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»Di immortales!«, rief Chiron. Er zielte mit einem Pfeil auf sie, aber Kampe schien das zu spüren. Sie flog mit überraschender Schnelligkeit auf, und Chirons Pfeil sirrte an ihrem Kopf vorbei, ohne etwas ausrichten zu können.

Tyson befreite sich von dem Riesen, den er inzwischen bewusstlos geschlagen hatte. Er rannte auf unsere Linien zu und schrie: »Stehen bleiben! Nicht vor ihr weglaufen! Kämpfen!«

Aber dann sprang ein Höllenhund ihn an und Tyson und der Hund wälzten sich am Boden.

Kampe landete auf dem Kommandozelt der Athene-Hütte und drückte es platt. Ich rannte hinter ihr her und hatte plötzlich Annabeth neben mir, das Schwert in der Hand.

»Das war’s dann wohl«, sagte sie.

»Schon möglich.«

»War nett, an deiner Seite zu kämpfen, Algenhirn.«

»Gleichfalls.«

Gemeinsam sprangen wir dem Monster in den Weg. Kampe zischte und schlug mit den Krallen nach uns. Ich wich aus, versuchte, sie abzulenken, während Annabeth zum Schlag ansetzte, aber das Monster schien mit beiden Händen unabhängig voneinander kämpfen zu können. Es blockte Annabeths Schwert ab und Annabeth musste zurückspringen, um der Giftwolke zu entgehen. Allein in Kampes Nähe zu sein fühlte sich schon an, als würde man in einem Säurenebel stehen. Meine Augen brannten und meine Lunge konnte gar nicht genug Luft bekommen. Ich wusste, wir würden nur noch wenige Sekunden standhalten können.

»Los«, brüllte ich. »Wir brauchen Hilfe!«

Aber es kam keine Hilfe. Die anderen lagen entweder am Boden oder kämpften um ihr Leben, oder sie hatten zu große Angst, um anzugreifen. Drei von Chirons Pfeilen ragten aus Kampes Brust, aber sie kreischte nur immer lauter.

»Jetzt!«, sagte Annabeth.

Gemeinsam griffen wir an, wichen den Hieben des Monsters aus, kamen auf Angriffsweite an sie heran und hätten es fast … fast geschafft, sie in die Brust zu stechen, aber dann schoss ein riesiger Bärenkopf aus der Hüfte des Monsters heraus und wir taumelten rückwärts, um nicht gebissen zu werden.

BAMM!

Vor meinen Augen wurde alles schwarz. Als Nächstes merkte ich, dass Annabeth und ich am Boden lagen. Das Monster hatte jedem von uns ein Vorderbein auf die Brust gesetzt und drückte uns nach unten. Hunderte von Schlangen züngelten direkt über mir und lachten zischend. Kampe hob ihr grünliches Schwert und mir wurde klar, dass Annabeth und ich keine Chance mehr hatten.

Da heulte hinter mir etwas auf. Eine Wand aus Dunkelheit warf sich gegen Kampe und schleuderte das Monster zur Seite. Und dann stand Mrs O’Leary über uns, fauchte und schnappte nach Kampe.

»Braves Mädchen«, sagte eine vertraute Stimme. Dädalus kämpfte sich den Weg aus dem Labyrinth frei und mähte links und rechts Feinde nieder, während er auf uns zukam. Neben ihm war noch jemand – ein wohlbekannter Riese, viel größer als die Laistrygonen, mit hundert fuchtelnden Händen, von denen jede einen riesigen Felsblock hielt.

»Briareos!«, rief Tyson überrascht.

»Sei gegrüßt, Brüderlein«, brüllte Briareos. »Halt durch!«

Und als Mrs O’Leary beiseitesprang, schleuderte der Hunderthändige eine Salve aus Steinquadern auf Kampe. Die Steine schienen zu wachsen, sobald sie seine Hände verließen. Es waren so viele, als ob die halbe Erde fliegen gelernt hätte.

BUUUUUUM!

Wo eben noch Kampe gestanden hatte, ragte jetzt ein Haufen aus Steinquadern auf, fast so hoch wie Zeus’ Faust. Der einzige Hinweis darauf, dass das Monster jemals existiert hatte, waren zwei grüne Schwertspitzen, die aus den Felsspalten ragten.

