Выбрать главу

»Es geht um deine Mom«, sagte Paul. »Ich würde ihr gern einen Antrag machen.«

Mir wäre fast der Becher aus der Hand gefallen. »Sie meinen … heiraten? Sie und meine Mom?«

»Ja, so ungefähr. Wäre dir das recht?«

»Sie bitten um meine Zustimmung?«

Paul kratzte sich den Bart. »Ich weiß nicht, ob es mir direkt um deine Zustimmung geht, aber sie ist immerhin deine Mutter. Und ich weiß, dass du ganz schön viel durchzumachen hast. Ich würde mich unwohl fühlen, wenn ich nicht zuerst mit dir darüber spräche, so von Mann zu Mann.«

»Von Mann zu Mann«, wiederholte ich. Es hörte sich seltsam an. Ich dachte an Paul und meine Mom, daran, dass sie häufiger lachte, wenn er in der Nähe war, und dass Paul wirklich alles versucht hatte, um mir einen Highschool-Platz zu verschaffen. Ich ertappte mich dabei, dass ich sagte: »Das ist eine Superidee, Paul. Schlag zu!«

Er lächelte strahlend. »Auf dein Wohl, Percy. Und jetzt wird gefeiert.«

Ich wollte gerade die Kerzen auspusten, als es an der Wohnungstür klingelte.

Meine Mom runzelte die Stirn. »Wer kann das denn sein?«

Das Seltsame war, unser neues Haus hatte einen Portier, aber der hatte uns nicht angerufen oder so. Meine Mom öffnete die Tür und keuchte auf.

Es war mein Dad. Er trug Bermudashorts, ein Hawaiihemd und Birkenstocksandalen, wie meistens. Sein schwarzer Bart war ordentlich gestutzt und seine meergrünen Augen blinzelten. Er trug eine ramponierte Mütze mit der Aufschrift NEPTUNS GLÜCKSFISCHERMÜTZE, die mit Angelhaken verziert war.

»Posei…« Meine Mutter unterbrach sich. Sie lief bis zu den Haarwurzeln rot an. »Äh, hallo.«

»Hallo, Sally«, sagte Poseidon. »Du bist so schön wie eh und je. Darf ich reinkommen?«

Meine Mutter stieß ein Quietschen aus, das Ja oder auch Hilfe bedeuten konnte. Poseidon deutete es als Ja und kam herein.

Paul schaute zwischen uns allen hin und her, um unsere Mienen zu deuten. Endlich trat er vor. »Hallo, ich bin Paul Blofis.«

Poseidon hob die Augenbrauen, als sie sich die Hände schüttelten. »Blaufisch, haben Sie gesagt?«

»Nein, Blofis.«

»Ach so«, sagte Poseidon. »Schade. Ich mag Blaufische gern. Ich bin Poseidon.«

»Poseidon? Was für ein interessanter Name.«

»Ja, mir gefällt er. Ich habe noch andere Namen, aber Poseidon ist mir am liebsten.«

»Wie der Meeresgott.«

»In der Tat, ja.«

»Also«, schaltete meine Mutter sich ein. »Äh, es freut uns ja so, dass du vorbeischauen konntest. Paul, das ist Percys Vater.«

»Ach.« Paul nickte, sah aber nicht gerade begeistert aus. »Ich verstehe.«

Poseidon lächelte mich an. »Da bist du ja, mein Junge. Und Tyson. Hallo, mein Sohn!«

»Daddy!« Tyson stürzte durch das Zimmer und umarmte Poseidon so heftig, dass er ihm fast die Fischermütze vom Kopf geschlagen hätte.

Paul klappte das Kinn herunter. Er starrte meine Mom an. »Tyson ist …«

»Nicht meiner«, beteuerte sie. »Das ist eine lange Geschichte.«

»Ich wollte doch Percys fünfzehnten Geburtstag nicht verpassen«, sagte Poseidon. »In Sparta wäre Percy jetzt schließlich ein Mann.«

»Stimmt«, sagte Paul. »Ich habe früher Alte Geschichte unterrichtet.«

Poseidons Augen funkelten. »Genau das bin ich. Alte Geschichte. Sally, Paul, Tyson … könnte ich euch Percy mal ganz kurz entführen?«

Er legte mir den Arm um die Schulter und ging mit mir in die Küche.

Als wir allein waren, verschwand sein Lächeln sofort.

»Geht’s dir wirklich gut, mein Junge?«

»Ja. Mir geht’s gut. Glaube ich.«

»Mir sind alle möglichen Geschichten zu Ohren gekommen«, sagte Poseidon. »Aber ich wollte sie direkt von dir hören. Erzähl mir alles.«

Das tat ich. Es war ziemlich unangenehm, weil Poseidon so aufmerksam zuhörte. Seine Blicke ließen mein Gesicht nicht los. Seine Miene blieb unbewegt, während ich redete. Als ich fertig war, nickte er langsam.

