alte Beveridge etwa, mit seiner Sozialversicherung. Keine Not mehr, frei von Furcht, frei von was weiß ich allem. Er dachte, er schüfe einen Himmel auf Erden, als er das sagte, plante und ausführte. Aber er hat keinen Himmel auf Erden geschaffen und ich glaube auch nicht, dass Ihr Benvo oder wie immer Sie es nennen (hört sich wie Reformhausnahrung an) den Himmel auf Erden bringt. Güte birgt ihre Gefahren, wie alles andere auch. Was es bewirken kann, ist, eine Menge Leiden, Schmerzen, Anarchie, Gewalt und Drogenabhängigkeit zu verhindern. Ja, es wird eine Menge böser Dinge verhindern, und es könnte etwas Wichtiges retten. Es könnte, gerade noch rechtzeitig, den jungen Menschen etwas bringen. Ihr Benvoleo – nun hört es sich an wie ein Patentreiniger – wird die Menschen gütig stimmen, und ich gebe zu, es kann sie herablassend, selbstgerecht und selbstzufrieden machen, aber es besteht auch eine geringe Chance, selbst wenn Sie die Natur der Menschen unfreiwillig verändern und sie dieses Wesen für immer, bis zu ihrem Tode beibehalten müssten, so würden doch vielleicht ein oder zwei – nicht viele – eine natürliche Berufung zu dem in sich entdecken – in Demut, nicht Stolz –, was sie unfreiwillig tun mussten. Sich wirklich verändern, meine ich, ehe sie sterben. Die neuen Verhaltensweisen, die sie sich angeeignet haben, nicht ablegen können.»

Oberst Munro sagte: «Ich verstehe nichts von dem, was ihr da redet.»

Miss Neumann antwortete: «Er redet Unsinn. Sie müssen Professor Shorehams Antwort akzeptieren. Er darf mit seinen eigenen Erfindungen machen, was er will. Sie können ihn zu nichts zwingen.»

«Nein», sagte Lord Altamount. «Wir werden dich nicht foltern, Robert, oder zwingen, dein Versteck zu verraten. Du tust, was du für richtig hältst. Das ist abgemacht.»

«Edward?», sagte Robert Shorham. Seine Stimme versagte ihm wieder etwas, seine Hände gestikulierten, und Miss Neumann übersetzte schnell.

«Edward? Er fragt, ob Sie Edward Altamount sind?»

Shoreham sprach wieder und sie übernahm seine Worte.

«Er sagt, Lord Altamount, wenn Sie definitiv, von ganzem Herzen und mit ganzem Verstand ihn bitten, Ihnen Projekt Benvo unter Ihre Verfügungsgewalt zu geben… Er sagt –», sie machte eine Pause, schaute und hörte zu – «er sagt, sie seien der einzige Mann des öffentlichen Lebens, dem er jemals vertraut habe. Wenn Sie es wünschen –»

James Kleek stand plötzlich aufrecht da. Eifrig, schnell wie der Blitz, stand er neben Lord Altamounts Stuhl.

«Lassen Sie mich helfen, Sir. Sie sind krank. Es geht Ihnen nicht gut. Treten Sie etwas zurück, Miss Neumann. Ich – ich muss zu ihm. Ich – ich habe seine Medikamente hier, ich weiß, was zu tun ist –»

Seine Hand verschwand in der Tasche und kam mit einer Spritze wieder heraus.