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Und damit verwandelte er sich in Nebel und wurde von einer warmen Meeresbrise aus dem Fenster getragen.

Es war nicht ganz einfach, Paul davon zu überzeugen, dass Poseidon über die Feuerleiter verschwunden war, aber da Menschen sich nicht in Luft auflösen können, musste er es schließlich glauben.

Wir aßen blauen Kuchen und Eis, bis wir keinen Bissen mehr hinunterbrachten. Dann spielten wir alberne Partyspiele wie Scharade und Monopoly. Tyson kapierte das mit der Scharade nicht. Er brüllte immer die Antwort, die er pantomimisch darstellen sollte, aber bei Monopoly war er dann sehr gut. Er warf mich in den ersten fünf Runden aus dem Spiel und fing dann an, meine Mom und Paul in den Bankrott zu treiben. Ich ließ sie weiterspielen und ging in mein Zimmer.

Ich legte ein übrig gebliebenes Stück blauen Kuchen auf meine Kommode. Dann nahm ich mein Camp-Half-Blood-Halsband ab und legte es auf die Fensterbank. Ich hatte jetzt drei Perlen, für jeden Sommer im Camp eine – einen Dreizack, das Goldene Vlies und als Neuestes ein kompliziertes Gewirr von Gängen, das die Schlacht um das Labyrinth symbolisierte, wie die Campbewohner sie nannten. Ich fragte mich, wie die Perle des nächsten Jahres wohl aussehen würde, falls ich dann noch da wäre, um eine zu erhalten. Falls das Camp bis zum nächsten Sommer überlebte.

Ich sah das Telefon neben meinem Bett an und überlegte, ob ich Rachel Elizabeth Dare anrufen sollte. Meine Mom hatte gefragt, ob ich an diesem Abend sonst noch jemanden einladen wollte, und ich hatte an Rachel gedacht. Aber ich rief sie nicht an. Ich weiß nicht, warum nicht. Die Vorstellung machte mich fast so nervös wie eine Tür zum Labyrinth.

Ich klopfte meine Taschen ab und nahm alles heraus – Springflut, ein Kleenextuch, meinen Wohnungsschlüssel. Dann klopfte ich auf meine Hemdtasche und spürte eine kleine Beule. Mir war das gar nicht klar gewesen, aber ich trug das weiße Baumwollhemd, das Kalypso mir auf Ogygia gegeben hatte. Ich zog ein Stück Stoff heraus, wickelte es auseinander und fand den kleinen Zweig Mondgewebe. Er war nach zwei Monaten verwelkt, aber ich konnte noch immer den Duft des verwunschenen Gartens wahrnehmen. Das machte mich traurig.

Mir fiel Kalypsos letzte Bitte an mich ein: Pflanz in Manhattan einen Garten für mich. Ich öffnete das Fenster und stieg hinaus auf die Feuerleiter.

Meine Mom hatte dort einen Blumenkasten. Im Frühling füllte sie ihn mit Blumen, aber jetzt war nur noch Erde darin, die auf etwas Neues wartete. Über der 82nd Street hing der Vollmond. Ich pflanzte den trockenen Zweig des Mondgewebes vorsichtig ein und goss ein wenig Nektar aus meiner Feldflasche darüber.

Zuerst passierte nichts.

Dann schoss vor meinen Augen eine winzige Silberpflanze empor – ein Mondgewebebaby, das in der warmen Sommernacht leuchtete.

»Schöne Pflanze«, sagte eine Stimme.

Ich fuhr herum. Direkt neben mir auf der Feuerleiter stand Nico di Angelo. Er war soeben dort erschienen.

»Tut mir leid«, sagte er. »Wollte dich nicht erschrecken.«

»Ach – schon gut. Aber was machst du hier?«

Er war in den vergangenen Monaten mehrere Zentimeter gewachsen. Seine Haare waren schwarze Zotteln. Er trug ein schwarzes T-Shirt, schwarze Jeans und einen neuen Silberring, der wie ein Totenschädel geformt war. An seiner Seite hing sein stygisches Eisenschwert.

»Ich habe ein paar Untersuchungen angestellt«, sagte er. »Dachte, das interessiert dich. Dädalus hat seine Strafe erhalten.«

»Du hast ihn gesehen?«

Nico nickte. »Minos wollte ihn für alle Ewigkeit in einem Käsefondue sieden lassen, aber mein Vater hatte andere Vorstellungen. Dädalus wird für immer im Asphodeliengrund Überführungen und Ausfahrtrampen bauen. Das wird gegen die Verkehrsprobleme helfen. Ehrlich gesagt glaube ich, der Alte ist damit ziemlich zufrieden. Er baut also weiter. Ist noch immer kreativ. Und an den Wochenenden kann er seinen Sohn und Perdix sehen.«

»Das ist gut.«

Nico berührte seinen Silberring. »Aber deshalb bin ich nicht gekommen. Ich habe noch etwas anderes herausgefunden. Ich will dir ein Angebot machen.«

»Was denn?«

»Wie wir Luke schlagen können«, sagte er. »Wenn ich Recht habe, ist es der einzige Weg.«

Ich holte tief Luft. »Okay. Ich bin ganz Ohr.«

Nico warf einen Blick in mein Zimmer. Er runzelte die Stirn. »Ist das … blauer Geburtstagskuchen?«

Er hörte sich hungrig an und vielleicht ein wenig sehnsüchtig. Ich fragte mich, ob der arme Junge je eine Geburtstagsparty gegeben hatte oder wenigstens zu einer eingeladen worden war.