»Kronos ist also tatsächlich wieder da. Dann dauert es nicht mehr lange, ehe der Krieg wirklich losbricht.«

»Was ist mit Luke?«, fragte ich. »Ist er wirklich tot?«

»Ich weiß nicht, Percy. Es ist sehr beunruhigend.«

»Aber sein Körper ist sterblich. Kannst du ihn nicht einfach zerstören?«

Poseidon machte ein gequältes Gesicht. »Sterblich vielleicht. Aber etwas an Luke ist anders. Ich weiß nicht, wie er darauf vorbereitet wurde, die Seele des Titanen aufzunehmen, aber es wird nicht leicht sein, ihn zu töten. Und töten müssen wir ihn, fürchte ich, wenn wir Kronos in die Grube zurückschicken wollen. Ich muss darüber nachdenken. Leider habe ich auch noch andere Probleme.«

Mir fiel ein, was Tyson mir zu Anfang des Sommers erzählt hatte. »Mit den alten Meeresgottheiten?«

»Allerdings. Die erste Schlacht fand bei mir statt, Percy. Und ich kann nicht lange bleiben. Noch immer führt der Ozean Krieg gegen sich selbst. Ich kann nur versuchen, die Hurrikane und Taifune daran zu hindern, dass sie eure Welt an der Oberfläche zerstören, so hart wird gekämpft.«

»Lass mich mit runterkommen«, sagte ich. »Lass mich helfen.«

Um Poseidons Augen bildeten sich Lachfältchen. »Noch nicht, mein Junge. Ich habe so im Gefühl, dass du hier gebraucht wirst. Was mich daran erinnert …« Er zog einen Seeigel von der Sorte hervor, die Sanddollar genannt wird, und drückte ihn mir in die Hand. »Dein Geburtstagsgeschenk. Gib ihn weise aus.«

»Äh, einen Sanddollar ausgeben?«

»Aber ja doch. Zu meiner Zeit konnte man für einen Sanddollar ziemlich viel kaufen. Du wirst feststellen, dass man das noch immer kann, wenn man ihn in der richtigen Situation ausgibt.«

»In welcher Situation?«

»Wenn die Zeit gekommen ist«, sagte Poseidon, »dann wirst du es wissen, glaube ich.«

Ich schloss die Hand um den Sanddollar, aber es gab noch etwas, das mir große Probleme machte.

»Dad«, sagte ich. »Als ich im Labyrinth war, ist mir Antaios begegnet. Er hat gesagt … na ja, er hat gesagt, er sei dein Lieblingssohn. Er hat seine Arena mit Schädeln dekoriert und …«

»Die hat er mir gewidmet«, fügte Poseidon hinzu. »Und jetzt möchtest du wissen, wie jemand in meinem Namen etwas so Entsetzliches tun kann.«

Ich nickte unglücklich.

Poseidon legte mir seine wettergegerbte Hand auf die Schulter. »Percy, mindere Wesen begehen im Namen der Götter schreckliche Taten. Das bedeutet nicht, dass wir Götter das gut finden. Wie unsere Söhne und Töchter sich in unserem Namen aufführen … das sagt in der Regel mehr über sie aus als über uns. Und mein Lieblingssohn, Percy, das bist du.«

Er lächelte, und einfach mit ihm hier in der Küche zu sein war in diesem Moment das schönste Geburtstagsgeschenk, das ich jemals bekommen hatte.

Dann rief meine Mom aus dem Wohnzimmer: »Percy? Die Kerzen sind fast heruntergebrannt!«

»Geh jetzt lieber«, sagte Poseidon. »Aber, Percy, noch eine letzte Sache, die du wissen solltest. Dieser Zwischenfall am Mount St. Helens …«

Für eine Sekunde glaubte ich, er rede davon, dass Annabeth mich geküsst hatte, aber dann ging mir auf, dass er etwas sehr viel Bedeutenderes meinte.

»Die Ausbrüche gehen weiter«, sagte er. »Typhon regt sich. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er sich bald, in wenigen Monaten, höchstens einem Jahr, von seinen Fesseln befreien wird.«

»Das tut mir leid«, sagte ich. »Ich wollte nicht …«

Poseidon hob die Hand. »Das ist nicht deine Schuld, Percy. Es wäre früher oder später sowieso passiert, jetzt, wo Kronos die uralten Monster aufweckt. Aber hüte dich, wenn Typhon sich regt … Das wird anders sein als alles, was du bisher erlebt hast. Bei seinem ersten Erscheinen konnten ihn die gesammelten Kräfte des Olymps kaum bezwingen. Und wenn er sich abermals regt, wird er hierherkommen, nach New York. Er wird geradewegs den Olymp ansteuern.«

Das waren genau die guten Nachrichten, die ich an meinem Geburtstag hören wollte, aber Poseidon strich über meinen Rücken, als ob alles in schönster Ordnung wäre. »Ich muss los. Lass dir deinen Kuchen schmecken.«