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Hawks holte tief Luft. »Schön, ich danke Ihnen, meine Herren«, sagte er dann. Seine Stimme klang dünn und blechern in den Kopfhörern der anderen. »Ist das Beobachterteam bereits an Ort und Stelle?«

Einer der Männer nickte und zeigte nach links. Hawks wandte zögernd den Kopf und sah zu dem Bunker hinüber, der sich hundert Meter von dem Gebilde entfernt erhob.

»Der Tunnel ist dort drüben«, erklärte ihm Barker. Er berührte Hawks' Arm mit den Greifwerkzeugen seines rechten Ärmels. »Los, kommen Sie — unsere Luft reicht nicht ewig. Hier können Sie nicht erst vorsichtig die große Zehe ins Wasser stecken, hier müssen Sie es gleich mit einem Kopfsprung versuchen, Doktor.«

»In Ordnung.« Hawks folgte Barker durch den engen Gang, der mit Tarnmaterial überdacht war. In dem staubbedeckten Boden waren zahlreiche Stiefelabdrücke zu erkennen.

»Alle Mann an Deck?« fragte Barker, als sie den Eingang des Gebildes erreicht hatten. »Schwenken Sie Ihre Lampe, damit die Beobachter wissen, daß wir hineingehen.«

Hawks hob den Arm und tat wie ihm geheißen. Über dem Beobachtungsbunker blinkte ein grünes Licht auf.

»Mehr ist nicht nötig, Hawks. Worauf warten Sie denn noch? Folgen Sie mir und machen Sie mir jede Bewegung genau nach. Hoffentlich hat das Ding nichts dagegen, daß ich diesmal nicht allein bin.«

»Das ist ein durchaus annehmbares Risiko«, meinte Hawks ruhig.

»Wenn Sie meinen, Doktor …« Barker streckte die Arme aus und berührte die glänzende Wand, die sich am Ende des Tunnels erhob. Er trat einen Schritt vor, dann erzitterte der Boden unter Hawks' Füßen, als die Mauer Barker in sich aufnahm.

Hawks senkte den Kopf und warf einen nachdenklichen Blick auf die unzähligen Fußstapfen, die seine Vorgänger an dieser Stelle hinterlassen hatten — als ob hier eine Armee vorbeimarschiert sei. Dann trat er an die Barriere heran und hob die Arme. Der Schweiß lief ihm in Strömen über das Gesicht.

25

Barker kletterte eine blauschwarze schiefe Ebene hinauf und erreichte den Punkt, an dem die beiden braunen Flächen immer wieder gegeneinanderknallten. Hawks war von grünen und gelben Nebelschwaden umgeben. Er setzte sich in einen leichten Trab, als die grünen und weißen Schleier durchsichtig wurden und ein rötliches Flimmern jenseits der blauen, grünen und gelben Dämpfe sichtbar wurde.

Hawks rannte und hielt dabei die Arme an den Körper gepreßt. Er kam an die Stelle, an der sich Barker nach vorn geschnellt hatte, um sich mitten zwischen die beiden brodelnden Krater zu werfen. Hawks sprang ebenfalls und landete jenseits des veralteten Schutzanzugs, der dort in Stücke zerrissen lag.

Barkers weißer Anzug war plötzlich dick mit Eis bedeckt, das wieder absplitterte, als er weiterrannte. Die Eisbrocken bildeten die Umrisse des Schutzanzugs nach und blieben in Hawks' Weg liegen — wie eine Ansammlung von ehemaligen Armen, Beinen und Körpern, die noch durch Hawks' vermehrt wurde, als er an der gleichen Stelle vorbeiging.

Hawks folgte Barker durch einen gewundenen Gang, von dessen Wänden ein hellgraues Pulver rieselte, das an ihren Anzügen haften blieb und erst wieder spurlos verschwand, als sie einen Bogen um Rogans Körper machten, der halb durch Haufen glasierten Materials verdeckt war, das zerbrochenen Untertassen ähnelte.

Barker hob den Arm, und sie blieben nebeneinander stehen. Sie sahen sich an. Vor ihnen lag eine wildzerklüftete Ebene, über ihnen ragte ein Überhang aus poliertem blauem Metall, das an einer Stelle rostrot verfärbt war. Dort lag auch ein früherer Barker, sein weißer Schutzanzug war unversehrt, aber völlig in sich verdreht. Einer der Greifer umklammerte immer noch ein Stück grünen Felsen. Barker sah hinauf, dann wieder zu Hawks und kniff ein Auge zusammen. Er nickte Hawks aufmunternd zu, faßte nach einem der durchsichtigen Griffe in der roten Wand, schwang sich von einem zum anderen und war schon nach wenigen Sekunden hinter der Biegung verschwunden, die zu den geisterhaft flackernden grünen, blauen und gelben Lichtern führte.

