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»Das bin ich auch. Ich wollte Atomingenieur werden. Ich habe mich darin ausgebildet. Dann, als ich meine Prüfungen abgelegt hatte, stellte ich fest, daß mein Wissen um fünfzig Jahre veraltet war. Völlig überholt. Und selbst wenn ich jetzt erneut lernen wollte, um zu verstehen, was sich gegenwärtig abspielt, so könnte ich mein Wissen doch nirgends anwenden.«

»Warum nicht?«

»Weil in den Atomwissenschaften alles automatisiert ist. Ich weiß nicht, ob das viele Leute wissen, aber es ist wahr. Vom Rohmaterial bis zum Endprodukt ist alles völlig automatisiert. Das einzige, was der Mensch dazu beiträgt, ist die Mengenkontrolle in Form von Bevölkerungsziffern. Aber selbst

das ist ganz minimal.«

»Was passiert, wenn ein Teil der automatischen Fabrik zusammenbricht?«

»Robot-Reparatureinheiten setzen ihn wieder in Funktion.«

»Und wenn die nicht mehr funktionieren?«

»Diese verdammten Dinger reparieren sich selbst. Ich brauche nur daneben zu stehen und zuzusehen und den Bericht zu schreiben. Das ist eine lächerliche Position für einen Mann, der sich als Ingenieur betrachtet.«

»Warum wenden Sie sich nicht einem anderen Zweig zu?«

»D/s hat gar keinen Sinn. Ich habe mich erkundigt: Alle anderen Ingenieure sind in der gleichen Lage wie ich. Sie stehen da und schauen Dingen zu, die sie nicht verstehen. Ganz egal, ob das nun Nahrungsmittelherstellung, Autoproduktion oder sonst etwas ist.

Entweder ein Ingenieur, der zuschaut, oder gar keiner.«

»Trifft das auch beim Raumflug zu?«

»Natürlich. Kein einziges Mitglied der Raumpiloten-Union hat die Erde in den letzten fünfzig Jahren verlassen. Sie wüßten nicht einmal, wie man ein Schiff bedient.«

»Ich verstehe. Alle Schiffe sind auf automatische Steuerung umgestellt.«

»Genau. Endgültig und fehlerlos automatisch.«

»Was geschieht, wenn diese Schiffe in unvorhergesehene Situationen geraten?«

»Das ist schwer zu sagen. Die Schiffe können nicht denken, wissen Sie. Sie folgen einfach vorherberechneten Programmen.

Wahrscheinlich würden sie paralysiert werden - jedenfalls vorübergehend. Ich glaube, sie besitzen einen Optimum-WahlAusleser, der strukturlose Situationen regeln soll; aber das ist nie getestet worden. Bestenfalls würden sie träge reagieren;

schlimmstenfalls überhaupt nicht. Und das käme mir gerade recht.«

»Meinen Sie das wirklich ernst?«

»Absolut ernst. Ich habe es satt, herumzustehen und Tag für Tag eine Maschine das gleiche tun zu sehen. Die meisten Professionellen, die ich kenne, fühlen wie ich. Wir wollen etwas tun.

Irgend etwas - ganz gleich, was. Wußten Sie, daß noch vor hundert Jahren Raumschiffe mit menschlichen Piloten die Planeten in anderen Solarsystemen erforschten?«

»Ja.«

»Nun, das sollten wir heute auch tun. Uns nach außen hin bewegen, forschen, weiterentwickeln. Das brauchen wir.«

»Da stimme ich Ihnen zu. Aber glauben Sie nicht, daß Sie ziemlich gefährliche Dinge aussprechen?«

»Dessen bin ich mir bewußt. Aber offen gestanden, ich kümmere mich nicht mehr darum. Sollen sie mich doch nach Omega verfrachten, wenn sie wollen. Hier tauge ich doch zu nichts.«

»Dann haben Sie also von Omega gehört?«

»Jeder, der mit Raumschiffen zu tun hat, weiß über Omega Bescheid. Rundflüge zwischen Omega und der Erde, das ist das einzige, was unsere Schiffe heute noch tun. Es ist eine schreckliche Welt. Ich persönlich gebe dem Klerus die Schuld dafür.«

»Dem Klerus?«

»Absolut richtig. Diese scheinheiligen Idioten mit ihrem endlosen Gefasel über die Kirche des Geistes der zu Fleisch gewordenen Menschheit. Das genügt schon, in einem den Wunsch nach etwas Bösem aufkommen zu lassen...«