Die Campbewohner brachen in Jubelrufe aus, aber unsere Feinde waren noch nicht geschlagen. Eine Dracaena schrie: »Ersssslagt sie! Tötet alle oder Kronossss zieht euch die Haut vom Leibe!«

Offenbar war diese Drohung erschreckender als wir. Die Riesen stürzten in einem letzten, verzweifelten Versuch vorwärts. Einer überraschte Chiron mit einem harten Schlag gegen die Hinterbeine, und Chiron stolperte und stürzte. Sechs Riesen schrien schadenfroh auf und stürmten weiter.

»Nein!«, schrie ich, aber ich war zu weit weg, um zu helfen.

Da passierte es. Grover öffnete den Mund und stieß das entsetzlichste Geräusch aus, das ich jemals gehört hatte. Es war wie eine tausendmal verstärkte Messingtrompete – der Klang purer Angst.

Sofort ließen die Truppen des Kronos ihre Waffen fallen und rannten um ihr Leben. Die Riesen zertrampelten die Dracaenae bei dem Versuch, als Erste ins Labyrinth zu gelangen. Telchinen und Höllenhunde und feindliche Halbblute stolperten hinter ihnen her. Dröhnend schloss sich der Tunnel und die Schlacht war zu Ende. Auf der Lichtung herrschte Stille, abgesehen von den Waldbränden und den Schreien der Verwundeten.

Ich half Annabeth auf die Beine. Wir rannten zu Chiron.

»Alles in Ordnung?«, fragte ich.

Er lag auf der Seite und versuchte vergeblich aufzustehen. »Wie peinlich«, murmelte er. »Ich glaube, das wird schon wieder. Zum Glück werden bei uns Zentauren mit gebrochenen … Au! … Beinen ja nicht erschossen.«

»Sie brauchen Hilfe«, sagte Annabeth. »Ich hole einen Heilkundigen aus der Apollo-Hütte.«

»Nein«, sagte Chiron. »Es gibt schlimmere Verletzungen, die versorgt werden müssen. Geht jetzt. Mir geht’s gut. Aber, Grover … später müssen wir darüber reden, wie du das geschafft hast.«

»Das war umwerfend«, sagte ich zustimmend.

Grover errötete. »Ich weiß nicht, woher das kam.«

Wacholder umarmte ihn heftig. »Ich schon!«

Aber ehe sie noch mehr sagen konnte, rief Tyson: »Percy, komm ganz schnell. Es geht um Nico!«

Aus seiner schwarzen Kleidung stieg Rauch auf. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und das Gras um seinen Körper herum war gelb geworden.

Ich drehte ihn, so sanft ich konnte, um und legte ihm die Hand auf die Brust. Sein Herz schlug nur schwach. »Holt Nektar!«, schrie ich.

Einer von den Ares-Leuten kam herübergehumpelt und reichte mir eine Feldflasche. Ich tröpfelte ein wenig von dem magischen Getränk in Nicos Mund. Er hustete und spuckte, aber seine Augenlider hoben sich.

»Nico, was ist passiert?«, fragte ich. »Kannst du sprechen?«

Er nickte schwach. »Hab noch nie versucht, so viele zu rufen. Mir – mir geht’s gleich wieder gut.«

Wir halfen ihm, sich aufzusetzen, und gaben ihm noch mehr Nektar. Er musterte uns blinzelnd, als ob er versuchte, sich zu erinnern, wer wir waren, und dann richtete sein Blick sich auf jemanden hinter mir.

»Dädalus«, krächzte er.

»Ja, mein Junge«, sagte der Erfinder. »Ich habe einen sehr bösen Fehler gemacht. Und ich bin gekommen, um ihn wiedergutzumachen.«

Dädalus hatte einige Schrammen, aus denen goldenes Öl quoll, aber er sah besser aus als die meisten anderen von uns. Offenbar heilte sein mechanischer Körper sehr schnell. Mrs O’Leary ragte hinter ihm auf und leckte die Wunden auf dem Kopf ihres Herrchens, weshalb Dädalus’ Haare seltsam hochstanden. Briareos stand neben ihm, umgeben von einer Gruppe tief beeindruckter Campbewohner und Satyrn. Er sah ein wenig verlegen aus, aber er gab Autogramme auf Rüstungen, Schilde und T-Shirts.

»Ich habe den Hunderthändigen im Labyrinth gefunden«, erklärte Dädalus. »Offenbar war er auf dieselbe Idee gekommen – euch zu helfen nämlich –, aber er hatte sich verirrt. Also haben wir uns zusammengetan. Wir sind beide gekommen, um etwas wiedergutzumachen.«