Hawks folgte ihm langsam, bis er die Stelle erreicht hatte, an der Barker sich ausgestreckt hatte, um seine Kräfte zu sammeln.

Hawks wollte sich neben ihm niederlassen und warf dabei zufällig einen Blick auf den winzigen Gyrokompaß an seinem Handgelenk. Die Nadel zeigte genau nach Norden. Er hielt mitten in der Bewegung inne und richtete sich unsicher auf, während Barker ihn am Arm festhielt.

Sie überquerten eine von tiefen Gräben durchzogene Fläche die sich endlos und grau vor ihnen erstreckte, und folgten dabei den Fußstapfen, die sich tief in den nachgiebigen Untergrund eingedrückt hatten. Rechts und links neben dieser Linie liefen andere Spuren, die jeweils bei einem zertrümmerten weißen Schutzanzug endeten. Ab und zu blieb Barker in ihrer Nähe stehen, trat einen Schritt zur Seite, oder wartete einige Sekunden bewegungslos, oder ging geradewegs weiter. Wenn er dann langsam weiterging, schien es Hawks, als ob der Boden unter seinen Füßen schwankte, während die Farbe der Mauer vor ihnen von Violett zu Goldgelb wechselte. Er sah auf seine Armbanduhr. Sie befanden sich bereits zweihunderteinundneunzig Sekunden innerhalb des Gebildes. Die Mauer schimmerte und glänzte jetzt dicht vor ihnen. Sie bestand aus einer blasigen Masse, die nach oben hin immer dunkler wurde.

Barker holte mit einem Hammer aus. Der Schlag brach ein großes Stück aus der Oberfläche heraus, unter der schwarzer, spiegelglatter Fels sichtbar wurde. Barker schlug wieder zu, und die Farbe des Gesteins änderte sich plötzlich. Jetzt war es weiß mit dunkelgrünen Adern, die es nach allen Richtungen durchzogen. Die Mauer wurde durchsichtig und löste sich in Dunst auf. Sie standen am Auslaß eines Sees, von dem purpurrote Flammenzungen nach ihnen griffen. Wenige Meter von ihnen entfernt lag Barkers verkohlter und ausgeglühter Schutzanzug. Jetzt befanden sie sich bereits dreihundertachtundneunzig Sekunden innerhalb des Gebildes.

Hawks drehte sich um und sah zurück. Einige Schritte hinter Barker lag ein stahlblauer Metallwürfel. Barker hob ihn auf und warf ihn mit aller Kraft vor sich auf den Boden. Eine orangerote Mauer wuchs zwischen ihnen und der Ebene aus dem felsigen Untergrund, und die Flammen erloschen. Wo vorher Barkers verbrannter Anzug gelegen hatte, erstreckte sich jetzt eine quadratische Fläche aus Lapislazuli.

Barker betrat sie vorsichtig. Ein Teil der Fläche neigte sich, und Barker machte einen Sprung auf die höherstehende Seite zu, um sie mit seinem Gewicht in die Waagerechte zurückzudrücken. Hawks folgte ihm. Sie standen nebeneinander, als Barker plötzlich nach unten wies. Durch einen winzigen Spalt waren die Männer des Beobachterteams zu erkennen, die blindlings in ihre Richtung starrten. Hawks warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Sie befanden sich vierhundertdreiundfünfzig Sekunden innerhalb des Gebildes.

Barker stapfte weiter. Hawks folgte ihm, und der Teil, auf dem sie gestanden hatten, richtete sich senkrecht auf. Sie legten noch einige Meter zurück, dann blieb Barker plötzlich stehen. Sein Gesicht war vor Anstrengung verzerrt. Seine Augen glänzten vor Erregung. Er warf Hawks einen kurzen Blick zu, und schloß dann für einen Augenblick erschöpft die Augen.

Hawks zeigte auf seine Uhr. Barker fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, nickte und drehte sich um. Er rannte weiter und beschrieb dabei immer größere Spiralen. Unter seinen Stiefeln wirbelte blauer Staub auf, den rote, grüne und lila Entladungen durchzuckten. Als Hawks ihm folgte, verzog sich der Staub, und unter der Oberfläche bildete sich ein Netz aus feinen Linien. Dann wechselte die Farbe zu einem dumpfen Grauton, wurde durchsichtig und verschwand dann völlig, so daß nur noch das Craquelee blieb, auf dem Barker und Hawks weiterrannten. Unter den beiden Männern lag der verschmorte Schutzanzug, der jetzt mit einer dicken Eisschicht bedeckt war; das Beobachterteam starrte zu ihnen hinauf, ohne sie zu sehen; die Sterne standen unbeweglich jenseits der schroffen Felsabstürze, die den Horizont begrenzten.