(Bürger Pater Boeren, Alter 51, Beruf: Geistlicher. Ein stattlicher, dicker Mann in einem safrangelben Talar, mit weißen

Sandalen.) »Ganz recht, mein Sohn, ich bin der Abt der örtlichen Niederlassung der Kirche des Geistes der zu Fleisch gewordenen Menschheit. Unsere Kirche stellt den offiziellen und einzigen religiösen Ausdruck der Regierung der Erde dar. Unsere Religion spricht für alle Menschen der Erde. Sie ist eine Komposition der Weisheiten aller früheren Religionen, der großen und kleinen, zusammengefaßt in einem allesumfassenden Glauben.«

»Bürger Abt, muß es nicht unter den verschiedenen Religionen, aus denen sich Ihr Glauben zusammensetzt, Gegensätze in dogmatischen Fragen geben?«

»Früher einmal, mein Sohn. Aber die Gründer unserer gegenwärtigen Kirche haben alle Gegensätze ausgemerzt. Wir wollten Übereinstimmung, nicht Uneinigkeit. Wir haben nur farbenprächtige Facetten jener alten Religionen beibehalten; Facetten, mit denen sich die Leute identifizieren können. In unserer Religion hat es nie eine Spaltung gegeben, denn wir akzeptieren alles.

Man darf glauben, was man will, solange dies den heiligen Geist der zu Fleisch gewordenen Menschheit erhält. Denn unsere Verehrung, müssen Sie wissen, ist die wahre Verehrung des Menschen. Und der Geist, den wir erkennen, ist der Geist des göttlichen und heiligen Guten.«

»Würden Sie das Gute, bitte, für mich definieren, Bürger Abt?«

»Gewiß. Das Gute ist die Macht in uns, die den Menschen dazu anhält, in Gleichheit und Gehorsam zu leben und zu handeln. Die Verehrung des Guten ist somit grundsätzlich die Verehrung des eigenen Ich, und deshalb auch die einzige wahre Verehrung. Das Ich, das man verehrt, ist das ideale soziale Wesen: der Mensch, der mit seinem Platz in der Gesellschaft zufrieden ist und doch bereit, durch schöpferisches Handeln seinen Rang zu verbessern. Das Gute ist mild, da es eine echte

Widerspiegelung des liebenden und mitleidigen Universums ist. Das Gute wechselt ständig seine Erscheinung, obgleich es zu uns kommt in... Sie schauen mich so seltsam an, junger Mann.«

»Entschuldigen Sie, Bürger Abt. Ich glaube, ich habe diese Predigt schon gehört, oder jedenfalls eine, die ganz ähnlich war.«

»Sie ist wahr, wo immer man sie auch hören mag.«

»Natürlich. Aber noch eine andere Frage: Könnten Sie mir etwas über die religiöse Schulung von Kindern sagen?«

»Diese Pflicht erfüllen die Robot-Beichtstühle.« - »Ja?«

»Diese Einrichtung entspringt dem altverwurzelten Glauben des transzendentalen Freudianismus<. Der Robot-Beichtstuhl instruiert Kinder und Erwachsene. Er hört ihre Probleme an. Er ist ihr ständiger Freund, ihr sozialer Begleiter und Leiter, ihr religiöser Aufklärer. Da sie Roboter sind, können die Beichtväter auf alle Fragen exakte und stets gleiche Antworten geben. Das unterstützt das große Werk der Einheitlichkeit enorm.«

»Das sehe ich ein. Und was tun die menschlichen Priester?«

»Sie überwachen die Robot-Beichtväter.«

»Und sind diese Robot-Beichtväter beim geheimen Unterricht in den Schulen zugegen?«

»Ich bin nicht kompetent dafür, diese Frage zu beantworten.«

»Sie sind dabei, nicht wahr?«

»Ich weiß es wirklich nicht. Die geheimen Klassen sind für die Äbte genausowenig zugänglich wie für andere Erwachsene.«

»Auf wessen Verordnung hin?«

»Auf Verordnung des Chefs der Geheimpolizei.«

»Ich verstehe... Vielen Dank, Bürger Abt Boeren.«

(Bürger Enyen Dravivian, Alter 43, Beruf: Regierungsangestellter. Ein hohlwangiger Mann mit schmalen

Augen, über seine Jahre hinaus gealtert und müde.) »Guten Tag. Sie sagten, Sie sind bei der Regierung angestellt?«

»Stimmt.«

»Ist das die Staats- oder die Bundesregierung?«