»Komm doch rein, es gibt Kuchen und Eis«, sagte ich. »Es klingt so, als hätten wir eine Menge zu besprechen.«

Glossar

Ambrosia und Nektar göttliche Speise und göttlicher Trunk, die die übernatürlichen Kräfte der Gottheiten stärken, für gewöhnliche Menschen aber tödlich sind.

Antaios Riese aus der griechischen Mythologie, Sohn des Poseidon und der Gaia. Pflegte alle vorbeiziehenden Reisenden zu zwingen, mit ihm zu kämpfen, und gewann immer. Aus den Schädeln der Besiegten fertigte er für seinen Vater Poseidon einen Tempel. Auch der Held Herkules wurde von Antaios zum Kampf herausgefordert. Als Herkules begriff, dass die Stärke des Riesen von seiner Mutter Gaia, der Erde, kam, hob er ihn in die Luft und konnte dann den seiner Kräfte beraubten Antaios erwürgen.

Aphrodite Göttin der Liebe, gehört zu den zwölf großen olympischen Gottheiten und spendet Schönheit und Fruchtbarkeit. Nach Homer ist sie die Tochter des Zeus und der Dione, nach Hesiod aber die »Schaumgeborene«, danach entstieg sie in vollkommener Gestalt dem Meer: Kronos, der jüngste der Titanen, hatte seinem Vater Uranos die Geschlechtsteile abgeschnitten und ins Meer geworfen, Schaum sammelte sich und verwandelte sich in eine Frau. Mit Hephaistos verheiratet, ist sie ihm keine treue Ehefrau und hat ihren Ehemann nicht nur mit Göttern, sondern auch mit Sterblichen betrogen; so wurde auch Aeneas gezeugt, der Gründer Roms. Sie half Männern, die in sterbliche Frauen verliebt waren, so wie Paris und Helena.

Apollo Gott der prophetischen Weissagung, der Künste, besonders der Musik, des Bogenschießens, Überbringer von Unheil, aber auch der Schutzheilige der Medizin. Die Musen sind ihm direkt untertan. Sohn des Zeus und der Leto, Zwillingsbruder der Artemis, wurde mit Nektar und Ambrosia aufgezogen und war schon wenige Tage nach seiner Geburt erwachsen. Zusammen mit Poseidon baute er die Stadtmauern von Troja. Nachdem er den mächtigen Drachen Python erschlagen hatte, wurde er der Patron des Orakels von Delphi.

Arachne Weberin, die von Athene zu einem Wettweben herausgefordert wurde. Arachnes Kunst übertraf die von Athene: Sie webte einen Teppich, der die Götter bei ihren Seitensprüngen zeigte. Zur Strafe wurde sie von Athene in eine Spinne verwandelt.

Ares Gott des Krieges, einziger Sohn Zeus’ mit seiner Gemahlin Hera; unverheiratet, hat aber häufig Liebschaften, u.a. mit Aphrodite, die ihm drei Kinder gebar: Harmonia und die Zwillinge Phobos (Furcht) und Deimos (Schrecken), die ihren Vater gerne auf das Schlachtfeld begleiten. Gilt als Vater der Penthesilea, der sagenhaften Ahnfrau der Amazonen. Wegen seiner Blutrünstigkeit und Kriegslust wurde Ares im antiken Griechenland nur wenig geschätzt. Bei den Römern wurde er später mit dem noch heute viel bekannteren Kriegsgott Mars gleichgesetzt und zählte dort zu den wichtigsten Gottheiten.

Argus der hundertäugige Wächter, der mit »Argusaugen« wacht.

Ariadne Geliebte des Theseus, später Gattin des Dionysos, Tochter des Königs Minos von Kreta und der Pasiphaë. Sie verliebte sich in den Prinzen Theseus, der nach Kreta gekommen war, um den Minotaurus, der im Labyrinth von Knossos gefangen gehalten wurde, zu besiegen. Auf Rat des Dädalus gab sie Theseus eine Rolle Garn, mit dem er nach seinem Sieg über den Minotaurus wieder aus dem Labyrinth herausfinden konnte; danach floh sie mit Theseus. Nach einigen Quellen hat er sie verlassen, um sich mit einer anderen Geliebten zusammenzutun, nach anderen wurde sie von Dionysos entführt, da der sich ebenfalls in sie verliebt hatte.